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Rezensionen zu
Die Geschichte des Wassers

Maja Lunde

Klimaquartett (2)

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Der zweite Teil der Klimareihe von Maja Lunde beschäftigt sich ausführlich mit dem Thema Wasser. Sie verknüpft wieder zwei unterschiedliche Handlungsstränge, die auch in diesem Roman wieder zu unterschiedlichen Zeiten spielen, der eine in der Gegenwart und der andere in der Zukunft. Mir haben auch in diesem Roman beide Protagonisten wieder gut gefallen, auch wenn der Teil während der Dürre in Frankreich im Jahr 2041 meiner Meinung nach ein bisschen spannender war (auch wenn ich durch das Beschreiben von Durst und der Dürre beim Lesen permanent selbst Durst hatte). Maja Lunde setzt sich wieder mit einem aktuell sehr wichtigen Thema für unsere Natur auseinander und zeigt auch in ihrem zweiten Roman dieser Reihe Probleme auf, die auf uns Menschen zukommen könnten, wenn wir an unserem Umgang mit der Natur nichts ändern. Genauso wie in „Die Geschichte der Bienen“ finde ich es auch in diesem Fall angenehm, dass die Autorin zwar die Probleme aufzeigt und zum Nachdenken anregt, aber keine strikten Anweisungen gibt, die man als Leser danach erfüllen soll. Maja Lunde überbringt nur die Botschaft, die ihr wohl wichtig ist und was der Leser danach damit anfängt und ob er etwas ändert ist ihm selbst überlassen. Der erste Teil der Reihe hat mir auch sehr gut gefallen, vor allem der Überraschungseffekt am Ende von „Die Geschichte der Bienen“ war für mich größer. Jedoch war für mich die Handlung „Die Geschichte der Bienen“ teilweise zu langatmig. In „Die Geschichte des Wassers“ gab es für mich hingegen keine langatmigen und zu lang gezogenen Stellen. Auch mit diesem Roman konnte Maja Lunde mich wieder überzeugen. Eine wirklich tolle und einfühlsame Geschichte, die den Leser wieder nachdenklich stimmt. Das Buch erhält von mir 5 von 5 Elefanten und ich bin wirklich sehr gespannt auf die anderen Romane, die in Zukunft noch in dieser Reihe erscheinen werden.

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Klimakiller benannt

Von: Michael Lausberg aus Doveren

28.09.2018

Dies ist der zweite Teil des literarischen Klima-Quartetts der norwegischen Autorin Maja Lunde, der sich mit den Folgen des menschlichen Handelns für die Natur beschäftigt. Hier geht es um die Geschichte des Wassers und dessen Bedeutung für die Menschheit. Wie auch im ersten Band, wo sie sich mit Bienen beschäftigt, spielt dieser Roman wieder in zwei Zeitebenen und zwei nebeneinanderlaufenden Erzählsträngen. Im Jahre 2017 bricht die Umweltaktivistin Signe von ihrem Heimatdorf in Norwegen aus nach Frankreich zu ihrem ehemaligen Freund Magnus auf. Dieser lässt Eis des Gletschers im Heimatdorf der beiden abbauen, um es nach Saudi Arabien als spezielles Jahrgangseis zu verkaufen. Auf der Reise nach Frankreich erfährt man mehr von Signes Leben, ihre Beziehung zu Magnus. Auch Spannung wird durch einen Sturm aufgebaut, in dem sie hineingerät. Die Im Jahre 2041 sind David und seine Tochter Lou auf der Flucht vor der Dürre ihrer angestammten Heimat in Südeuropa, eine Folge des Klimawandels. Ihr Leben wird vom Mangel an Wasser bestimmt, sie sind Getriebene auf der Suche nach menschlichen Lebensbedingungen. Sie erreichen ein Flüchtlingslager in Nordfrankreich, wo es an Trinkwasser mangelt und das nach und nach aufgegeben wird. Die beiden finden bei einem Ausflug ein Boot, das ihnen die Gelegenheit bietet, nach Nordeuropa zu kommen und dem Wassermangel zu entfliehen. Das Boot ist dasselbe, mit dem Signe nach Frankreich aufgebrochen ist, so verflechten sich die beiden Erzählstränge. Beiden ist auch gemeinsam, dass es sich immer um Wasser dreht: die Lebensgeschichte der Umweltaktivistin Signe und das Schicksal von David und Lou, deren Leben durch Wasserknappheit bestimmt ist. Im Laufe der Geschichte lernt man, wie wichtig Wasser für das Zusammenleben der Menschen ist und welche überlebensnotwendige Bedeutung es hat. Signe ist eine Person, die dies schon in der Gegenwart erkennt und sich dafür einsetzt, die Natur und den Wasserkreislauf zu erhalten. Die Folgen des Ignorierens des Problems werden den Lesern im Jahre 2041 dann drastisch vor Augen geführt. Die Dürrekatastrophe ist die Folge des Klimawandels, was zu der steigende Sorte von Umweltflüchtlingen führt. Die beiden Erzählstränge werden aus der Sicht Signes und Davids erzählt, so dass sich die Leser mit ihnen und ihrem Schicksal identifizieren können. Manchmal ist es mühsam, sich von einer Zeitepisode in die andere hineinzuversetzen, weil der Erzählverlauf unterbrochen wird. Die Geschichten werden wie ein Puzzlespiel erst ab der Mitte des Buches kongruent. Dieses Buch ist ein Mahnmal für den Naturschutz und die Eindämmung des Klimawandels durch die Identifikation mit Signe. Ihren Einsatz und den Mut, auf diese Probleme hinzuweisen, hat Vorbildcharakter. Düsterer wird die Stimmung durch die Leiden von David und Lou durch die Dürrekatastrophe in Südeuropa. Dies ist aber kein aus der Luft gegriffenes Sujet: Im Nahen Osten wird in Zukunft der Kampf um Wasser als Lebensgrundlage Kriege auslösen. Europa bleibt davon nicht ausgenommen, die Folgen des Klimawandels werden für jeden spürbar sein. Einige Seitenhiebe auf die weltpolitischen Akteure des Ignorierens von Klimakatastrophen, vor allem auf den Leugner Trump, hätten sich hier angeboten. Dank ihrer imaginierenden Sprache schafft es die Autorin, dass man sich beim Lesen mitten im Geschehen fühlt. Ein Buch, das gut unterhalten kann, aber auch nachdenklich und wütend macht.

