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Rezensionen zu
Der Zug der Waisen

Christina Baker Kline

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€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Vivian ist 9 Jahre alt, als sie 1929 bei einem Brand ihre Familie verliert. Mit anderen Waisen wird sie in einen Zug gesteckt und von New York aus in den mittleren Westen gefahren. Der Zug macht an mehreren Stationen Halt. Dort stellen sich die Kinder auf um sich von Familien oder Ehepaaren "aussuchen" zu lassen um so ein neues Heim zu finden. Auch für Vivian findet sich ein neues Zuhause. Sie wünscht sich eine Familie, die sie so annimmt, wie sie ist und findet sich in einer Näherrei wieder, in der sie von nun an arbeiten soll. 2011: Molly ist auch eine Waise und fühlt sich bei ihren Pflegeeltern nicht wirklich wohl. Ihr Pflegevater ist ganz okay aber er lässt sich von seiner Frau, die Molly offensichtlich nicht mag, unterdrücken. Molly reagiert mit Rebellion. Nachdem sie in einer Bücherei ein Buch stiehlt, muss sie Sozialstunden leisten und lernt so die nun 91jährige Vivian kennen, bei der sie den Dachboden aufräumen soll. Ich hoffe, dass ich die richtigen Worte für das Buch finde aber ich versuche es einfach mal. Ich habe noch nie von diesem Stück amerikanischer Geschichte gehört und ich glaube, dass selbst vielen Amerikanern unbekannt ist, was damals geschehen ist. Auf der einen Seite fand ich es ganz gut, dass es da eine Organisation gab, die sich um Waisen kümmert, jedoch war ich entsetzt in welcher Art und Weise die Kinder behandelt wurden In den Zügen befanden sich Kinder jeden Alters. Vom Baby bis zum Teenager waren alle Altersgruppen vertreten und die Kinder haben sich nichts sehnlicher gewünscht als einfach nur einen warmen und sauberen Platz zum Schlafen. Einen Ort an dem sie angenommen werden und zu essen bekommen. Manche dieser Kinder fanden so einen Ort andere wurden nur als billige Arbeitskräfte missbraucht. Vivian arbeitet in dieser Näherrei von morgens bis abends, bekommt wenig zu essen, hat es aufgrund ihrer Herkunft - sie ist Irin - und ihrer roten Haare sehr schwer und ihr Name, der eigentlich Niamh ist, wird einfach mal so geändert. Mich hat es sehr beeindruckt, mit welcher unbändigen Kraft und Hoffnung, sich ein kleines Mädchen durchschlägt. Sehr schnell begreift sie, dass sie am Weitesten kommt, wenn sie einfach das, was ihr aufgetragen wird erledigt und nur selten traut sie sich, sich zaghaft dagegen zu wehren. Vivian wurde teils behandelt wie Vieh und das Mädchen hat mir so leid getan. Auf der anderen Seite ist da Molly, deren Geschichte einige Paralellen zu Vivian`s vorweist. Als sie Vivian für die Schule interviewt beginnt diese dem Mädchen ihr Geschichte, über die sie sonst nie ein Wort verloren hat, zu erzählen. Schnell wird klar, dass es um weit mehr geht, als Vivian`s Dachboden aufzuräumen! Die Geschichte hat mich sehr berührt und ab und zu lief auch mal die ein oder andere Träne. Nach Beendigung des Buches habe ich mich über die sogenannten "Orphan Trains" kundig gemacht und so einige Stunden im Internet verbracht. "Der Zug der Waisen" ist eine Geschichte über ganz viel Mut, Freundschaft und Schicksal. Einiges wäre Vivian verwehrt und erspart geblieben, wäre sie nicht im Waisenzug gelandet und ich habe mich oft gefragt, wie es Vivian ergangen wäre, wenn dieser Brand nie geschehen wäre, wie ihr Leben dann ausgesehen hätte. Das Buch wird mich gedanklich noch lange beschäftigen und ich bin wirklich dankbar, dass ich dieses Buch lesen und rezensieren durfte! Hier ein dickes Dankeschön an den Goldmann Verlag Ich weiß nicht, was ich noch weiter von diesem wundervollen Buch erzählen soll nur soviel - unbedingt lesen und selbst überzeugen lassen!!

