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Rezensionen zu
Die Geschichte der Bienen

Maja Lunde

Klimaquartett (1)

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"Die Geschichte der Bienen“ erschien im März dieses Jahres im btb Verlag. Die Geschichte der Bienen – erzählt eigentlich 3 Geschichten. Die erste Geschichte spielt um 1850 und erzählt von einem Forscher, der die faszinierende Welt der Bienen entdeckt – und sich doch als gescheitert sieht. Gefangen in seiner Versagensangst gegenüber seinem Mentor kann William seine Zweifel an sich selbst nicht besiegen. Bis er eines Tages neuen Mut fasst um seinem Sohn ein Lebensziel und Vorbild zu geben. Die zweite Geschichte spielt um die heutige Zeit und erzählt von einem Imker, der die Bienen schätzt und pflegt und für den Erhalt seines Hofs kämpft. Doch sein Sohn, der den Hof und die Bienen übernehmen soll, sieht die Welt aus anderen Augen und hat ganz andere Pläne für seine Zukunft. Im dritten Erzählstrang befinden wir uns im Jahr 2098 in China. Die disziplinierte Arbeitsweise des chinesischen Volkes führt zu ihrem Erfolg auf dem Gebiet der Handbestäubung – denn Bienen gibt es keine mehr, die das erledigen können. Tao ist eine dieser fleißigen Arbeiterinnen, die täglich auf Bäume klettert und die Blüten mit einem Pinsel behandelt. In ihrem Leben gibt es viele Entbehrungen, aber ihr Sohn gibt ihr den Mut immer weiterzumachen und durchzuhalten. Bis er eines Tages nach einem Unfall verschwindet… Das Buch liest sich abwechslungsreich und die Seiten fliegen nur so dahin – die 3 Geschichten werden immer in kurzen Abschnitten abwechselnd erzählt. Somit gibt es keine Längen und die Erzählung bleibt immer interessant für den Leser.

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Das Buch ist – wie im Klappentext beschrieben– aufgeteilt in drei Erzählstränge. Es werden die Geschichten von William, George und Tao erzählt. Jedes Kapitel handelt von der Geschichte einer anderen dieser Personen. Es ist jeweils überschrieben mit dem Namen und am unteren Buchrand findet man dann auf jeder Seite wieder den Namen der Person, um die es grade geht. Das ist praktisch, wenn man das Lesen mitten im Kapitel unterbricht. Da diese Menschen in ganz unterschiedlichen Zeiten leben, ist auch die Ausdrucksweise der Personen, die alle in Ich-Form erzählen, ein wenig unterschiedlich. Insbesondere bei William, der in 1852 lebt, ist ein eher altmodischer Ausdruck zu finden. Maja Lunde schafft es sehr gut, die unterschiedlichen Zeiten in der Form der Familienführung abzubilden. Während William in 1852 das Oberhaupt der Familie ist und sein ältester und einziger Sohn das wichtigste seiner Kinder ist, ist bei George in 2007 alles eher so, wie man es heute kennt, mit einer gleichberechtigten Ehe. Bei Tao im Jahr 2098 ist die Familie wieder ganz anders strukturiert und nimmt neben der Arbeit und dem System einen kleinen Stellenwert ein. Es gelingt ihr auch, bei mir Sympathien und Antipathien für die Protagonisten zu wecken. So war William für mich sehr unsympathisch und in seinem Egoismus und seiner Weltfremdheit richtig anstrengend. George ist ein normaler Typ, der Überzeugungen hat, seine Bienen und seinen Beruf liebt und alles dafür geben würde. Tao hat mich am meisten berührt, vielleicht, weil es als Mutter eine der schlimmsten Vorstellungen ist, dass es dem eigenen Kind schlecht gehen könnte. Man erfährt von den einzelnen Personen sehr viel, weil deren Gedanken erzählt werden. Die Geschichte der Bienen ist der rote Faden des Buches, der alle Personen und Zeiten am Ende gelungen verbindet. Es ist gut, dass dem Leser hier vor Augen geführt wird, zu was Bienen benötigt werden und was passieren würde, wenn es sie nicht mehr gäbe. Darüber denkt man nach der Lektüre auf jeden Fall noch eine Weile nach. Am Ende hat Lunde es geschafft, mir einige Bilder in den Kopf zu zaubern. Nicht nur angenehme, sondern auch bedrückende.

