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Rezension zu
Commissaire Le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel

Sensationell, historisch faszinierend und absolut spannend

Von: Sigismund von Dobschütz
19.11.2017

Es ist absolut unverständlich, warum man uns deutschen Lesern die äußerst faszinierende historische Krimi-Reihe um den Pariser Commissaire Nicolas Le Floch seit Jahren vorenthalten hat. Erst jetzt im September erschien endlich im Blessing-Verlag der schon vor fast 20 Jahren im französischen Original erstmals veröffentlichte historische Roman "Commissaire Le Floch & das Geheimnis der Weißmäntel" von Jean-François Parot (71). Er ist der Auftakt einer in Frankreich bereits auf 13 Bände gewachsenen, teilweise TV-verfilmten und in etliche Sprachen übersetzten Krimireihe, die im Paris des 18. Jahrhunderts zur Zeit Ludwigs XV. und der beginnenden Aufklärung spielt. Überaus spannend ist der fiktive Kriminal- und Spionagefall um korrupte Polizisten und verschwundene Briefe des Königs, mit dessen Klärung der junge, gerade aus der bretonischen Provinz nach Paris gekommene Notariatsgehilfe Nicolas Le Floch im Jahr 1759 vom Pariser Polizeipräfekten Sartine beauftragt wird - ausgestattet mit allen Vollmachten des Königs. Es versteht sich von selbst, dass der in kriminalistischer Arbeit völlig unerfahrene junge Mann diesen verzwickten Fall nach einigen Anlaufschwierigkeiten dann doch zur vollen Zufriedenheit seines Chefs und des Königs löst und am Ende sogar vom König persönlich zum Commissaire ernannt wird, auf den (aktuell) noch zwölf weitere spannende Fälle warten. Doch dies ist gar nicht das eigentlich Besondere und Ungewöhnliche an der historischen Krimireihe. Faszinierend wird sie erst durch ihr genaues, fast dokumentarisches Abbild jener Zeit, in der dieser Roman spielt: Nicht nur die auftretenden Personen - vom Polizeichef Sartine über den Henker Sanson bis zu Madame Pompadour und König Ludwig XV. - gab es tatsächlich. Auch die Örtlichkeiten im alten Paris und das gesellschaftliche Zeitgeschehen um 1760 ist sehr genau, aber nicht aufdringlich erzählt. Diese Perfektion muss nicht wundern. Der Autor weiß, worüber er schreibt: Jean-François Parot ist nicht nur studierter Historiker, zu dessen Schwerpunktthema die Zeit der Aufklärung gehört, sondern schrieb zudem 1969 eine Arbeit über die Strukturen dreier typischer Pariser Stadtviertel zu jener Zeit. Doch nicht nur das gesellschaftliche und politische Umfeld ist grandios erzählt, auch die wohlgesetzte Formulierungskunst, wie man sie in aktuellen Büchern heute kaum noch findet (ein Lob dem Übersetzer Michael von Killisch-Horn!), gibt dem Leser das passende Empfinden für die längst vergangene Zeit. Ganz nebenbei kann man sogar so manches aus diesem Roman lernen wie die Ablösung der Quacksalberei (Aderlass) durch die Anfänge der modernen Medizin, den Beginn der kriminalistischen Forensik (Fallklärung durch Spurennachweis, nicht durch Folter), das Aufkommen des hygienischen und gesundheitsförderlichen Ganzkörperbades (man wusch sich zuvor allenfalls Hand und Gesicht) oder die Einführung der Kartoffel, deren Garzeit allerdings noch im Beten von mehreren Vaterunsern gemessen wurde. Dieser Krimi - und wohl auch die folgenden Bände um den jungen Pariser Kommissar; der zweite Band „Commissaire Le Floch & der Brunnen der Toten“ ist für März angekündigt - bieten nicht nur Spannung, sondern vermitteln unmerklich historische Wissenshäppchen und bieten sogar zeitgenössische Kochrezepte. Die Reihe "Commissaire Le Floch" ist also ein literarischer Genuss, den man uns in Deutschland leider viel zu lange vorenthalten hatte. - Ergänzend gibt es seit August das kostenlose eBook "Die Welt des Commissaire Le Floch", u.a. mit Texten zum Straßenleben jener Zeit, zur Hygiene, zur damaligen Sexualmoral, zur Kochkunst und zur Entwicklung der Gastronomie.

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