Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
If We Were Villains. Wenn aus Freunden Feinde werden

M. L. Rio

(25)
(20)
(4)
(2)
(0)
€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, was ich für "Das verborgene Spiel" empfinde, aber zwei Dinge kann ich ganz klar sagen: Es ist ein Buch, über das nicht ansatzweise genug geredet wird. Und es ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss. Ich habe in der Inhaltsangabe nicht übertrieben, als ich schrieb, dass Shakespeare omnipräsent in dem Leben von Oliver und seinen Freunden ist. Sie zitieren Shakespeare in jeder Lebenslage, können immer die richtige Zeile anbieten; sie führen ausschließlich Shakespeare auf, und die Aufführungen beschreibt Rio mit einer Detailtreue, dass man teilweise seitenlang (ggf. leicht abgewandelte) Shakespeare-Dialoge liest. Darauf muss man sich einstellen. Wenn das nichts für euch ist, werdet ihr mit dem Buch vermutlich weniger Spaß haben. Ihr braucht allerdings nicht Shakespeare zu kennen – vor "Das verborgene Spiel" war ich lediglich mit "Romeo und Julia" und ein paar Sonetten vertraut, habe höchstens mal etwas während dem Lesen gegoogelt, um die Charakterrollen aus anderen Stücken besser verstehen zu können. Die Autorin flicht all das aber so gut ein, dass man mit den Charakteren auf der Bühne steht – und dazu braucht man nicht einmal den Text zu kennen. Letztendlich ist es ein Buch, dessen Charaktere von Shakespeares Stücken leben, und als Leser begegnet man derselben Sogströmung – von der ersten Seite an, denn statt in Teile und Kapitel ist das Buch in Akte und Szenen eingeteilt. Grandios! "Wir haben die Leidenschaften der Figuren, die wir gespielt haben, empfunden, als wären es unsere eigenen. […] Manchmal ist es schwierig, auseinanderzuhalten, wer wer ist." (M. L. Rio, Das verborgene Spiel, Penguin Verlag) Auch die Darstellung von Olivers Freundeskreis hat mir unglaublich gut gefallen. Richard, Alexander, James, Meredith, Wren, Filippa – jeder spielt eine andere Rolle, sowohl im Theater als auch außerhalb. Es benötigte nur wenige Szenen, bis ich sie auseinanderhalten konnte, was bei mir etwas heißt … M. L. Rio gelingt es mühelos, jedem der Charaktere distinktive Eigenschaften zu verpassen, vor allem aber auch Dynamiken unter den Charakteren zu entwickeln. Obwohl die Geschichte ausschließlich aus Olivers Perspektive in der ersten Person berichtet wird, hatte ich das Gefühl, neben seiner Geschichte Bruchstücke von sechs weiteren zu erfahren. Mein Highlight unter seinen Freunden ist ganz klar James – ein höchstintelligenter Charakter, der beste Schauspieler in der Gruppe, der sich gerade in den Rollen, die er dadurch erhält, eingeengt fühlt. Er ist Olivers Mitbewohner, sein bester Freund, vielleicht mehr? Rio schuf eine solche Spannung zwischen ihnen, dass ich förmlich an den Seiten klebte. Noch nie ist mir eine derartig undefinierte Beziehung begegnet, die mich so sehr packen konnte. Ich liebe es, wenn mir als Leserin die Antworten nicht auf dem Silbertablett präsentiert werden. Und auch hier schuf die Autorin einen Interpretationsfreiraum zwischen Andeutungen und Möglichkeiten, den ich liebte. "Er gehörte zu den Schauspielern, in die man sich verliebte, sobald sie die Bühne betraten, und ich stellte da keine Ausnahme dar." (M. L. Rio, Das verborgene Spiel, Penguin Verlag) "Das verborgene Spiel" ist letztendlich eine Geschichte von menschlichen Abgründen. (Wenn ihr den offiziellen Klappentext lest, verrät der auch etwas mehr – ich habe ihn erst hinterher gelesen und war froh darüber. Eure Entscheidung!) Von subtilen Nuancen zwischen den Charakteren bis hin zu gravierenden Entscheidungen, die die Charaktere treffen oder vor die sie gestellt werden, ist alles mit dabei. Die Andeutungen, die von Anfang des Buches vermittelt werden, werden schnell zu einer düsteren Realität, als man Zeuge davon wird, wie Oliver und seine Freunde immer tiefer in die Katastrophe rutschen. Rio schaffte es ebenfalls, mich wieder und wieder zu überraschen, die Geschichte sich in Richtungen entwickeln zu lassen, die ich nicht erwartete, rückblickend aber auf fast schon ein Ultimatum hinarbeiteten. Als ich mit dem Lesen des Buches begann, wusste ich nur, dass es außerhalb meiner Komfortzone lag, und war deshalb zögerlich, fast schon skeptisch – stattdessen entwickelte "Das verborgene Spiel" eine Sogwirkung, die es mir unmöglich machte, Olivers Geschichte loszulassen. "Doch so bricht eine Tragödie wie die unsere oder König Lear immer wieder unser Herz – indem sie einen bis zum allerletzten Augenblick glauben macht, dass es noch ein glückliches Ende geben kann." (M. L. Rio, Das verborgene Spiel, Penguin Verlag) Unter diesem Zitat notierte ich mir in dem Buch: "Wie ich mich seit ca. 430 Seiten fühle." Nach derartig hohen Einsätzen hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie Rio das Buch beenden würde – aber auch hier packte sie meine Erwartungen und stellte sie vollkommen auf den Kopf. Ohne etwas zu verraten: Das Ende überwältigte mich dermaßen, dass ich die letzten Sätze mehrmals las, die Anspielung googelte, begeistert den Kopf schüttelte, ein paar Tränen verdrückte und es noch einmal las. Dann setzte ich mich an meinen Laptop und bestellte mir mehrere Werke Shakespears. Wenn ich das nächste Mal in Olivers Welt zurückkehre, will ich gut vorbereitet sein.