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Dass ich „Die Geschichte der Bienen“ unbedingt lesen wollte, lag definitiv nicht daran, dass ich mich so sehr für Bienen interessieren würde. Im Gegenteil; ich habe ehrlich gesagt noch nie tiefer über ihre Existenz nachgedacht und sie im Sommer sogar eher hin und wieder verflucht, wenn ich draußen auf der Terasse meiner Eltern ein Eis essen wollte, aber vor dem Summen der Bienen die Flucht ergreifen musste. Nein, das Buch weckte meine Neugierde vor allem, weil es so schlicht aussieht, die Handlung mit den drei Handlungssträngen aus unterschiedlichen Jahrzehnten und Kontinenten aber so komplex wirkte. Scheinen die Hauptfiguren der Erzählstränge auf dem ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben, so verbindet sie doch – auf völlig unterschiedliche Weise – eines: Die Bienen. Ich möchte jetzt gar nicht so sehr die einzelnen Schicksale und Figuren auseinanderpflücken – das hat der Klappentext des Buches wesentlich besser zusammengefasst und ich würde ihn an dieser Stelle nur unnötigerweise wiederholen. Zwar spielen Bienen offensichtlich bei allen Figuren eine tragende Rolle, jedoch unter verschiedenen Gesichtspunkten. Während es bei William vor allem um Anerkennung und Selbstverwirklichung geht, steht bei George die Familie und die Lebensgrundlage auf dem Spiel. Tao wiederum beginnt nach einem seltsamen Unfall ihres Sohnes, das System zu hinterfragen, das sich durch das Aussterben der Bienen in China etabliert hat. Schon beim Lesen der ersten paar Seiten wusste ich, dass ich da ein besonderes, ein richtig gutes Buch in den Händen halte. Maja Lunde schreibt sehr klug und klar und versteht es, den Leser subtil auf bestimmte Dinge und Gegebenheiten hinzuweisen und feinsinnig Verbindungen zu ziehen. Der Roman besticht wohl eher weniger wegen seines Spannungsbogens, der sich nur sehr leicht abzuzeichnen vermag. Vielmehr geht es um die Leiden der Menschen, die im Zusammenhang mit den Bienen stehen, aber auch um zwischenmenschliches, um Familie, um das Miteinander, um Wünsche, Träume und Hoffnungen, die sich einfach so in Luft aufzulösen scheinen. „Die Geschichte der Bienen“ erzählt viel mehr, als der Titel vermuten lässt; im Prinzip ist es auch eine Geschichte der Menschen, über ihre Erfolge und vor allem auch Misserfolge, egal in welchen Lebensbereichen. Vor allem ist das Buch aber auch wichtig wegen der Botschaft, die darinsteckt. Denn Bienensterben ist nichts, was Maja Lunde sich ausgedacht hat und das Szenario, welches sie sich für die Zukunft vorgestellt hat, liegt vielleicht gar nicht so fern, wie wir denken. Auch wenn ich nie viel über Bienen nachgedacht habe, so ist mir ihre Wichtigkeit für das menschliche Überleben doch bewusst gewesen. Dennoch habe ich vor Lesen dieses Buches nie auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet. Insofern ist „Die Geschichte der Bienen“ zum Teil auch eine ziemlich beängstigende Dystopie, von der sich nur hoffen lässt, dass sie nie zur Realität wird, sondern für immer Fiktion bleibt. Dass das Dasein des Menschen abhängig von dem der Bienen ist, schildert Maja Lunde eindringlich und mitreißend, aber ohne dabei belehrend zu wirken oder zu übertreiben. „Die Geschichte der Bienen“ ist nicht nur hochaktuell, sondern auch faszinierend und darüber hinaus unglaublich gut geschrieben. Ich habe das Buch an einem Tag gelesen, weil mich die Schicksale der Figuren so bewegt und mitgenommen haben. Der Roman ist intelligent aber auch unheimlich gefühlvoll und kriegt nur deswegen einen halben Punkt Abzug, weil es sich doch manchmal etwas gezogen hat. Absolute Leseempfehlung! 4.5/5

