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Rezensionen zu
Ventoux

Bert Wagendorp

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Erinnerungen auf dem mystischen Berg Nicht nur für Radsportfans: Ventoux von Bert Wagendorp Dem niederländischen Autor Bert Wagendorp ist in seiner Heimat mit seinem ersten Roman „Ventoux“ ein Bestseller gelungen. Inzwischen ist dieser auch auf Deutsch erschienen und dürfte nicht nur für Radsportfans eine unterhaltsame Lektüre sein. Aber natürlich wird allein der Titel bei radsportbegeisterten Lesern große Erwartungen wecken: „Ventoux“ – ein Berg in der Provence, ein Mythos der Tour de France und Sehnsuchtsort ambitionierter Radsportler. Der Protagonist des Romans heißt Bart, ist Journalist und um die 50 Jahre alt. Er berichtet als Ich-Erzähler über seine Kindheit, seine Jugend und sein aktuelles Leben. Es ist nun 30 Jahre her, als Bart und seine Freunde - fünf Jungen und ein Mädchen - nach dem Abitur in die Provence reisen. Drei von ihnen konnten den mystischen Mont Ventoux mit dem Fahrrad bezwingen. Bei der Abfahrt geschieht dann das Drama: Einer der Freunde verunglückt tödlich. Dreißig Jahre später trifft sich nun dieselbe Gruppe wieder am Mont Ventoux, um den Berg ein zweites Mal zu erklimmen, aber auch um das Rätsel um den Tod des Freundes von damals zu lösen. Denn bis heute ist es unklar, ob der Tod ein Unfall oder Selbstmord war. Radfahren als Metapher für das Leben Die Qualität des Romans erinnert in seiner Struktur an eine Etappe bei der Tour de France: Steile Anstiege, rasante Abfahrten, spektakuläre Höhepunkte und teilweise auch einige eher flache Streckenabschnitte. In diesem Roman geht es aber nicht nur ums Radfahren, sondern schlicht und einfach um das Leben mit seinen Höhen und Tiefen und um die Erinnerungen an vergangene Zeiten. Das Radfahren dient Wagendorp als Metapher auf das Leben. Das ist stark, jedoch fängt da auch ein Problem des Romans an: Wagendorp übernimmt sich teilweise und arbeitet sich auf den 320 Seiten an diversen komplexen Themen ab. Wagendorp stellt die großen Fragen und gibt darauf Antworten. Das ist mal mehr, mal eher weniger schlüssig. Etwas weniger Pathos täte der Glaubwürdigkeit des Romans gut. Es geht um Liebe und Freundschaft, um das Älterwerden und die Wendungen des Lebens. Dabei gelingt es dem Autor immer wieder, den Leser zu berühren, zum Nachdenken, aber auch zum Lächeln zu bringen. Bei aller inhaltlichen Relevanz schreibt Wagendorp mit viel Schwung, Ironie, aber auch Melancholie. Besonders stark sind die Passagen, in denen der Autor die Atmosphäre der 1980er Jahre greif- und erfahrbar macht. Das Ende misslingt dann leider fast vollends, trotzdem ist „Ventoux“ ein unterhaltsames und lesenswertes Buch. Der Autor Bert Wagendorp, Jahrgang 1956, ist als Kolumnist für die niederländische Zeitung De Volkskrant und eine flämische Tageszeitung tätig. Zwischen 1989 und 1994 berichtete er als Sportreporter von großen Radrennen, unter anderem von der Tour de France. Zudem hat er das literarische Radrennmagazin De Muur mitbegründet. „Ventoux“ war in den Niederlanden der große Überraschungsbestseller der letzten Jahre und wurde auch verfilmt.

