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Rezension zu
Kleine große Schritte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine emotional aufwühlende Geschichte

Von: paperlove
17.07.2018

Ich habe die Geschichte völlig unvoreingenommen begonnen - ja ich habe sogar vorher nicht mal die Inhaltsangabe gelesen. Das Einzige, das mir vor dem Lesen bekannt war, war der Umstand, dass das Buch auf Goodreads überdurchschnittlich gute Bewertungen hat. Das war für mich Grund genug herausfinden zu wollen, woran das lag. Und eines kann ich schon mal vorneweg verraten: Ich teile die vielen begeisterten Stimmen zum Buch und war positiv überrascht, wie nachdenklich mich das Buch immer wieder gestimmt hat. Bei dem Cover hätte ich eher mit einer seichten Chick-Lit Lektüre gerechnet, aber tatsächlich gelesen habe ich eine tiefgreifende, emotionale Story, die sich mit vielen Facetten von Rassismus befasst. Zu Beginn lernen wir die afroamerikanische Hebamme Ruth bei ihrer Arbeit im Krankenhaus kennen. Seit Jahren hilft sie hier tagtäglich gebärenden Frauen ihre Kinder in Empfang zu nehmen. Sie arbeitet seit Jahren in ihrem Beruf und ist sehr erfahren in dem, was sie tut. Doch das soll keine Rolle spielen, als sie eines Tages mit Turk und Brit Bauer - einem rechtsextremen Ehepaar - konfrontiert wird, die ihr jeglichen Kontakt mit ihrem neugeborenen Sohn Davis untersagen. Sie wollen nicht, dass ihr Neugeborenes von einer afroamerikanischen Hebamme untersucht oder behandelt wird, denn das würde ihrer Ideologie widersprechen. Und sie machen keinen Hehl daraus, dies auch genauso zu kommunizieren. Ihrem Wunsch wird nachgekommen, was den Bauers letztendlich zum Verhängnis wird. Davis gerät einige Zeit später in eine Notsituation und da es Ruth untersagt ist, das Neugeborene überhaupt anzufassen, zögert sie, als es um die notwendigen Wiederbelebungsmassnahmen geht. Obwohl kurze Zeit später weitere Leute aus dem Behandlungsteam eintreffen und Ruth eindeutige Anweisungen geben, das Kind durch eine Herzdruckmassage wiederzubeleben, kommt die Hilfe zu spät und Davis stirbt. Für das Ehepaar Bauer ist klar: Ruth hat Schuld am Tod des Kindes. Und sie setzen alles daran, um dies auch vor Gericht zu beweisen. In den darauffolgenden Monaten erwartet Ruth einen nervenaufreibenden Gerichtsprozess. Unterstützt wird sie dabei von der Pflichtverteidigerin Kennedy, die ein besonderes Interesse an dem Fall entwickelt. Was anfänglich eine professionelle Arbeitsbeziehung ist, entwickelt sich mit der Zeit mehr und mehr zu einer tiefergehenden Freundschaft zwischen den beiden Frauen. Kennedy will den Fall strikt von rassistischen Hintergründen trennen, denn sie ist überzeugt davon, dass dies zum Nachteil von Ruth ausgelegt werden kann und sie den Fall so verlieren würden. Doch nach und nach muss sie feststellen, dass Rassismus sich nicht nur in einer einzigen, aktiven Form (wie bei Turk und Brit Bauer) äussert, sondern ganz viele Facetten haben kann und sich nicht einfach so von Ruths Geschichte abtrennen lässt. Sie muss sich eingestehen, dass Ruth nicht nur bei ihrem Aufeinandertreffen mit den Bauers, sondern in tagtäglichen Situationen mit Vorurteilen und Ablehnung konfrontiert ist, selbst wenn dies manchmal nur unterschwellig wahrnehmbar ist. Immer wieder beginnt sie ihre eigenen Einstellungen zu überdenken und sieht den Fall bis zum Schluss in einem ganz anderen Licht. Die neugewonnene Freundschaft verhilft ihr so zu einer neuen Perspektive zu gelangen, von der sie bisher gar nicht angenommen hatte, dass sie bei ihr verborgen war. Zuletzt überschlagen sich die Ereignisse und im Fall von Ruth wird ein überraschendes Urteil gefällt, mit dem sie – und auch ich als Leser – wahrscheinlich nicht gerechnet hätte. Den Verlauf der Geschichte fand ich sehr gut und nachvollziehbar aufgebaut. Ich habe mit Ruth emotional mitgelitten und sehr viel Mitgefühl für sie entwickelt. Während sich die Geschichte sehr gemächlich entwickelt, war mir das Ende dann im Vergleich etwas zu schnell abgehandelt. Bevor man weiss was passiert, ist das Urteil plötzlich gefällt und man wird gleichzeitig noch mit Enthüllungen aus dem Leben der Bauers überhäuft, die für mich etwas zu viel des Guten waren und auch ein wenig unglaubwürdig wirkten. Für mich hätte die Geschichte auch ohne diese Entwicklungen in den letzten Kapiteln funktioniert und es wirkte für meinen Geschmack teilweise etwas zu konstruiert, was sich die Autorin da noch alles ausgedacht hat, was die Schicksale von Britt und Turk Bauer angeht. Deshalb würde ich dem Buch letztendlich „nur“ 4.5 Sterne vergeben. Fazit: Eine eher ruhige und trotzdem emotional aufwühlende Geschichte über eine afroamerikanische Frau, deren Geschichte sinnbildlich für ganz viele Schicksale aus den USA steht, die tagtäglich mit Rassismus konfrontiert sind. Mich konnte Ruths Geschichte von Anfang an packen und ich habe bis zuletzt emotional mitgelitten. Insgesamt eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

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