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In "Die Geschichte der Bienen" lädt uns die Autorin in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein. Dabei verfolgen wir drei ganz unterschiedliche Menschen und ihre Familien, zu ganz unterschiedlichen Zeiten. Was sie jedoch alle drei verbindet, ist die ausschlaggebende Rolle, die Bienen in ihren Leben spielen. Ob sie nun selbst Imker sind, Bienen erforschen oder in der Zukunft ihre Bestäubungsarbeit übernehmen, der Leser erhält durch sie einen Einblick in das Leben der Bienen und wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wie essenziell sie für das menschliche Dasein sind. Das war für mich zwar grundsätzlich nichts Neues, aber die Faszination, die jede der drei Figuren gegenüber den Bienen ausstrahlte, war so ansteckend, dass man sich noch viel tiefgehender mit der Thematik auseinandersetzen wollte. Vielleicht war es gerade diese neu aufkommende Bienenliebe, die mich davon abhielt, dass ich die drei Protagonisten, deren Geschichten sich schlussendlich auf gewisse Wege kreuzten, so richtig ins Herz schloss. Es gab zwar immer wieder gefühlvolle Kapitel, die auch mich nicht kalt ließen, doch im Großen und Ganzen war ich von den thematisierten Insekten mehr angetan als von ihren menschlichen Gefährten. Das kann einerseits daran liegen, dass mir einige Dinge bereits klar waren noch bevor die Protagonisten selbst darauf kamen. Ich weiß nicht, ob die Autorin diese "Erkenntnisse" als Handlungstwist oder Überraschung geplant hat. Falls ja, dann waren sie (in meinen Augen) sehr offensichtlich, falls nicht, wurde die Handlung nur künstlich in die Länge gezogen. Andererseits muss ich sagen, dass mir auch die Sprache des Buches zu simpel war und sich die drei Figuren, wie unterschiedlich sie charakterlich doch waren, stimmlich kaum unterschieden. Mag sein, dass dies mit der immer wiederkehrenden Thematik der Eltern-Kind-Beziehung zusammenhing, ich weiß es nicht genau, aber so wirklich überzeugen wollten sie mich alle drei nicht. "Die Geschichte der Bienen" ist zugleich auch die Geschichte der Menschheit, denn gäbe es die fleißigen kleinen Insekten nicht, so würden auch wir nicht existieren. Lundes Roman macht diese bedeutsame Beziehung zwischen Bienen und Menschen sehr deutlich und sollte wohl auch den bisher Uninteressiertesten dazu verleiten, sich ein bisschen mehr mit unseren summenden Freunden und deren wichtigen Aufgaben zu befassen. Damit bleibt dieses Buch, trotz kleiner Schwächen, ein lesenswertes Werk, was mit seiner Aktualität und folgeschweren Thematik glänzen kann.

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Beängstigend und doch wunderschön!

Von: Oma G. aus Kassel

09.05.2017

Was immer wieder in den Medien auftaucht wird wahr. Das große Bienensterben! Wie können Menschen ohne Bienen leben? Das ist der eine Handlungsstrang im Roman von Maja Lunde, die Zukunft ohne Bienen. Die zwei weiteren sind in der Vergangenheit und in der Gegenwart angesiedelt. Die Erfindung eines neuartigen Bienenstocks von William Savage, der ein glückloses Leben in England führt, immer bemüht sich selbst und seinen hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Und in der Gegenwart der amerikanische Imker, dessen Bienen verschwinden. Das zarte Band der Geschichte der Bienen ist nicht das einzig verbindende zwischen den Zeiten. allen Handlungssträngen ist gemeinsam, dass eine Unfähigkeit gibt mit seinen Mitmenschen oder mit der nachfolgenden Generation zu reden sich mitzuteilen. Alles wird versucht mit sich selber auszumachen, so dass der Generationenkonflikt schwer auf allen lastet. Aber es gibt dann doch überall noch den zarten Hoffnungsschimmer, der den Leser entlastet.