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Das Cover ist ganz schlicht und einfach gehalten. Der Hintergrund hat die Farbe des Sandes. Unten liegt ein Ruderboot aus Holz auf dem Trockenen. Ein Paddel ist im Boot, das andere hängt nach draußen. Für mich passt das Cover sehr gut zum Roman. Die Hintergrundfarbe könnte auch ein Symbol für die Dürre sein. Ich bin auf die Autorin aufmerksam geworden durch ihr erstes Werk „Die Geschichte der Bienen“. Der Roman war der Auftakt des Klimaquartetts. „Die Geschichte des Wassers“ ist der zweite Teil. Ich habe den ersten Teil nicht selbst gelesen, sondern an meine Mutter verschenkt. Sie war von dem Buch begeistert. Die Resonanz unter den Buchbloggern war durchweg positiv, und hat mich neugierig gemacht. Auch wenn mich das Thema Bienen, durch unsere eigene Imkerei sehr interessiert hat, fand ich das Thema Wasser spannender und habe mich deshalb erst mal für das zweite Buch entschieden. Wie oben im Inhalt zu lesen ist, spielt die Geschichte in zwei Zeiten. Dies habe ich in meinem Sketchnote mit den Jahreszahlen zu den Handelnden Personen dargestellt. Zum Einen erfahren wir die Geschichte von Signe, wie sie für den Erhalt der Gletscher kämpft und mit ihrem Segelboot die Stürme bezwingt. Zum Anderen folgen wir David in das zukünftige Frankreich mit Dürre und akuter Wassernot. Beide Protagonisten erzählen abwechselnd ihre Geschichte aus der Ich- Perspektive. So habe ich die ganze Zeit das Gefühl mit den beiden auf die Reise zu gehen. Bei sommerlichen 35°C hier in Holdorf und in der Sonne noch viel mehr, lässt sich die Wärme im Frankreich des Jahres 2041 sehr gut nachempfinden. Auch die Dürre konnte ich mehr gut vorstellen, denn hier bei uns fehlt dieses Jahr der Regen an allen Ecken und Kanten. Überall ist der Rasen braun, die Bäume lassen teilweise sogar schon ihre Blätter fallen. Natürlich kann man unsere Dürre aktuell nicht mit der Zukunftsphantasie im Roman vergleichen. Aber das Kopfkino wird durch die momentane Hitze gut beeinflusst. Mich hat der Roman sehr beeindruckt. Der Wechsel zwischen den Erzählsträngen im Jetzt (2017) und in der Zukunft (2041) sorgt für einen guten Spannungsbogen. Und das Thema an sich bietet die nötige Brisanz. Es regt zum Nachdenken und diskutieren an. Wofür brauchen wir zwingend unser Trinkwasser und wo können wir aktuell Trinkwasser einsparen? Bei dem Anhalten Sommerwetter in Norddeutschland ist das Thema Trinkwasserversorgung akut. Bei meinen Eltern wurde schon die Empfehlung ausgesprochen: Waschmaschinen und Spülmaschinen nur in den Nachtstunden zu betreiben, wenn der Bedarf gewöhnlich niedriger ist als über Tag. Ich bin gespannt, wie lange unser Sommer noch anhalten wird. Ich finde wir haben in den letzten Jahren soviel über den Regen geklagt, da dürfen wir uns jetzt über die gewünschte Hitze nicht beschweren. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung für den Roman. Und ich werde mir jetzt das erste Buch bei meiner Mutter ausleihen, um zu sehen ob es mir genauso gut gefällt wie „Die Geschichte des Wassers“.

