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Rezensionen zu
Astrid Lindgren. Ihr Leben

Jens Andersen

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Endlich - ein ganz tolles Buch zu Astrid Lindgren! Eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen, neben Cornelia Funke und J.K. Rowling! Als Kind hat man sich nie so recht gefragt, was hinter der tollen Autorin steckt, die Geschichten so anschaulich beschreiben kann und ihre Helden in Kinderköpfen zum Leben erweckt. Doch wenn man später eben jene Bücher wieder in die Hände nimmt und vielleicht sogar noch einmal liest... dann kommen einem solche Fragen in den Kopf. Wer ist Astrid Lindgren? Wie ist sie aufgewachsen, wie hat sie gelebt? Hatte sie selbst Kinder? Was hat sie zu ihren Geschichten inspiriert? Diese und noch viele weitere Fragen beantwortet dieses Buch! Wer Astrid Lindgrens Geschichten liebt, der wird auch dieses Buch sehr mögen!!

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Das Cover: Das Cover ist genau passend. Anders hätte es gar nicht sein sollen. Die ersten 3 Sätze: In den Siebzigerjahren hatte die Beamten an der Ecke Palagatan und Odengatan in Stockholm immer mehr zu tun. Es lag an einer älteren Dame, die vielen älteren Damen glich, denen man im Stadtteil Vanastan auf der Straße, im Park, Im Lebensmittelgeschäft oder in einer der Konditoreien begegnete. Über Jahre hinweg war täglich eine Handvoll Briefe durch den Briefschlitz dieser älteren Dame gefallen, doch als sie 1977, 1987 und 1997 runde Geburtstage feierte, mussten die Postboten an der Tür der Dalagatan 46 klingeln, um säckenweise Post mit Marken aus aller Welt abzuliefern. Meine Meinung: Dieses Buch ist eine Biographie über Astrid Lindgren. Einer der bekanntesten Kinderbuchautorinnen, die es gibt. In dieser Biographie erfährt man sehr viel über ihr Leben als Kind und als Erwachsene. Jens Andersen erzählt von Geburt bis zum Tod alles über sie. Abgerundet wird es mit persönlichen Tagebucheinträgen, Briefen und Anekdoten von Astrid Lindgren. Ich finde es sehr schön, hier viel neues über sie kennengelernt zu haben. Ich finde es außerdem toll, das Astrid Lindgren immer im Herzen ein Kind geblieben ist. Was ich bewundere ist, denn das können nicht viele, ist das sie immer zu ihren Fehlern gestanden hat. Egal wie gravierend sie waren. Das Buch ist richtig mitreißend geschrieben und überhaupt nicht trocken, wie sonst Biographien sind. Ganz am Ende des Buches werden auch noch mal alle Bücher von ihr aufgelistet mit Erscheinungsdatum. Fazit: Eine super Biographie über eine bemerkenswerte Frau und Kinderbuchautorin. Über die Autorin: Jens Andersen, geboren 1955, hat sein Studium der Nordistik an der Universität von Kopenhagen mit einer Promotion abgeschlossen, arbeitete viele Jahre als Literaturkritiker für große dänische Zeitungen und lebt nun als Schriftsteller in Kopenhagen. Seit 1990 veröffentlicht er Biografien skandinavischer Persönlichkeiten, u.a. 2012 über Königin Margrethe II.; 2005 erschien auf Deutsch sein viel beachtetes Buch "Hans Christian Andersen", für das er mehrfach ausgezeichnet wurde. Jens Andersen erhielt u.a. den Georg-Brandes-Preis, den Søren-Gyldendal-Preis und den Preis des dänischen Schriftstellerverbands. "Astrid Lindgren. Ihr Leben" wurde in Dänemark 2015 zum "Sachbuch des Jahres" gekürt und erhielt den renommierten Politikens Litteraturpris; das Buch wurde in Dänemark und Schweden zum Bestseller.