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Drei Menschen, drei unterschiedliche Zeiten und eine Verbindung: Bienen. In England beginnt 1852 die Geschichte von William. Er arbeitet an der perfekten Bienenbeute. Georg ist im Jahr 2007 Imker in den USA und Tao befruchtet 2098 in Sichuan Blüten mit der Hand, da es keine Bienen oder andere bestäubende Insekten mehr gibt. Die drei Geschichten wechseln sich ab. Jede ist aus der „Ich-Perspektive“ geschrieben. Da auf jeder Buchseite der Name des aktuellen Erzählers steht, kommt keine Verwirrung auf. Auch zu Beginn eines neuen Kapitels wird der Name genannt. Alle drei haben mit Problemen zu kämpfen. Ihre Geschichten sind spannend gehalten, und durch genaue Beschreibungen entsteht ein gutes Bild aller Personen und ihrer Lebenssituation. Mehr kann ich zur Geschichte nicht schreiben, die „Spoiler-Gefahr“ ist zu groß. Mit „Die Geschichte der Bienen“ hat Maja Lunde ein Buch geschaffen, welches zum Nachdenken über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft anregt. Es zeigt, wie wichtig selbst so kleine unscheinbare Tiere doch sind. Gerade bei Bienen, über die der Leser in diesem Buch einiges erfährt, ist es wichtig, an die Zukunft zu denken. Bienen sind wichtig für den Kreislauf des Lebens, wie andere bestäubende Insekten auch. Wenn sie verschwinden, wird unsere Welt eine andere sein. Trotzdem spielen die Bienen nicht die Hauptrolle in diesem Roman. Sie sind wie eine Wabe, und die Geschichten um William, Georg und Tao bilden den Honig, und den kann der Leser genießen. Es sind emotionale Geschichten. Sie sind nicht einfach zu lesen, da sie ein gewisses Maß an Konzentration von dem Leser fordern. Es ist, meiner Meinung nach, kein Roman für „Zwischendurch“. Ein Leser sollte sich bewusst einen ruhigen Ort suchen und sich ganz auf die Geschichte einlassen. Es ist nicht anstrengend, das Buch zu lesen, aber es fordert Aufmerksamkeit. Ich danke dem Bloggerportal und dem btb-Verlag für die Zusendung dieses Rezensionsexemplares.

