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Rezension zu
Der zweite Reiter

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wie ich einen neuen Helden fand...

Von: Kasia_Buchstabendrechsler
13.07.2017

August Emmerich klingt nicht gerade gleich nach Superhero. Ist er aber. Zumindest für mich nach der Lektüre des ersten Bandes einer sich toll ankündigenden Kriminalromanreihe von Alex Beer: „Der zweite Reiter“. Seit Ende März 2017 im Limes Verlag erschienen nimmt dieser Krimi uns mit nach Wien, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Emmerich – mal wieder von der knurrend-murrenden Ermittlersorte mit großem Gerechtigkeitssinn – hat im Ersten Weltkrieg gedient und ist nun mit Leib und Seele Polizeiagent in einer Abteilung die Betrüger und Schwarzmarkthändler jagt. Er liebäugelt jedoch mit der Abteilung „Leib und Leben“, die die Morddelikte bearbeitet. Aus Ehrgeiz? Arroganz? Nun, nicht ganz. Ein starker Motivationsfaktor für Emmerich ist die alle und alles erdrückende Armut im Nachkriegswien und seine neu gefundene Partnerschaft (mit Kindern), die er durch erhöhte Zulagen bei „Leib und Leben“ durchzubringen trachtet. Starke Atmosphäre So wären wir auch schnell bei einer ganz großen Stärke dieses Romans: Die quasi nebenher toll dargestellten gesellschaftlichen und politischen Probleme der damaligen Zeit. Immer wieder schmückt die Autorin seine Kernhandlung mit echten – toll recherchierte – Details der Nachkriegsstadt aus. Das Hungern, die Verzweifelten, die Alkohol- und Drogenprobleme, die Auswanderer mit ihren Fluchtansinnen, aber auch einzelne Orte, legendäre Schlösser und Cafés… alles bereichert die Atmosphäre dieses Buches mit Erfolg. Nun aber zurück zu meinem neuen Helden. Aus seinem Kriegseinsatz hat er einen Granatsplitter im Bein, der mehr und mehr Probleme macht. Emmerich verheimlicht dies, da er als Kriegsinvalide aus dem Aussendienst in den weit schlechter bezahlten Innendienst versetzt würde. Folglich jagt er weiter fleißig einen Schleichhändlerring (Schwarzmarkt) mit einem interessanten Charakter als Kopf der Bande: Veit Kolja. Warum die Kombination der beiden so spannend ist, liegt in der Kindheit von Emmerich. Er wuchs im Waisenhaus auf. Von seinen Eltern blieb nur ein geheimnisvoller Anhänger. Aus seiner Kindheit kennt er auch Veit Kolja. Nun stehen sie auf entgegengesetzten Seiten… oder doch nicht? Mehr kann ich an der Stelle nicht sagen ohne Spoiler 😉 Seine aktuelle Jagd unterstützt auch Emmerichs Assistent, Winter. Dieser entstammt einem völlig anderem familiärem Hintergrund: Dem österreichischen Adel, der nun durch die Sozialdemokraten in Österreich enteignet und degradiert wird, um alte Strukturen aufzubrechen. Dessen behüteter Hintergrund kollidiert frontal mit dem abgebrühten Emmerich. Als die Leiche eines angeblichen Selbstmörders auftaucht, gefolgt von weiteren suspekten Todesfällen, riecht Emmerich Lunte. Leider ist er der Einzige. Von seinem Vorgesetzten sowie vom Gerichtsarzt wird er erstmal „auf Platz verwiesen“. Es handele sich um Unglücksfälle und er solle seine Zeit nicht verschwenden. Emmerich – zu stur, um sich was sagen zu lassen – beißt sich jedoch fest und entdeckt tatsächlich nach und nach mit etwas Glück und Penetranz eine Verbindung zwischen den Todesfällen und zu Gräueltaten im Krieg. Wie wenig seine Ermittlungen von oben gewollt sind, muss er schnell feststellen und gerät selbst von mehreren Seiten unter Beschuß… Eine pikant-tragische Beinote zu der Haupthandlung gibt das scheinbare Scheitern seiner liebevollen Beziehung hinzu. Da der angeblich gefallene Ehemann der Geliebten plötzlich auf der Fläche erscheint, muss sich Emmerich als persona non grata zurückziehen… es wäre aber nicht eine Buchreihe zu erwarten, wenn das schon das Ende vom Lied mit dem geliebten Wesen wäre. Eignung Meine Empfehlung gebe ich diesmal in höchsten Tönen an alle, die zwiebelartig mehrschichtige Charaktere als Ermittler lieben und vor allem an jene, die sich gern von historischen Details verzaubern lassen, um Bilder alter Zeiten im Kopf tanzen zu lassen. Hierfür eignet sich „Der zweite Reiter“ hervorragend.

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