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Rezension zu
Das weiße Feld

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Familienroman im zeitgeschichtlichen Kontext

Von: Circlestones Blog
19.11.2017

„Schau dir zum Beispiel der Sterne an, sie sind weit genug weg, damit wir von ihnen träumen, und nah genug, damit wir sie sehen können.“ (Zitat Seite 165) Ihre ersten Lebensjahre verbringt Magdalena in Wien, wo ihre Mutter Marie in der Praxis des Arztes Dr. Stein als Krankenschwester und Geburtshelferin arbeitet. Auch die Wiener Wohnung, in der Marie mit ihrer Tochter Magdalena lebt, wird von Dr. Stein bezahlt. Doch 1938 verlässt der Jude Dr. Stein über Nacht Wien und Marie kehrt mit der beinahe 10-jährigen Magdalena zurück nach Brünn, wo sie auf Hilfe von Verwandten hofft. Diese wollen mit einer ledigen Mutter nichts zu tun haben und so zieht sich Marie mit ihrer Tochter in ein entlegenes mährisches Dorf zurück, wo niemand sie kennt. Im Dorf verdient Marie Geld mit Nähen, Sticken und als Hebamme. Magdalena träumt davon, in Wien zu studieren, um Ärztin zu werden, während sie sich auf dem Gutshof der Familie Feldmann um die Tiere kümmert und in der Küche hilft. Sie verliebt sich in den Sohn des Gutsbesitzers. Als ihre Tochter Libuše auf die Welt kommt, ist Magdalena 20 Jahre alt. Ausgerechnet an dem Tag, als sie Josef seine kleine Tochter zeigen will, von der er noch nichts weiß, muss die Familie Feldmann als Vertriebene das Land verlassen. Im diesem Februar 1948 hat die Kommunistische Partei die Macht in der Tschechoslowakei übernommen und die Auswirkungen haben auch das kleine Dorf in Mähren erreicht, wodurch sich das Leben jedes einzelnen Dorfbewohners massiv verändert. Was wird aus Magdalenas Träumen? Der Roman ist gleichzeitig die Geschichte der Tschechoslowakei, beginnend mit dem Ende des 1. Weltkriegs, mit Schwerpunkt auf die Zeit der Beneš Dekrete 1945, den Kommunismus nach dem Umsturz im Februar 1948, den Prager Frühling 1968 und endet mit der erneut einsetzenden Liberalisierung des politischen Regimes 1984. Die Autorin gliedert ihre Erzählung in drei Teile, Buch I Magdalena, Buch II Libuše, Buch III Eva, wobei die erzählende Ich-Form verwendet wird, jedoch mit den drei wechselnden erzählenden Hauptprotagonistinnen. Verdichtet wird die Handlung im Laufe der Geschichte durch Rückblicke, welche sich durchaus auch auf das Leben der Mutter oder Großmutter der gerade erzählenden Frau beziehen. Insgesamt ist es die Geschichte einer Familie, welche aus Frauen besteht, die jeweils ihr erstes Kind, immer eine Tochter, sehr jung und ledig bekommen. Die gesamte Handlung ist ähnlich einer Biographie aufgebaut und erzählt das Schicksal der einzelnen Menschen, ohne jedoch zusätzlich Spannung aufbauen zu wollen. Die Hauptcharaktere sind insgesamt vier Frauen: Marie, Magdalena, Libuše und Eva. Jede der Frauen hat einen eigenen Lebenstraum, sie treffen jedoch, gezwungen durch die Umstände einer Politik- und Männerdominierten Zeit, Entscheidungen, die ihr gesamtes Leben und auch das ihrer Töchter nachhaltig beeinflussen. Die Sprache ist zu Beginn des Buches ziemlich einfach und geradlinig, den Gedanken der zehnjährigen Magdalena angepasst. Im Laufe des Romans entwickelt sich auch die Sprache, wird flüssiger, beschreibender, spielt mit Wortbildern. Ich konnte zu keiner der Hauptprotagonistinnen wirklich Zugang finden, denn die Entscheidungen, die sie plötzlich treffen, stehen für mich im Widerspruch zu ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit und zu ihren Träumen. Dadurch scheint sich für mich durch das ganze Buch eine gewisse stagnierende Resignation zu ziehen, welche sicher sehr gut das tatsächliche Befinden der Menschen in der Tschechoslowakei 1968, nach dem Scheitern des Prager Frühlings und Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes, beschreibt, mir aber insgesamt zu negativ ist. Sehr gut beschrieben ist das Leben der einfachen Menschen, die sich dem Druck der politischen Mächte beugen müssen und mit den Gegebenheiten weiterleben. Ein Buch für Leser, die sich für Zeitgeschichte und Erzählungen in diesem Rahmen interessieren, wobei hier insbesondere Leben und Alltag der einfachen Menschen im sich ständig wechselnden politischen Umfeld beschrieben werden, mit Schwerpunkt auf das damals geltende Frauenbild.

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