Lesen Sie weiter

Sieben befreundete Studenten sind im vierten und letzten Jahr am elitären Dellecher Collage, wo sie sich intensiv mit den Stücken von William Shakespeare auseinandersetzen. Die Faszination für den Dramatiker geht sogar soweit, dass die Studenten in ihre ganz alltäglichen Unterhaltungen Zitate aus den Stücken von Shakespeare einfließen lassen. Der Roman ist passend zum Plot formal wie ein Theaterstück aufgebaut. Er besteht aus fünf Akten, die in Szenen unterteilt sind und an denen jeweils ein Prolog vorangestellt ist. Der Prolog spielt in der Gegenwart als einer der ehemaligen Studenten, Oliver Marks, nach zehnjähriger Haft aus dem Gefängnis entlassen wird. Jetzt ist es für ihn an der Zeit dem Polizisten, der inzwischen pensioniert ist und schon damals dem nicht an seine Schuld geglaubt hat, zu erzählen, was vor zehn Jahren wirklich passiert ist. "Das verborgene Spiel" erzählt von einem Mikrokosmos an einer Elite-Kunsthochschule, wo ganz unterschiedliche, angehende Schauspieler aufeinander treffen, die alle eins teilen: die Leidenschaft für das Theater. Wie in einem klassischen Theaterstück gibt es in der 7-köpfigen Clique einen tapferen Held, einen unsympathischen Bösewicht, eine verführerische, verruchte Schönheit, ein naives Mädchen und Nebencharaktere. Trotz ihrer Konkurrenz bei der Verteilung der Rollen, sind sie Freunde. Doch hinzukommen Ehrgeiz, Suche nach Anerkennung, Drogen, Eifersucht und eine sexuelle Anziehungskraft untereinander - alles Faktoren, die in ein Drama münden, an deren Ende ein Mensch tödlich verletzt in einem See aufgefunden wird. Der Roman ist aufgrund der etwas anstrengenden Dialoge nicht ganz einfach zu lesen. Für das Verständnis des Romans ist es zudem wichtig, dass man sich mit dem Werk Shakespeares auskennt oder zumindest seine Dramen "Julius Cäsar", "König Lear" und "Macbeth" gelesen hat, da durchweg aus diesen Werken zitiert wird. Für mich hat dies den Lesefluss gestört und hätte stattdessen mehr über die einzelnen Persönlichkeiten der Protagonisten erfahren wollen und wie sie zueinander stehen, um zu begreifen, warum sie genauso handeln. Der Roman ist raffiniert geschrieben, ein modernes Drama, das die Bühne in die Realität überträgt, so dass die Grenze zwischen Schauspielerei und Wirklichkeit verschwimmt. Es geht um Schuld und die Angst vor der Wahrheit, die den sechs Überlebenden zwar bewusst ist, aber erst nach zehn Jahren ans Licht kommt. Die hinter "Das verborgene Spiel" hatte mich neugierig auf den Roman gemacht, die Umsetzung konnte mich aber aufgrund der Dominanz der Shakespeare Zitate, der ausschweifenden, dramatischen Dialoge, die zu Lasten des Hintergrunds der eigentlich spannenden Charaktere, nicht ganz überzeugen.

