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Rezension zu
Warum ein Leben ohne Goethe sinnlos ist

Stefan Bollmann unterbreitet geistreiche Lebenshilfe mit Goethe

Von: Henning Heske
23.05.2016

Ich habe lange über den Buchtitel nachgedacht. Ob er passend ist oder gar selbst sinnlos. Allein damit hat er wohl seinen Zweck erfüllt. Denn natürlich ist ein Leben ohne Goethe nicht sinnlos. Stefan Bollmann zeigt vielmehr, wie man sein Leben auf der Grundlage von Goethes Leben und Werk reichhaltiger und eventuell glücklicher gestalten kann. Insofern müsste der Buchtitel eher lauten: Was wir von Goethe für unser Leben lernen können. Der promovierte Germanist Stefan Boll, der bislang vor allem mit verschiedenen Büchern über Frauen, die lesen, Erfolg hatte, erweist sich im vorliegenden Band als profunder Goethekenner. Kenntnisreich zitiert er immer wieder an geeigneter Stelle aus Goethes Romanen, vornehmlich natürlich aus Die Leiden des jungen Werthers und Die Wahlverwandtschaften, aus seinen Theaterstücken, Gedichten und Briefen. Die Grundlage für diese unkonventionelle Besichtigung von Goethes Leben bildet die mit zahlreichen Beispielen belegte These, dass Goethe Architekt seines eigenen Lebens war: "Goethe ist ein Pionier des eigenen Lebens, der erste und bemerkenswerteste, den Deutschland hervorgebracht hat." Dabei streitet Goethe für ein tätiges Leben und zeigt zugleich, "dass es zwar kein Recht auf Glück gibt und Glück ohne Unglück nicht zu haben ist." Bollmann lädt uns zu acht Spaziergängen durch Goethes Leben ein, das er als Parklandschaft vor uns ausbreitet (eine entsprechende Karte ist auf das Vorsatzpapier gedruckt). Darin befinden sich unter anderem Werthers Grab, der Pfad der Kreativität, die Chemie der Leidenschaft, der Wandering Spirit und ganz wesentlich der Stein des guten Glücks, den man heute noch in Goethes Gartenhaus an der Ilm bewundern kann. Man muss allerdings einwenden, dass Goethe selbst auch ein großer Egomane war, sodass es zumindest fragwürdig bleibt, inwieweit er tatsächlich als Vorbild taugt. Aber wenn Goethe seine erste und vielleicht einzige wahre, große Liebe Lilli Schönemann, mit der er sich 1775 in Frankfurt am Main verlobt, sitzen lässt, um sich als Künstler in Weimar zu verwirklichen, so ist das bezogen auf ein selbstbestimmtes Leben immerhin konsequent. Das alles wird von Stefan Bollmann sehr kurzweilig aufbereitet. Obwohl man viel über Goethes Leben erfährt, ist das Buch ist keine Biographie. Obwohl viele kluge Ratschläge unterbreitet und begründet werden, ist es auch kein Lebenshilfebuch im einschlägigen Sinn. Es ist eine geistreiche und unterhaltsame Mischung aus beidem. Stefan Bollmann: Warum ein Leben ohne Goethe sinnlos ist. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2016. 284 Seiten, gebunden. 19,99 €

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