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Ich habe letztes Jahr bereits Die Geschichte der Bienen von der Autorin gelesen und der Roman wurde eines meiner Highlights. Deswegen wollte ich auch unbedingt die Geschichte des Wassers lesen und auch dieser Roman hat mich wieder restlos begeistert. Wie auch die Bienen ist das Wasser ein Teil der Natur, ohne den wir nicht leben können. Signe weiß das, und kann daher nur den Kopf wegen des Raubbaus schütteln, den die Menschen an der Natur betreiben. Hitze und die Knappheit des Wassers fordern entsprechende Tribute, das spürt auch David am eigenen Körper. Früher fruchtbare Länder werden zu unbewohnbaren Gebieten. Was ich an der Autorin sehr schätze, ist, dass sie sich in ihren Büchern mit sehr unbequemen, aber hochaktuellen Themen auseinandersetzt. Ihr Schreibstil hat zwar keinen richtigen Spannungsbogen, besticht aber nur die Brisanz der Themen, die in der Zukunft keine Geschichten mehr sind, wenn sich nicht schleunigst etwas ändert. Außerdem schreibt sie sehr deutlich und atmosphärisch, was der Geschichte unheimlich gut tut. Fazit: Für alle Menschen, die sich für die Welt interessieren, in der sie leben, sind die beiden erwähnten Bücher fast schon eine Pflichtlektüre.

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Wir haben es im Buch mit zwei Handlungssträngen zu tun. Einmal ist da Signe im Jahr 2017 und dann sind da noch Lou und David, Vater und Tochter, die auf der Flucht im Jahr 2041 Frau und Tochter verloren haben und sich nun in einem Lager - so wollten nach Norden - ohne Wasser und mit wenigen Nahrungsmittelvorräten aufhalten, ihre beiden Familienangehörigen suchen und dann schließlich mit einer weiteren Flüchtigen gemeinsam versuchen, aus dem Lager - das mittlerweile kein Lager mehr ist, Richtung Wasser zu flüchten, auf Regen wartend ... Signe - im Heute ist eine Umweltaktivistin könnte man sagen. Ich habe immer gedacht, dass die Autorin beide Handlungsstränge irgendwie zusammenführt, das ist aber nicht passiert. OK, das muss ich so hinnehmen. Das Buch verleitet zum Nachdenken und ist spannend geschrieben, etwas anders, als ich es erwartet hätte, aber dennoch gut für meine Begriffe. Lunde zeichnet die Charaktere innerhalb ihrer Handlungen und Gefühlswelt sehr gut und überhaupt ist das gesamte Buch mit seinen beiden Geschichten, die parallel nebenher laufen, sehr spannend und kurzweilig authentisch lebendig geschrieben und hat mich gefesselt.

