Caitlin Wahrer legt mit "Der Fremde" ihren Debütroman vor. Sie ist selbst Anwältin und bearbeitet in dieser Funktion auch Fälle wie den im Roman beschriebenen.
Worum es geht, verrät uns der Klappentext: einen sexuellen Übergriff auf den jungen, homosexuellen Nick. Und der zweite Hinweis befindet sich auf der Umschlagvorderseite: "Wie weit würdest du gehen, um deine Familie zu schützen?"
Im Roman springt Wahrer von dem Jahr des Geschehens (2015) immer wieder zur Gegenwart (2019). Diesen Zeitsprüngen kann man aber gut folgen.
Das Buch beginnt mit einem Treffen zwischen dem damals ermittelnden Polizisten und Julia, der Schwägerin von Nick.
Und schon hier wird klar, dass es mit einem Schuldspruch für den Angreifer wohl nicht getan sein wird.
Wahrer erzählt abwechselnd aus der Sicht der Hauptbeteiligten: Nick, seinem Bruder Tony und dessen Ehefrau Julia sowie dem Polizisten. Zu Beginn fragt man sich, ob Nick die Wahrheit gesagt hat. Dies klärt sich ungefähr in der Mitte Buches auf.
Ansonsten liest man viel über die Wut und Verzweiflung aller Beteiligten.
Ehrlich gesagt fand ich dies nur mäßig spannend, es war mir zu viel Leid und Kummer, zu viel Bestürzung und Wut. Ich fand es eher verstörend, zu versuchen auf diesem Leid , einen Thriller aufzubauen. Zwischendurch fragte ich mich immer wieder, was Caitlin Wahrer uns erzählen will: einen Kriminalroman? Einen Psychologie-Thriller? Einen Roman über eine zutiefst aus der Fassung geratene Familie?
Mein Fazit lautet: zumindest für empathische Leser eher nicht geeignet.