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Rezensionen zu
Auf Erden sind wir kurz grandios

Ocean Vuong

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€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Ein tolles Buch, grandios übersetzt von Anne-Kristin Mittag Ein junger Mann, der einen Brief an seine Mutter schreibt, die Analphabetin ist. Darüber kann man/frau lange nachdenken. Anfangs steht die Beziehung zu seiner ihn schlagenden Mutter im Vordergrund. Das Bedürfnis nach einem Nachholen an fehlender Kommunikation zwischen den Beiden ist ein aufwühlender Startpunkt. „Wenn wir Glück haben, ist das Ende eines Satzes der Punkt, an dem wir vielleicht anfangen können.“ (S. 19) In lyrischer Sprache breitet „Little Dog“ auf den knapp 270 Seiten sein Innerstes vor uns allen aus. Er gibt uns Einblicke in seine Familiengeschichte, begonnen bei seiner vietnamesischen Großmutter, die mich tief berühren. Intergenerationale Kriegstraumata spielen ebenso eine große Rolle wie Rassismus und Homophobie. „ich will nicht, dass mir meine Traurigkeit genommen wird, ebenso wenig, wie ich will, dass mein Glück mir genommen wird. Sie gehören mir.“ (S. 197) Ob er den Brief schreibt trotz des Analphabetismus oder gerade deswegen bleibt für mich unbeantwortet. Gehaltvoll, in Teilen flüssig und vereinnahmend erzählt, in Teilen fragmentarisch die ganze Bandbreite an Emotionen und Erinnerungen, die ihn ausmachen vor uns ausbreitend, hat mich das Buch atemlos zurück gelassen. Auf diesen Wörtern, Sätzen und Eindrücken werde ich noch eine Weile herumkauen.

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Weltklassebuch

Von: _leserin_

25.11.2021

Der Roman ist eine Hommage des Autors an seine Mutter, als Brief geschrieben, den diese nie lesen wird – sie ist Analphabetin. Vieles hat sie bestimmt nicht richtig gemacht, hat ihn oft geprügelt, ihn nicht verstanden, konnte aber nicht anders, ihre Sprache war Gewalt. Mit der Distanz des Erwachsenen gelingt es ihm, zu beschreiben, wie es ihm als Kind und Jugendlicher ergangen ist, ohne ihr dies zum Vorwurf zu machen oder mit ihr abzurechnen. Seine Erinnerungen sind keine schönen Bilder. Sie erzählen von Armut, seinem Leben als Außenseiter, Rassismus, den psychischen Folgen des Vietnamkrieges der Vorgeneration und den ersten homosexuellen Erfahrungen. Ein emotionaler Fels in der Brandung ist die schwer traumatisierte und psychisch kranke Großmutter Lan. Sie bildet eine Stütze in seinem Leben, jedoch nur bedingt. In ihrem Kopf ist der Krieg noch nicht beendet. Alltagsbilder und –geräusche vermischen sich mit Erlebnissen aus dem Krieg. Ein grandioser Roman, sprachlich wie inhaltlich – herzzerreißend und traurig, aber wichtig.

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Bei seinem Erscheinen von der Literaturkritik ausnahmslos gefeiert, nun als Taschenbuch erschienen, lag das Romandebüt von Ocean Vuong etwas länger auf meinem Lesestapel, bevor ich es nun endlich (!) zur Hand genommen habe und fast nicht mehr weglegen konnte – was für eine Sprachgewalt, was für eine fast schon kunstfertige Wucht, mit der man Leser mitgerissen wird… Es ist die Vielseitigkeit der Themen, die Klarheit der Sprache und vor allem die Poesie, die das Werk durchzieht. Seine bildhaften und eindringlichen Beschreibungen machen diesen Roman, der im Grunde genommen von seiner Form her ein langer Brief an seine Mutter ist, so spannend und lesenswert. Vom bewegenden Abschied von seiner Grossmutter, bis hin zu ersten sexuellen Erlebnissen als schwuler Mann und der Tragik seiner ersten großen Liebe – Vuongs Sprache (und die wohl auch sehr geglückte Übersetzung von Anne-Kristin Mittag) sind hinreissend, man kann sich dieser Sprache nicht entziehen. Dieses Romandebüt ist eben keine der üblichen Migrationsgeschichten mit den oftmals nervigen Klischees, sondern fast schon ein neues Genre, eine wundervolle Melange aus prägnanter punktgenauer Lyrik und beschreibender, verkürzter Prosa mit stellenweise berückend schöner Sprachgewalt. „Auf Erden sind wir kurz grandios“ ist der erste Roman von Ocean Vuong, für seine Lyrik wurde er schon früh mehrfach ausgezeichnet, zuletzt erschien bei Hanser sein Gedichtband „Nachthimmel mit Austrittswunden“. Sein erster Roman mit all seiner Empfindsamkeit, seiner Queerness, seiner hohen Emotionalität und dennoch stellenweise nüchternen Schilderung einzelner dramatischer Begebenheiten beeindruckt und macht grosse Hoffnungen auf weitere spannende Werke von Ocean Vuong.

