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Rezension zu
Der zweite Reiter

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nehmt euch vor dem zweiten Reiter in Acht!

Von: Kaisu
14.06.2017

„Niemand durchschaut Emmerich. Daran kannst du dich gleich gewöhnen.“ (S.24) Nachkriegszeit. Man hangelt sich von Tag zu Tag. Hofft, dass man morgen genügend zu Nahrung findet, sich nicht den Arsch abfriert und die nächsten Tage in der Hundskälte überlebt. Mittendrin sterben Menschen. Was nicht sonderlich überraschend ist. Wer unterernährt ist oder keinen Sinn mehr in seinem Dasein sieht, beendet es eben. Gern auch mit Nachdruck. Doch nicht alle wollen sterben. Sondern müssen es. Und genau so einen Fall hat Polizeiagent August Emmerich auf dem Tisch liegen. Selbstmord. Was sollte es sonst sein. Mach einen Haken an die Sache, die ist es nicht wert. Aber Emmerich ist skeptisch. Also recherchiert er und geht den letzten Spuren des Verstorbenem nach. Wohlbetucht hat er nicht gelebt. Kein Wunder, dass der ehemalige Soldat als traumatisches Opfer deklariert wird. Immer mit an seiner Seite – mehr oder weniger freiwillig – der Neuling Ferdinand Winter. Das komplette Gegenteil von ihm: Aus gutem Haus. Lebt bei seiner Mutter. Noch grün hinter den Ohren. Wie soll DER mit ihm mithalten? Der hat doch keine Ahnung! Aber wie sagt man so schön, was nicht ist, kann ja noch werden. Die beiden entdecken nämlich schnell wo ihre Stärken und Schwächen liegen und wie sie sich perfekt ergänzen können. „Chef, da sind Sie ja.“ Winter hatte von dem ganzen Wirbel rote Wangen und glänzende Augen bekommen.“Das war vielleicht aufregend heute, oder?“ Emmerich zuckte mit den Schultern und verkniff sich einen Vergleich mit der Dramatik von Grabenkämpfen und Gasangriffen. „Kümmerst du dich später um den Papierkram?“ bat er seinen Assistenten stattdessen. (S.153) Eigentlich ist es „nur“ ein Fall, der einem Inspektoren mit feinfühligem Instinkt auffällt und dennoch ist das Buch super spannend und interessant geschrieben. Besonders das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren und deren Umgebung ziehen einen in den Bann. Lassen einen schmunzeln und zusammenzucken. Man fühlt sich ihnen nah, auch wenn man diese Epoche nicht miterlebt hat. Zeitgleich kommt man dem gesuchten Mörder immer näher. Diesem passt es überhaupt nicht, dass da jemand seine Taktik scheinbar durchschaut und setzt zum Gegenangriff an. Diese sind nicht sonderlich zögerlich und beide Polizisten bekommen den Hass deutlich zu spüren und neue Leichen präsentiert. Ein Teufelskreis. Der nicht aufhören will. „Kommt no mehr. Kommt no mehr Unglick.“ (S.241) Irgendwann ahnte ich, wer hinter allem steckt, aber richtige Hinweise bekam man nie präsentiert. Erst kurz bevor Emmerich es selbst herausbekommt, konnte mich sich zu 100prozent sicher sein. So etwas mag ich bei Krimis. Denn die Spannung ist dadurch immer vorhanden, genauso wie der Wille vor dem Ermittler aus dem Buch auf die Lösung zu kommen. Was für einen wunderbaren Leseeifer sorgt. Alles in allem kann ich das Buch nur empfehlen. Der zynisch denkende (und aussprechende) Emmerich, kombiniert mit dem zarten Jüngling Winter, geben ein sympathisches Team ab. Zudem haben beide ihr Leben, was Schatten und Licht bereit hält. Was, sie auch noch äußerst menschlich wirken lässt. Desweiteren schafft die Autorin es, einem die damalige triste, trübe und traumatische Stimmung perfekt darzustellen. Da bleibe ich gerne am Ball!

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