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Rezensionen zu
Kleine große Schritte

Jodi Picoult

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Roots ...

Von: Diane Jordan

26.10.2017

Kleine große Schritte Diane Jordan Der Songtext „No Roots“ von Alice Merton kommt mir in den Sinn, als ich das Buch „Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult in den Händen halte und den Klappentext lese. Der Roman scheint Rassismus aufzudecken, der im Alltäglichen, z.B in Amerika immer und immer wieder stattfindet, ohne das etwas unternommen wird. Feinfühlig und spannend schildert die „weisse“ Autorin die dramatische Geschichte der „farbigen“ Säuglingsschwester und Protagonistin Ruth Jefferson und dem Thema Rassismus. Die dunkle Seite Amerikas und die Diskriminierung Farbiger, durch die Arroganz der weißen Oberschicht, geht mir als Leser schnell unter die Haut. Unwillkürlich stellt man sich da die Frage: „Wie viel Rassist steckt in mir?“ Habe ich auch Vorurteile und wenn wie viele? Wo fängt Diskriminierung an und wo hört sie auf? Die Autorin ist im gleichen Alter wie ich, gelingt es ihr, den Diskrepanzen und dem heiklen Thema gerecht zu werden? Und ich muss sagen: „ja!“ Eindeutig und klar unter die Haut gehend und an die Nieren gehend. Das Buch und der Plot lässt mich nicht mehr los. Und so lese ich Seite um Seite und bin schockiert. Stellenweise, möchte ich ins Buch hopsen und „erste Hilfe“ leisten und Ruth zur Seite stehen und schreien: „HALT“, so nicht! Der Schreibstil ist detailreich, fesselnd und sehr , sehr spannend. Ruckzuck verfliegt die Zeit und der dicke Wälzer ist an einem Wochenende gelesen. Aber verdaut ist das heikle Thema deshalb noch lange nicht. Sind wir nicht alle Ausländer auf der ganzen Welt??? Was ist erlaubt? Was nicht? Und ist dies wirklich nur in Süd- oder Amerika der Fall? Oder gilt es auch für den Rest der Welt? Scheiss Rassismus, Arschlöcher gibt es auf allen Seiten. So nicht, auf gar keinen Fall? Erleben wir nicht gerade auch bei uns mit den Asylanten unterschiedlichste Formen von Rassismus? Und es ist meines Erachtens wichtig und richtig, sich mit solchen Dingen auseinanderzusetzen und solche wertvollen Bücher zu schreiben! Aber lest bitte selber und lasst es auf euch wirken. Inhalt: Jodi Picoult - bewegend wie nie Ruth Jefferson ist eine äußerst erfahrene Säuglingsschwester. Doch als sie ein Neugeborenes versorgen will, wird ihr das von der Klinikleitung untersagt. Die Eltern wollen nicht, dass eine Afroamerikanerin ihren Sohn berührt. Als sie eines Tages allein auf der Station ist und das Kind eine schwere Krise erleidet, gerät Ruth in ein moralisches Dilemma: Darf sie sich der Anweisung widersetzen und dem Jungen helfen? Als sie sich dazu entschließt, ihrem Gewissen zu folgen, kommt jede Hilfe zu spät. Und Ruth wird angeklagt, schuld an seinem Tod zu sein. Es folgt ein nervenaufreibendes Verfahren, das vor allem eines offenbart: den unterschwelligen, alltäglichen Rassismus, der in unserer ach so aufgeklärten westlichen Welt noch lange nicht überwunden ist … Die Autorin: Jodi Picoult, geboren 1966 in New York, studierte in Princeton und Harvard. Seit 1992 schrieb sie mehr als zwanzig Romane, von denen viele Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste waren. Die Autorin versteht es meisterhaft, über ernste Themen unterhaltend zu schreiben. Sie wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, wie etwa 2003 mit dem renommierten New England Book Award. Picoult lebt mit ihrem Mann in Hanover, New Hampshire. Weitere Bücher: Die Spuren meiner Mutter Bis ans Ende der Geschichte Fazit: 5***** für einen Roman der den Leser nach Beendigung der letzten Seite noch lange in den Bann zieht und nachdenklich und sensibel macht. Vielleicht für den einen oder anderen der Wink mit dem Zaunpfahl, darüber intensiver nachzudenken und etwas zu ändern. “Kleine große Schritte“ ist im C. Bertelsmann Verlag erschienen. Das gebundene Buch hat 592 Seiten und kostet 20,00 Euro.

