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Rezension zu
Der Outsider

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Stephen King: “Der Outsider” (Heyne)

Von: Christian Funke
10.09.2018

„Das Denken verleiht der Welt einen dürftigen Anschein von Ordnung, falls man so schwach ist, sich von seinem Schauspiel überzeugen zu lassen.“ Colin Wilson, „Das Reich der Blinden“ Der US-amerikanische Schriftsteller Stephen King erweist sich auch in seinem neuen Roman Der Outsider als ein begnadeter Erzähler, dem man es anmerkt, dass es ihm Vergnügen bereitet, sich nicht mehr um Vorgaben oder Erwartungen scheren zu müssen. Stattdessen wechselt er virtuos die Genres und beweist (wie bereits in der Bill Hodges-Trilogie), dass er sich auch im Bereich des klassischen Thrillers souverän zu bewegen versteht. In Der Outsider erzählt er die grausame Geschichte der brutalen Vergewaltigung und Ermordung des elfjährigen Frank Peterson. Ein Tatverdächtiger ist schnell gefunden: der allseits beliebte Coach der Jugendbaseballmannschaft Terry Maitland. Denn neben zahlreichen Augenzeugen gibt es offensichtlich auch DNA-Spuren am Tatort. Für den ermittelnden Detective Ralph Anderson und sein Team reicht dies aus, um Coach T., wie er allgemein genannt wird, im großen Stil zu verhaften. Doch was macht man, wenn der vermeintliche Zeuge sich zum Tatzeitpunkt an einem anderen Ort befunden hat? Stephen King konzipiert mit seinem neusten Roman einen klassischen Thriller, der sich stilistisch nicht nur von seinem bisherigen Werk unterscheidet, sondern sich deutlich an den großen Akteuren der Thriller-Literatur orientiert. So gibt es neben einigen dem King-Fan schon aus der Hodges-Trilogie bekannten Nebenfiguren auch immer wieder Anspielungen an populäre Thriller-Autoren, am deutlichsten noch in der inhaltlich relevanten Lesung des Schriftstellers Harlan Coben. Stilistisch nüchtern, anfangs unterbrochen von Vernehmungsprotokollen, gelingt es King, ein schleichendes Gefühl des Unheimlichen zu erzeugen, welches nicht nur auf die Grausamkeit der Tat, sondern vermehrt auf der Unklarheit der Umstände fußt. Dabei liegt der Schwerpunkt erneut auf der Entwicklung der unterschiedlichen Charaktere, die auf der King-typischen Weise ausgearbeitet und weiterentwickelt werden. Erneut zeigt uns der Autor, dass uns der wahre Schrecken jederzeit begegnen kann und die vermeintliche alltägliche Realität lediglich Fassade ist. Dabei bietet auch Der Outsider viele überraschende Wendungen, bei denen sich die losen Handlungsfäden langsam verbinden. Der Outsider (Originaltitel: The Outsider, USA 2018) erscheint bei Heyne in einer Übersetzung aus dem Amerikanischen von Bernhard Kleinschmidt als ansprechend gestaltete, gebundene Ausgabe mit Lesezeichenband (752 Seiten, € 26,00). Im Anhang befindet sich eine kurze Nachbemerkung des Autors. Mit Der Outsider liefert King einen Roman voller politischer und gesellschaftlicher Metaphern, der sich sowohl als verzerrtes Spiegelbild eines gegenwärtigen Amerikas, aber auch als klassischer Grusel-Thriller lesen lässt. Ein stilistisch sehr bodenständiger, inhaltlich abwechslungsreicher und deshalb lesenswerter Roman eines Schriftstellers, der sich auch im fortgeschrittenen Alter mit beeindruckender Gelassenheit weiterhin im erzählerischen Gleichgewicht befindet. Christian Funke

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