Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
"Mama sagt, dass selbst die Vögel nicht mehr singen"

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bedrückende Realität

Von: tination
18.04.2018

Im Jahr 2011 beginnt die fast siebenjährige Myriam Rawick ein Tagebuch über ihr Leben. Myriam lebt mit ihren Eltern, armenische Christen, und der Schwester im Norden von Aleppo. Und sie liebt ihr Viertel, die Schule, die Menschen. Und kann es einfach nicht verstehen, warum auf einmal Krieg herrscht. Der französische Journalist Philipe Lobjois reiste Ende 2016 nach Aleppo. Bei der französischen Wohltätigkeitsorganisation SOS Chrétiens d’Orient lernt er Myriam kennen. Und beschließt, mit ihr das Tagebuch zu veröffentlichen. Um der Welt die Tragik der Kinder in Aleppo zu zeigen. Myriam Rawick – „Mama sagt, dass selbst die Vögel nicht mehr singen.“ Mein Tagebuch Aleppo 2011 – 2017 Das Buch erscheint in Tagebuchform. Myriam erzählt meist in recht kurzen Abschnitten von den Tagen in Aleppo. Doch auch ohne viele Worte und Sätze bringt sie dem Leser die Tragik des Geschehenen wider. Anfangs erlebt man noch ein buntes Aleppo mit vielen kleinen Vierteln und vielen Gerüchen. Im Laufe des Buches verschwindet immer mehr die Freude am Leben. Es geht nur noch ums Überleben. Und dafür muss Myriam auch das Viertel verlassen und in eine andere Wohnung ziehen. Sie sieht Tote, hört Bomben und muss sehr oft in Deckung gehen. Aus dem kleinen optimistischen Mädchen wurde eine heranwachsende, die nichts mehr vom Leben erwartet. Ihr wurde jegliche Zukunft genommen. Trotz all dieser Tragik versucht die Familie Rawick ein geregeltes Leben zu leben. Ob nun Krieg ist oder nicht. Und so geht Myriam täglich zur Schule, trotz dem gefährlichen Schulweg. Doch sie und ihre Eltern sind stolz, dass sie keine Abwesenheitstage auf dem jährlichen Zeugnis stehen hat. Und das bei all den Umständen. Mich hat dieser regelmäßige Alltag fasziniert. Stur lebt Familie Rawick ihr Leben weiter. Wenn schon nicht mehr in der eigenen Wohnung, dann wird halt umgezogen und weitergearbeitet. Das ist die bittere Realität: auch im Krieg geht der Alltag weiter. Einerseits Ablenkung von den aktuellen Geschehnissen. Andererseits auch der Kampf ums Überleben. An manchen Stellen hätte ich mir noch ein wenig mehr Hintergrundwissen gewünscht. Zu der Wohltätigkeitsorganisation. Zu der Person Frère Georges, zu dem Myriam und ihre Mutter immer wieder hingehen und auch selbst weiteren Hilfesuchenden helfen. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Man merkt schon, dass vor allem bei der Einleitung und beim Schluss der Journalist geholfen hat. Somit wirkt das Buch aber rund und stören tut es nicht. Denn die eigentliche Geschichte erzählt Myriam. Auch ohne Hintergrundwissen wirkt das Tagebuch sehr lange nach. Es zeigt die Brutalität des Krieges. Und dabei können die Kinder am allerwenigsten was dafür. Ich fange an zu begreifen. Begreifen, dass ich doch nicht wegschalten sollte. Hinsehen. Das ist der Schritt in die richtige Richtung. Anfangen etwas zu tun. Und dabei werde ich immer an Myriam denken. Denn was sie und viele, viele andere Kinder auf der Welt erleben müssen ist grausam. Ich hoffe es geht Myriam und ihrer Familie gut.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.