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Mit Jodi Picoult habe ich nicht wirklich gute Erfahrungen gemacht. Meist waren mir ihre Schilderungen zu ausufernd und realitätsfern, sodass ich mit ihren Geschichten nicht wirklich etwas anfangen konnte, obwohl sie gute Themen wählt. Da ich seit 2011 jedoch kein Buch der Autorin mehr in die Hand genommen habe und das vorliegende sehr interessant klang, gab ich ihr nochmals eine Chance. Zuerst habe ich mich an der Kurzgeschichte 'Das Mädchen mit den roten Schuhen' versucht, welche die Vorgeschichte darstellt. Schon diese hat mir sehr gut gefallen, weil da wichtige Punkte angesprochen werden. Für mich ist sie jedoch nicht wichtig. Man kann sie auch weglassen. 'Kleine große Schritte' beginnt dann schon sehr gewaltig. Von Anfang an hatte mich die Geschichte in ihren Bann. Die Schriftstellerin verwendet in diesem Roman einen leicht zu lesenden Schreibstil, der jedoch nicht plump daherkommt. Man kann super allem folgen und manche Bilder, die entstehen, prägten sich bei mir so sehr ein, dass ich sie die ganze Geschichte über mitnahm. "[...] riss ihm den Kopf hoch und schlug ihn mit voller Wucht auf den Asphalt. [...]" (S. 167) Das erinnerte mich zugleich an den Film 'American History X'. Ich habe ihn vor Jahr(zehnt)en gesehen und noch heute erinnere ich mich an ihn. Dieses Buch könnte genauso werden. Die Figuren sind gut gewählt. Manch einer ist sicher geneigt, sich direkt auf eine Seite zu stellen. Ich persönlich war nicht so. Es gab an allen Charakteren etwas, das ich nicht mochte - und das machte sie menschlich für mich. Ich muss die Einstellungen der einzelnen Figuren nicht (immer) gutheißen, nicht immer tolerieren, akzeptieren, aber ich muss es so hinnehmen - genau wie im richtigen Leben. Man kann nicht mit allem einverstanden sein. Anfangs hat mich ein wenig gestört, dass die gleiche Situation manchmal aus verschiedenen Perspektiven dargestellt wurde, man jedoch nichts, wirklich gar nichts Neues erfuhr. Die Autorin hat dies jedoch sehr schnell sein lassen, sodass es tatsächlich nur zu Beginn störend war. Was mich sehr interessierte, für andere jedoch vielleicht zu viel sein könnte, sind die vielen medizinischen Begriffe, die verwendet und teilweise nicht erklärt wurden. Ich hatte mir viele Notizen dazu gemacht, um hinterher immer ein wenig zu forschen. Mit 'Kleine große Schritte' hat Jodi Picoult mir gezeigt, dass sie es doch drauf hat. Dass sie weiß, wie man gute Geschichten schreibt, die das Leben erzählt, ohne auf Stilmittel zurückzugreifen, mit denen sich viele nicht identifizieren können. Kleine Schwächen machen das Buch nicht perfekt - aber nahezu. Von mir gibt es an dieser Stelle eine ganz klare Leseempfehlung. ©2017 weitere Zitate: "»Vorurteile sind keine Einbahnstraße, wissen Sie. Es gibt Menschen, die darunter leiden, und es gibt Menschen, die davon profitieren. [...]«" (S. 406) "»[...] Du musst ihnen zeigen, dass du kein schwarzes Mädchen bist. Du bist Ruth Brooks.«" (S. 54) "»[...] Gleichheit bedeutet, jeden gleich zu behandeln. Aber Gerechtigkeit berücksichtigt Unterschiede, sodass jeder eine Chance auf Erfolg hat.«" (S. 425) "[...] damit sie mit eigenen Augen sah, dass Liebe nichts mit dem zu tun hat, worauf man blickt, sondern es nur darum geht, wer darauf blickt." (S. 16)