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Christina Baker Kline unterrichtete Literatur und Kreatives Schreiben und wurde als Buchautorin und Herausgeberin von Anthologien bekannt. Ihr Roman “Der Zug der Waisen” war ein Mega-Erfolg in den USA und hielt sich monatelang an der Spitze der New-York-Times-Bestsellerliste. Im November 2014 erschien das Buch im Goldmann Verlag in deutscher Sprache. Die Überetzung ins Deutsche stammt von Anne Fröhlich. New York anno 1929 Vivian Daly, die neunjährige Tochter irischer Einwanderer, überlebt einen Wohnungsbrand als einzige ihrer Familie. Man verfrachtet die Kleine zusammen mit anderen Waisen in einen Zug, der in den Mittleren Westen fährt. Dort sollen die Kinder auf dem Land ein neues Zuhause finden. Nur wenige Kinder finden in der Fremde ein liebevolles Zuhause. Und auch Vivian stehen schwere Zeiten bevor … Erst im hohen Alter von 91 Jahren bricht Vivian, in der Begegnung mit der 17jährigen Molly, ihr Schweigen über ihr bewegendes Schicksal. Fazit In ihrem bewegenden Roman “Der Zug der Waisen” thematisiert Christina Baker Kline ein trauriges Kapitel der amerikanischen Geschichte. Es geht um die sogenannten „Orphan Trains“, in denen zwischen den Jahren 1854 und 1929 unzählige Waisenkinder in den Mittleren Westen gebracht wurden, um dort in neuen Familien zu leben. Oftmals waren die neuen Familien eher an billigen Arbeitskräften interessiert und beuteten die Kinder dementsprechend schamlos aus. Vivian verlor 1929 bei einem Wohnungsbrand ihre ganze Familie und gehörte zu den bedauernwerten Kindern, die auf eine Reise ins Ungewisse geschickt wurden. Dem Leser begegnet Vivian im Jahr 2011 – sie ist mittlerweile 91 Jahre alt. Ihr wird die 17jährige Halbwaise Molly zugeteilt, die zur Leistung von Sozialstunden verurteilt wurde. Molly soll Vivian dabei helfen, Ordnung in die unzähligen Kisten auf ihrem Dachboden zu bringen. Beim Sichten und Aufräumen der Kartons erinnert sich Vivian wieder an ihre turbolente Vergangenheit. Je länger die beiden so ungleichen Protagonistinnen Zeit miteinander verbringen, desto mehr Vertrauen bauen sie auf. Und schließlich erzählt Vivian der jungen Molly Unglaubliches aus ihrer Kindheit. Erzählt wird der Roman in wechselnden Perspektiven und Zeitebenen. Einmal in der Gegenwart und dann in den Jahren 1929 bis 1943. Die Autorin besitzt einen wunderbaren gefühlvollen Erzählstil, der mich von Anfang bis Ende total gefesselt hat. Ohne kitschig zu sein, ist der Roman voller Emotionen und Tragik. Ein sehr lesenswertes Buch über ein sehr dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte, das mich sehr berührt hat. Dieser Roman gehört für mich zu einem der besten, den ich in letzter Zeit gelesen habe! “Der Zug der Waisen” – Roman von Christina Baker Kline, erschienen im November 2014 im Goldmann Verlag, gebunden, 352 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3442313839 Herzlichen Dank an den Goldmann Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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Bis zu „Der Zug der Waisen“ von Christina Baker Kline war mir nichts über die Waisenzüge oder Orphan Trains in den USA bekannt. In ihren Hintergrundinformationen berichtet Christina Baker Kline, über den geschichtlichen Hintergrund der Orphan Trains, die für einige Kinder ein Glücksfall waren und für andere in die Sklaverei führten. Die Geschichte dieser Orphan Train Kinder erzählt sie anhand der fiktiven Lebensgeschichte, des neunjährigen irischen Waisenmädchen Niamh. Sie verlor ihre Eltern und Geschwister bei einem Brand 1929 und wurde zu einem der Kinder des Orphan Train. Ein weiterer Handlungsstrang ist die Geschichte um die Waise Molly. Sie ist indianischer Abstammung und nach dem Tod des Vaters und einem Gefängnisaufenthalt der Mutter wird sie von einer Pflegefamilie zu der nächsten geschoben. Nirgendwo ist sie heimisch und erlebt Ablehnung. 