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Rezension zu
Das Geheimnis der Schwimmerin

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Geschichte, die Potential hat

Von: paper.and.poetry
14.11.2016

Wenn die Tage wieder länger werden, lese ich gerne mal richtig dicke, die Zeit um einen herum vergessen lassende Schmöker. „Das Geheimnis der Schwimmerin“ von Erika Swyler versprach solch einer zu sein. Warum mich der Roman letztlich doch nicht ganz überzeugen konnte, könnt ihr hier nachlesen. In „Das Geheimnis der Schwimmerin“ geht es um Simon Watson, Bibliothekar, der ganz alleine in einem alten, sich dem Zerfall nahenden, Haus an der Küste Long Islands lebt. Seine Eltern sind bereits verstorben, die Mutter hat Selbstmord begangen, der Vater starb aus Kummer darüber und Simons einzige Schwester, Enola, reist mit einem Wanderzirkus durchs Land. Auch in der Liebe scheint es nicht so recht klappen zu wollen, denn das er mit Alice, Arbeitskollegin und Tochter des ehemals besten Freundes seiner Eltern, Frank, zusammen ist, sollte besser niemand erfahren. Als er dann noch die Kündigung erhält, ist das bloß noch eine Zugabe nach der Zugabe. Gut, dass er sich mit dem alten, mysteriösen (Tage-)Buch ablenken kann, welches ihm ein kauziger Buchhändler hat zukommen lassen. In diesem besagten Buch stößt Simon auf merkwürdige Zusammenhänge seiner Vergangenheit und Familie betreffend. Eine besondere Gabe, unnatürlich lange unter Wasser atmen zu können, scheint in der Familie zu liegen. Und nicht nur das. Scheinbar sterben alle Frauen aus Simons Familie exakt am 24. Juli. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich Simon um seine Schwester sorgt, die ihm nach langer Zeit mal wieder einen Besuch abstattet und alles andere als gesund wirkt. Was hat es mit diesem Buch auf sich? Und wird Simon Enola und das marode Haus, das einzige Erbstück seiner Eltern, retten können? Die Geschichte besteht aus zwei Erzählsträngen. In der Gegenwart berichtet Simon aus seiner eigenen Perspektive von seinem Leben und den Schwierigkeiten darin und von einem alten Tagebuch, was mehr über seine Vergangenheit und seine Familie zu wissen scheint, als irgendjemand sonst. In der Vergangenheit berichtet ein allwissender Erzähler von all den Figuren, die in eben jenem Buch vorkommen: Peabody, Amos, Evangeline, Madame Ryschkowa und all den anderen Schaustellern. Was genau sie nun mit Simon selbst, Enola, Alice, Frank und dem Buchhändler, dem Simon das Tagebuch zu verdanken hat, zu tun haben, findet sich im Verlauf der Geschichte. Jedoch ist eigentlich relativ schnell klar, worum es geht. Die Spannung wird insofern noch aufrecht erhalten, dass man sich als Leser fragt, ob es Simon schafft, Enola zu retten. Eine wirkliche Überraschung ist nicht mehr zu erwarten. Was ein wenig verwirrend ist und was mir persönlich weniger gut gefallen hat, ist die Darstellung der unterschiedlichen Probleme, mit denen Simon zu kämpfen hat. Er hat das marode Haus, um das er sich kümmern muss, für das er aber kein Geld hat, weil er seinen Job verloren hat. Er möchte mit Alice zusammen sein, kann es aber nicht, weil er sich erhofft von ihrem Vater das Geld für die Instandsetzung des Hauses zu bekommen. Er muss sich um Enola kümmern, die krank zu sein scheint, weil dieser spezielle Tag naht. Und dann hat er auch noch dieses merkwürdige Buch, das mehr Fragen als Antworten aufwirft. Wenn ich das jetzt hier so aufliste, klingt alles ganz schlüssig und verständlich, aber im Verlauf der Handlung wird mal von dem Problem berichtet, dann wieder von dem und irgendwie scheint Simon unfähig sich darum wirklich ernsthaft zu kümmern. Daher wird mir Simon als Hauptfigur nicht wirklich sympathisch und seine Handlungen finde ich teilweise überhaupt nicht nachvollziehbar. Generell bleibt vieles in der Gegenwartshandlung ungeklärt und auch wenn sich herausstellt, dass das Buch fantastische Elemente enthält, so werden diese auch nicht (jedenfalls mir nicht) vollends nachvollziehbar dargelegt. Sprachlich ist der Teil in Ordnung, man hat aber immer mal das Gefühl, dass die Autorin ihren Stil noch nicht ganz gefunden hat. Mal fällt ihre Wortwahl eher konservativ aus, dann wieder humorvoll modern. Im Kontrast dazu steht die Handlung in der Vergangenheit, die sowohl sprachlich als auch erzählerisch geglückt ist. Wäre die Geschichte nur in dieser Perspektive erzählt worden, hätte ich es großartig gefunden. Da ist (für mich) alles soweit schlüssig und verständlich und es macht Spaß, diese Abschnitte zu lesen sowie die Figuren zu begleiten. Wäre die Erzählung in der Vergangenheit weiter ausgebaut worden, dann wäre auch das Mysteriöse glaubwürdiger. So aber leider nicht. Ich verstehe schon, warum die Autorin zwei Erzählstränge gewählt hat, das macht ja auch Sinn, aber dann hätte das sowohl sprachlich als auch inhaltlich besser harmonisieren müssen. So holpert es einfach ein wenig. Meiner Meinung nach wirft die Erzählung letzten Endes doch zu viele Fragen auf, nicht im Hinblick darauf, was passiert, sondern wie es soweit kommen konnte. Abschließend kann ich sagen, dass ich das Buch zum Teil gerne gelesen habe, zum Teil aber auch nicht. Vielleicht waren meine Erwartungen auch etwas zu hoch, ich weiß es nicht. Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass Erika Swyler Potential hat, wenn sie denn in einer erzählerischen Linie bleibt – oder es so hinbekommt, dass beide Erzählstränge im Einklang miteinander sind.

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