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Im Jahr 2017 lebt Signe, eine Frau in den Sechzigern, die sich ihr Leben lang für die Umwelt und besonders die Gegend aus der sie kam eingesetzt hat, dort sollten schon in ihrer Jugend Wasserfälle umgeleitet werden und nun wird einfach das Gletschereis als besonderer Spaß für die Cocktails der Reichen abgebaut und vernichtet. Das kann sie nicht hinnehmen und boykottiert im Alleingang den Abbau. Sie glaubt, dass ihre ehemals große Liebe Magnus an dem Geschäft beteiligt ist und er alle Skrupel verloren hat. Sie will ihn mit dem Eis und ihrer Tat konfrontieren und segelt allein auf ihrem ebenfalls in die Jahre gekommenen Boot, der „Blau“ los nach Südfrankreich. Viele Jahre später, 2041, sieht die Welt ganz anders aus. Es ist alles karg, es herrscht Krieg, die Menschen flüchten in Camps in denen sie sich Hilfe, Nahrung und vor allem Wasser erhoffen. Es ist eine Endzeitstimmung und David ist mit seiner kleinen Tochter Lou mittendrin. Seine Frau und seinen Sohn haben die beiden bei der Flucht verloren und hoffen ständig darauf, sie wieder zu finden. Meine Meinung: Die scheinbar aussichtslose Lage der beiden Flüchtlinge im Jahr 2041 macht sehr nachdenklich. David muss für sich und Lou sorgen, er hat aber auch keine Möglichkeit die Lage zu verändern. Es gibt jeden Tag nur geringe Mengen an Essen und Trinken für alle. Man kann sich nicht waschen, wenn man krank ist, gibt es auch nicht mehr, als wäre man gesund. Die Abhängigkeit des Menschen vom Wasser und die vielen Gelegenheiten, bei denen man es ohne weiteres Nachdenken nutzt, werden dem Leser hier gut vor Augen geführt. Dabei sieht man auch die menschlichen Abgründe, die sich auftun, wenn dem Menschen etwas essentielles genommen wird und es nur noch ums Überleben geht. Signe dagegen ist für mich ein eher unangenehmer Charakter gewesen. Die harte Alleingängerin, die niemanden braucht, immer gegen alles kämpft. Ihre Reise auf dem Segelboot ist recht detailliert und auch sicher fachlich fundiert beschrieben. Für eine Nichtseglerin wie mich, waren die Fachbegriffe ein wenig zu viel und auch eher unwichtig für die Geschichte. Die beiden Geschichten führen natürlich am Ende zusammen, die eine verstrickt mit der anderen. Und das sogar auf ziemlich unerwartete Weise. Es ist ein Buch, das nachdenklich macht, das ich wirklich schnell gelesen habe und nicht weglegen wollte, weil die Erzählebenen einfach fesseln. Die Problematik wird gut behandelt und hat auch in meinen Alltag ein wenig Einzug gehalten. Das Cover: Ich finde das Cover, wie auch schon bei der Geschichte der Bienen sehr gut gelungen. Das naturfarbige Papier, das aussieht, wie geschöpft, die rote Verlagsfahne und das schlichte Segelboot, das zwar nicht das von Signe darstellen kann, aber dennoch aussagekräftig ist. Das Boot liegt auf und ist glänzend dargestellt, während das restliche Cover matt ist.

