Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Das verborgene Leben der Farben

Laura Imai Messina

(6)
(3)
(0)
(2)
(0)
€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Wunderschöne, zarte Geschichte

Von: siralexfelixson

06.11.2023

"Hätte man sie gebeten, ihre Eltern zu malen, hätte Mio ihre Mutter als gewaltigen Ginkobaum gezeichnet, der im Garten wuchs, und ihren Vater als ein winziges, spontan gesprossenes Blümchen." "Das verborgene Leben der Farben" ist mein erster Roman von Laura Imai Messina, die es wunderbar versteht mit Worten umzugehen. Sehr sanft und poetisch erzählt uns die Wahltokioterin die Geschichte von Mio und Aoi. Eine Geschichte über das Leben und den Tod. Der "normale" Mensch kann ungefähr 20 Millionen Farben unterscheiden. Tetrachromaten können die Welt in bis zu 100 Millionen Farben sehen und noch die feinsten Farbabstufungen wahrnehmen, selbst ein schnödes Weiß ist nicht einfach nur Weiß. Und so ein Mensch ist Mio. Für sie besteht nicht nur die Welt, sondern auch die Aura der Menschen aus den feinsten Nuancen und Farbschattierungen, keine gleicht der anderen und jede Schattierung, jede Tönung, hat ihre eigene Bedeutung. Aoi hingegen ist Farbenblind. Und während Mios Familie die Brautkimonos fertigt, kümmert sich Aois Familie um Beerdigungen. Doch auch Aoi hat eine besondere Gabe: Er ist wahnsinnig sensibel für alle Nuancen von menschlichen Schwingungen und kann sich so wunderbar auf die Hinterbliebenen einfühlen. Eines Tages kreuzen sich die Wege der beiden... Zuerst einmal muss ich das Cover echt loben! Es gibt wunderbar das innere des Buches wieder. Mio, die sich in Schockmomenten in einem Kokon aus Weiß flüchtet, versteckt vor der Außenwelt mit seinen unendlichen und aufwühlenden Farben. Das Innenleben des Buches kann ich hingegen kaum richtig beschreiben. Es ist eine Geschichte, in der eigentlich gar nicht so viel passiert und in der es eher auf die leisen Töne zwischen den Zeilen ankommt - was dieses Buch sicher nicht für jeden zu einer tollen Lektüre macht. Auch ist es ein Buch, für das man sich etwas Zeit nehmen muss, damit die Zartheit der Geschichte ihre Wirkung entfalten kann. Fazit: Ich mochte das Buch sehr gern. Es hat mich mit seiner ruhigen Art irgendwie geerdet und die Außenwelt vergessen lassen.

Lesen Sie weiter

Laura Imai Messina bleibt den Themen aus ihrem vorhergehenden Roman "Die Telefonzelle am Ende der Welt" und ihrem Erzählstil treu. Es geht wieder um Verstorbene – diesmal um die Abschiednahme von ihnen –, um japanische Bräuche und zwei Menschen, die sich zaghaft näher kommen. Für Mio spielen Farben eine zentrale Rolle, um die Welt zu entschlüsseln und sich in ihr zurechtzufinden. Sogar Menschen nimmt sie als individuelle Farbnuance wahr. Eine besondere Sensibilität zeichnet auch die zweite Hauptfigur Aoi aus. Er begleitet Beerdigungszeremonien und hat die Gabe, sich in seine Kunden hineinzufühlen und ihre Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen. Der Roman strahlt durch und durch den Geist und die Kultur Japans aus. Wer sich für das Land interessiert, wird viel Freude daran haben, in welch zarter Prosa die Autorin die Arbeit im Atelier für Hochzeitskimonos oder ein Beerdigungsritual beschreibt. Mios panische Angst, zu intensive Gefühle zuzulassen, ist ebenso nachvollziehbar wie der Wunsch, die Magie des Kindseins, die im so krassen Gegensatz zum schulischen und beruflichen Leistungsdruck steht, zu bewahren. Es geht um Details, Nuancen und kleine, aber bedeutungsvolle Gesten, die unser Leben ausmachen. Mich hat der Roman dazu angeregt, im Alltag hin und wieder innezuhalten, genauer hinzusehen und so manchen Zufall als Fügung zu begreifen.