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Mit diesem Buch bin ich praktisch durch die Hölle der Gesellschaft gegangen. Ich war wütend, fassungslos, musste weinen und hätte am liebsten geschrien. Was stimmt den nicht mit der verkorksten Menschheit? Haben wir noch immer nicht begriffen, dass wir alle zumindest eines sind, und zwar Menschen? Hautfarbe, Glaube oder was weiß ich, einfach egal? Jodi Picoult versteht es, den einzelnen Protagonisten im Roman ihren Raum zu geben, so dass man die Möglichkeit hat, jede Sichtweise zumindest nachzuvollziehen, auch wenn man vielleicht nicht jede befürwortet. Die Protagonisten erzählen von ihrer Vergangenheit und von den Erlebnissen während des Prozesses. Das Buch ist sehr vielschichtig und das Thema Rassismus wird nie von nur einer Seite beleuchtet. Vor allem die Welt von Kindsvater Tuck wird greifbar in Szene gesetzt und man bekommt eine Idee von den Wurzeln des Rassismus. Ruth verliert im ganzen Buch nie den Mut und ist für die leise Geschichte, die mehr so zwischen den Zeilen spielt, zuständig. Mich hat das Buch gepackt. Schon auf den ersten Seiten, auf denen ich fassungslos innehalten musste, als dir Familie die Hebamme vor die Tür gesetzt hat. Das ganze Buch spiegelt dieses unglaublich unfassbare Dilemma der Gesellschaft wieder. Obwohl man es vielleicht gar nicht will, besteht in jedem von uns die Gefahr, ansetzte von Rassismus im Denken zu haben. Keiner ist davon befreit. Jodi Picoult geht mutig und offen an ein brisantes Thema, welches nach wie vor aktuell ist. Dabei wird sie nie die moralische Autorin, die mahnend den Zeigefinge hebt. Vielmehr versteht sie es den Leser zur Selbstreflektion zu bringen. Ich habe mich immer wieder selbst hinterfragt. Wie sehe ich das eigentlich? Dieses Buch lege ich wirklich jedem ans Herz, denn es sollte von jedem gelesen werden, egal welches Genre man mag. Es macht die Welt vielleicht nicht besser, aber es hilft, viel öfter mal über sich und sein eigenes Handeln nachzudenken. Stoße ich vielleicht selbst manchmal, wenn auch ungewollt, Menschen vor den Kopf, weil sie für mich „anders“ sind?