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Ringfjörden, Norwegen 2017: Alle wissen über den Klimawandel Bescheid, aber keinen interessiert‘s! Die 70-jährige Umweltaktivisten Signe ist frustriert. Nachdem die Wasserfälle und der Fluss Breio einem Kraftwerk zum Opfer gefallen sind, soll nun das letzte Gletschereis an zahlungskräftige Scheichs in Arabien verscherbelt werden. Bordeaux, Frankreich 2041: Europa ist zweigeteilt. Nach einer großen Dürre ist kein Leben mehr in den südeuropäischen Ländern möglich. Millionen versuchen, in die „Wasserländer“ Nordeuropas zu fliehen, doch die haben ihre Grenzen dicht gemacht. David und seine siebenjährige Tochter Lou kämpfen in einem französischen Flüchtlingslager ums nackte Überleben. Wie Bestsellerautorin Maja Lunde uns Lesern und der gegenwärtigen Klimakrise den Spiegel vorhält, lässt sich nur mit Superlativen beschreiben. Hochemotional und äußerst beklemmend! In erschreckenden Bildern beschreibt die norwegische Autorin den schrittweisen Zerfall der Zivilisation in Europa. Leere Regale in Kaufhäusern, Zusammenbruch von Kommunikationsnetzen sowie Infrastruktur, Massenflucht, Völkersterben. Dazu immerwährender Hunger und Durst, drückende Hitze. Wie Zombies umherwandelnde Menschen, bedeckt mit einer Schmutzschicht aus Ruß, Schweiß und Dreck, da Wasser rationalisiert ist und nicht mehr zum Waschen verschwendet werden darf. Eine seltsame Stille. Insekten und Vögel sind längst verstummt, nun auch die Kinder. Sie haben ihre Spiele eingestellt. Auch Lou verhält sich nicht mehr kindgemäß. Auf der Flucht vor einem Waldbrand hat sie ihre Mutter und ihren kleinen Bruder verloren, die Zustände im Flüchtlingslager sind ebenfalls fürchterlich. Lange Schlangen, leere Mägen, Gewalt und Unruhen. Doch eines Tages findet ihr Vater ein Boot, das neben einem ausgetrockneten Flussbett liegt. Was zunächst als Spiel und eskapistischer Zeitvertreib beginnt, könnte zur Rettung werden. Unterstützung erhalten sie von den neu gewonnenen Freunden Marguerite und Francis. Menschen, denen sie in ihrem bisherigen Leben nicht begegnet wären. Doch im Flüchtlingslager verschwinden alle Standesgrenzen. Wenn im Sanitärbereich jeder versucht, die fünf Liter Wasser pro Woche, die zum Waschen zur Verfügung stehen, für die eigenen (Designer- oder Discounter-) Klamotten einzuteilen, scheint dies nicht mehr von Belang. Durch Kenntnis der zweiten Handlungsebene, liest sich der Handlungsstrang um die Journalistin und Umweltaktivistin Signe in der Gegenwart umso packender. Sie segelt mit gestohlenem Gletschereis nach Frankreich, um ihre Jugendliebe Magnus zur Rede zu stellen, der dem ausbeuterischen Verkauf zugestimmt hat. Dabei reflektiert sie ihre eigene Vergangenheit, denkt an die Umweltzerstörung ihrer Heimat, wie scheinbarer Fortschritt dazu beiträgt, die eigenen Ideale zu verraten. An die Brüche zwischen ihrem Vater, einem Naturschützer und ihrer Mutter, einer Hotelbesitzerin. An den Verrat ihrer großen Liebe, der den Annehmlichkeiten eines bürgerlichen Lebens erliegt. Mit Signe und David hat die Autorin faszinierende Charaktere mit Brüchen und Kanten geschaffen. Sie gewinnen unsere Sympathie, auch wenn ihr Charakter oft geprüft wird. Mal geht es um ungeborenes Leben. Mal geht es um moralische Streitfragen: Soll man den Inhalt des letzten Wassertanks teilen oder für den eigenen Bedarf horten? Beide Handlungsebenen werden in der Ich-Form formuliert, was die Identifikation mit den Figuren erleichtert. Sie offenbaren uns Einblicke in ihr Gefühlsleben. Sie sind innerlich zerrissen, stehen kurz davor, zusammenzubrechen. Maja Lunde führt beide Storylines zusammen und lässt doch Raum für Spekulation, klassische Happy Ends darf der Leser hier nicht erwarten. Vielleicht ist das Ende auch deshalb offengehalten, da wir es selbst schreiben müssen. Im Hier und Jetzt. Wie wollen wir und unsere Enkelkinder einmal leben? Wie wollen wir mit den Ressourcen der Natur umgehen? Klassische „Action“ findet der Leser auf diesen 480 Seiten ebenfalls nicht vor. Stattdessen etwas viel Besseres. Es sind die kleinen, sich lautlos anschleichenden Veränderungen, die wir zunächst nicht wahrhaben wollen. Verstummende Grillen oder Toilettenpapier, das nicht mehr aufgefüllt wird. Es ist das leise Grauen, das uns davon abhält, zu handeln. Ein selbstzerstörerisches Paradoxon! Wirft man einen Frosch in kochend heißes Wasser, springt er wieder heraus. Setzt man ihn in kaltes Wasser, das man langsam erhitzt, bleibt er reglos sitzen und stirbt. Genauso verhält es sich mit dem Klimawandel oder den Storylines. Diese Art von Grauen ist viel subtiler, gewaltiger, erschreckender – und daher umso spannender. „Die Geschichte des Wassers“ ist die Geschichte der Menschheit, die glaubt, den blauen Planeten beherrschen zu können. Und sie ist kein utopisches Armageddon. Die Osloer Autorin, die schon mit „Die Geschichte der Bienen“ einen internationalen Bestseller vorgelegt hat, beschreibt im zweiten Teil ihres angepeilten Klimaquartetts von Zuständen, die längst gelebte Realität sind. Sie schafft es, Informationen und Emotionen hervorragend miteinander zu verbinden. Warum sterben Wasseramseln, wenn das Wasser nicht mehr rauscht? Welche vielfältigen, nicht abschätzbaren Verflechtungen halten die Natur am Leben? Zudem merkt man der norwegischen Autorin ihre Leidenschaft für Wasser in Form von Fjorden und Gletschern an, vergleichbar mit dem Roman „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“. Für die Handlungsebene in Frankreich hat die Autorin in einem Flüchtlingslager in Athen recherchiert. Dies sorgt nicht nur für die Authentizität ihrer Prosa, sondern für einen weiteren Gedankengang. Was im Buch in Europa noch als mögliches Zukunftsszenario angedacht wird, ist in vielen, von Hunger- und Dürrekatastrophen gebeutelten Ländern Afrikas längst Alltag. Müssen die Wort-Case-Szenarien des Klimawandels also erst in den Industrienationen ankommen, damit ein Umdenken stattfindet? Wir stehen am Scheideweg, den Maja Lunde in einem Gespräch zwischen Signe und Magnus auf den Punkt bringt. Ingenieur Magnus sieht in dem Kraftwerk, das den Fluss verdrängt hat, ein Symbol für menschliche Größe, Schaffenskraft und Zukunftsplanung zur Arterhaltung. Daraufhin kontert Signe: „Menschliche Größe ist eine Kontradiktion. Wir kümmern uns nur um uns selbst und um unsere Kinder. Diejenigen, die nach uns kommen, vergessen wir. Damit ist der Beschützerinstinkt wohl gescheitert.“ Fazit: Ein (über-) lebenswichtiges, großartiges Buch! Aufwühlend, ohne belehrend zu sein. Mit Empathie für das Wesen der Menschheit und einem subtilen Appell zum Handeln. Wen Umweltzerstörung und Klimawandel nach dieser Lektüre noch kaltlassen, der sollte schleunigst einen Arzt aufsuchen, um die eigenen Lebensvitalfunktionen überprüfen zu lassen…!