Lesen Sie weiter

Darum geht´s: Mio ist zwischen Hochzeitskimonos und ritueller Kleidung groß geworden. Farben spielen in ihrem Leben eine sehr große Rolle, denn sie sieht Farben anders als andere Menschen. Selbst kleinste und unterschiedliche Farbtöne kann sie sehr detailreich wahrnehmen und beschreiben. Für sie ist ein Rot nicht einfach ein Rot, für sie gibt es unglaublich viele Beschreibungen für Rottöne. Doch ihre Andersartigkeit hat sie einsam gemacht, denn bisher hat sie sich noch nie für die Liebe interessiert. Aoi wurde als Sohn eines Bestatters groß. Als sein Vater starb, übernahm er zusammen mit seiner Schwester das Geschäft. Sein Leben dreht sich um den Tod und eine würdevolle Zeremonie. Trotz seines schwierigen Berufes steht er dem Tod nicht ängstlich gegenüber, sondern nimmt ihn als Teil des Lebens an. Eine Frau hat allerdings noch nie den Platz an seiner Seite gefunden und er ist mit seinen Aufträgen auch sehr ausgelastet als, dass er Zeit für eine Frau hätte. Durch einen Zufall findet Aoi seinen Weg in den Laden, wo Mio arbeitet. Beide spüren auf Anhieb eine Verbundenheit zueinander. Zaghaft entwickelt sich ein Band zwischen beiden. Doch Aoi verbirgt ein Geheimnis vor Mio und er weiß nicht, wie er es ihr erzählen kann, ohne dass ihre zarte Beziehung darunter leidet. Wird er dennoch eine Möglichkeit finden? Meine Bewertung: Ich habe vor einer Weile auch das Buch - Die Telefonzelle am Ende der Welt von Laura Imai Messina gelesen und fand sie als Autorin interessant. Als dann veröffentlicht wurde, dass auch „Das verborgene Leben der Farben“ von ihr erscheint, war ich sofort Feuer und Flamme das Buch zu lesen. Die Geschichte ist doch recht speziell und auf eine besondere Art faszinierend. Eine Frau, die Farben sehen kann, die anderen sonst verborgen bleiben und ein Mann, für den Beerdigungen zum Alltag gehören. Beide verbindet auf den ersten Blick absolut nichts, doch dann steht Aoi plötzlich vor Mio und so beginnt ihre hindernisreiche Liebe. Dabei bleibt Laura Imai Messina ihrem Stil treu, sie beschreibt Japan und die Japaner einfach magisch gut. Ich liebe ihre kleinen passend zur Story gesetzten Nebensätze, mit der sie ihre Umgebung beschreibt. Wenn man schon mal in Japan war, kann man sich so unglaublich gut an den Ort des Geschehens hineinversetzen. Es ist immer wie eine kleine Japanreise, ihre Bücher zu lesen. Die Autorin hat ein Gespür dafür, sanfte Gefühle und Regungen unter Menschen atmosphärisch und zurückhaltend zu beschreiben – ganz wie Japaner das eben oft so machen und das von einer Schriftstellerin, die keine geborene Japanerin* ist. Das ist eine große Leistung, wie ich finde. Das tröstet mich ein bisschen über die oft zu langatmige Geschichte hinweg. Leider ist der Spannungsbogen in diesem Buch nicht allzu hoch. Ich brauchte wirklich Zeit es zu lesen und zwischendurch auch mal etwas anderes. Aber immerhin habe jedes Mal gut wieder in die Geschichte hineingefunden. Es ist als würde Laura Imai Messina warten, bis man wieder bereit ist weiter zu lesen. Wirklich beeindruckend, daher bin ich bei der Bewertung so zwiegespalten. Einerseits ist das eine wirklich schöne und auch romantische Geschichte, mit vielen Hürden und Hindernissen, aber ohne toxische Gefühle oder ähnliches, andererseits ist die Hinführung zum Kern der Geschichte oft sehr zäh. Oft habe ich mich gefragt, ob ich alle Details brauchte, um die Geschichte richtig zu verstehen. Manches fand ich auch ein wenig belanglos. Jetzt ist es so, dass in Japan nichts ohne Grund passiert. Vielleicht hatten manche Teile der Story, die ich für langatmig empfand, super viel Wichtiges mitzuteilen. Vielleicht sehen das auch nur Japaner, wenn sie die Story ungefiltert und ohne Übersetzung lesen. Ich würde jemanden dieses Buch empfehlen, der viel Zwischenmenschliches liebt, gespickt mit vielen Episoden aus der Vergangenheit, die zum Kern der Gegenwart führen. Man muss auch gut zwischen den Zeilen lesen können oder auch Interpretation zulassen. Ein bisschen philosophieren gehört dann natürlich auch dazu. Am schönsten fand ich persönlich die Beschreibung einer Bestattung in diesem Buch, welche so respektvoll und ihre Art magisch ist. Sie bringt Mio und Aoi näher zusammen und zeigt Mio auf eine besondere Weise auf, wie sie ihr Leben führen möchte. Auch wie die Menschen hier miteinander agieren, so würde- und liebevoll. Es war richtig schön. Das war sehr einschneidend und die Art wie die Autorin dieses Kapitel beschrieben hat, wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Fazit: Wer Laura Imai Messina und ihren Schreibstil liebt, wird auch hier ein gelungenes Werk finden. Wer es etwas spannender braucht, wird hier eher weniger glücklich.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.