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"Wenn ich schon nichts Großes bewirken kann, kann ich doch auf großartige Weise kleine Schritte machen. " Martin Luther King Jr. Inhalt Ruth ist seit 20 Jahren Hebamme mit Leib und Seele. Sie kümmert sich liebevoll um ihre großen und kleinen Patienten. Doch dann entbindet sie ein rassistisch eingestelltes Ehepaar von ihren Pflichten ihrem Baby gegenüber aufgrund ihrer Hautfarbe, denn Ruth ist dunkelhäutig. Nur kurz ist Ruth allein mit dem Baby der Bauers, als es zu Atemnot und Herzversagen kommt. Hin- und hergerissen zwischen ihrer Pflicht, dem Baby umgehend zu helfen und dem Verbot der Eltern und ihrer Vorgesetzten, weiß Ruth nicht, was sie tun soll, entscheidet sich – kann aber das Kind nicht mehr retten. Es kommt zur Mordanklage, denn blind vor Trauer und Wut, suchen die Eltern des Babys einen Schuldigen. Rezension Jodi Picoult ist eine Meisterin der menschlichen Schicksale. Ob es Knochenmarkspenden sind oder die Glasknochenkrankheit, menschliche Schicksale sind ihr Gebiet. Im Nachwort, welches ich wirklich sehr interessant fand, erklärt sie, dass sie schon am Anfang ihrer Karriere ein Buch über Rassismus schreiben wollte, damals jedoch scheiterte. Nun fand sie den Fall einer afroamerikanischen Krankenschwester in Flint, der von einem rechtsextremistischen Vater untersagt wurde, sein Baby anzufassen. Aus diesem Fall entwickelte sie die Geschichte um Ruth. "Sie holt tief Luft. „Glauben Sie wirklich, dass ich, wenn ich weiß wäre, jetzt hier mit Ihnen sitzen würde?“ Man kann sich mit diesem Fall, in dem es im Wesentlichen um eine Krankenschwester, die in ihrer Abteilung die einzige Farbige ist, um einen weißen rassistischen Vater und eine Hauruckaktion einer Krankenhausverwaltung geht, nicht befassen … und nicht unterstellen, dass Rasse eine Rolle spielt." (S. 251) Die Schwierigkeit dieses Falls liegt darin, dass jeder von vornherein weiß, dass es eine Frage des Rassismus ist, um die es sich hierbei handelt. Hätte der Vater Ruth nicht verboten, sich um das Kind zu kümmern, hätte sie nicht gezögert. Doch er hat genau das getan. Warum? Weil er ihre Hautfarbe hasst. Nur kann man den Rassismus nicht in den Gerichtssaal bringen, dorthin, wo er eigentlich tatsächlich hingehört. Erzählt wird in drei Perspektiven: Ruth als Angeklagte, Turk, der Vater des toten Babys, als Kläger, und Kennedy, die Verteidigerin. Picoult schafft es wieder einmal, dass man alle Seiten lernt zu verstehen, auch wenn dies gerade bei dem Rechtsextremisten Turk Bauer sehr schwer fällt. Natürlich ist Rassismus das ganz große Thema des Buches. Wobei es nicht nur um Schwarz und Weiß geht, sondern auch um die ganzen Grautöne die dazwischen liegen. Jeder möchte sich gern als vorbehaltlos sehen, möchte sagen, dass er keinen Unterschied macht. Aber es sind so viele kleine Dinge, die uns teilweise anerzogen sind, die uns durch Medien suggeriert werden, die wir für normal halten. "Sie sagen, Sie sehen keine Farbe … aber das ist alles, was Sie sehen. Sie sind sich dieser so überaus bewusst und versuchen, so sehr den Eindruck zu erwecken, keine Vorurteile zu haben, dass Sie nicht mal begreifen, dass ich, wenn Sie sagen, Rasse zählt nicht, nur heraushöre, dass Sie das abwerten, was ich gefühlt, was ich erlebt habe und wie es ist, aufgrund meiner Hautfarbe abgewertet zu werden." (S.303) Auch wenn es mir selbst Bauchschmerzen bereitet hat beim Lesen, so musste ich mich doch immer wieder in der Rechtsanwältin Kennedy wiederfinden. Ich habe keine Ahnung, wie sich eine dunkelhäutige Person wirklich fühlt, in einer Gesellschaft, die so sehr von Weißen dominiert wird. Ich habe keine Ahnung vom täglichen Spießrutenlauf ihres Lebens. Ich muss nicht darüber nachdenken, denn mich starrt niemand auf der Straße misstrauisch an. Auch zeigt Picoult, dass Farbige ebensolche Vorurteile gegen „uns“ hegen. Umso besonderer ist dieses Buch, denn es zeigt nicht mit dem großen Finger auf die einzelne Person, sondern macht uns allen klar, dass wir nicht frei von Vorurteilen, ganz gleich welcher Art, sind. Denn auch abgesehen von der Hautfarbe tragen wir diese Vorurteile mit uns herum, urteilen wir nach Namen, Aussehen, Kleidungsstil, Job. Auch fand ich schön, dass die Figuren eine Entwicklung durchgemacht haben innerhalb der Geschichte, wobei die von Turk wohl die wichtigste war. Auch Ruth und Kennedy haben einen Teil ihrer Vorurteile ablegen können, was mir sehr gefiel. Ein etwas fader Beigeschmack hat das Ende trotzdem. Es wurde lange auf etwas hingearbeitet, was am Ende nicht eintraf – auf der einen Seite eine sehr positive Entwicklung für die Geschichte, auf der anderen hatte ich das Gefühl, als hätte ich irgend etwas verpasst. Nichtsdestotrotz ein rundum gelungener Roman. Fazit Ein wirklich gutgeschriebenes Buch mit Charakteren, in die man sich hineinversetzen kann. Das Thema Rassismus ist nach wie vor allgegenwärtig und es sollten mehr solcher Bücher geschrieben werden. Bewertung im Detail Idee ★★★★★ ( 5 / 5 ) Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 ) Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 ) Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 ) Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 ) = 4,8 ★★★★★