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Astrid L. war keine konventionelle Frau, das zeigt sich schon zu Beginn der Biografie. Sie lässt sich eine burschikose Frisur verpassen....und es ist ihr egal was andere darüber denken. Ich fand es herzzerreißend zu lesen wie schwer sie es hatte in der damaligen Zeit ein uneheliches Kind zur Welt zu bringen und ihn dann auch noch in eine Pflegefamilie geben mußte. Ihre Hochs und Tiefs kommen sehr gut zum Vorschein. Nur der Mitte fand ich es etwas zu langatmig, aber vielleicht empfinden es andere einfach nur als sehr gute Recherche. Neben ihrer ganzen Schreiberei arbeitete sie auch noch im Verlag und schaltete sich später auch mit in die Politik ein. Interessant sind auch die Beschreibungen ihrer Kriegstagebücher. Das Portrait einer starken Frau zu dieser Zeit hat Jens Andersen wunderbar dargestellt und man wird durch ihre Hochs und Tiefs begleitet. Spürt ihre Einsamkeit und wie sie immer wieder depressive Phasen erlebt. Nun kann ich verstehen warum mich ihre Bücher so beeindruckt haben... Sie liebte Kinder und das zeigte sich auch im Umgang mit ihnen. Da wurde sie selbst wieder zum Kind. Es machte sie glücklich. Es war ihr Herzblut, Gefühle von Kindern zu vermitteln. Zitat: " Eines habe ich jedenfalls gelernt - will man glücklich sein, muß es aus einem selbst kommen und nicht von einem anderen Menschen ."

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Die Bücher von Astrid Lindgren begleiten mich seit meiner Kindheit. Ich war Lotta aus der Krachmacherstraße, nicht nur dem Namen nach. Mio, mein Mio und Brüder Löwenherz gehören zu den schönsten Büchern der europäischen Literatur, denen eine ganz eigene Magie inne wohnt. Und natürlich wünsche ich mir, dass die Tochter, die ich vielleicht einmal haben werde, wird wie Ronja Räubertochter. Die Bücher von Astrid Lindgren handeln von starken und unabhängigen Kindern, ein Großteil der Helden lebt in schwierigen Verhältnissen. Oft sind die Eltern ein Problem. Jedes der Bücher, seien es die melancholischen oder die glücklichen handelt vom Kind sein und den damit verbundenen Wundern. Biographien sind gefährlich, sie können eine Person schnell entzaubern, die Werke mitunter in ein anderes Licht rücken. Von Astrid Lindgren wollte ich aber schon seit langem eine Biographie lesen. Wie ist diese Frau aufgewachsen? Was hat sie geprägt? Ich fand ihr Schwedenbild und die Lebenssituation der Kinder, die sie darstellte, oft traurig. Die Biographie von Jens Andersen hatte auf viele meiner Fragen eine Antwort. Geschrieben in einem lockeren Stil, liest man sich so schnell durch das Leben der berühmten Autorin wie durch einen Roman. Viele Zitate, Textauszüge und Fotographien runden das Bild ab. Für einen Biographen ist es sicherlich nicht leicht eine halbwegs objektive Darstellung abzuliefern und nicht in den totalen Lobgesang abzudriften. Andersen ist das gut gelungen, wenn auch nicht immer. Besonders in einem Punkt hätte ich mir ein wenig mehr Kritik gewünscht: Während dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Astrid Lindgren für die Regierung, sie bespitzelte ihre Mitbürger, in dem sie mit anderen Angestellten private Briefe öffnete und las. Auch wenn das geschah um vermeintliche Nazi-Sympathisanten aufzuspüren handelt es sich für mich hierbei um einen absoluten Tabubruch. Das die junge Familie Geld brauchte, mag Andersen als Grund reichen, mir tut es das nicht. Zu diesem Abschnitt von Lindgrens Leben fehlt es mir generell an Informationen. Ansonsten ist das Buch von Andersen eine wirklich gute und informative Biographie, bei deren Lektüre man Astrid Lindgren näher kommt. Besonders die Kapitel über ihre Kindheit, Jugend und Schwangerschaft waren spannend und empathisch beschrieben. Das Lesen macht Lust auf die Bücher und Geschichten der großen Schwedin, nicht zuletzt weil Andersen auf einzelne, nicht so bekannte Werke eingeht, sie fast komplett paraphrasiert, das Ende aber frech weg lässt!

