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Rezension zu
Der Outsider

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Breit, spannend, flüssig erzählt

Von: Michael Lehmann-Pape
10.09.2018

Man ahnt es im ersten Teil des neuen Romans von Stephen King nicht unbedingt, aber für alle, die sich bestens an Bill Hodgins und seinen Kampf gegen „Mr. Mercedes“ (und anderes Böses)erinnern, gibt es im Werk auch ein Wieder-Treffen mit zumindest einer vertrauten und liebgewonnenen Person. Zu Recht, denn bei dem, was an Morden, an scheinbar einwandfrei überführten Tätern und an jenem „Outsider“ im ersten Teil des Romans stattfindet, bedarf es aller „Kräfte des Guten“, um dieser Gefahr gegenüberzutreten. Und ebenso wie in den vorhergehenden, umfassenden, epischen Erzählungen verlässt King (bereits seit langem) den Pfad reinen übernatürlichen Horrors samt dazugehörender Monster und wendet sich, immer noch klar und direkt, doch auch ein wenig subtiler, dem „Horror im Inneren“ von Personen zu. So treiben Kräfte ähnlich wie in „Es“ ein stückweit ihr Unwesen, ohne als außerweltliche Monsterform zu sehr in Erscheinung zu treten. Auch wenn das „Übernatürliche“ aus Gründen der Spannung und als Symbiose allen Bösen natürlich seine gewichtige Rolle im Buch spielt. Dennoch, wie die Figur des Jack Hoskins als „menschlicher Gegenspieler“ im vorliegenden Roman zeigt, in letzter Zeit sind es eher einströmende Gedanken, „eingeritzt wie Krebs in die Haut“, innere Haltlosigkeit und verdrängte Wut, die Menschen zu Monstern mutieren lassen, auch wenn der Fingernagel, der die Haut öffnet, an einer leibhaftigen Hand hängt. Entwicklungen, denen das „Übernatürliche Böse“ eher aus erzählerischen Gründen zur Seite gestellt wird. Zunächst jedoch wird es blutig, denn King schildert den Mord an einem kleinen Jungen, beziehungsweise das detaillierte Auffinden der geschundenen Leiche in blutigen, harten und schockierenden Farben, so dass der Leser umgehend bereit ist, allen anderen Ermittlern zu folgen und den Englischlehrer und Sporttrainer der örtlichen Schule umgehend zu verhaften und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Genügend Fingerabdrücke, Augenzeugen und andere Beweise liegen erdrückend vor. Und doch, einige ebenso harte Fakten lassen zumindest einen der Ermittler, Ralph Anderson (die eigentliche Hauptfigur des Romans), mehr und mehr zweifeln. Aber wie kann das sein, dass ein und dieselbe Person an zwei Orten zugleich sein könnte? Das kann nicht sein, daher braucht es nur mehr Arbeit und Ermittlungen, um die Schlinge um Terry, den Leser, zuzuziehen. Oder stimmt hier wirklich etwas ganz und gar nicht und die Schlinge liegt am völlig falschen Ort bzw. um den völlig falschen Hals? Wie bei King gewohnt erzählt er breit, umfassende, bietet viel Atmosphäre und viel Einblick in alle handelnden Personen (auch „Nebendarsteller), um aus verschiedenen Erzählperspektiven dem Rätsel nahe zu rücken. Unter sich ständig steigernder Gefahr für seine „guten Ermittler“ (hier sei der Leser gewarnt, wenn es der Spannung dient, kennt King weder Freund noch Feind) bis hin zum finalen Showdown. Dies alles souverän und routiniert gruppiert um die King seit ehedem umtreibende Kernfrage nach Gut und B öse, Angst und Mut in einer Welt, die nur scheinbar an der Oberfläche geordnet erscheint, schnell aber jede Ordnung verlieren kann. „Es war das Böse schlechthin, das reine Böse“. Einerseits. Und aber auch: „Ganz einfach. Dass es auf der Welt außerdem eine Kraft des Guten gibt“. Die zwei beherrschenden Pole aller King Werke und hier wiederum, zwar in bekanntem Schema und ohne große Überraschungen zum Ende hin, hervorragend erzählt wird.

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