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Rezensionen zu
Die störrische Braut

Anne Tyler

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Die störrische Braut von Anne Tyler ist die Adaption der Widerspenstigen Zähmung von Shakespeare aus dem Hogarth Projekt, das im Deutschen Knaus veröffentlicht. Übersetzt hat das Buch Sabine Schwenk. Veröffentlicht wurde es mit 224 Seiten im Oktober 2016. Danke an den Verlag und das Bloggerportal für mein Exemplar. Kate Battista hasst Kinder und arbeitet in einem Kindergarten. Sie isst am liebsten Trockenfleisch und liebt ihren Garten, muss sich aber um ihren Vater und die kleine Schwester kümmern, die die nervige Angewohnheit hat am Ende der Sätze die Stimme zu heben. So was findet Kate einfach dumm. Sie ist gefangen in ihrem Trott und hat sich damit abgefunden. Da möchte ihr Vater plötzlich, dass sie seinen Assistenten heiratet, damit der nicht nach Russland abgeschoben ist. Kate ist entsetzt. Ein Auge hat sie eher auf den netten Typ von der Arbeit geworfen, als auf den direkten Russen. Anne Tyler hat die turbulente Vorlage kräftig gekürzt, um einem zentralen Thema Platz zu schaffen. Statt einer doppelten Liebesgeschichte, tritt die kleine Schwester in den Hintergrund und Kate bekommt endlich den Raum, den sie schon immer gebraucht hat. Plötzlich ist sie nicht nur die Widerspenstige, sondern ein ausgeklügeltes Psychogramm entfaltet sich. Darin ist Kate Lastesel, Zurückgewiesene, Haushaltshilfe, mutterlos und weit von allem entfernt, was sie selbst ausmacht. Absolut fremdgesteuert geht sie durchs Leben. Das dieser Fremdsteuerung der Vater mit seinem absurden Wunsch die Krone aufsetzt, weckt Kate geradezu auf. Sie ist nicht bereit, sich in ihrem Leben noch eine Bürde aufzuladen. Doch dann beginnt sie zu denken und entdeckt Lücken. Lücken für sich. Sie beginnt, die Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Vom Alltagstrott wird Kate zur Selbstreflexion weggelotst und erfährt dabei noch einiges über ihre eigene Vergangenheit. Die Auseinandersetzung mit dem Gewesenen lassen auch die Zukunft für Kate in einem anderen Licht erstrahlen. Sehr spannend fand ich beim Lesen, wie die im Grunde aufgeklärte und bodenständige Kate ihre Sicht auf Männer verändert. Dass der Roman gerade die Rechte und Aufgaben der Männer in ein neues Licht stellt, ist doch bemerkenswert. Gleichzeitig tut er das aber auch mit einem wesentlich verkitschterem Thema: Der Liebe. Kate heiratet nicht aus Liebe, sondern aus Vernunft. Doch durch diese Vernunft kann sie ihren Mann mit anderen Augen sehen und Seiten entdecken, die ihre romantisierte Schwester nicht erkennt. Sie erkennt die Sehnsucht nach einem Selbst, die auch Pjotr antreibt, den alle außer Kate „Pjoder“ nennen. Und sie erkennt sich selbst darin wieder. Ein grundlegendes Verstehen also, das die Basis bildet für alles, was zwischen dem letzten Kapitel und dem Epilog noch gekommen sein mag. Der Widerspenstigen Zähmung mag ich sehr. Ich gestehe auch ohne Scham, dass die Adaption 10 Dinge, die ich an dir hasse zu meinen Lieblingsfilmen zählt. Auch Anne Tyler greift viele Merkmale auf, die geradezu klassisch für eine Adaption der Komödie sind. Der Vater ist Mediziner (hier aber verkopfter Wissenschaftler) und die kleine Schwester gar nicht so dumm, wie sie tut, sondern vor allem eine gute Schauspielerin. Doch sowohl Kates Widerspenstigkeit, als auch ihre Zähmung erscheinen hier in einem völlig neuen Licht, das mich immer noch beschäftigt. Ein unglaublich tiefgehender Roman, der Liebe entmythologisiert und Kate zu einer vollen Persönlichkeit macht. Großartig.

