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Rezension zu
Die Frau im hellblauen Kleid

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

90 Jahre Schauspieldynastie

Von: Frau Goethe
22.12.2017

Die Filmdiva Marianne Altmann ist überhaupt nicht einverstanden mit der Idee ihrer Tochter Vera, eine Dokumentation über die Schauspieldynastie zu produzieren. Die nur für Werbefilme gebuchte Tochter möchte mit der Kinofilmproduktion aus dem Schatten ihrer Mutter heraustreten. Hauptdarstellerin soll ihre Tochter Sophie sein, die den Star auf der Leinwand in den 30er Jahren Käthe spielen soll. Bei der Zusammenstellung des filmrelevanten Materials kommen Geheimnisse ans Licht, die Marianne seit Ende des Zweiten Weltkrieges für sich behalten hat. Die Zeit der Aufarbeitung beginnt. Beate Maxian erzählt in ihrem ersten belletristischen Roman das Leben von vier Generationen auf zwei Zeitebenen und verteilt auf drei Städte. Sie beginnt mit der Geschichte in Wien, wo es zur Diskussion zwischen der alternden Schauspielerin und ihrer Tochter kommt, dass man sich mit einem solchen Namen nicht für Werbefilme hergibt. Schon diese Szene verdeutlicht, wie das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist. Die Matriarchin bestimmt, wie das Erscheinungsbild nach außen zu sein hat. Vera hingegen sieht ihre Grenzen in ihrem Beruf weit enger gesteckt. Sie möchte lieber Regie führen, um etwas Eigenes vorweisen zu können. Zudem könnte ihre begabte Tochter Sophie, die ihrer Urgroßmutter in jungen Jahren ähnelt, die Hauptrolle spielen. Bevor es aber so weit kommt, müssen noch Dinge wie die Finanzierung und andere organisatorische Notwendigkeiten geklärt werden. Die vier Frauen unterscheiden sich deutlich vom Charakter und sind im Verlauf der Handlung leicht zu unterscheiden, auch wenn ihnen offenbar in Bezug auf Männer dieselbe Pechsträhne anhaftet. Sie handeln für den Leser ihren Eigenschaften entsprechend nachvollziehbar und entwickeln sich im Laufe der Zeit. Spannung erzeugt ein früh angedeutetes Geheimnis, das das Leben von Käthe und damit auch den nachfolgenden Generationen beeinflusst hat. Die Auflösung ermöglicht allerdings auch einen Blick in die dunkelste Zeit des Nationalsozialismus. Der historische Strang trägt somit das ganze Konstrukt. Zudem liest sich die Szenerie hinter den Filmkameras der UFA authentisch, sodass die Frau im hellblauen Kleid einen lebendigen Eindruck macht. Der zeitgenössische Erzählstrang hat in dieser Hinsicht leider keine gravierenden Höhen oder Tiefen. Er erklärt die Hintergründe, könnte aber manchmal etwas Tempo vertragen. Die Krimiautorin hat mit ihrem Romandebüt ein lesenswertes Buch geschaffen, das man nicht allzu oft aus der Hand legen sollte. Zwischen Wien und Berlin spielten sich damals wie heute Dramen ab, die emotional berühren. Die angesprochenen Ereignisse zwischen 1939 und 1945 hinterlassen noch heute ihre Spuren. Trotz der fiktiven Figuren entsteht beim Lesen ein beklemmendes Gefühl. Jede steht für einen Teil der Gesellschaft und hat somit ihre Berechtigung. Alles zusammen ergibt einen Schmöker mit nur ganz kleinen Schwächen.

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