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Ruth Jefferson ist eine äußerst erfahrene Säuglingsschwester. Doch als sie ein Neugeborenes versorgen will, wird ihr das von der Klinikleitung untersagt. Die Eltern wollen nicht, dass eine Afroamerikanerin ihren Sohn berührt. Als sie eines Tages allein auf der Station ist und das Kind eine schwere Krise erleidet, gerät Ruth in ein moralisches Dilemma: Darf sie sich der Anweisung widersetzen und dem Jungen helfen? Als sie sich dazu entschließt, ihrem Gewissen zu folgen, kommt jede Hilfe zu spät. Und Ruth wird angeklagt, schuld an seinem Tod zu sein. Es folgt ein nervenaufreibendes Verfahren, das vor allem eines offenbart: den unterschwelligen, alltäglichen Rassismus, der in unserer ach so aufgeklärten westlichen Welt noch lange nicht überwunden ist … ***** Es ist nun ein paar Stunden her, seit ich das Buch beendet habe und muss sagen, dass ich immer noch sprachlos bin. Ich möchte zu Anfang ein Zitat der Autorin aufzeigen, welches Picoult in ihrem Nachwort zu diesem Buch anbringt: "Ich schrieb für meine eigene Gemeinschaft - Weiße -, die kein Problem haben, einen Neonazi als Rassisten auszumachen - den eigenen Rassismus aber nicht erkennen." Und genau dies ist meiner Meinung nach der Grund, warum dieses Buch zu einem Meisterwerk wurde. Picoult hat mit diesem Werk nicht versucht, Sprachrohr oder Vertreter für die farbige Gemeinschaft zu werden - viel eher war es ihr daran gelegen, allen anderen aufzuzeigen, dass Rassismus immer noch ein reales Ding unter uns ist. Es existiert nicht nur aktiv (hier in Form von Tuck Bauer) sondern Rassismus kann sich auch in passiver Form manifestieren. Diese verschiedenen komplexen Schichten des Rassismus geht die Autorin von Kapitel zu Kapitel auf den Grund und ich fand es an keiner Stelle der Erzählung auch nur annähernd langweilig. Die Perspektive in der Erzählung wechselt hier zwischen Ruth, der farbigen Krankenschwester, Kennedy, ihrer Verteidigungsanwältin, und Tuck, dem rechtsextremen Vater des verstorbenen Babys. Darüber hinaus werden Kapitel dazwischen geschoben, die Rückblenden darstellen, wodurch der Leser auch einiges über die Geschichte der einzelnen Figuren erfährt. Was mich besonders beeindruckt hat, waren die Kapitel aus der Sicht von Tuck Bauer. Ich fand es total verstörend seine Denkweise zu lesen und war noch geschockter, als ich realisierte, dass diese Figur zwar fiktional ist, aber Menschen wie Tuck Bauer auch in unserer Welt leben. Die Kapitel aus Ruths und Kennedys waren nicht minder interessant für mich. Für mich hatte es den Anschein, als hätte die Autorin die Absicht gehabt, dass sich alle Leser auf irgendeine Weise mit einem Protagonisten dieses Buches identifizieren können. Und durch diesen persönlichen Erzählstil konnte ich es sehr gut! Ich, als Tochter von libanesischen Immigranten in Deutschland, sah Dinge in Ruth, die mir bei mir bekannt vorkamen: die "Andersartigkeit" gegenüber dem Rest der Gesellschaft und dass man nie genau weiß, wo man eigentlich hingehört. Auf der anderen Seite zog ich Parallelen zu Kennedys Leben: auch mein Leben ist eher privilegiert, ich bin abgesichert und meiner Familie geht es gut. Diese Tatsache hat die Geschichte für mich nur noch schöner und realer gemacht. Zur Handlung ist zu sagen, dass sie, wie ich oben bereits erwähnt habe, zu keinem Zeitpunkt der Erzählung langweilig ist. Ich fand vor allem das ganze Strafverfahren total interessant und wie verankert der Rassismus in der amerikanischen Politik- sodass man es schon einen systematischen Rassismus nennen kann. Das Ende war für mich ein weiterer Erfolg seitens der Autorin. Die Handlung steigerte sich bis zum Ende und fand einen gelungenen Abschluss, der dem Ganzen keinen Abbruch tat, sondern im Gegenteil schlüssig in die Erzählung eingebettet war. Mich hat nur selten ein Buch so sehr zum Nachdenken angeregt...nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Überdenken meines Verhaltens und meiner Denkweise. Bin ich rassistisch? Denke ich, dass die Menschen in Deutschland alle gerecht behandelt werden? Es hat mich sehr tief berührt und am liebsten würde ich zahlreiche Kopien dieses Buches über die ganze Welt verstreuen, damit sich alle diese Fragen stellen können. Dieses Buch ist eines meiner Lesehighlights überhaupt und da ich bis jetzt nur noch 'Beim Leben meiner Schwester' von Jodi Picoult gelesen habe, bin ich schon sehr gespannt darauf, weitere Bücher von ihr zu lesen! 5/5 Sterne

