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Rezension zu
Verfolgung

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nah am Original

Von: Michael Lehmann-Pape
23.10.2017

Sowohl, was die Entfaltung der Figuren (vor allem Lisbeth, aber auch eine Reihe von Nebenfiguren wie Leo und Dan) angeht, als auch was die tiefen Verzweigungen einer zunächst undurchschaubaren Geschichte in der Vergangenheit angeht, legt Lagercrantz im Vergleich zum Vorgänger einige Zähne zu. Die Hintergründe und Fragezeichen, die Auftauchen, erinnern stark an den ersten Band der Millenium Reihe von Larsson, ebenso gelingt es Lagercrantz inzwischen auch sprachlich, nah an die Reihe heranzurücken. Und bleibt dennoch als Autor eigenständig erkennbar. Das Lisbeth Salander eine (kurze) Strafe abzusitzen hat, ergab sich noch aus dem Ende des vorigen Bandes. Dass sie diese ziemlich lange in fast schweigender Ruhe hinter sich bringt und Aufregungen vermeidet, das allerdings wird nicht bis zum Ende der Haft gelingen. Zu sehr dauert sie der Missbrauch, dem ihre junge Zellennachbarin Faria ausgesetzt ist. Doch was Lisbeth nicht ahnt und Lagercrantz im weiteren Verlauf aus verschiedenen Perspektiven der Gegenwart und Vergangenheit heraus erzählt, wird immer mehr zu einem großen, fein gesponnenen Netz, in dem auch jene Faria, ihr „Quälgeist“ „Benito“, die Brüder Farias und die eigene Vergangenheit Lisbeths miteinander verbunden sein werden. Kann es sein, dass die Geschehnisse im Lisbeths eigene Schwester herum kein Einzelfall waren? Dass vor langen Jahren, Jahrzehnten Ereignisse stattfanden, die bis in die Gegenwart hineinwirken und am Ende einen wissenschaftlichen Skandal in sich bergen? Und was hat es auf sich mit jenem Leo, der als Chef einer Investmentfirma vor einiger Zeit sich, von heute auf morgen, tiefgreifend verändert zu haben scheint? Leos ehemalige Freundin auf der einen Seite, unterstützt von Mikael Blomkvist, Lisbeth in gewohnter „Solo-Manier“, aber auch Figuren auf der „Gegenseite“ versuchen einerseits, die Hintergründe zu erfassen und andererseits, dieses mit aller Kraft verborgen zu halten. Denn es geht nicht nur um einen Todesfall bei einer Jagd vor langer Zeit, sondern auch um die Gegenwart. Um Geld, Einfluss, Schutz, und „unter der Decke halten“. Dass dabei gerade Mikael Blomkvist nicht die glücklichste Figure im Reigen der Freunde und Feinde einnimmt, dass Lagercrantz doch an einigen Stellen den merkwürdigen Eindruck eines ständig zerstreuten Mannes vermittelt, das stört den Lesefluss hier und da doch. Vor allem in der Reibung zwischen einerseits Blomkvist als „Womanizer“, der andererseits gerade auf diesem erotischen Gebiet oft die Linie verliert. Würde nur noch fehlen, dass er „währenddessen“ ob einer seiner Ideen noch schnell das Handy anwirft, um zumindest eine Nachricht zu schreiben. Blomkvist, der in den meisten Bänden die eigentliche Hauptfigur war, wirkt hier „verblassender“. Was von der Geschichte her nicht notwendig gewesen wäre und der Figur auch nicht immer auf Augenhöhe gerecht wird. Insgesamt aber legt Lagercrantz ordentlich Tempo vor, versteht es besser als in seinem ersten „Fortsetzungsband“ der Millenium Bände, auch die Larsson gemäße Atmosphäre dicht herzustellen und in der ganzen Anlage des Werkes nah an das „Larsson-Universum“ heranzureichen. Auf jeden Fall eine spannende und anregende Lektüre und eine Leseempfehlung.

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