2011 in dem Jahr in dem ein Teil der Handlung spielt lebt sie bei Dinah und Ralph. Dinah arbeitet als Einsatzkoordinatorin bei der Polizei in Howard Spruce und ist streng religiös konservativ. Dadurch hat es Molly, die gänzlich anders ist – sie sit ein Goth und rebellisch – nicht leicht. Durch eine Dummheit bekommt Molly Sozialstunden aufgebrummt. Diese kann sie durch Unterstützung ihres Freundes Jack bei der 91jährigen Vivian ableisten, die ihren Speicher entrümpelt haben will. Zunächst ist sie skeptisch, aber dann findet sie zusammen mit Vivian wichtige Dinge aus deren Vergangenheit und Vivian beginnt ihre Lebensgeschichte nach und nach zu erzählen. Ich kann noch nicht einmal sagen, welcher Teil mir besser gefallen hat. Die Lebensgeschichte von Niamh und wie sie zu Vivian wurde, oder die Gegenwart von Molly und ihre Auseinandersetzungen mit Dinah. Letztere sind von Intoleranz Dinahs gegenüber Molly gekennzeichnet. Sie akzeptiert sie einfach nicht und stellt nur Regeln auf, an die Molly sich zu halten hat. Es gab keinen Moment in diesem Buch in dem ich Dinahs furchtbares Verhalten nachvollziehen konnte. Allein die Episode mit dem vegetarischen Essen fand ich so daneben von ihrer Seite, dass die Person, die mir vorher schon unsympathisch war, nun auch den letzten Kredit bei mir verspielte. Ebenso erging es mir mit Ralph, der scheinbar wirklich keine eigene Meinung hat und für mich ziemlich blass blieb. Die anderen beiden Nebencharaktere Jack und Terry, in Mollys Handlungsstrang, kann ich wirklich als solche bezeichnen, sie tauchen immer wieder mal in der Handlung auf und unterstützen teilweise Dinah oder Vivian. Wobei Terry auch skeptisch gegenüber Molly ist und dies auch gelegentlich zum Ausdruck bringt, aber dabei noch human bleibt. Auch Niamh oder Vivians Handlungszweig tauchen einige Nebencharaktere auf die auch gut dargestellt sind. Da ist zum einen die Betreuerin des Waisenzugs, die von ihrer charakterlichen Einstellung, sehr stark Dinah nahe kommt. Aber es gibt nicht nur negative oder neutrale Nebencharaktere. So sind Miss Larsen, Mrs Murphy und Mrs. Nielsen, die sich alle im Laufe der Handlung einen wichtigen Anteil an Niamh bzw. Vivians Leben haben, positive Charaktere, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen Vivian das Leben positiv zu gestalten und das sie Hoffnung hat. Auch wenn der Grundtenor von „Der Zug der Waisen“ traurig ist und ein nicht so glückliche Zeit der amerikanischen Geschichte – Orphan Trains, Weltwirtschaftskrise und Zweiter Weltkrieg – beschreibt, gibt es auch schöne Momente im Buch in denen Molly und auch Vivian Anerkennung und Liebe erfahren. Christina Baker Klines Schreibstil ist dabei immer sanft und berührend, wobei es teilweise auch durch die kurzen Sätze wie ein Bericht in Teilen rüber kam. Aber ich habe während der gesamten Handlung mit Vivian und Molly gefiebert. Teilweise über die Nebencharaktere den Kopf geschüttelt und auch Molly hätte ich in manchem Moment gerne mal geschüttelt, wenn sie wieder ihre Anwandlungen hatte. Auch wenn ich ihre Handlungsweisen nach dem ich ihre Geschichte kennen gelernt habe, auch etwas verstehen konnte. Mit einer Handlungsweise von Vivian hatte ich während des Lesens meine Schwierigkeiten und habe sie immer noch. Verstehen kann ich es nicht, aber über das Ende des Buches bin ich dennoch glücklich. Obwohl ich noch sehr gerne mehr aus Vivians Leben nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfahren hätte. Dieser Bruch kam mir zu abrupt, auch wenn zu diesem Zeitpunkt der Orphan Train keine Rolle mehr gespielt hat. Das Ende hat mich mit Bruch wieder versöhnt, da einige offene Fragen, die sich mir während des Buches gestellt habe – was ist aus den anderen Kinder des Zugs der Waisen geworden – beantwortet wurden. Gerade die kleinen Begebenheiten aus Vivians Geschichte wiederholen sich auch in Mollys, wenn man genau liest erkennt man sie und mich haben sie sowohl bei Vivian als auch bei Molly berührt. Geschichte wiederholt sich also doch und ist manches Mal gar nicht so weit auseinander, wie man denkt. Damals wie heute gibt es Menschen, die die Notlage von anderen ausnutzen und davon profitieren, auch diese Begebenheit zeigt Christina Baker Kline auf. Ein gefühlvolles und gut recherchiertes Werk über ein Stück Geschichte, das nicht überall bekannt sein wird und mich immer noch nachdenken lässt. Eine absolute Leseempfehlung.