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Anlässlich des Internationalen Frauentags, der diese Woche ja war, erschien es mir passend, über die Biografie von Astrid Lindgren, geschrieben vom Dänen Jens Andersen, der 2006 schon Hans Christian Andersen porträtierte, zu reden – viele von euch werden wissen, dass ich generell etwas verrückt nach Skandinavien bin und speziell eine Schwäche für Tove Jansson und eben auch Astrid Lindgren habe. Für mich war sie schon immer eine Art Kindheitsheldin und auch heute, wo ich bereits erwachsen bin oder es zumindest sein sollte, ist sie für mich eine der inspirierendsten und faszinierendsten Persönlichkeiten. Ich muss gestehen, ich schaue nicht oft über den Bücherrand und widme mich dem Lebensweg der Autoren und Autorinnen, die mir gefallen. Meist ist die traurige Wahrheit, dass mich einzig und allein die Werke interessieren, nicht die Person, die dahintersteckt. Über Astrid Lindgren wusste ich dagegen schon immer viel – ich weiß gar nicht, warum sie in der Hinsicht eine solche Ausnahme bildet, aber ihre Geschichte fand ich schon immer spannend und ich habe auch schon die ein oder andere Dokumentation über ihr Leben geschaut. Ihre Bücher waren durchweg Lieblingsbücher in meiner Kindheit und ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass all diese wunderbaren Geschichten ein und demselben Kopf entsprungen sind. Für mich war es unbegreiflich, wie so viele Ideen und so viele tolle Figuren von nur einer Person erfunden werden konnten. Ich möchte in dieser Rezension aber dennoch weniger auf Astrid Lindgrens Biografie eingehen – wer sich dafür interessiert, der sollte nämlich selber zum Buch greifen, denn ich möchte keinesfalls irgendetwas vorwegnehmen oder ihren Lebensweg in Kurzfassung niederschreiben – sondern eher auf das Buch im Allgemeinen und wie sich das Lesen angefühlt hat. Andersen schreibt sehr klar und detailliert und ich war von Anfang an begeistert davon, in diesen Lebensstrudel von Astrid Lindgren eingesogen zu werden. Der Autor widmet sich ausführlich jedem bedeutsamen Punkt in ihrem Leben und das nicht nur von außen, sondern indem viele persönliche Schriftstücke von Lindgren mit einbezogen wurden. Das gefiel mir unheimlich gut, denn so hatte ich das Gefühl, dass das alles wirklich stimmte, was dort stand und darüber hinaus fühlten sich viele Dinge wesentlich vertraulicher und intimer an, so, als würde eine gute Freundin einem etwas erzählen. Für mich war es ein großer Pluspunkt, dass Andersen die Lebensgeschichte von Astrid Lindgren nicht distanziert beschrieben hat, sondern wirklich mühsam passende Tagebuchausschnitte, Briefe oder andere Notizen zur Ergänzung herangezogen hat. Dazu zählen auch die zahlreichen Fotografien oder Notizbuchausschnitte, die in das Buch eingefügt wurden und alles so viel lebendiger und schöner gemacht haben. Ohne viel um den heißen Brei zu reden, aber auch, ohne der schwedischen Kinderbuchautorin Honig um das Maul zu schmieren, zeichnet Andersen ein faszinierendes Bild dieser außergewöhnlichen Frau und versucht dabei stets, ihrer großartigen Persönlichkeit gerecht zu werden, ihre Gefühle in der jeweiligen Lebenssituation nachzuvollziehen und für den Leser anhand der persönlichen Schriftstücke zu belegen. Astrid Lindgren hatte es fürwahr nicht immer so leicht, wie es scheint. Viele Niederschläge und Krisen begleiteten sie durch ihr Leben – umso bewundernswerter, dass sich diese Frau nie hat unterkriegen lassen, dass sie immer stark geblieben ist, sich selbst treu geblieben ist und ihren Einfluss, den sie dank ihrer unglaublichen schriftstellerischen Karriere hatte, auch für politische Dinge genutzt hat, sich stark gemacht hat für die Schwächeren, immer ihrem Moralgefühl gefolgt ist und das nie auf eine gewaltsame oder bäsartige Art und Weise, sondern mit Verstand, Fingerspitzengefühl