Lesen Sie weiter

Als großer Fan von Donna Tarts „Die Geheime Geschichte“ musste ich dieses Buch natürlich lesen. Eine Gruppe von 7 jungen Leuten ist auf einer Kunst-Universität im 4. und letzten Jahr. Ihre Schauspielabteilung ist auf Shakespeare spezialisiert. Es werden nur seine Stücke gespielt. Die Schüler leben und atmen Shakespeare. In jeder Unterhaltung fließen Zitate ein. Ganze Unterhaltungen können sie mit Zitaten aus seinen Stücken führen. Das Buch beginnt damit, dass einer von ihnen, Oliver, aus dem Gefängnis entlassen wird. Er hat 10 Jahre gesessen für ein noch ungenanntes Verbrechen, das er vielleicht aber nicht begangen hat. Das jedenfalls glaubt der damals ermittelnde Polizist, der ihn immer noch besucht. Jetzt, wo Oliver endlich entlassen wird und er selber den Polizeidienst an den Nagel gehangen hat, will er endlich die Wahrheit wissen. Und Oliver ist endlich bereit, sie ihm zu erzählen. Oliver ist also unser Erzähler. Aber er erzählt nicht alles, jedenfalls nicht sofort und nur nach seinem eigenen Tempo. Die 7 Schüler verkörpern das klassische Ensemble. Es gibt den Held, den Bösewicht, die Verführerin, die Naive, den Mitläufer. Wie in den Stücken von Shakespeare nimmt langsam ein Drama seinen Lauf. Plötzlich liegt jemand tot im See. Das Buch ist clever konstruiert. Nicht nur nimmt Shakespeares Werk einen großen Platz ein. Auch sind einige Dialoge angelegt wie ein Theaterstück. Die Story selbst entwickelt sich nach einem klassischen Drama. Jemand kommt zu Tode. Die Schuld, die danach an allen frisst, führt zu weiteren Komplikationen und noch mehr Leid. Die Story hält die Balance zwischen einem shakespeareschen Drama und einem modernen Stück. Die Charaktere haben alle Tiefe. Sie konkurrieren miteinander um Rollen und um Aufmerksamkeit .Sie sind prätentiös und anstrengend und neigen zum Drama. Eine Reihe von Meinungsverschiedenheiten, Eifersüchteleien und Missverständnissen, oft von Alkohol angefeuert, führt nach und nach zu einer düsteren Entwicklung der Gruppe. Es ist eine düstere Geschichte um Freundschaft, Liebe und Eifersucht. In ihrer Schule führen sie ein Inseldasein und leben in ihrer eigenen Welt. Die Linie zwischen den Figuren, die sie auf der Bühne darstellen und ihrem realen Dasein verschwimmt und führt letztendlich zu diesem tragischen Tod. Das Buch erinnert ein wenig an Donna Tarts Buch. Es hat aber nicht dessen Komplexität und vor allem nicht die stilistische Größe des Vorbildes. Es ist doch deutlich schlichter und einfacher angelegt als „Die Geheime Geschichte“. Trotzdem habe ich es sehr gerne gelesen. Ich mag einfach Bücher, die in diesen kleinen, elitären und exklusiven Unizirkeln spielen. Dazu gibt es hier noch jede Menge Shakespeare-Zitate und Anspielungen auf seine Stücke. Das hat mir sehr gefallen. Es ist ein leichteres Buch als das von Tart. Es liest sich locker weg und bietet kurzweilige Unterhaltung. Man sollte vielleicht Shakespeares Stücken nicht ganz abgeneigt sein, wenn man dieses Buch liest. Mir hat es gefallen.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.