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Ein langer Brief eines Sohnes an seine Mutter. Sie ist die Tochter eines amerikanischen Soldaten und einer vietnamesischen Bauerntochter. Lesen und schreiben kann sie nicht und spricht kaum Englisch. Sie verdient ihren Lebensunterhalt mit einem Nagelstudio. Ihr zierlicher Sohn ist ein Einzelgänger, der sich in einen amerikanischen Jungen verliebt. Er berichtet von den prügelnden Händen seiner Mutter, der kranken Oma und den Herausforderungen, die das Leben eines vietnamesischen Jungen in den Staaten so mit sich bringen. Das sprachgewaltigste Buch, das ich bisher gelesen habe. Erschütternd brutal und zart zugleich beschreibt der Protagonist seine Kindheit und Jugend in Briefen an seine Mutter. Die intensiven Erinnerungen und tiefen Einblicke in sein Leben erschaffen sofort Bilder im Kopf eines jeden Lesers. Die Bandbreite an heftigen Themen könnte größer nicht sein. Die Geschichte wird getragen von ihren Emotionen und Metaphern. Die Sprache ist kunstvoll, ästhetisch und die große Stärke des Buches. Dass Vuong bereits für seine lyrischen Texte ausgezeichnet wurde, verwundert nicht. Inhaltlich keine leichte Kost und gleichsam wunderschön geschrieben. Der Autor springt in den Zeiten, ein Element, das hier bewusst eingesetzt wird. So verzichtet er auf chronologische Abläufe. Die autobiografischen Einflüsse sind klar erkennbar. Der Junge durchlebt eine schwierige Kindheit in ärmlichen Verhältnissen bei Mutter und Großmutter. Liebe und Schmerz liegen nah beieinander und prägen den Heranwachsenden auf vielen Ebenen. Er setzt sich mit seiner eigenen Sexualität auseinander und verliebt sich in den gleichaltrigen Trevor. Eine Verbindung zweier traumatisierter Jugendlicher, bei der ich nie ganz wusste, was sie dem Einzelnen bedeutete. Ocean Vuong lässt keine Situation aus und wagt sich auch an unangenehme Textstellen. Der poetische Schreibstil zieht sich durch das gesamte Buch und trägt die Geschichte auf eine sehr zärtliche Weise durch die Zeit. Er beschreibt die Folgen des vietnamesischen Krieges für seine Bewohner anhand des Lebens der Familie des Erzählers. Seine Mutter, geprägt von den schrecklichen Erfahrungen, liebt ihren Sohn und erhebt dennoch die Hand gegen ihn. Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn geht nahe und lässt sich schwer einordnen. Wie ein langes Gedicht, so beschreiben viele Leser:innen ihre Eindrücke über »Auf Erden sind wir kurz grandios« und dem kann ich voll und ganz zustimmen. Eine Mutter-Sohn-Beziehung, schwankend zwischen Verbundenheit und Ablehnung, schonungslos erzählt. Den Platz im eigenen Leben suchend, muss der Junge viel Grausamkeit erfahren. Und trotz dieser Umstände gelingt es dem Schriftsteller auf grandiose Weise diese Wucht an Emotionen auf kompakten 272 Seiten unterzubringen und stets den Balanceakt zwischen Gnadenlosigkeit und Hingabe zu halten. In mir wird das Gelesene noch lange nachhallen und jeder Verfechter:in der Literatur sollte dieses Debüt von Vuong gelesen haben. Das Buch lebt vor allem von seiner sprachlichen Schönheit, die schon außergewöhnlich ist. Ich habe selten so viele Zitate aus nur einem Roman herausgeschrieben. Die Briefe, die der Protagonist seiner Mutter schreibt, sind authentisch und so lebendig, dass ich mir vorstellen kann, dass der Autor aus seinem eigenen Leben erzählt.