und auch Humor. Ich hatte schon vor dem Lesen dieser Biografie ein positives Bild der Autorin, aber diese Biografie hat mir noch einmal gezeigt, was für ein beeindruckender Mensch Astrid Lindgren wirklich war. Vielen Dinge, die in dem Buch Erwähnung fanden, habe ich nicht einmal gewusst – etwa, dass Astrid Lindgren damals die von Tove Jansson illustrierte Ausgabe von Tolkiens “Der kleine Hobbit” initiiert hat – für mich war das vermutlich das Highlight des Buches, weil ich beide Frauen wie gesagt unheimlich gerne mag und sympathisch finde. Positiv ist daneben übrigens auch, wie hochwertig sich dieses Buch angefühlt hat. Die ganze Aufmachung war unglaublich schön und auch die Fotografien, die sich im Inneren befunden haben, waren hochauflösend und hochwertig. Man merkt geradezu, dass viel Arbeit in dieses Buch gesteckt wurde und das verdient wirklich Anerkennung. Wer mit Astrid Lindgrens Büchern aufgewachsen ist, aber sonst nicht viel über die Autorin weiß, dem würde ich auf jeden Fall dazu raten, zu dieser bewegenden Biografie zu greifen, denn sie gewährt einen eindrucksvollen Blick hinter die Fassade dieser einzigartigen Frau. Die Einbindung von Astrids persönlichen Schriftstücken sowie zahlreicher Fotografien machen diese Biografie in meinen Augen besonders spannend und hochwertig und sorgen dazu für eine besonders persönliche Note – und das, obwohl diese Biografie ohne jegliche Mitarbeit der bereits verstorbenen Autorin entstanden ist. Für diesen wunderbaren Abriss über Astrid Lindgrens Leben vergebe ich deswegen 4.5 von 5 Sternen.

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„Die beinahe achtzigjährige Astrid Lindgren wurde gefragt, was sie wohl getan hätte, wenn sie seinerzeit nicht Schriftstellerin geworden wäre. Ihre Antwort lautete: „Ich wäre eine kleine aktive Widerstandskämpferin in der ersten Zeit der Arbeiterbewegung geworden. (...) Eine kleine Vorkämpferin für die Menschen der damaligen Zeit.“ Die Biographien über Astrid Lindgren, darunter die autorisierte von Margareta Strömstedt, werden nun durch eine weitere ergänzt, die erstmals die zahlreichen handschriftlichen Aufzeichnungen der Autorin berücksichtigt. Ihr Verfasser, Jens Andersen, Nordist und Literaturkritiker, könnte als Dänischer Nationalbiograph bezeichnet werden. 2005 legte er die Lebensgeschichte des Märchendichters Hans Christian Andersen vor, die international beachtet wurde. Seine Biographie über Königin Margrethe II. im Jahr 2012 sorgte vor allem im königstreuen Dänemark für Furore. Mit Astrid Lindgren widmet er sich einer Autorin, der nicht nur ihre Figur Pippi Langstrumpf weltweite Beachtung brachte. Gerade deswegen stellt sich die Frage, ob es über die berühmte Kinderbuchautorin noch viel Neues zu erzählen gibt? Bergen Lindgrens Blöcke und Briefe Unbekanntes über die Mitteilsame, die auch öffentlich gerne ihre Meinung sagte? Ein großes Interesse ist Andersens Buch gewiss, denn fast jeder ist in seiner Kindheit den Figuren Lindgrens begegnet. So verbrachte ich viele junge Jahre mit Pippi und den Kindern aus Bullerbü, um mit meinen Kindern noch tiefer in den Lindgren-Kosmos einzutauchen. Als Karlsson-Vorleserin amüsierte ich mich mindestens so sehr wie meine Zuhörer. Andersen nutzt diese Bindung der Leser an Astrid Lindgren. Im ersten Kapitel Fanpost steigt er mit dem Briefwechsel zwischen einer jungen Leserin und der Autorin wie nebenbei in die Lebensphilosophie Lindgrens ein. Dann berichtet er in drei Kapiteln über ihre Jugend und die frühen Erwachsenenjahre, bevor der Biograph zu ihrer Kinderbuchkarriere kommt. Aufgewachsen in der Provinz, im Flecken Näs nahe der Kleinstadt Vimmerby, war Astrid mit 17 ganz up-to-date als Flapper mit Bob und Männerhosen unterwegs. Ihr Sprachtalent veranlasste ihren Lehrer die herausragende Schülerin dem Redakteur der Vimmerby Tidning zu empfehlen. Der