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Rezension zu
Last Mile

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bester Thriller Stoff

Von: Michael Lehmann-Pape
27.11.2017

„Wie geht es jetzt weiter“? „Wir fangen einen Mörder…. Auf dem Feld der Ermittlungsarbeit bedeutet Vorbereitung, sich die vielen kleinen Details anzusehen“. Wobei Amos Decker, 150 Kilo schwer, noch durch eine Gewalttat leicht traumatisierter Witwer und verwaister Vater (was er zumindest, soweit es auf dieser Welt geht, gerächt hat) bei dieser Detailarbeit einige Vorteile hat. Ein unvoreingenommener Geist, der auf die richtigen Fragen kommt, auch wenn diese nicht naheliegen. Ein eidetisches Gedächtnis, seit einem Sportunfall, der ihn eine mögliche Profi-Karriere im Football gekostet hat. Und ein ausgeprägtes Beharrungsvermögen, was Fälle angeht, die ihn interessieren. Selbst wenn alle anderen darin gar keine Fälle sehen würden. Ein anderer stand auf dem Sprung, einer der besten Jungprofis des Sports zu werden, die es im Football je gab. Doch nun, 20 Jahre und einen Doppelmord später, macht er sich auf “die letzte Mile“, die restlichen Meter zwischen seiner Zelle im Todestrakt und dem Hinrichtungsraum. Knapp davor aber geschieht ungeheuerliches. Ein anderer Todeskandidat in einem anderen Bundesstaat gesteht das Verbrechen, für das jener Melvin Mars verurteilt wurde. Den Doppelmord an seinen Eltern. Doch immer noch gilt, dass alle Indizien gegen Melvin sprechen, vom Zeitablauf her bis zum Blut in seinem Wagen damals. Die neu zusammengestellte Ermittlungsgruppe des FBI, zu der Decker gehört, macht sich auf sein vehementes Drängen an den alten Fall. Und umgehend passen mehr und mehr Puzzlestücke sowohl der Aussagen des „alten“ vermeintlichen Mörders Melvin, als auch der Aussage des „neuen“ geständigen Mörders Montgomery nicht mehr zueinander. Selbst die Aussagen der Noch-Ehefrau des nun offiziell als Täter geltenden Montgomery verstrickt sich in Widersprüche. Zäh scheint es zu werden. Wenig Details, wenig Spuren nach so langen Jahren, eine Reihe von Zeugen bereits verstorben (und auch aktuelle Zeugen haben nicht immer eine hohe Lebenserwartung im Buch), doch gerade das macht auch für den Leser mit den Reiz des Buches aus. Aus Randnotizen, Nebenbeobachtungen und immer wieder Kleinigkeiten im riesigen Gedächtnis des eigenwilligen Ermittlers formt sich erst ganz langsam so etwas wie eine Idee. Deren weitere Verfolgung harte Bandagen erfordern wird. Dass Decker dabei in kurzer Zeit 15 Kilo abnimmt und vor allem eine seiner Kolleginnen sich fast auf die Fahne geschrieben hat, den Mann wieder in Form zu bringen, ist dabei zwar auch nur eine Randnotiz, sorgt aber dennoch immer wieder für kleine Auflockerungen der ruhig und stringent erzählten Geschichte. Eine Geschichte, in der Baldacci das Menschliche in den wachsenden Beziehungen der Figuren ebenso in den Blick nimmt, wie er den Leser minutiös an einer Hinrichtung teilnehmen lässt. Um Deckers Worten: „Schon ein Unschuldiger ist zu viel“ nachdrücklich in den Raum zu stellen. Ruhig, aber stetig erzählt, mit einer sich langsam, aber dann stark aufbauenden Spannungskurve und den Leser mit zum Rätselraten einladend, Baldacci legt wiederum eine anregende Lektüre um seine eigenwillige und vom Leben gebeutelte Ermittlerfigur vor.

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