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. € 20,60 [A] | CHF 26,90* (* empf. VK-Preis) Gebundenes Buch mit Schutzumschlag ISBN: 978-3-570-10237-4 NEU Erschienen: 02.10.2017 Zum Buch: https://www.randomhouse.de/Buch/Kleine-grosse-Schritte/Jodi-Picoult/C-Bertelsmann/e461164.rhd Jodi Picoult - bewegend wie nie Ruth Jefferson ist eine äußerst erfahrene Säuglingsschwester. Doch als sie ein Neugeborenes versorgen will, wird ihr das von der Klinikleitung untersagt. Die Eltern wollen nicht, dass eine Afroamerikanerin ihren Sohn berührt. Als sie eines Tages allein auf der Station ist und das Kind eine schwere Krise erleidet, gerät Ruth in ein moralisches Dilemma: Darf sie sich der Anweisung widersetzen und dem Jungen helfen? Als sie sich dazu entschließt, ihrem Gewissen zu folgen, kommt jede Hilfe zu spät. Und Ruth wird angeklagt, schuld an seinem Tod zu sein. Es folgt ein nervenaufreibendes Verfahren, das vor allem eines offenbart: den unterschwelligen, alltäglichen Rassismus, der in unserer ach so aufgeklärten westlichen Welt noch lange nicht überwunden ist … Meine Meinung: Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen und war daher sehr auf die Neuerscheinung gespannt, der Klappentext hörte sich einfach auch sehr interessant an. Mir wurde das Buch freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Der Einstieg ist mir sehr gut gelungen. Man lernt Ruth kennen, die mit Herz und Seele Säuglingsschwester ist und eines Tages auf ein Elternpaar trifft, die dagegen sind, dass ihr Baby von Ruth behandelt wird, alleine aufgrund ihrer Hautfarbe. Ihr wird der Umgang mit dem Baby von der Klinikleitung untersagt, Sie ist völlig entsetzt darüber und es kommt zu einem Notfall nach der Beschneidung des kleinen Jungen und Ruth weiß einfach nicht, wie sie handeln soll. Für den Kleinen kommt im Endeffekt jede Hilfe zu spät und der rassistische Vater zeigt Ruth wegen fahrlässiger Tötung und Mord an. Ab dem Zeitpunkt gerät das Leben von Ruth völlig aus den Fugen und sie steht vor Gericht. Die Hauptprotagonistin Ruth hat mir als Charakter sehr gut gefallen, es war sehr zu spüren, in welchem Zwiespalt sie sich befunden hat. Ihre Verteidigerin mochte ich auch sehr, man spürte richtig, dass sich ihr Verhalten/ihre Meinung in Bezug auf Rassismus auch im Laufe der Geschichte verändert hat. Das Buch hat sich mit dieser Geschichte natürlich viel mit dem Thema Rassismus befasst, was ich sehr interessant fand. Insgesamt fand ich das Buch sehr warmherzig und berührend geschrieben. Alles in allem konnte mich das neue Buch der Autorin wieder begeistern und überzeugen können. Ich kann hier ganz klar eine Kauf- und Leseempfehlung geben, Von mir bekommt das Buch sehr gute 4,5 Sterne.

