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Rezensionen zu
Gott wohnt im Wedding

Regina Scheer

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Ein berührender Roman

Von: Margit W.

23.04.2019

Als ich den Klappentext las, erwartete ich ein anstrengendes und schwer zu verarbeitendes Buch. Als ich es dann las, wollte ich es nicht mehr weglegen. Erzählt wird immer wieder aus der Perspektive eines Hauses im Wedding. Dies ist eine ungewöhnliche Sichtweise, die in diesem Roman jedoch absolut Sinn macht. Denn anhand dessen, was dieses "weise alte" Haus in diesen mehr als 100 Jahren "gesehen" hat, lässt sich ein Stück (nicht nur) deutscher Geschichte erzählen. Geschickt werden darin die Einzelschicksale vieler Menschen erzählt, deren Leben miteinander verwoben ist und war, und gleichzeitig die Situation ganzer Gruppen und Gesellschaftsschichten. Regina Scheer erzählt voller menschlicher Wärme und gleichzeitig mit viel Sachwissen, voller Empathie mit Blick für das Kleine, aber auch immer im Hinblick auf das Große und Umfassende. Sie thematisiert die Verfolgung der Juden, das Schicksal der Sinti und Roma, die Schrecken der jüngeren Geschichte, aber sie erzählt nicht mit erhobenem Zeigefinger oder falschem Pathos. Das ganze Leben - komprimiert in einem Mietshaus in einem Stadtteil unserer Hauptstadt. Man muss weder ein Faible für Geschichte haben noch für Berlin, dieser Roman steht für so viel mehr. Das Buch weist manchmal Passagen auf, die aufgrund der komplexen Lebensgeschichten nicht ganz einfach zu lesen sind (wobei einem das Personenregister am Ende des Buches helfen kann). Die Art jedoch, wie die Autorin aus dem Leben verschiedenster Menschen erzählt, wie sie die Verstrickungen der Lebensstränge entwirrt und aus all diesen Geschichten ein Plädoyer für Menschlichkeit macht, geht nahe und macht eventuelle Längen bei Weitem wett.

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Regina Scheer gelingt in ihrem neuen Roman "Gott wohnt im Wedding" (2019) etwas Großartiges: Sie erzählt die Geschichte eines Hauses. Es ist aber nicht nur dessen Geschichte, es sind viele Geschichten von Menschen, deren Lebenswege sich mit diesem Haus im Wedding verbinden. Da ist der hochbetagte Holocaust-Überlebende Leo Lehmann, der von Israel nach Berlin kommt, um sich um die Rückübertragung des enteigneten Besitzes seiner verstorbenen Frau zu kümmern. Seine Verfolgungsgeschichte strukturiert die gesamte Romanhandlung. Leos Erinnerungen an das Haus in der Utrechter Straße sind zwiespältig. Hatte er doch dort zusammen mit seinem Freund Manfred Neumann Zuflucht vor der Gestapo gefunden. Sie waren verraten worden. Manfred hatte den Verrat nicht überlebt und war im Polizeigefängnis in der Schulstraße umgebracht worden. Ein Verlust, den nicht nur Leo, sondern auch Manfreds Geliebte Gertrud Romberg, aktuell die letzte Bewohnerin des Hauses aus NS-Zeiten, nie überwunden hat. Doch welche Rolle nahm sie damals ein? War sie die Verräterin? Die Zeit ist nicht stehengeblieben. Der Wedding hat sein Gesicht von Grund auf verändert. Viele Migranten mit unterschiedlichen Herkunftsgeschichten finden dort heute Zuflucht. Mit den Sinti und Roma nimmt die Autorin eine Verfolgtengruppe in den Blick, die bereits in der NS-Zeit Opfer der herrschenden Macht war. Auch im heutigen Deutschland müssen Sinti und Roma um Anerkennung, Gleichberechtigung und angemessene Wahrnehmung ringen. Die Sintiza und Mittvierzigerin Laila steht für dieses Hin- und Hergerissensein zwischen der (in ihrem Fall polnischen) Heimat, dem neuen Leben in Berlin in dem alten Haus in der Utrechter Straße und der ständigen Unsicherheit, die sich sinnfällig an einer Demonstration von Sinti und Roma am Porajmos-Denkmal am Reichstag zeigt. Schlüssig trotz (fast zu) vieler Themen Regina Scheer hat eine ruhige, unaufgeregte, intelligente Art zu erzählen. Ihr gelingt der Spagat, Geschichte und Gegenwart in einer glaubwürdigen Geschichte zusammenzubringen. Mich hat sie sofort in ihren Bann gezogen, ich habe den Roman verschlungen. Dabei geht sie souverän mit der Historie wie mit der aktuellen Migrationsthematik um. Auch die Gentrifizierung, die ihre Krakenarme immer mehr Richtung Berliner Norden schlingt ("Die Mitte der Stadt breitet sich aus."), kommt nicht zu kurz. Als Wedding-Randbewohner fand ich die Orts- und Detailkenntnis der Autorin absolut faszinierend, das fordert zu einem Kiezspaziergang zwischen Leopoldplatz und Schillerpark mit ihrem Roman in der Hand auf. Manchmal wirken ihre Erklärungen sehr für den Leser konzipiert und so geraten manche Dialoge etwas hölzern. Wenn sich beispielsweise Laila von der jungen, hochschwangeren Roma Suzana zwischen zwei Wehen Details zur europäischen Krankenversicherungsbescheinigung erläutern lässt. Darüber liest man locker weg. Der Roman enthält neben den spannenden, glaubwürdigen Geschichten so vieles mehr: Warum die Utrechter Straße früher einmal anders hieß? Was es mit dem schützenden Medusenhaupt am Eingangsportal des alten Hauses auf sich hat? Wie das John-Lennon-Gymnasium zu seinem weltweit einmaligen Namen kam? Und noch dazu führt er eine neue Stimme in die Literatur ein, die Stimme des Hauses selbst. Als Mittler zwischen den Zeiten und bedroht durch die Mitte-Gentry bildet es die Konstante zwischen drei Jahrhunderten und besitzt ebenfalls einen Verfolgtenstatus. Dessen Ende ist abzusehen. Fazit: ein toller Roman, souverän komponiert, spannend geschrieben. Pflichtlektüre nicht nur für Wedding-Fans!

