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Rezension zu
Novemberschokolade

Hach, es ist nicht nur Hüftgold, sondern auch Lesegold. Aber es wäre mehr möglich gewesen....

Von: Floh
17.10.2016

Eine idyllische und atmosphärische Familiengeschichte mit tragischen Klängen und Drama, aber auch einer Spur von Harmonie, Wohlfühlcharakter und ganz vielen Düften für die Sinne, Ein herzensguter Roman mit Wintergefühl und Kuschelfaktor, mit Herz und Gefühl. Als ich das wunderbar einladende Cover dieser Romangeschichte „Novemberschokolade“ von der Autorin Ulrike Sosnitza sah fragte ich mich, was sich hinter dem Titel und dem geheimnisvollen Klapptext verbergen mag… Mit diesem Buch assoziiert man gemütliche Lesestunden, Wärme, Kaminfeuer, Tee, Gebäck und Naschereien. Erschienen im Heyne Verlag (https://www.randomhouse.de/Verlag/Heyne/30000.rhd) Inhalt: "Zimt, Koriander und natürlich Schokolade – in Würzburgs einzigartiger Chocolaterie liegen verheißungsvolle Düfte in der Luft. Hier zaubert Lea Winter die wunderbarsten Schokoladengenüsse. Doch Liebe und Begeisterung allein bezahlen keine Rechnungen. Lea steht kurz vor der Pleite, und der einzige Ausweg scheint die Teilnahme an einem Wettbewerb zu sein. Mitten in ihrer Recherche entdeckt sie ihre Mutter Anne, die vor über zwanzig Jahren spurlos verschwand, in der Fachzeitschrift der Chocolatiers. Lea macht sich auf den Weg zu ihr und erfährt eine lang verdrängte, furchtbare Wahrheit." Zum Schreibstil: Die Autorin Ulrike Sosnitza überrascht mich hier in diesem soliden und atmosphärischen Familienroman um die tüchtige, aber alles andere als geschäftstüchtige Lea Winter (was für ein treffender Nachname) und der Geschichte ihrer Mutter und den Tod ihres Vaters. Das erste Kennenlernen im Buch mit Lea und ihrer Vergangenheit gleich in den ersten Seiten mit einer tiefen Verbundenheit, viel Sympathie, Idyll und schafft sofort eine Nähe zum entspannten und erwartungsvollen Leser. Sehr bemerkenswert und gekonnt formuliert und entsprechend eingestreut und verwebt sind all die wunderbaren Kulissen von Leas kleinen Laden und Handwerk, die Düfte, die mit Liebe hergestellten Kreationen, die die Autorin Ulrike Sosnitza uns hier bietet. Leas kleines Geschäft scheint zu scheitern und sie muss alle Karten auf den glorreichen Wettbewerb setzen. Doch als sei die Lage nicht schon angespannt genug, trifft Lea hier auf ihre Mutter und die Vergangenheit und die Lebenslügen holen Lea ein. Die Krönung ist zudem die eigentlich überhaupt nicht geplante Liebesgeschichte. Hier bietet die Autorin viel Tiefgang, um uns in Alessandros und Leas Gedanken und Gefühle zu verlieren. Die Autorin schreibt dabei so leicht und herrlich, hier bietet die Autorin genau dass, was ich mir erhofft habe. Sarkasmus, Ironie, Gefühl und Humor fehlen an angebrachten Stellen auch nicht. Leider nimmt diese Begeisterung im Verlauf des Geschehens etwas ab und die vielen Details der Schokoladenkunst, die Gewürze, Zutaten, Kreationen, Varianten und die tiefe Liebe zum Handwerk nehmen zu viel Raum ein und überladen den Roman förmlich damit. Die Autorin beschreibt gekonnt die Schauplätze und bietet Tradition, Moderne und enorme Facetten, aber lässt den Kern der Geschichte damit in den Hintergrund rücken. Leider erreicht die Geschichte, das Familiendrama und die zarte Liebesgeschichte nicht ganz mein Herz, stellenweise wirkt ihr Schreiben etwas aufgesetzt und überspitzt. Das hat mir leider nicht gefallen. Dieses Buch mutet so sanft an, den Schachzug hätte ich mir gern im Schreibstil erhofft, sanft und dennoch kernig und bissig, wie die große Fragestellung, was es mit dem Tod des Vaters auf sich hat und was Manon im Komplott für eine Rolle spielt. Hier geht für meinen Geschmack viel Potential verloren, auch wenn die Charaktere allesamt interessant sind, so entfalten sie hier nicht ihre ganze Wirkung. Schade. Hier wird doch zu viel im Schokoguss ertränkt. Erste Fragen tauchen schon nach wenigen Seiten auf, Dinge stellen