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„Tut mir leid, dass ich immer Wie geht’s dir? sage, wenn ich tatsächlich meine: Bist du glücklich?“ (S. 209) Wenn beim lesen eines zeitgenössischen Buches auf einmal die Frage auftaucht, habe ich es hier vielleicht mit einem zukünftigen Klassiker zu tun, also mit einem Buch das vielleicht in 100 oder 200 Jahren als Klassiker tituliert wird, dann hat man es mit einem großartigen Buch zu tun und man sollte es tunlichst lesen, denn wer kann schon einen Klassiker in der Zukunft lesen? Warum ich es wage dies zu prognostizieren, und tatsächlich hatte ich bislang nicht annährend so ein Gefühl oder gar eine derartigen Gedanken bei anderen Büchern, so liegt es daran, dass uns Ocean Vuong ein Buch vorlegt, dessen Literatur wie flüssiges Gold ist. Es ist zeitgenössisch, es ist modern, es behandelt aktuelle kontroverse Themen, spricht aber auch einen Teil einer Vergangenheit an, über die man lieber den Schleier des Vergessens legen möchte. Es ist die Geschichte eines Volkes. Es ist vielleicht sogar autobiographisch. Im Klappentext heißt es: „Das kraftvollste Debüt der letzten Jahre, geschrieben in einer Sprache von grandioser Schönheit. Und dem kann ich kann ich nur zustimmen. Es ist einerseits todtraurig aber Ocean Vuong sagt auch an einer Stelle: „Das Problem ist, ich will nicht, dass mir meine Traurigkeit genommen wird, ebenso wenig, wie ich will, dass mein Glück mir genommen wird. Sie gehören beide mir. Ich habe sie verdammt noch mal ins Leben gebracht.“ Ich glaube wenn wir eine Zeitreise machen könnten, würden wir dort einen Klassiker in Händen halten der „Auf Erden sind wir kurz grandios“ heißt. Deswegen lest es lieber jetzt, weil es uns bislang leider noch nicht möglich ist in die Zukunft zu reisen. Was den Inhalt angeht, so möchte ich euch gerne dazu auffordern dieses Buch selbst zu entdecken. Vuong erzählt von Little Dog, dem Sohn von Rose, die als Tochter eines US-amerikanischen Soldaten und einer vietnamesischen Bauerntochter nun in Connecticut lebt, und da ist auch noch seine Großmutter Lan, eine vom Vietnam-Krieg schwer traumatisierte Frau, in der der Krieg weiterwütet. Mehr darüber zu erzählen würde den Rahmen sprengen, und wir befinden uns ja auf einer Zeitreise, in der wir dann einen zukünftigen Klassiker lesen werden. „Deine Mama. Sie ist nicht normal, ja? Sie Schmerz. Sie wehtun. (..) Sie Schmerz, dachte der Junge der sich ihre Worte durch den Kopf gehen ließ. Wie kann man denn ein Gefühl sein ?“

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Eine Sprachgewalt voller Trauma und Reflexion

Von: Pseudokultiviert

13.08.2021

Es gibt diese Bücher, da will man danach zur Autor:innen Lesung und es von den Autor:innen hören. Dies ist definitiv eins davon. 🤍 In Voungs Debütroman „Auf Erden sind wir kurz grandios“ schreibt der Protagonist seiner Mutter einen Brief. Einen Brief, den sie nie lesen wird, weil sie Analphabetin ist. Der Protagonist, von seiner Familie Little Dog genannt, schreibt an seine Mutter. Erinnerungen an die Kindheit und Jugend, an Gewalt und Liebe, an eine schizophrene Großmutter, an ein Außenseiter-Leben im amerikanischen Hartford, an die Brutalität und Rassismus und Homofeindlichkeit, an die eigene Familie und die Jugendliebe. Und was mich dabei immer fasziniert hat: die Reflexion mit der der Protagonist den Brief an seine Mutter schreibt. Er reflektiert die Vergangenheit seiner Familie, angefangen mit seiner Großmutter mitten im Vietnamkrieg. Und mit der Liebesgeschichte zwischen Little Dog und Trevor, wo ich mir bis jetzt immer noch nicht sicher bin wie toxisch diese Beziehung war, hat es mich dann umso mehr in den Bann gezogen. Dabei springt Voung hin und her, mal chronologisch, mal lyrisch, mal wilde Erinnerungen, mal die Syntax brechend. Aber immer mit so einer bildlichen Sprachgewalt. Ich habe so viel durch dieses Buch gelernt. Über den Vietnamkrieg, Familie, (Kriegs)Trauma, Drogen und Sucht, Armut und Kälber. Vor allem für alle, die eine poetische Sprache lieben ist dieses Buch definitiv etwas.

