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Rezension zu
Willkommen bei den Friedlaenders!

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Gutes Infotainment zur aktuellen deutschen Geschichte

Von: Kathrin N.
05.10.2017

„Ich habe einen Flüchtling in meinem Haus. Und das bedeutet nicht nur, Moazz ein Zimmer, Schutz und Geborgenheit zu geben, sondern auch, ihn mit Händen und Füßen, Herz und Verstand mit dem deutschen Alltag vertraut zu machen“ - Zitat Adrienne Friedlaender / Umschlagseite. Die freie Journalistin begibt sich mit diesem Buch – einer Mischung aus Sachbuch & „Teilzeit-Biografie“ - auf aktuelle politische und gesellschaftliche Pfade, die nicht nur in den Medien dauerpräsent sind, sondern sich auch in dem Alltag der meisten von uns zeigen... und eben den Buchmarkt aufmischen. Gibt man mal den Suchbegriff „Flüchtlinge“ bei Amazon ein, dann erscheinen über 5.000 Vorschläge von Ratgebern, Romanen bis hin zu Kinderbüchern. Und doch habe ich mich besonders über diese Neuerscheinung gefreut, denn es ist eine Geschichte aus dem Leben gegriffen... Moment, sind das die anderen nicht? Doch! Aber der Schreibstil und die Buchaufmachung haben mich sofort angesprochen und … mitgenommen! Eine Prise Sarkasmus, ein Schuss Humor und eine ordentliche Portion Optimismus – das finde ich in und zwischen den Zeilen. Und ja, schon in der Inhaltsangabe, denn „Wir holen 'unseren' Flüchtling ab“ sollte man ebenso wenig bierernst nehmen wie die Aussage „Das ist kein Tierheim“ oder „Gedanken zum Hygienetalk von Mama zu Mann“... und doch sollte man diese Untertitel genau lesen und sich zu Herzen nehmen, denn genau diese Diskrepanz zeigen Thema und Buch ohne Zeigefinger auf: Es geht uns alle an und eine gesunde Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit hat noch nie geschadet. Worum geht es in dem Buch eigentlich? Nun, die alleinerziehende und berufstätige Mutter von 4 Jungs vom (Fast-) Teenager- bis Studentenalter, wohnt mit Hund & Katze in einer bürgerlichen Reihenhaussiedlung und besucht regelmässig ihre 90-jährige Mutter. Sie kommt durch ihre Freundin Marion, welche als Kunsttherapeutin mit Flüchtlingen arbeitet und selbst einen jungen Mann bei sich aufnimmt, in näheren Kontakt mit dem Thema, beschließt - ein wenig gepuscht von ihren Söhnen - sich in einem Aufnahmelager näher umzuschauen und fährt letztendlich mit Moazz, einem 21 jährigen jungen Mann aus Syrien nach Hause – ganz ohne Bürokratie. Nein, man sollte diesen Teil nicht hinterfragen, denn die Autorin gibt selbst die Erklärung: damals waren die Aufnahmelager überfüllt und die Behörden überfordert... eine Feststellung ohne erhobenen Zeigefinger, aber dennoch wichtig. Und in genau diesem Stil geht es weiter: erste Übersetzungsversuche per „www-Translator“, erste Annäherungsversuche der verschiedenen Kulturen auf allen alltäglichen Ebenen von Schlafbedürfnissen, Essenskultur, Zeitmanagement, Respekt uvm. Das Buch mit seinen 224 Seiten ist voll von Informationen und gleichzeitig auch Unterhaltung – ja, Unterhaltung! Denn es gibt Probleme zu bewältigen, aber auch Zeiten des gemeinsamen Lachen & Genießens, der Aufarbeitung und des Austausches innerhalb von Kulturen. Es ist wirklich eindrucksvoll, wie viel davon Adrienne Friedlaender in ihr erstes Buch gepackt hat! Ich persönlich habe mich auch über die beiden syrischen Rezepte von Moazz gefreut. Passt nicht in ein solches Themenbuch? Doch! Denn dieses Kapitel zeigt zum Beispiel auch, dass das Kennenlernen und Aufnehmen anderer Kulturen für uns und unsere eigene Kultur eine Chance und Rückbesinnung sein kann – weg vom Fast Food und Tütenkochen, hin zur ausgiebigen Essenskultur, die auch den Familien- und Freundschaftsinn stärken. Mir hat`s gefallen ;) Eigentlich könnte man noch ganz viele Beispiele aufführen, aber ich mag euch einfach dieses Buch ans Herz legen – als Infotainment – mit vielen Informationen und auch ordentlich viel Unterhaltung. „Willkommen bei den Friedlaenders“ ist ein Buch, welches man mit Bedauern beendet, weil man gerne mehr davon lesen möchte. Aber man beendet es auch mit einem Lächeln, da das Buch mit einem Nachwort von Moazz endet, der nun zwei Familien hat – eine in Syrien und eine in Deutschland – und der noch viele Träume hat, für die er zielstrebig immer weiter an sich arbeitet. Ein schöner Teil der aktuellen Flüchtlingsgeschichte – sicherlich nicht stellvertretend für alle, worauf das Buch auch hinweist – aber ein absoluter Lesetipp, wenn man unsere aktuelle Geschichte nicht verbissen, sondern ein wenig mit Humor und Optimismus sieht.

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