sich als schleierhaft dar, und auch Lea selbst birgt ihre Geheimnisse aus der Vergangenheit. Dem will und MUSS der Leser natürlich nachgehen. Ein breites Feld möglicher Intrigen, Vermutungen, Ahnungen, Überraschungen und Offenbarungen. Hier punktet die Autorin Ulrike Sosnitza wiederum haushoch, lässt dieses Potential aber nicht an die Oberfläche kommen. Ihre Ideen sprudeln nur so aus ihr heraus und der Leser erlebt wirklich allerlei Unglaubliches. Die Familie Winter, davon will man dann doch mehr erfahren und lesen. Trotz aller Stolpersteine und „Abbruchgedanken“ zum vorzeitigen Beenden des Buches habe ich diese Geschichte auf besondere Art liebgewonnen. Es mag an der gemütlichen Jahreszeit liegen, da liest man so etwas einfach gern. Schauplätze: Die geformten, realen und überaus detaillierten Schauplätze haben mich wirklich absolut überzeugt und begeistert. Hier gibt es nicht nur Orte des Wohlgefallens, der Herzlichkeit, Harmonie und Familie, nein hier gibt es ausladende Charaktere, die ihre eigene Geschichte mit ihrem eigenen bisherigen Leben und daraus resultierenden Kulissen und Schauplätze bieten. Doch ganz besonders hat mir Leas kleines Reich gefallen und ich hatte Angst es mit ihr im Roman zu verlieren. Turbulent, intrigant, idyllisch, bildhaft und charmant. Hier gibt es enorme Atmosphäre, Vegetation, Flair, Gemütlichkeit, Kultur, Einfluss und eine Reise nach Würzburg in die Welt der Pralinen und Trüffelspezialitäten. Gemütlichen Stuben, Familien, unwegsame Straßen, die Wettbewerbsarena, Handwerksidyll und Winter-(Alb)-Traum. All die atemberaubende Kulisse wird stets gespickt mit Nuancen aus Tradition und Kultur, sowie den modernen Denken der Gesellschaft. Ulrike Sosnitza gibt in ihrem Roman immer ein authentisches und zeitgemäßes Bild der Schauplätze wieder. Dies bezieht sich nicht nur auf das Stadt- oder Straßenbild, nein, sie entführt den Leser an die Örtlichkeiten, zeigt das Leben und Leiden Leas Familie und ihrer frischen Beziehung zu Alessandro. Verborgene Konstellationen und Spannungen. Ulrike Sosnitza durchforstet Geschäftsmodelle, Gedanken und Psychogramme, sie besucht Familien und Kenner, durchdringt die Fassaden und Geheimnisse, zeigt die Beweggründe der Familienmitglieder und deren Denken in Wort und Bild. Hier lobe ich die intensive und authentische Recherche der Autorin. Sie schreibt mit viel Hintergrund, eigenem Wissen und Erfahrungen und ausgiebiger Kenntnis. Hier spürt der Leser viel Herzblut und Verbundenheit zu Würzburg und der nahen Region. Charaktere: Bei der Wahl der Charaktere muss ich einige Kritik üben. Manches wirkte auf mich sehr aufgesetzt und schon fast too much. So hat mich Lea mit ihrer Sanftmütigkeit und ihrer Liebe zu Schoko und Co schon fast auf die Palme getrieben. Das wirkte auf mich schon nicht mehr ganz echt und glaubwürdig. Da konnte ich mich leider wenig mit ihrer Passion identifizieren. Aber auch bei den Nebencharakteren wurde viel abgeladen. So hat ein jeder hat seine Marotten und Schrullen, jeder hat eine besondere Vergangenheit, Ambitionen, Motivationen und Geheimnisse. Was für eine Familie und was für ein Umfeld…. Das wirkt dann wirklich schon sehr klischeehaft und überladen, leider. Zu Anfang fand ich Lea Winter, mit dem tollen Nachnamen, mit ihrem lockeren Gedankenwerk wirklich ganz toll und sie hat mich sofort für diesen Roman gewonnen. Ihre Dialoge und Gedanken werden jedoch im Fortschreiten der Story immer weniger eine große Rolle spielen, somit geht ein Sympathieträger verloren und wir erleben im Grunde viele einzelne Familiengeschichten in einzelnen Handlungssträngen. Hier hätte ich mir mehr Beisammensein erhofft. Neben Leas Familiendrama und den Geheimnissen, erleben wir viele einflussreiche Persönlichkeiten und Konstellationen in Nebenhandlungen und Rückblicken. Die Autorin schenkt den Lesern ein genaues Bild ihrer besonderen Charaktere und deren Leben und nun deren Zusammenleben wider Willen. Bei der Ausformung und Darstellung der einzelnen