nahm dies allerdings zu wörtlich. Die attraktive und intelligente Frau wurde Volontärin der Zeitung und bald auch Geliebte des 30 Jahre älteren, verheirateten Redakteurs Blomberg. Zwei Jahre später erwartet sie ein Kind und verlor ihre Stellung. So interessant diese Lebensphase Lindgrens für den Leser auch ist, Andersen tut sich mit der Schilderung schwer. „Was Mutter sagen wird“ oder „Mysterien der Fortpflanzung“ sind kurios klingende Überschriften, Informationen werden zum Teil wortgleich wiederholt und Redewendungen wie „Perlen an der Schnur“ oder „die Tränen kommen“ treten gehäuft auf. Diese sprachlichen Defizite stören auch im psychologisch einfühlsam geschilderten Abschnitt über die ersten Jahre der alleinstehenden Mutter, die vom Zerrissensein zwischen ihrem kargen Leben in Stockholm und den Fahrten nach Kopenhagen geprägt sind. In der dänischen Hauptstadt lebt ihr Sohn Lasse in einer Pflegefamilie bis Astrid, die damals noch ihren Mädchennamen Ericsson trägt, ihn 1930 endlich zu sich nach Schweden holt. Unterstützung findet sie bei ihren Eltern in Näs. In der Geborgenheit dieser Großfamilie verbringt der Enkel 16 Monate. Als Astrid, mittlerweile Stenotypistin im K.A.K. Automobilclub, 1931 den Redakteur Sture Lindgren heiratet, kommt das Familienleben in geregelte Bahnen und ihre schriftstellerische Karriere langsam in Fahrt. Sie verfasst Reiserouten für das Tourenbuch des Clubs, aber auch Märchen und Geschichten für die Zeitungen und Zeitschriften Stockholms-Tidningen, Landsbygdens Jul (Weihnachten auf dem Land) und Mors hylling (Lob der Mutter). Angeregt von ihren Kindheitserinnerungen und den Schriften A.S. Neills und Bertrand Russells liefert ihr der Kontakt zu anderen Müttern und Kindern, denen sie mit Lasse und der 1934 geborenen Karin im Vasapark begegnet, Stoff für ihre Geschichten. Die Ideen notiert sie zunächst in ihrem Haushaltsbuch, wo sie auch die Entwicklung der Kinder und die originellen Sprüche Lasses festhält. Ihr eigenes Motto im Umgang mit Kinder lautet „Lass die Kinder in Ruhe, aber sei in Reichweite, wenn sie dich brauchen“. Seit 1941 entstehen auf ihren Notizblöcken die Geschichten von Pippi Langstrumpf. In ihnen fließen Lindgrens Eindrücke von den Grausamkeiten des Krieges, den die Autorin in den Nachrichten verfolgt. Den Folgen der nationalsozialistischen Bedrohung ist sie als Brief-Spionin des schwedischen Geheimdienstes auch mittelbar ausgesetzt. In ihren ab 1939 geführten Tagebüchern bezeichnet sie die Tätigkeit als „Drecksarbeit“, die so gewonnen Einblicke lassen sie dennoch nicht los. Besorgt und beschäftigt wie Astrid Lindgren war, wundert es also nicht, daß Pippi erst drei Jahre später vollendet wurde. Gelegenheit dazu gibt ein verstauchter Fuß, der ihr die Muße verschafft, die Taten des stärksten Mädchens der Welt zu notieren. In Stenographie und mit Bleistift auf ihrem Block, das ging auch im Liegen und sollte Lindgrens bevorzugte Kreativhaltung werden. Mit Pippi wehrt sie sich gegen Kriegsgewalt und Hitlerangst, indem sie ihre Heldin über den brutalen Schlägerbenno und den tyrannischen Zirkusdirektor triumphieren lässt. Inspiriert hat sie auch die populäre Comicfigur Superman, worauf Andersens Archiventdeckungen hinweisen. Pünktlich zum 10. Geburtstag ihrer Tochter Karin hat Lindgren die Ur-Pippi fertig gestellt. Gedruckt wird sie erst ein Jahr später. Zuvor erscheint Britt-Mari erleichtert ihr Herz, ein heute wenig bekanntes Mädchenbuch, das jedoch ihre Karriere ins Rollen bringt. Die auf dem schwedischen Kinderbuchsektor einflussreiche Elsa Olenius wird zur Förderin und Freundin der Autorin. Trotz dieser Unterstützung lehnt das führende schwedische Verlagshaus Bonniers das Buch ab. Ausgerechnet der Verlagsleiter findet es zu anspruchsvoll. So wird Pippi wie schon Britt-Mari unter hohem finanziellen Risiko bei Ravén&Sjögren