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Rezension zu
Alles was glänzt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Dorfdilemma

Von: tination
10.05.2018

Von eigentlich einem schon toten Ort erzählt Marie Gamillscheg. In „Alles was glänzt“ erzählt sie über ein Bergdorf, dass kurz vor dem Tod steht. Denn der hohle Berg droht dank intensiven Bergbaus in sich zusammenbrechen und das Dorf mit in den Tod reißen. Die Bewohner haben ihr Dorf schon längst aufgegeben. Doch der Regionalmanager Merih versucht trotzdem, die Bedrohung durch den Berg zu verdrängen und dem Dorf neuen Glanz zu verleihen. Ob er es schafft? Naja. Der Ort ist trostlos. Nicht an die benachbarte Schnellstraße angebunden. Das Grubenmuseum, das einstige touristische Ziel ist schon längst geschlossen. Genau gesagt, seitdem ein Journalist DER Journalist über die Einsturzgefahr des Berges medienwirksam berichtete. Das war der Tod des Ortes. Der Bürgermeister geht lieber zur Kur und Merih versucht, die letzten Bewohner vom Rande des Ortes ins Ortszentrum zu ziehen. Nur damit es auf dem Dorfplatz wieder belebter zugeht. Denn Susas Kneipe hat auch nur noch die allerletzten Stammgäste. Einer der Stammgäste ist Wenisch. Ein alter Mann, der auf die Rückkehr der Tochter von der Stadt ins Dorf wartet. Zurück zu ihm. Vergeblich. Auch sein bester Trinkkumpel, der Martin, ist bei einem Autounfall ums leben gekommen. Auf der Straße am Berg. Der Berg hat ihn wohl schon vor dem drohenden Einsturz geholt. Martins Freundin Esther kommt mit der Trauer um seinen Tod nicht klar. Und beginnt einen Neuanfang in der Stadt. Das kann leider ihre Schwester Teresa absolut nicht verstehen. Denn sie wollte und will weg aus dem Dorf. Denn sie sieht die klaffende Bergspalte am Rande des Dorfes. Verzweifelt ist sie. Sie möchte weg, kann aber nicht. Und Merih ist ihr auch keine Stütze. Denn der Regionalmanager möchte in das Dorf ziehen. Und nicht weggehen. Das versteht Teresa nicht. Sie ist verzweifelt. Verärgert, dass ihre Schwester ohne sie gegangen ist. Das Buch ist durchweg trostlos. Die Charaktere werden abwechselnd in relativ kurzen Kapiteln weitererzählt. Meist kurz und knapp in wenigen Sätzen. Das macht das ganze Leben im Dorf natürlich noch trostloser. Leider bleibt dabei der Zugang des Lesers zu den Charakteren auf der Strecke. Es bleibt eine sehr kühle Atmosphäre. Fast zu kühl. Am ehesten kann man noch Teresa nachvollziehen. Dieser immer wiederkehrende Blick zur Felsspalte lässt sie verzweifeln. Auch die letzte Hoffnung für den Ort, der Regionalmanager Merih, kann nichts tun. Seine Aktivitäten interessieren den Ort nicht. Die Hoffnung stirbt zuletzt. In dem Ort ist sie bereits gestorben. Es ist ein Buch der Hoffnungslosigkeit. Des Verzweifelns. Des Sterbens. Des Aufgebens. Der Trauer an bessere vergangene Zeiten. Und trotzdem interessant und brutal ehrlich. Denn die Charaktere könnte man an vielen Orten, die bereits am Aufgeben sind, finden. Diese Trostlosigkeit und die nicht verspürende Nähe zu den Charakteren kann einen Leser sehr herunterziehen. Der Berg, das Monster, tut hierbei sein Übriges. Wer also die Vorstufe und den Umgang einer wissenden, bevorstehenden Naturkatastrophe lesen möchte, ist hier richtig. Hier wird definitiv keine heile Welt erzählt.

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