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Der Roman handelt über zwei Protagonistinnen. Die eine Protagonistin ist die junge Molly, deren Vater früh starb als sie noch ein Kleinkind war, und nun bei Pflegeeltern lebt, weil ihre Mutter mit sich genug Probleme hat. Die zweite Protagonistin ist die dreiundneunzigjährige Vivian, die alleine in einem großen Haus im Bundesstaat Maine lebt wie Molly. Vivians ursprünglicher Name war Niamh, gegeben von ihren irischen Eltern, die mit ihr und ihren Geschwistern von Irland nach Amerika im Jahre 1927 auswanderten, um in Amerika ein besseres Leben führen zu können. Denn Niamhs Vater hatte keine beruflichen Perspektiven in Kinvara im County Galway, um eine fünfköpfige Familie zu ernähren. Christina Baker Kline ist eine amerikanische Buchautorin, die sich intensiv über Literatur und Zeitzeugen mit diesem historischen Kapitel der „entwurzelten“ Waisenkinder aus den Jahren 1854 bis 1929 beschäftigte, die zum größten Teil Kinder aus irisch-katholischen Einwandererfamilien stammen. Diese Kinder wurden in örtlichen Gemeinden bei einem Versammlungstermin im Auftrag von nationalen oder regionalen Waisenorganisationen vorgestellt, und an die Familien vor Ort vermittelt, indem diese Familien sich die jeweiligen Kinder vom Säuglings- bis zum Teenageralter heraus gesucht haben - je nachdem wie diese Kinder auf den Farmen oder in den gut bürgerlichen Familien eingesetzt werden konnten. Häufig besuchten diese Kinder kaum eine Schule, sondern wurden als Kinderarbeiter eingesetzt. Wurden keine Kind bei dem ersten örtlichen Treffen vermittelt oder eine Familie war unzufrieden mit den Kindern, so wurden diese Kinder in den sogenannten Waisenzug gesetzt und ihre Betreuer versuchten es im nächsten Ort, diese Kinder an eine andere Familie zu vermitteln. Christina Baker Kline hat eine kleine unbekannte, amerikanische Geschichte anrührend, unterhaltsam und interessant in einen Roman umgesetzt. Man stellt beim Lesen fest, dass die Autorin gut für dieses Buch recherchiert hat, was sie am Ende des Romans in einem kleinen Kapitel erläutert. Wer sich für Geschichte - amerikanische Geschichte ebenso - und für Familiengeschichten sowieso, kann ich dieses Buch nur ans Herz legen.