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Ventoux

Von: Bri

18.09.2016

Fünf Jungs, die sich, bis auf einen, alle bereits aus der Vorschule kennen, treffen als Teenager die wunderhübsche Laura. Um sie werden die Jungs in den nächsten Jahren allesamt schwärmen wie die Motten ums Licht. Bart ist von Beruf Journalist und war lange Jahre Radrennsportexperte, bevor er Gerichtsreporter wurde. In dieser Funktion allerdings trifft er nach Jahrzehnten wieder auf seinen alten Freund André, der früher als großartiges Radrennsporttalent gehandelt, letztendlich in ganz anderen, nicht ganz gesetzeskonformen Kreisen landete. Mit David, dem aus Surinam stammenden Reiseexperten, der am liebsten zuhause in Zutphen bleibt und scheinbar der verlässlichste der Freunde ist, blieb Bart über die Jahre immer in Kontakt. Joost hingegen hat sich in die Höhen der Physik-Genies geschwungen und ist in Erwartung des Spinoza Preises. Peter, der die Vierertruppe erst kennen lernte, als seine Eltern mit ihrem schwimmenden Bordell in Zutphen ankerten und blieben, der aufstrebende, geniale und erfolgreiche Jungdichter, dessen Beziehung zu Laura offensichtlich nicht rein platonisch war, er ist der Grund, weshalb sich die Gruppe vor dreißig Jahren auflöste und Laura einfach verschwand. Besser gesagt, ist es nicht Peter selbst, sondern das, was mit ihm passierte, damals auf dem Ventoux … Ventoux – ein Wort, das für mich immer nach Wind, Kampf und gleichzeitigem Sieg klang. Am bekanntesten wohl bei Motorrad- oder Radfahrern und klassisch orientierten Literaturfreunden. Bilder des kahlen Bergs zeigen, wie steil die Anstiege bis zum Gipfel dort sind, wie gnadenlos man klettern muss, will man mit dem Rad oben ankommen. Petrarca hat den Berg zu Fuß bezwungen, viele Tour-de-France-Fahrer mit ihren Rädern. Rauf ist anstrengend, aber runter kann tödlich sein. Jeder der schon selbst einmal einen solchen Berg abgefahren ist – sei es mit dem Rad oder dem Motorrad, weiß, wie wichtig Kontrolle ist. Autofahrer haben es da vergleichsweise leicht … doch jedes noch so kleine Splittsteinchen ist für die Reifen eines schmalen Rennrades eine große Gefahr. " … Jungs so sieht das Glück aus! Rad fahren, an nichts denken, einen Meter voraus auf den Asphalt starren." Bart und Joost haben sich vorgenommen, den Ventoux nach dem Schulabschluss mit den Rädern zu bezwingen. André, der für das Vorhaben Geeignetste, ist bereits in anderen Sphären unterwegs, David zu bequem und Laura keine Radrennsportlerin, genauso wenig ist das Peter, doch er, der Stürmer und Dränger, erhofft sich nach zahlreichen Anekdoten über den Berg einen dichterischen Höhenflug. So nimmt er, untrainiert am ambitionierten Unternehmen von Bart und Joost teil. Bert Wagendorp hat die Geschichte der sechs jungen Menschen, deren aller Leben durch ein fatales Ereignis jäh aus den Angeln gerissen wurde, zunächst hinsichtlich einer Verfilmung als Drehbuch verfasst. Der Roman, den er anschließend aus dem Plot erarbeitete, besitzt Tiefe, Vielfältigkeit und ist angereichert mit mannigfaltigen Verweisen, denen man als Leser gerne nachgeht. Autobiographisches fließt genauso ein, wie seine fundierten Kenntnisse über den Radrennzirkus, klassische Literatur, die provenzalische Landschaft und das eigene Erleben eines Ventoux – Abenteuers. Geschickt lässt er seine Hauptfigur die Ereignisse von damals erzählen – Laura, die Angebetete aller, der vermeintliche Grund für die Trennung der Jungs, bringt alle wieder zusammen und klärt damit, nicht ganz ohne Schmerz, die wahren Gründe für die damaligen Ereignisse. Alles war anders und bei Weitem weniger poetisch motiviert als angenommen. Man könnte gar sagen, menschliche Abgründe tun sich auf. Eine Auflösung par excellence, die verblüfft, setzt das Tüpfelchen aufs i. Ventoux – Ein Sommer, der das Fieber des Lebens in sich trug. Ein Roman über Freundschaft, Liebe, Verrat und die Kunst, sich neu zu positionieren. " Wir sprachen nicht. Abgesehen von Warnungen vor überholenden oder entgegenkommenden Autos. Vier Männer beim Windschattenfahren. Nirgendwo ist das Gefühl der Freundschaft und Loyalität stärker als in so einer Gruppe von Radrennfahrern. Man achtet aufeinander. Der Stärkste macht die Führungsarbeit, oder man wechselt sich ab. Beim Überholen eine kurze Berührung am Rücken wie eine Liebkosung. Man spürt, wie alle sich konzentrieren, wie sie versuchen, ein einziger Rad fahrender Organismus zu werden, ein Körper, ein Geist."

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