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Signe liebt ihre Heimat Norwegen, die Flüsse, Fjorde und Gletscher, Wasser überall. Doch sie versteht nicht, wie ihre eigene Mutter und später ihr Ex-Freund Raubbau an dieser Natur treiben können, sie ausschlachten, verändern und so langsam aber sicher zerstören. Jahrzehnte später lebt David mit seiner Tochter in Frankreich, auf der Flucht vor der Hitze, dem Wassermangel, der ganz Südeuropa im Griff hat, während die nördlichen Staaten ihre Grenzen schließen, um sich gegen die Flüchtlingsströme zu wehren. Signes Angst war berechtigt – der Mensch hat seine eigene Lebensgrundlage zerstört. „Die Geschichte des Wassers“ ist nach dem Bestseller „Die Geschichte der Bienen“ der zweite Roman von Maja Lunde, in dem sie sich mit der Veränderung der Welt durch den Menschen und die furchtbaren Folgen, die dies haben könnte, auseinandersetzt. Wasser ist unser Lebenselixier, ohne haben wir keine Überlebenschance und dies zeigt die Autorin sehr deutlich am Beispiel von David. Flüchtlingscamps wie wir sie heute aus dem Fernsehen kennen, aus Syrien oder dem Sudan, vielleicht auch noch aus Griechenland, gibt es haufenweise in ganz Europa, die Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Spanien ist eine Wüstenregion geworden und Südfrankreich wird von Bränden im Griff gehalten, kein Mensch kann dort mehr Leben, alles riecht nach Rauch, ein Funken reicht, um riesige Regionen völlig zu zerstören. Lunde greift ein hochaktuelles Thema auf und verarbeitet es in einem sehr spannenden und kurzweiligen Roman, der hoffentlich mehr Aufmerksamkeit auf das Thema lenkt. Ihre Hauptfiguren faszinieren einen beim Lesen, ihre Sorgen und Ängste sind auf völlig verschiedene Art und Weise existentiell und packen einen als Leser und lassen einen nicht mehr los. Gerade bei David sprechen Angst und Verzweiflung aus jedem Satz, aus jeder Handlung, die völlige Ausweglosigkeit der Situation treibt einem beim Lesen Schauer über den Rücken. Denn wo sollen sie hin, wenn es nach Norden einfach nicht weitergeht und hinter ihnen nur verbrannte Erde zurückbleibt? Maja Lunde bringt den Lesern in „Die Geschichte des Wassers“ ein hochaktuelles und brisantes Thema auf spannende Weise nahe. Ihre Figuren bewegen einen als Leser sehr, ihre Geschichten brennen sich ein und machen hoffentlich Aufmerksam darauf, dass Davids Geschichte noch Fiktion ist, aber keine Fiktion bleiben wird, wenn die Menschen weiter so mit der Natur umgehen, in der sie leben.

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