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Herzzerreißend

Von: Kat

10.08.2021

Es fühlte sich fast falsch an, das hier zu lesen, weil er so brutal ehrlich und schmerzlich echt ist. Es geht um Rassismus, Generationentraumata und vieles mehr. Ich fand es toll, wie Vuong über Sprache schrieb und wie sie sich im Mund anfühlt, wofür sie verwendet werden kann und wie sie dich, die Menschen um dich herum, dein Leben, deine Wahrnehmung und die Welt prägt. Es zeigt, wie wir mit dem Erwachsenwerden umgehen, was für jeden hart ist und noch schwieriger, wenn man mit Rassismus und sexueller Diskriminierung konfrontiert ist.

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Ocean Vuongs gefeierter Debütroman „Auf Erden sind wir kurz grandios“ ist vor kurzem bei btb als Taschenbuch erschienen. Grund genug für mich, das Buch endlich zu lesen. Der Roman ist der Brief eines Sohnes an seine Mutter, den er in dem Wissen schreibt, dass sie ihn nicht lesen wird, denn sie ist Analphabetin. Mutter und Sohn kamen aus Vietnam in die USA, da war er gerade einmal zwei Jahre alt. Sie schuftet in einem Nagelstudio, und sie schlägt den Sohn, seit er klein ist, doch sie liebt ihn auch. Der Krieg hat sie traumatisiert. Vuongs Roman ist weder eine Anklage noch eine Rechtfertigung, vielmehr ist „Auf Erden sind wir kurz grandios“ eine Art Bestandsaufnahme, ein „So ist es“ gleichzeitig mit einem „So war es“. Das Buch ist stark autobiographisch und damit eine Verarbeitung des eigenen Lebens des Autors, aber auch seiner Herkunft und seiner Prägung, die er durch die Geschichte seiner Mutter und seiner Großeltern mitbekommen hat. Vuong erzählt keine linear aufgebaute Geschichte. Er springt hin und her, schreibt episodenhaft, stark assoziativ und poetisch. Die Sprache steht klar im Vordergrund, Vuong ist auch Lyriker, was man dem Roman stets anmerkt. Stark, wie er Gefühle transportiert, wie er seine Leser:innen trifft mit seiner Melancholie, egal, ob er nun in die Vergangenheit eintaucht und etwa die beeindruckende Geschichte seiner Großmutter erzählt, die sich im Krieg prostituieren musste, sich dann in einen amerikanischen Soldaten verliebte, der sie verließ, bevor ihre Tochter, die Mutter des Erzählers, zur Welt kam. Oder ob es um seine eigene erwachende Sexualität geht, als er sich in den drogenabhängigen Trevor verliebt, mit dem er erste Erfahrungen macht, auch diese Beziehung ist nicht frei von Gewalt. Diese zieht sich durch das Leben des Autors und somit durch den Roman. Wenn man sich einlässt auf Ocean Vuongs Debüt, wird man sehr belohnt: Was manchmal wie die willkürliche Aneinanderreihung von Episoden, Gedanken und Assoziationen wirken könnte, hat eine ungeheure poetische Kraft und zeugt auf der einen Seite von der tiefen Traurigkeit des Erzählers, andererseits aber auch von einer nicht unkomplizierten Liebe zu seiner traumatisierten Mutter. Alles, was Vuong in „Auf Erden sind wir kurz grandios“ erzählt, zeugt von seinem Wunsch, zu verstehen. Nebenbei erfahren wir von den prekären Bedingungen, zu denen Einwander:innen in den USA um die Jahrtausendwende lebten und arbeiteten, wobei die Vietnames:innen eine besondere Gruppe unter den Eingewanderten einnehmen. Ein starkes Debüt. Man darf gespannt sein, was von Ocean Vuong noch zu lesen sein wird. „Es gibt so vieles, was ich dir sagen will, Ma. Ich war einmal naiv genug zu glauben, dass Wissen Klarheit schafft, doch manche Dinge sind so umflort von Zeichen und Bedeutungen, von Tagen und Stunden, Namen, die man vergessen, erhalten und abgelegt hat, dass die Wunde, nur weil man weiß, dass sie existiert, dadurch noch lange nicht freigelegt wird.“ S. 75

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