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Kate ist Ende zwanzig, hat ein gescheitertes Studium aufzuweisen und lebt mit ihrem Vater und ihrer pubertierenden Schwester Bunny zusammen. Ihr Vater ist Wissenschaftler im Bereich Autoimmunerkrankungen und als sein Assistent, der Weißrusse Pjotr, die USA nach Ablauf des Visums wieder verlassen soll, reift in ihm ein Plan. Kate soll einfach Pjotr heiraten, dann kann der in den USA bleiben und für Kate ist auch eine Lösung gefunden. Doch so leicht macht Kate es ihm und Pjotr nicht, sie wehrt sich gegen den Plan der beiden. Anne Tyler hat mit „Die störrische Braut“ eine wunderbar unterhaltsame und feinsinnige Neuauflage von Shakespeares Stoff „Der Widerspenstigen Zähmung“ geschaffen. Kate ist eine sehr eigenständige und moderne Frau und ihre Schwester entspricht so ziemlich dem amerikanischen Highschool-Teenager-Klischee. Doch Tyler lässt Kate eine viel stärkere Frau sein, als es Shakespeares Figur auf den ersten Blick war. Sie lässt sich nicht zwingen oder brechen, sie trifft eine sehr aktive und reflektierte Entscheidung. Am Ende lässt sie alle in einem wunderbaren, kurzen Monolog wissen, was sie zu ihrer Entscheidung bewogen hat und verweist damit all ihre Kritiker in die Schranken. Sie ist keineswegs die brave Tochter, die sich den Wünschen ihres Vaters fügt, sondern eine selbstbewusste Frau, die auch für sich die beste Lösung sucht. Anne Tyler beschreibt die ganze Geschichte mit einer Menge Humor und Witz, die Lektüre ist sehr kurzweilig und macht einfach Freude. Dabei hat Tyler auch um die Hauptfiguren herum eine bunte Mischung an Nebenpersonal geschaffen, die der Story noch einen besonderen Unterhaltungswert geben. Ich kann jedem die Lektüre von Anne Tylers „Eine störrische Braut“ nur ans Herz legen, auch ohne Kenntnis des Originals von Shakespeare verschafft einem dieser Roman viel Spaß beim Lesen. Die moderne Version von „Der Widerspenstigen Zähmung“ ist Anne Tyler auf jeden Fall gelungen.

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Im Haushalt der Battistas läuft vieles anders als in anderen Häusern. Dr. Battista hat wenig Sinn für überflüssige Dinge wie Essen, die Spülmaschine wird aus und wieder eingeräumt, warum den Umweg über den Küchenschrank nehmen? Die Töchter muss er alleine erziehen, wobei das eher in der Hand der Natur liegt, lieber verkriecht er sich in sein Labor. Entsprechend fristet Kate mit 29 ein jungfernhaftes Leben mit einem Job im Kindergarten, den sie hasst, der aber nach Abbruch des Studiums die einzige Alternative war. Bunny ist mit ihren 15 Jahren das genaue Gegenteil. Das eingespielte Trio lebt nach festen Routinen bis diese einen herben Schlag erhalten: Dr. Battistas Assistent droht ausgewiesen und somit die letzten Jahre Forschung zunichte gemacht zu werden. Da wäre es dich passend, wenn Pjotr einfach Kate heiraten könnte. Völlig überraschend für den Vater ist die zukünftige Braut ist wenig angetan von der Idee, den schrägen Polen zu ehelichen. Anne Tylers Roman ist eine Hommage an William Shakespeares " Der Widerspenstigen Zähmung" und im Ehrenjahr des großen Dichters erschienen. Der Autorin gelingt es den leichten Ton der Komödie auch in ihrem Buch aufzugreifen. Mit viel Situationskomik und schrulligen Charakteren ist das Lesen ein wahres Vergnügen. Der durchaus etwas stereotypisch geratene Forscher, dem der Alltag zuwider ist, die störrische junge Frau, die mit ihrer direkten Art aneckt, aber durch ihre intelligenten Anmerkungen viel Spaß macht, das etwas dumpfe junge Mädchen und zuletzt der sprachlich eingeschränkte Einwanderer - in der Tat ein Kuriosenkabinett. Das alles in einem Plot ohne große Schnörkel, aber mit kleinen Verwicklungen, die für reichlich Turbulenzen sorgen und so ein herrlich unterhaltsames Lustspiel ergeben. Was ist von den Remakes von Shakespeares Stücken zu halten? Der große Dichter hat ja nun selbst seine Plots übernommen, Generationen und Jahrhunderte überdauernde Motive gewählt, die gerade deshalb auch heute noch populär sind. Ein bekanntes Sujet zu transformieren und zu adaptieren ist keine leichte Sache, wenn es originell und überzeugend werden soll. Anne Tyler ist das gelungen. Sie kann unterhalten, das Setting passt in die heutige Zeit, ist in sich stimmig und transportiert meines Erachtens den Geist Shakespeares auf wunderbare Weise: das Volk kam ins Theater, um unterhalten zu werden. Anne Tyler bietet ein Buch an und der Leser wird unterhalten.

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