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1852: Der Biologe und Samenhändler William lebt zusammen mit seiner Frau, seinem einzigen Sohn und seinen sieben Töchtern in England. Er forscht über Bienen und möchte seinem Sohn Edward und seinem Mentor Rahm imponieren und verschreibt sich ganz der Bienen und ihrer Lebensweise. Er verfällt nach mehreren Rückschlägen immer wieder in schwere Depressionen und kann sein Bett nicht mehr verlassen und ist somit seiner großen Familie keine große Hilfe Gelingt es ihm dennoch Erfolge durch seine Forschung zu erlangen? 2007: George lebt in Amerika, Ohio, mit seiner Frau Emma und seinem Sohn Tom. Er betreibt eine Imkerei und möchte, dass sein Sohn diese eines Tages übernimmt. Doch dieser beschließt eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Nicht nur das trifft den Vater, sondern auch ein großer Kollaps bahnt sich an. Immer mehr Bienen sterben-nicht nur in seiner Imkerei, sondern die ganze USA ist vom großen Bienensterben betroffen. Kann er sich und seine Familie über Wasser halten? 2098: Tao lebt mit ihrem Mann Kuan und ihrem dreijährigen Sohn Wei-Wen in China. Dort geht sie jeden Tag ihrer Arbeit als Handbestäuberin nach, denn Bienen gibt es schon lange keine mehr. Nicht nur die Insekten mussten einen großen Verlust verzeichnen, auch die Menschen sind nicht mehr so zahlreich auf der Erde wie ein Jahrhundert zuvor. Eines Tages erschüttert der Unfall des kleinen Sohnes das Ehepaar und auch die Regierung ist auf den Vorfall aufmerksam geworden. Die norwegische Autorin Maja Lunde erzählt in drei Handlungssträngen, auf drei Kontinenten, drei Geschichten. Jede von ihnen hat eines gemeinsam, den Bezug zu Bienen. Wir erleben die anfängliche Erforschung von Bienenstöcken, die Anfänge des Bienensterbens und eine mögliche Zukunft in der es keine Bienen mehr gibt und wie die Menschheit mit dem Verlust der Insekten vor Jahrzehnten umgeht. Auch wenn die Geschichten in verschiedenen Jahren spielen und auf verschiedenen Kontinenten, wird die Abhängigkeit voneinander sehr deutlich. Der Leser wird durch kurze Kapitel, welche sich immer wieder abwechseln durch die Geschichte der Bienen geführt. Jede Familie kämpft mit Existenzängsten, welche sehr von den Bienen abhängt. Auch die Beziehung der Erwachsenen zu ihren Kindern wird deutlich und die Bienen haben einen sehr starken Einfluss darauf. Jeder Hauptcharakter hat seine Eigenarten, die den Leser manchmal zweifelnd zurücklässt. Alle drei Handlungsstränge sind spannend und interessant. Der Leser weiß vom Anfang an auf was es hinausläuft, auf das große Bienensterben, und leidet mit allen drei Protagonisten mit. Auch wenn die verschiedenen Personen mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben, dreht sich alles um die Bienen, um die Existenz und um die Familie, insbesondere das Verhältnis zu den Kindern. Die Bienen sind hier das Gerüst, das alles aufrechterhält und lebensnotwenig ist. Dadurch, dass mein Opa selbst Bienen hatte und selbst Honig geschleudert hat, hatte ich bereits Vorwissen zum Thema Imkerei. Es hat mir viel Spaß gemacht, einen Roman zu lesen, in dem diese kleinen Insekten eine große Wirkung haben. Maja Lunde hat keinen Roman geschrieben, der mit Fakten überfüllt ist, sondern einen Roman mit viel Gefühl und einer tollen Story, in der Bienen einen großen Teil einnehmen und deutlich macht, wie sehr die Menschheit diese fleißigen Insekten braucht.

