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Rezension zu
Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen

Eindringlich, bestürzend und provokant

Von: Damaris
21.09.2016

Es ist nur ein kurzer inhaltlicher Satz auf der Rückseite, und man weiß, dass man ein besonders Buch vor sich hat. In der Tat hat "Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen" eine poetische Sprache, voller Metaphern und bildlicher Vergleiche. Auf einige Leser könnte das opulent wirken. Mich selbst hat der Stil der Autorin beeindruckt, für ein Debüt schreibt sie absolut klasse. Allerdings hat mich die Geschichte ganz schön gefordert. Im Grunde mag ich das auch. Charaktere, die anecken, eine Story, die polarisiert - das sind oft die Romane, die im Kopf bleiben. In diesem Fall hatte ich einige Startschwierigkeiten, schwankte zwischen Langeweile und Faszination. Ich möchte der Geschichte nicht absprechen, dass sie mit der Zeit einen Lesesog entwickelt, der den sehr eigenwilligen Charakteren und einer kleine Prise Mysterium geschuldet ist. Auf eine ruhige, manchmal anstrengende Art, geht die Geschichte unter die Haut. Alle Charaktere sind äußerst individuell oder auch schwierig-andersartig. Hanna lebt relativ angepasst, wird aber durch ihren besten Freund Ben ständig hausgefordert, bzw. fordert ihn selbst heraus. Eine Art Spiel zwischen den beiden, aus dem eine starke gegenseitige Anziehung hervorgeht. Vor allem in diesem Sommer, als für beide große Veränderungen anstehen, sie jedoch alles stehen und liegen lassen, um gemeinsam ans Meer zu fahren. Hanna benötigt dazu einen Schubs, Ben verfolgt einen Plan (der mir selbst jetzt noch sauer aufstößt). Sehr gut charakterisiert sind auch der verständnisvolle Sam und die rebellisch-verträumte Chloé, die Hanna und Ben auf ihrem Trip kennenlernen. Wirkte Ben anfangs noch recht anziehend - er ist ein wilder, unangepasster Geschichtenerzähler und Außenseiter -, haben mich seine Anwandlungen im Laufe der Handlung immer mehr gestört, sogar wütend gemacht, selbst mit dem Wissen um seinen Hintergrund. Ein normales Leben setzt er gleich mit Kapitulation oder Aufgeben, er lebt für ständige Herausforderungen, das Anderssein. Im Grunde ist Ben ein purer Egoist, der viel Drama um seine Person macht. Eine handlungsrelevante Aktion von ihm weckte in mir komplettes Unverständnis. Er ist ein A....loch, das Aufmerksamkeit erhalten will, und tut seiner besten Freundin (und großen Liebe) Unverzeihliches an. Obwohl die eigenen Auffassungen sich gerne von denen in Romanen unterscheiden dürfen, tat ich mir mit der Grundaussage in "Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen" schwer. Diese sagt nämlich mehrfach aus, dass Liebe der ständigen Herausforderung bedarf, ein Abenteuer und Risiko sein muss. Eine normale Beziehung ist somit nicht erstrebenswert. Hannas Haltung am Ende, nach einer einschneidenden Erfahrung, empfand ich als sehr charakterschwach. Zusammengefasst: "Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen" hat mich in einen literarischen Konflikt gestürzt. Da ist zum einen ein wirklich schöner, metaphernreicher Stil und eine besondere Art des Erzählens - unfassbar gut für ein Debüt. Andererseits hat das Buch eine schwierige, provokante Geschichte, die mit ihrer Entwicklung bei mir für Unverständnis sorgte. Das Leseerlebnis reicht von Langeweile, über Faszination, bis hin zur Bestürzung. Wer beim Lesen gerne herausgefordert wird, sollte durchaus einen Blick riskieren.

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