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Rezension zu
Fireman

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Gut, aber auch ziemlich lang

Von: Michael Lehmann-Pape
29.05.2017

„Burner“ nennt man jene Menschen, und es werden immer mehr und mehr und mehr, die von diesen Sporen eines Pilzes infiziert wurden, Male auf der Haut wie Tätowierungen bekommen und dann, ohne Vorwarnung, ohne, dass sie es selbst vorhersagen könnten, von Innen heraus wie eine Fackel beginnen, zu brennen und elendiglich sterben. „Krematorium-Trupp“ nennen sich jene, die zumindest meinen, noch nicht infiziert zu sein und deren Begehr es vordergründig ist, die Seuche einzudämmen. Indem man die „Burner“ zum Brennen bringt, natürlich. Und mitten drin Harper. Krankenschwester. Die mitansehen muss, wie das gesamte Krankenhaus verbrennt, weil „Burner“ auf den Stationen in Flammen aufgehen. Harper, die seit Kindertagen für „Mary Poppins“ schwärmt und immer ein Lied aus dem Film auf den Lippen hat. Harper, deren Mann einen Plan für sie beide hat. Wenn einer der beiden sich infiziert, werden beide in den Freitod gehen. Und Jakob wird von dieser Idee nicht lassen. Und es kommt, wie es kommen muss. Harper stellt die ersten Hautveränderungen fest. Und zugleich, dass sie schwanger ist. Was Jakob nicht abhalten würde, seinen Plan umzusetzen. Zu einem Zeitpunkt, an dem Strom, staatliche Ordnung, Lebensmittel, knapp wird und nach und nach ausfällt. All das, was eine moderne Zivilisation so am Leben hält. Gut, dass es den „Fireman“ gibt. Der ziemlich britisch klingt und sich gibt, der Harper vor Jakob rettet und, noch besser, der einen Zufluchtsort kennt. Eine kleine Kolonie von Menschen, denen es gelungen ist, durch den charismatischen „Pastor Storey“ die Krankheit, das „Dragonscale“, zu kontrollieren. Doch was zunächst ein Grund zur Freude für Harper und ihr ungeborenes Kind zu sein scheint, entpuppt sich, Schritt für Schritt, auch als gefährlich. Denn der Pilz verändert nicht nur die Haut, er bringt nicht zur zum Brennen, er verändert auch die Wahrnehmung. So könnte die Beherrschung dieser Krankheit zwar den Fluch eines schnellen Todes bannen, aber wer weiß, vielleicht trägt dieses „Überleben“ einen neuen, anderen Fluch in sich. In dieser apokalyptischen Welt, die an allen Ecken raucht und in der sich die wahren Charaktere von Menschen zeigen wird, die zu zivilisierten Zeiten einigermaßen „befriedet“ schienen. Auch wenn ein direkter Vergleich wenig statthaft ist, Hill lädt mit breiten Toren dennoch dazu ein. Wenn er im Vorwort erläutert, das er „den großen Rest“ von seinem Vater gelernt hat, wenn er ein Thema wählt, dass für eben diesen Vater, Stephen King, lange Jahre der „schriftstellerische Pool“ war (und manchmal noch ist). Dass Hill fast ebenso flüssig zu erzählen versteht, wie Stephen King, ist das eine, was dieses Buch zu einer anregenden Lektüre gestaltet. Dass er allerdings für die gut 950 Seiten nur eine Erzählperspektive (die von Harper) wählt und ein langsames Tempo anschlägt, das zwar immer wieder Spannung durch kleine „Ankündigungssätze“ setzt („Aber so bald würde sie nicht zurückkehren, erst lange, lange Zeit nachdem die Dunkelheit hereingebrochen war. Und dann sollte sich alles im Camp verändert haben“), aber im gesamten doch auch Geduld beim Leser erfordert, das sind leichte Wehrmutstropfen. Und auch, dass dieses spielerische „Hineinnehmen des Lesers“ in die Emotionen der Figuren, das Stephen King auszeichnet, bei Hill (noch) etwas farbloser, angestrengter wirkt. Doch das ist Mäkeln schon auch auf hohem Niveau, denn insgesamt funktioniert der Roman gut und lässt den Leser kaum los im Drang zu erfahren, wie es mit wem weitergeht, was Harper und den „Fireman“ verbindet, was für ein Gesicht da in den Flammen des Ofens auftaucht, wie Allie, die „junge, wilde Frau“ sich entwickeln wird und ob es je gelingen wird, dass sich Infizierte und Nicht-Infizierte miteinander arrangieren können.

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