Charaktere aus Haupt- und Nebenrollen hat die Autorin Ulrike Sosnitza aus den Vollen geschöpft, verschenkt durch ihren raschen Wechsel jedoch auch viel Potential und wirkt dadurch überladen und distanziert. Dass sich Lea in Alessando verguckt, ist schön und herzlich beschrieben, ich konnte mit dieser Liebe jedoch nicht richtig mitfühlen und mich auf die beiden einlassen. Ulrike Sosnitza schafft ein stimmiges Bild der Persönlichkeiten und formt das passende Umfeld, die passende Aura und den Status der Charaktere gleich dazu, vergisst jedoch Bezug zum Leser zu nehmen. Meinung: Zuerst möchte ich die vielen versteckten Kalorien loben, die dieses Buch beherbergen. Mannomann, wenn man da nicht den Genüssen verfällt und den inneren Schweinehund neben sich sitzen hat, der sich das Fell kraulen lässt… Ganz intensiv werden hier alle Sinne angeregt und Düfte und Zartschmelz beschrieben. Oh la la. Ulrike Sosnitza hat viele Nuancen und Facetten einfließen lassen. Leas Geschäft scheint den Bach runter zu gehen. Dabei liebt sie ihren Job und würde für ihren Laden beinahe alles geben. Aber auch die Wichtigkeit der eigenen Wurzeln, der Familie, die Brocken der Vergangenheit, die das Heute prägen, die Verletzlichkeit der Liebe, das zarte Band der Verbundenheit...der Weg in die Vergangenheit und der eigene Schatten der überwunden werden muss, und auch der sensible Umgang mit Lebenslügen und echter Freundschaft. Und vor allem der geglaubte Tot eines wichtigen Menschen, der bisher für Zuversicht gesorgt hat. Hier hat Ulrike Sosnitza sehr genau auf das Ausmaß geachtet und ich finde es ist ihr sehr galant gelungen. Eine perfekte Mischung und ein perfekter Mix aus zwei wichtigen Säulen, auf denen dieser Roman gebaut ist, Schauplatz Chocolaterie und Schauplatz Familie. Manches wirkte auf mich im Geschehen sehr beklemmend und ich musste beim Lesen häufig meinen Blickwinkel verstellen, dadurch, dass ich Lea aber nie richtig nahe gekommen bin, berührte mich ihre Leben etwas wenig. Das hat mir wirklich nicht so gut gefallen, wie erhofft. Ich wurde unterhalten, durfte gespannt die Dinge verfolgen, wurde mit Düften und Kindheitserinnerungen gelockt, mit Würzen meinen Sinnen beraubt, wurde in die Irre geführt und fühlte mich in das Geschehen samt Verblüffung und AHA-Momenten eingebunden, aber nie richtig mitgenommen. Autorin Ulrike Sosnitza bedient viele Emotionen und glänzt mit Spannungsspitzen und Erholungsinseln und Überraschungen und den vielen Familienproblemen und auch den Problemen auf den Weg der eigenen Firma und des eigenen Ladens und Labels. Stellenweise habe ich mit dem Gedanken gespielt das Buch nicht zu beenden, ich fühlte mich nach anfänglicher Euphorie etwas verlassen und enttäuscht. Aber ich habe die Hürde genommen und doch noch ein tolles und solides Buchwerk genießen können, was mich dank der Wonne und der Wärme eingelullt und eingehüllt hat. Die Autorin: "Ulrike Sosnitza, 1965 in Darmstadt geboren, ist seit ihrer frühesten Jugend schokoladensüchtig. Die frühere Bibliothekarin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Würzburg. Novemberschokolade ist ihr erster Roman bei Heyne." Zum Cover: Das Cover hat mich wirklich zum Buch gelockt. Hier fühlte ich mich sogar als Thrillerleserin sehr angesprochen. Es wirkt so verführerisch und zartschmelzend. Die Schüssel voller Rosenknospen hätte ich auf dem Cover jedoch nicht benötigt, die stören mich etwas. Das Buch fühlt sich sehr hochwertig an und das Cover hat eine geriffelte und feste Struktur. Fazit: Das Buch lässt mich zurück, mit einem wirklich zwiespältigen Gefühl. Ich war so euphorisch, später sehr verärgert, und am Ende voller Wonne und Wohlgefühl und zwei Kilo mehr auf den Hüften. Dieses Buch könnte mehr, aber es bietet auch schon viel. Aber ich mag dieses Buch irgendwie rückblickend doch und bin froh es dennoch beendet zu haben! 3 Sterne vergebe ich mit einem Hauch Schokopulver und Trüffelspäne.

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