veröffentlicht. Zudem bietet ihr der Verlag nach Olenius’ Fürsprache eine Stellung als Lektorin an, die die vor kurzem geschiedene Lindgren gerne annimmt. Vormittags arbeitet sie nun an ihren eigenen Texten, nachmittags an denen der Kollegen. Die Werke Lindgrens schildert Andersen neben Privatem beinahe beiläufig. Dies wundert nicht bei der enormen Produktionsdichte, alleine in den Fünfzigern erscheint jährlich ein neuer Titel. Einzelne Werke stellt der Biograph allerdings heraus und öffnet durch sie Einblicke in die „Bullerbü-Kindheit“ der Autorin oder betont ihre literarische Entwicklung. Andersen stellt stets den Bezug zum Leben Astrid Lindgrens her. In Mio, mein Mio schreibt die Autorin über das Leid des einsamen Kindes und verarbeitet so, laut Andersen, den Trennungsschmerz, den die ersten Lebensjahre Lasses in ihm und in ihr hinterlassen haben. Eine Erfahrung, die auch später bei ihr Melancholie und Angst erzeugt. Ihr Mittel dagegen ist das Schreiben. Neben eigenen Büchern liefert sie ihrem Verlag auch Texte für Fotobände und Bilderbücher. Erwähnenswert ist Tomte Tummetott, Harald Wibergs zeichnerische Gestaltung des in Schweden sehr bekannten Gedichts Tomten von Viktor Rydberg. Auf Verlegerwunsch soll das Bilderbuch eine Prosafassung des Gedichts erhalten, die Lindgren übernimmt. Ihren Name findet man als alleinige Autorenangabe, Wiberg erscheint lediglich kleingedruckt und auf den Namen Rydberg wird vollkommen verzichtet. Das mag der verkaufsfördernden Berühmtheit Lindgrens geschuldet sein, verblüfft aber angesichts ihres Gerechtigkeitsideals. Man muss es ihr nachsehen im Hinblick darauf, welche Rolle ihr Werk bei der Aufklärung und Durchsetzung der Bedürfnisse und der Rechte von Kindern einnimmt. Trotz kritischer Stimmen, die Pippi krankhaftes Verhalten attestierten, die Scherze geschmacklos fanden oder das Schicksal der Brüder Löwenherz für Kinder unzumutbar, erhielt Lindgren von vielen Kinderpsychologen Beifall. Ihrer Kunst blieb sie stets treu, politische Korrektheit lag ihr fern, sie leistete mit ihrer Literatur Widerstand gegen Verhältnisse, die ihr nicht gefielen. So auch mit Pomperipossa in Monismanien, ein „Märchen“ mit dem sie als es 1976 kurz vor den schwedischen Parlamentswahlen im Expressen erscheint in die politische Debatte eingreift. Mit gewichtiger Stimme wehrt sich die 69-jährige Autorin gegen die Finanzpolitik der sozialdemokratischen Regierung. Ihr Motiv: „Ich habe Angst vor Geld, ich will kein Geld, ich will nicht eine Menge Dinge und Eigentum, ich will nicht die Macht, die Geld verleihen kann, denn sie verdirbt beinahe ebenso sehr wie politische Macht. Aber ich finde, dass niemand, wer auch immer es sein mag, gezwungen sein sollte zu stehlen, um das Geld für die Steuer zusammenzukratzen.“ Selbstbewusst und unbeugsam zeigt sie sich auch bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels im Jahr 1978. Nachdem das Komitee auf ihre eingesandte Dankesrede antwortet, sie möge sich nur „kurz und gut“ bedanken, droht sie nicht zu erscheinen und einen Botschaftsmitarbeiter zu senden, der sich „kurz und gut“ bedanke. Die Herren lenken ein und Astrid Lindgrens Rede Niemals Gewalt! wird ein großer Erfolg. Ihre letzten aktiven Jahre verbringt die Autorin oft auf der Schäreninsel Furusund. Sie liebt die Ruhe in der Natur und schätzt wie Thoreau die Einsamkeit, dessen Walden entlehnt sie folgenden Gedanken. „Ich bin unendlich gern allein. Noch nie fand ich einen Gesellschafter, der so gesellig war wie die Einsamkeit. Wir sind meist einsamer, wenn wir unter Menschen gehen, statt in unserem Zimmer zu bleiben. Der denkende und arbeitende Mensch ist immer allein, sei er, wo er wolle.“ Jens Andersen erinnert einfühlsam und zitatenreich an die berühmte Autorin. Der Biographie sind zahlreiche Abbildung und neben Werk- und Quellenverzeichnis ein Personenregister zugefügt.