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Regina Scheer ist nicht nur Fachfrau für deutsch-jüdische Geschichte sondern hat sich auch intensiv mit der Historie Berlins beschäftigt. Und aus diesem Wissen speist sich ihr zweiter Roman „Gott wohnt im Wedding“. Der Wedding, schon immer ein Arbeiterbezirk, Heimat der kleinen Leute, multi-kulturell. Leben, Träume und Schicksale, die untrennbar miteinander über die Jahre verbunden sind. Davon kann auch das Mietshaus in der Utrechter Straße ein Lied singen, dem Scheer in ihrem Roman eine Stimme gibt. Es ist aber nicht nur dessen wechselhafte Geschichte. Diese bildet lediglich den Rahmen. Es sind dessen Bewohner, gegenwärtige und ehemalige, die zu Wort kommen und den Leser an ihre Leben und ihren Erinnerungen teilhaben lassen. Und deren Wege sich immer wieder kreuzen. Leo Lehmann, nach 70 Jahren mit seiner Enkelin aus Israel angereist. Gertrud Romberg, alt und krank, die schon immer dort gewohnt hat, Leo von früher kennt und auf die Hilfe von Laila Fiedler angewiesen ist, die nicht weiß, dass auch ihre Familie vor Jahrzehnten in diesem Haus gelebt hat. Individuelles Leben, dessen Gegenwart und Vergangenheit exemplarisch für Kapitel der deutschen Geschichte steht. Scheers Roman zeichnet die gründliche Recherche aus (speziell zur Geschichte der Sinti und Roma) und hält sich nicht mit überflüssigen Sentimentalitäten auf. Aber sie widmet sich nicht nur historischen Fakten sondern möchte den Leser auch für aktuelle Themen wie Migration, Gentrifizierung und Verdrängung sensibilisieren. Ein ambitioniertes Vorhaben, das weitgehend gelungen ist, aber durch die Themenvielfalt stellenweise etwas überfrachtet wirkt. Und auf die Zwischenkapitel aus der Sicht des Hauses hätte man auch verzichten können. Auch wenn durch diese Perspektive Distanz zu den individuellen Schicksalen geschaffen werden sollte, wirkten manche dieser „Kommentare“ doch sehr nichtssagend und schlussendlich damit überflüssig.

