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Rezension zu
»Noch wichtiger als das Wissen ist die Phantasie«

Forscherporträts und Zitate

Von: Edith N.
17.10.2016

Warum eigentlich sucht man in westlich ausgerichteten europäisch-abendländischen Kulturen die Weisheit im Osten? Man braucht ja nur mal zu eine beliebige Suchmaschine zu bemühen: Beim Stichwort „östliche Weisheit“ erhält man eine Flut von Ergebnissen, beim Begriff „westliche Weisheit“ fällt die Trefferquote deutlich magerer aus. Haben unsere eigenen klugen Köpfe denn nichts Griffiges zu sagen? Ernst Peter Fischer hat recherchiert und ist zu dem Schluss gekommen: „Es gibt sie, die Erkenntnisse, die Weisheiten der westlichen Wissenschaft, die von Frauen und Männern geäußert worden sind, die das dazugehörige Wissen erworben und sich ihre Phantasie bewahrt haben. Dieses Buch stellt einzige dieser Denkschätze und die dazugehörigen Forscher vor – wobei die jeweils zitierte Erkenntnis für sich stehen bleibt und nicht (...) kommentiert wird. Witze und Weisheiten sollte man wirken lassen und nicht erklären.“ (Seite 12) In diesem Buch findet man nun die Kurzporträts von 50 Wissenschaftlern (darunter drei Frauen) aus den Bereichen • Astronomie und Physik • Mathematik und Informatik • Naturforschung und Biologie • Chemie und Medizin • Molekularbiologie und Genetik • Und in der Rubrik „Noch mehr Erkenntnisse“ kommen kluge Menschen zu Wort, die keine praktizierenden Naturwissenschaftler waren. Jede der 50 Kurzbiographien der – meist bekannten – WissenschaftlerInnen wird mit einem Zitat eingeleitet. Und da sieht man dann, dass der Vergleich mit den populären „östlichen Weisheiten“ hinkt, denn die wenigsten Zitate sind so eingängig wie diese: „Wissenschaft ist wie S*x. Manchmal kommt etwas Sinnvolles dabei heraus. Aber das ist nicht der Grund, warum wir es tun.“ (Richard P. Feynman, Seite 137) „Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben.“ (Alexander von Humboldt, Seite 185) „Es ist fast unmöglich, die Fackel der Weisheit durchs Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu sengen.“ (Georg Christoph Lichtenberg, Seite 285) Die meisten anderen Zitate sind deutlich komplexer und länger, beziehen sich mitunter auf die Arbeit des jeweiligen Wissenschaftlers und können mit den wohlklingenden Sinnsprüchen und Volksweisheiten aus dem Osten einfach nicht „konkurrieren“. Einigermaßen sattelfest sollte man in den Naturwissenschaften sein, sonst kann man den Ausführungen in den Forscherporträts nicht folgen. Als durchschnittlich gebildeter Mensch habe ich mich im ein oder anderen Fall aber schon gefragt: „WAS hat der erforscht?“ Vielleicht passt da das Zitat von Georg Christoph Lichtenberg: „Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinguckt, so kann kein Apostel heraus sehen“ (Seite 285) Bei mir hat öfter Mal der Affe zurückgeguckt. Aber wer ist schon in all den Disziplinen, die hier angesprochen werden, gleichermaßen firm? Was bleibt von der Lektüre hängen? Das eine oder andere Zitat. Die Erkenntnis, dass es ein Skandal war, wie man mit manchen Forschern – und vor allem den Forscherinnen – umgesprungen ist. Aber das ist ja so neu nicht. Interessant wird’s, wenn die Philosophie ins Spiel kommt und die Frage auftaucht, ob die Naturwissenschaft wirklich etwas entdeckt oder ob physikalische Theorien freie Erfindungen des menschlichen Geistes sind. Mit manchem Wissenschaftler und oder seinem Thema möchte man sich im Anschluss an diese Lektüre vielleicht doch näher beschäftigen. Und man ertappt sich bei gänzlich unwissenschaftlichen Aktivitäten wie der Überprüfung der Behauptung, der französische Biologe Jaques Monod habe „blendend“ ausgesehen. Na gut, da soll jede/r bei Interesse selber nachgucken. ;-) Aufgrund des Klappentextes hatte ich mir das Buch etwas „volksnäher“ vorgestellt und war mit den Inhalten streckenweise ein wenig überfordert. Hätte ich mich vorab über den Autor informiert, wäre mir klar gewesen, dass die Lektüre ziemlich anspruchsvoll ist.

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