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Zug ins Ungewisse

Von: C. Jordan aus Barsinghausen

21.02.2015

Anfang des 20. Jahrhunderts werden Waisenkinder in Zügen von der Ostküste in den mittleren Westen der USA gebracht und an neue Familien vermittelt. Die Kinder reisen ins Ungewisse und kommen oft nicht in ein neues, liebevolles Haus, sondern werden als billige Arbeitskräfte missbraucht. So ergeht es auch der erst neunjährigen Niamh, die mit ihren Eltern aus Irland einwandert und diese dann bei einem Wohnungsbrand verliert. Im Laufe ihrer Geschichte wird auch ihr Namen geändert und man lernt sie als Vivian kennen. Sie trifft als alte Frau auf die junge Molly und erzählt ihre Geschichte. Denn Molly wird in der heutigen Zeit von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht. Vivian und Molly erzählen ihre Geschichte in der Ich-Form, ohne gefühlsduselig zu sein. Gerade diese unsentimentale Art lässt einen als Leser voll in die Geschichte eintauchen, lässt einen mitfühlen und man kann sich die Situationen sehr gut vorstellen. Nachfühlen ist da schlechter, wie kann man sich auch nur annähernd so etwas vorstellen. Hier wird ein eher wenig bekannter, nicht sehr rühmlicher, Teil der jüngeren Geschichte der USA erzählt. Mir hat dieser Roman einfach nur sehr gut gefallen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Schreibweise ist sehr ansprechend, schnörkellos und gut. Eine totale Leseempfeh-lung von mir.

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Nur billige Arbeitskräfte

Von: mabuerele aus W.

09.11.2014

„…Sie hat sich mit dem zufrieden zu geben, was sie bekommt, und das ist selten das, was sie sich wünscht…“ Wir schreiben das Jahr 2011 in Spruce Harbor. Die 17jährige Molly lebt bei Pflegeeltern. Doch zwischen Molly und der Pflegemutter Dina gibt es Spannungen. Hinzu kommt, dass Molly in der Bibliothek ein Buch gestohlen hat. Nun hat sie die Wahl zwischen einer Jugendhaft oder 50 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Ihr Freund Jack vermittelt ihr eine Beschäftigung bei einer alten Dame. Molly soll Vivian beim Ausräumen des Bodens helfen. Die Geschichte wechselt in das Jahr 1929. Die 9jährige Niamh ist mit ihren Eltern und Geschwistern aus Irland nach New York gekommen. Der Traum von einem besseren Leben aber zerschlägt sich schnell. Bei einem Brand verliert Niamh ihre Familie. Zusammen mit anderen Waisenkindern wird sie in einen Zug gesetzt und in den Westen des Landes geschickt. Dort warten Pflegeeltern auf die Kinder. Das Buch arbeitet ein dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte auf und verbindet das geschickt mit der Gegenwart. Bei der Arbeit auf dem Boden erzählt Vivian, die einst Niamh hieß, Molly ihre Geschichte. Gleichzeitig vollzieht sich bei Molly eine Wandlung. Ihr Leben, das bisher auf Protest gesetzt hat, bekommt eine neue Aufgabe und eine Hoffnung für die Zukunft. Das Buch lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Dazu beigetragen hat nicht nur die bittere Lebensgeschichte von Vivian, sondern auch die gewollt eingesetzten Parallelen zwischen Molly und Vivian. Beide haben in jungen Jahren die Eltern verloren, Lieblosigkeit kennengelernt und waren mehr geduldet als gewollt. In der Vergangenheit war die Arbeitskraft des Kindes der Grund für seine Aufnahme, heute das Pflegegeld. Der Schreibstil ist über weite Strecken sachlich. Dadurch wird insbesondere in der Vergangenheit das harte Leben der Kinder deutlich. Sie wirken traumatisiert und zu keiner Reaktion fähig. Anweisungen werden widerspruchslos ausgeführt. Nur wenige lehnen sich dagegen auf – und das bekommt ihnen nicht gut. In der Gegenwart stehen die Dialoge von Molly mit Dina, aber auch mit Jack für den eigenen Willen der jungen Frau, die sich nicht verbiegen lassen will. Die Handlungsorte werden ausführlich beschrieben. Dafür findet die Autorin treffende Metapher. Als die Hoffnung auf Besserung wächst, wird der Sprachstil emotionaler. Dass betrifft auch die abschließenden Kapitel der Gegenwart. Gut gefallen hat mir, dass wichtige historische Themen eingearbeitet wurden. Dazu gehören die Folgen der Weltwirtschaftskrise und des zweiten Weltkrieges, aber auch der Umgang mit den Indianern. Wichtig finde ich die kurze Darstellung der Geschichte der Züge der Waisen im Anhang und ihre Veranschaulichung durch konkrete Fotos. Das rundet das Buch ab, denn ein Roman erzählt immer nur wenige Einzelschicksale. Das in verschiedenen Grautönen gehalten Cover mit den Kindern, wobei die Schrift in Rot abgesetzt wirkt, finde ich gelungen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die abwechslungsreiche und vielschichtige Geschichte hat mich tief berührt.

