Buchhandlung Jost GmbH
Von:
Tobias Wrany
aus Bonn
13.01.2017
Der Anfang von "Selkie" entwickelt sich, nicht zuletzt aufgrund einiger etwas ungelenker Formulierungen, noch etwas holprig - in diesem Fall sollte dies jedoch besser nicht als Signal zum Abbruch der Lektüre gewertet werden, erweist sich "Selkie" doch, nachdem sich die Geschichte erst einmal warm gelaufen hat, als ausgesprochen packende Lektüre, mit Figuren, die nicht aus dem Baukasten für erfolgreiche Fantasy-Unterhaltung entnommen sind, was Hand in Hand geht, mit einer Handlung, die sichtlich darauf aus ist, das Geschehen nicht plump schwarz-weiß zu färben, sondern differenziert zu betrachten und mit den Inseln im Norden von Schottland als überaus reizvolle (aber nie touristisch schön gefärbte) Hintergrundkulisse.
Dies macht "Selkie" zu mitreißender Unterhaltung, allerdings nicht zuletzt aufgrund des Alters der Hauptfiguren, aber auch durch die Art der Erzählung, eben doch für die Abteilung Jugendbuch / Junge Erwachsene, nicht (erwachsene) Fantasy, wie der Verlag entsprechend seines Vorschlages wohl gerne möchte.
Unglücklich geraten ist allerdings die Titelbildgestaltung, welche unverhohlen das klassische Romantasy-Publikum anspricht - was angesichts der eher in zweiter Reihe stehenden und erfreulich kitschfrei präsentierten Romantikkomponente, die falschen Kundinnen anlocken (und eventuell enttäuschen), die richtigen jedoch auf Abstand halten könnte.