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Beim Lesen des Klappentextes von Maja Lundes "Die Geschichte der Bienen" wusste ich schon, dass ich da ein gutes Buch in den Händen halte. Aber dass es so gut wird, hätte ich dann doch nicht gedacht! Dieses Buch erzählt von drei Personen, die zunächst scheinbar nichts zu verbinden scheint: William, ein mit Depressionen gebeutelter Biologe und Besitzer eines kleinen Samenhandels im Jahr 1852; George, ein Imker, 2007; und die auf den Feldern als Bestäuberin arbeitende Tao, 2098. Doch eines verbindet diese drei Charaktere dann doch: die Bienen. William lebt mit seiner Familie in bescheidenen Verhältnissen, seine sieben Töchter und ein Sohn machen es ihm auch nicht gerade einfacher. Einer Idee von seinem Sohn folgend, lässt er aber eines Tages seine Depression hinter sich und ist bemüht, das in die Brüche gehende Samen- und Blütengeschäft wieder florieren zu lassen (sorry für den müden Wortwitz) und nebenbei noch an seinem privaten Projekt zu arbeiten - eine Standardbeute für Imker und Forscher zu entwickeln, die es einem erlaubt, tiefe Einblicke in die Welt der Bienen und ihre Hierarchie zu bekommen. Doch dieses Vorhaben ist ihm zunächst nicht vergönnt, denn erst muss er einige Rückschläge überwinden, bevor er durch einen Tipp seiner jüngsten Tochter schließlich die ausschlaggebenden Änderungen einführen kann und so möglicherweise die Imkerei einen ganzen Schritt nach vorne bringt. George lebt in mit seiner Frau in Ohio und ist Imker. Sein Sohn studiert Literatur, was George gar nicht gefällt, das er doch schließlich einmal den Imkerbetrieb übernehmen soll. Zu alledem ist er auch noch Vegetarier und Georges Meinung nach übertrieben an der Umwelt interessiert. Sturkopf George hat bereits vom Colony Collapse Disorder (CCD), auch als Bienensterben bekannt, gehört, das seine Kreise wohl aber nur im Norden Amerikas ziehen soll. Doch als eines schönen Tages auch sein Betrieb Opfer von CCD wird, fällt sein ganzes Leben zusammen wie ein Kartenhaus und die Existenz seiner Familie scheint zerstört. Zusammen mit seinem Sohn beginnt er, im Eiltempo neue Beuten zusammenzuzimmern, aber die Angst, dass alle Bienen auf lange Sicht verloren sind, steckt ihm in den Knochen. Tao, eine Bestäuberin in China, klettert seit sie klein ist Tag für Tag auf Bäume, um diese mit der Hand zu bestäuben. Das Essen ist knapp, Fleisch wird schon lange nicht mehr produziert, die Weltbevölkerung scheint kollabiert. Seit die Bienen Anfang des 21. Jahrhunderts nach und nach ausgestorben sind, sind auch mehr und mehr Lebensmittel von unserer Speisekarte verschwunden und selbst die einfachsten Dinge sind nicht mehr zu bekommen. Um über diese Situation Herr zu werden, werden nun Bäume, Büsche und Blumen von vielen Arbeitern per Hand bestäubt, damit die verbliebenen Menschen wenigstens etwas zu essen bekommen. Als ihr Sohn Wei-Wen eines Tages bei einem Ausflug einen allergischen Schock bekommt und abtransportiert wird, beginnt sich Tao Fragen zu stellen und reist in die Hauptstadt, um nach ihm zu suchen. Dabei findet sie allerdings nicht nur verlassene Bezirke und ausgehungerte Menschen, sondern auch ein Stückchen Wahrheit. "Eine tote Stadt. Verfallene Fassaden. Geschlossene Geschäfte mit vergitterten Türen. Eingeschlagene Fenster. Nur noch Schattierungen von braun und grau." Seit ich Laline Paulls Roman "Die Bienen" letztes Jahr gelesen habe, bin ich Fan der gelb-schwarz gestreiften Summser. Aber was Paull aus der Sicht der Bienen schildert, wird hier bildgewaltig und erschreckend aus unserer Perspektive erzählt. Während Paull poetisch und teilweise doch grausam und blutig vom Leben einer einzelnen Biene erzählt, geht es in Lundes Werk um das große Ganze. Getreu nach dem Motto: Alleine sind wir nichts, unsere Handlungen sind irrelevant für das große Ganze; schaut man sich aber den gesamten Bienenstock an, so wird jede einzelne Handlung jeder noch so kleinen Biene plötzlich wichtig. Und das sieht man auch an den drei Charakteren, deren Handlungen, ihnen nicht erkennbar, doch für ganze Generationen von Bedeutung sind. Dieser Roman ist so ziemlich das Beängstigendste, was ich seit langem gelesen habe. Klar habe ich schon mal vom Bienensterben gehört, aber dass CCD (Colony Collapse Disorder) wirklich ein harter Fakt ist und dass die Bienen tatsächlich in Massen wegsterben, habe ich noch nicht gewusst. Das macht einem richtig Angst, vor allem wenn man bedenkt, dass selbst Albert Einstein schon zu seiner Zeit gesagt hat, “Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben”. Und wenn man dann noch ein Buch wie dieses hier liest und quasi schon in die Zukunft ohne Bienen schauen kann, dann läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Mit einer klaren, leichten Sprache erzählt Maja Lunde von der Geschichte der Bienen über die Jahrhunderte. Davon, wie abhängig wir von diesen kleinen, fleißigen Geschöpfen sind. Davon, wie die Globalisierung vielleicht Schuld an dem Bienensterben ist. Und davon, dass es vielleicht doch noch Hoffnung gibt, dieses Schicksal abzuwenden. Die drei Erzählstränge sind wunderbar umgesetzt und je weiter das Buch fortschreitet, desto mehr sieht man auch die Verbindung der Personen und wie sie einander - und der Menschheit - über die Jahrhunderte hinweg helfen. Ich möchte hier auch gar nicht zu viel verraten, nur so viel: Dieses Buch ist eine absolute Leseempfehlung. Wer das nicht liest, ist selber schuld.

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