Zugegeben, dieses Mal hatte ich mit dem Anfang erhebliche Probleme. Dieser Zeitsprung ging einfach nicht in meinen Kopf und ich hab gar nicht in die Geschichte reingefunden, weil ich immer wieder zu diesem Jungen mit dem Geweih zurückgekehrt bin. Für mich fehlte hier eine Verbindung zwischen der dann folgenden Geschichte und diesem Jungen. Aber das hinderte natürlich nicht daran, weiterzuhören und dem Ganzen eine Chance zu geben - und das hat sich gelohnt.
Als die Leiche gefunden wird und in der Nähe eine Kamera, steht kurz darauf fest, dass der Todeskampf gefilmt wurde. Nun ist die Frage, wer tut so etwas? Es dauert eine Weile, bis man die in der Linse eingeritzte Zahle 4 findet, doch dann laufen Kommissar Holger Munch und sein Team zur Hochform auf. Ihm werden dieses Mal gewaltige Felsbrocken in den Weg gelegt, die er zu überwinden versucht, was gar nicht so einfach ist. Bald taucht eine Liste auf und während Munch zwar weiß, was drauf steht, wird der Leser noch ein wenig auf die Folter gespannt. Sein eigenes Team gerät auch in Gefahr, allerdings von einer ganz anderen Seite her.
Bjork stellt dieses Mal vor allem Mia Krügers Privatleben in den Mittelpunkt, von dem man ja bereits in den vergangenen zwei Bänden schon einiges mitbekommen hat. Doch nun ist da nicht nur graue, traurige Vergangenheit, sondern auch aktuelles Geschehen, das der Leser irgendwie in einen Zusammenhang bringen muss. Man hat fast zwei Geschichten in einem Buch und es gibt Punkte, da ist das zu viel und Bjork verzettelt sich ein wenig. Mittlerweile hat er seine Protagonisten natürlich schon sehr ausgeformt, wir wissen so viel über Mia Krüger, die mit jeder Zeile immer untragbarer und unsympathischer wird, dass man wirklich abwägen muss, ob es eine Holger Munch-Reihe ist und nicht viel eher die junge Kollegin Krüger den eigentlichen Hauptpart einnimmt.
Was ist mit der Leiche? Die bleibt nicht alleine, irgendwann taucht eine weitere Kamera auf, eine weitere Leiche und man weiß, dass es noch mehr gegeben hat oder geben wird - schließlich stand auf der ersten Kameralinse eine 4 und das bedeutet, dass es drei vorherige Opfer geben muss, oder?
Band drei der Reihe ist ein Mix aus dem schwächsten Band und einer sehr guten, durchdachten Story. Doch hier gibt es zu viele kleine Zwischenspiele, zu viele kurze Szenen, die hineingeschmissen sind, damit im Plot was passiert und man kleine Brocken hingeschmissen bekommt, die die Spannung steigern sollen. Gleichzeitig wird es langsam etwas langweilig, die ewigen psychischen Probleme von Mia, die mit ihrer Vergangenheit nicht abschließen kann, werden langsam etwas nervig und sie ist untragbar. Das ist nicht das kleine Trauma, das man sich im Dienst geholt hat, das ist nicht das kleine private Problem, das den Ermittler zu sehr umtreibt. Vielmehr ist es untragbar, Mia in einem Ermittlerteam zu haben und ihre "Fähigkeit" tritt auch immer mehr in den Hintergrund. Was ganz gut angefangen hat, wird nun zu einem Drama, das nicht in diese Reihe zu gehören scheint. Dennoch macht es viel Sinn, sich Band 4 trotzdem zu holen, da geht es nämlich um eine Reise in Mias Vergangenheit, die etwas Licht ins Dunkel bringt und sie auch noch mal anders zeigt und sich vor allem auf diese Fähigkeit, wie ihre Beobachtungsgabe dargestellt wird, in den Mittelpunkt stellt.
Das Hörbuch wurde wieder von Dietmar Wunder eingelesen. Man ist nun schon vertraut damit und es würde auch nicht passen, ihn auszuwechseln. Mit tiefer Stimme liest er die Schrecken der Morde vor, wird schneller, wenn die Geschichte Fahrt aufnimmt, verzweifelter, wenn sich alles im Kreis dreht. Durch Wunder wird das Hörbuch zu einer kleinen Alltagsflucht - selbst wenn man nebenbei den Haushalt machen muss.