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„Ich glaube an Geister“ … so beginnt der Prolog, in dem die mittlerweile 91- jährige Vivian ein bisschen über sich erzählt. Schon da überkam mich ein leichter Schauer, denn zwischen den Zeilen paaren sich Traurigkeit mit Mut. Eine eigenwillige Mischung, die Vivian bei ihrem Weg geholfen hat. Zunächst lerne ich sie in 2011 kennen und ihr Humor hat mir von Anfang an gefallen. Sie und Molly trennen so viele Jahre und Vivian gelingt es so nach und nach, Mollys Vertrauen zu gewinnen. In gewisser Weise sind sie Seelenverwandte, beide haben ihre Eltern früh verloren, beide haben Wurzeln, die als Makel ausgelegt werden. Der Übergang in die Vergangenheit ist perfekt gelöst und in diesen Abschnitten erzählt Vivian von ihrer freudlosen Kindheit. Zwischen 1854 und 1929 brachten die sogenannten „Orphan Trains“ (Waisenzüge) mehr als zweihunderttausend Kinder in eine ungewisse Zukunft. Vivian ist eines dieser Kinder und sie erzählt stellvertretend für viele ihrer Leidensgenossen über das, was damals passiert ist. Ihre Geschichte beginnt 1929. Da hieß sie noch Niamh und war gerade mit ihrer Familie von Irland nach Amerika übergesiedelt in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Diese Hoffnung löste sich in nur einer Nacht in Luft auf. Ich musste oft heftig schlucken, diese Kinder wurden fast wie Sklaven behandelt, vorgeführt und „verschachert“. Und es waren so viele ... Die Autorin wechselt immer wieder in die Gegenwart und so erkenne ich immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen der alten Dame Vivian und Molly. Hier erzählt Christina Baker Kline in der 3. Person, in der Vergangenheit lässt sie Vivian in der Ich-Form und im Präsens erzählen. Und so kommt mir ihre Geschichte verdammt nah. Die Gewissheit, dass es sich hier nicht um reine Fiktion handelt, macht das Ganze um so trauriger. Aber gleichzeitig macht die Geschichte auch Mut, denn Vivian lässt sich nicht unterkriegen, arrangiert sich mit ihren jeweiligen Situationen. Und da ich sie ja auch 2011 kennen lerne, weiß ich ja, dass sie ein langes Leben hatte und es ihr nicht schlecht geht. Christina Baker Kline erzählt sehr einfühlsam und mit einer gesunden Portion Humor. Das macht die traurigen Passagen etwas erträglicher. Ich begleite Vivian bis 1943 und immer wieder gibt es Momente, wo mich mit ihr freue und dann wieder schießen mir die Tränen in die Augen. Es ist ein sehr emotionales Buch und am Ende hatte ich Gänsehaut! Fazit: Ein sehr bewegendes Buch über Verlust, Mut und Freundschaft!

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