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Als Kind hatte ich einige Bücher, an die ich mich heute noch genau erinnere. „Lotta aus der Krachmacherstraße“ gehört dazu. „Die Kinder aus Bullerbü“ und „Madita“. Natürlich auch die „Wawuschels“, „Die unendliche Geschichte“, „Oh wie schön ist Panama“ und „Konrad aus der Konservendose“. Am liebsten mochte ich aber Lotta, die Rad fahren lernt – mit dem Fahrrad von Tante Berg. Als ich die Biografie von Astrid Lindgren sah, dachte ich deshalb sofort: Die möchte ich lesen. Michel aus Lönneberga, Karlsson und Lillebror, Ronja Räubertochter und Bork Borkasohn, Tjorven und Bootsmann von Saltkrokan, die Brüder Löwenherz und natürlich Kalle Blomquist und Pipi Langstrumpf. Kennen wir alle, oder? Aber Astrid Lindgren selbst? Mit 18 Jahren wird sie ungewollt schwanger. Sie bekommt das Kind in einer dänischen Klinik, in der sie nicht den Namen des Vaters angeben muss. Später heiratet sie Sture Lindgren und bekommt noch eine Tochter. Sie beginnt zu schreiben – erst Märchen, mehr schlecht als recht, dann Pippi Langstrumpf. Der erste Verlag lehnt das Werk ab: zu progressiv – ein ungezogenes Mädchen, das tun und lassen kann, was es will, wo gibt’s denn sowas. Doch dann findet Astrid einen Verlag, und das Buch geht sofort durch die Decke. Jens Andersen erzählt das Leben der Schriftstellerin – ein langes Leben: Astrid Lindgren ist 94 Jahre alt, als sie 2002 in Stockholm stirbt. Pippi Langstrumpf war tatsächlich ihr erstes, wirkliches Werk für Kinder – Ronja Räubertochter (1981) das letzte. Dazwischen liegen viel persönliche Entwicklung, Zeitgeschichte und unterschiedliche gesellschaftliche Strömungen. Ich habe die Biographie sehr gerne gelesen, auch wenn sie im hinteren Drittel ein paar Längen hat. Aber das bleibt bei 94 Jahren, die zu erzählen sind, nicht aus. Interessant fand ich vor allem die persönliche Ebene: das ungeplante Kind, die Ehe, ihre Haltung zu Kindern und zur Kindererziehung und den Mut, sich gegen den konservativen Mainstream zu stellen. Aber auch die Hintergründe zu Pipi Langstrumpf sind erhellend: Astrid hat die Geschichte während des Zweiten Weltkrieges geschrieben, und sie enthält zahlreiche Anspielungen. Manchmal allerdings wirkt Andersens Erzählstil etwas zu lobhudelnd: Da hätte ich mir mehr Neutralität vom Autor gewünscht. Sehr gerne angeschaut habe ich übrigens die Bilder: Das Buch enthält zahlreiche Fotos aus Lindgrens Leben.

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