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Inhalt: Ruth Jefferson ist 44 Jahre alt, Witwe und alleinerziehende Mutter eines prächtigen Siebzehnjährigen. Sie arbeitet seit zwanzig Jahren als Hebamme und Säuglingsschwester und macht ihren Job sehr gut. Doch sie hat einen Fehler: Sie ist nicht weiß. Dies passt dem rassistischen Ehepaar Bauer gar nicht, und so wird Ruth von ihrer Vorgesetzten die Behandlung des Neugeborenen Davis untersagt. Als dieser Atemnot bekommt, ist Ruth allein auf der Station. Soll sie versuchen, dem Kind zu helfen und damit ihren Job zu riskieren? Oder soll sie tatenlos zusehen und warten, bis jemand kommt? Eigentlich keine Frage … Aber es hilft alles nichts, das Kind stirbt und Ruth wird des Mordes angeklagt. Meine Meinung: Ich bin ein großer Fan von Jodi Picoult. Was ich an ihren Büchern am meisten liebe, ist das Dilemma, in das sie ihre Protagonisten regelmäßig steckt. Es gibt in der Regel zwei Seiten und man kann als Leser beide Seiten verstehen. Damit wird man gezwungen, selbst nachzudenken und sich seine eigene Meinung zu bilden. Bei „Kleine große Schritte“ ist das Dilemma, helfen oder nicht, schnell abgehakt und ich konnte mich sofort hundertprozentig auf eine Seite stellen. Es ist ganz klar, dass Ruth übel mitgespielt wird und die Familie Bauer die Bösen sind. In diesem Punkt hat die Autorin also meine Erwartungen leider nicht erfüllt. Trotzdem konnte sie mich auch mit ihrem neuesten Werk wieder fesseln und gut unterhalten. Das liegt einmal am wunderbaren Schreibstil, der die Seiten nur so vorbeifliegen lässt, aber auch am Thema Rassismus, das ja leider immer noch - und nicht nur in den USA - aktuell ist. Jodi Picoult zeigt uns anhand des Alltags ihrer Protagonistin, wie Farbige immer noch ausgegrenzt werden. Vieles davon war mir selbst auch nicht bewusst und ich danke der Autorin dafür, dass sie mich darauf aufmerksam gemacht hat. Wie von Jodi Picoult gewohnt, wird die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Die Perspektive wechselt zwischen Ruth, Turk Bauer, dem Vater des toten Babys, und Ruths Pflichtverteidigerin Kennedy. Dabei kann es schon mal vorkommen, dass man einzelne Szenen und Dialoge zwei Mal liest. Dadurch wird aber deutlich, dass manche Ereignisse von verschiedenen Menschen ganz anders erlebt werden. Auch wenn vieles sehr geradlinig erzählt wird, hat die Autorin doch auch ein paar Überraschungen auf Lager, die immer wieder kleine Wendungen in die Geschichte bringen und die Spannung aufrechterhalten. Bereits einige Wochen vor diesem Roman ist die Vorgeschichte dazu erschienen, die Ruths Kindheit beleuchtet und gut auf das Thema einstimmt. Prequel: Das Mädchen mit den roten Schuhen

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Dieses Buch ist so wichtig, dass es jeder lesen sollte. Jodi Picoult schreibt ungeschönt und tief berührend über ein Thema das immer noch fest in der Gesellschaft verankert zu sein scheint. Rassismus und Diskriminierungen gibt es, nach wie vor, jeden einzelnen Tag. Die Autorin scheut sich nicht davor, dem Leser einen Spiegel vorzuhalten und zwingt ihn dazu seine Einstellung zu reflektieren. Kleine große Schritte berührt und rüttelt auf. Ein großartiges Buch von Jodi Picoult, das fest im Herz und im Kopf bleibt.

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