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Ein Haus erzählt

Von: Lesereise

20.04.2019

R.Scheer schafft es in einem Roman , die Geschichte eines Hauses über einen Zeitraum von ca. 65 Jahren zu erzählen. Es erschreckt, dass die Probleme des Nationalsozialismus und die Probleme von heute einige Parallelen haben. Die Hauptpersonen Leo und Gertrud haben eine Geschichte, deren Lösung erst zum Ende des Buches aufgelöst wird. Ich finde das Buch lesenswert, da es wieder aufzeigt, dass es wichtig ist, die Zeitzeugen ihre Geschichte erzählen zu lassen und diese möglichst auch nieder zu schreiben.

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Verwirrend aber gut

Von: marienkäfer14

19.04.2019

Das Buch handelt von mehreren Personen und einem Haus. Um es kurz und knapp auf den Punkt zu bringen. Es geht um Leo Lehmann der nach Jahrzehnten wieder nach Berlin kommt, seine Enkelin die ihn begleiten soll. Auch geht es um Gertrud die schon seit ihrer Geburt in dem Haus im Wedding wohnt. Und Laila, die einen Blumenladen in Berlin hat und eine von Gertruds vielen Nachbarn ist. Alles ist miteinander verworren und verbunden, und viele der Charaktere wissen dies anfangs nicht. Zeitsprünge lassen den Leser in die verschiedenen Jahrzehnte blicken. Und auch das Haus erzählt, davon wie es gebaut wurde, von den Bewohnern und der jetzigen Lage. *** Man braucht etwas um reinzukommen, die vielen verschiedenen Erzähler machen es etwas schwer dem roten Faden zu folgen, aber wenn man den nicht verliert ist das Buch packend. Regina Scheer schreibt sehr ausschmückend, was toll zum lesen ist denn man kann sich alles haargenau vorstellen. Durch die verschiedenen Erzähler, einschließlich des Hauses, wird alles von vielen Seiten beleuchtet und man hat so eine Rundumsicht der Dinge. Ich selbst habe mir sehr schwer getan mich mit dieser Thematik, Judenverfolung/Hitlerzeit/Krieg, auseinanderzusetzen aber nach diesem Werk werde ich wohl öfter zu solchen Büchern greifen.

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Mosaik der Erinnerung

Von: Frank Heckert

18.04.2019

Was in Büchern doch alles möglich ist! In diesem hier erzählt gleich zu Beginn (und in der Folge noch mehrfach) ein Haus aus seinem „Leben“, es stecken ja auch ohne Zweifel viele Erinnerungen zwischen vier (oder mehr) Wänden. Besagtes Haus steht im Berliner Wedding und ist sozusagen die Bühne für den neuen Roman von Regina Scheer, die schon vor fünf Jahren mit ihrem Debüt „Machandel“ Vergangenes (von den dreißiger Jahren über den Zweiten Weltkrieg bis zum Fall der Mauer und in die Jetztzeit) wieder lebendig werden ließ. „Gott wohnt im Wedding“ folgt demselben Muster: Verschiedene Lebensläufe kreuzen sich hier und ergeben schließlich ein funkelndes Mosaik, in dem sich Gestern und Heute spiegeln. Regina Scheer weiß sehr genau, wie man ein gutes Buch „baut“. Sie erzählt detail- und kenntnisreich … schon nach wenigen Seiten hat man einiges dazugelernt. Oder wussten Sie, dass Kinos früher als Flohkisten bezeichnet wurden? Die Autorin kann da viele Überraschungen aus ihrer Schatztruhe ziehen und profiliert sich so gekonnt als Hüterin der Erinnerung und Anwältin der Heimatlosen. Die Reibung zwischen dem, was war, und dem, was ist, hält diesen Roman unter Strom und macht ihn zum sympathischen Pageturner, der gar nicht den Anspruch hat, mit ambitionierten Formulierungen zu glänzen. Stattdessen werfen sich hier die Protagonisten Leo Lehmann, Laila Fidler und Gertrud Romberg (um die wichtigsten zu nennen) verlässlich die Bälle zu und tragen so ihren Teil dazu bei, in die Geschichte Berlins einzutauchen, ohne die Gegenwart zu vergessen. „Gott wohnt im Wedding“ ist ein Roman mit hohem Unterhaltungswert, den ich gerne gelesen habe und der übrigens sehr gut lektoriert ist. Einzig über die Bezeichnung „ein paar alte, verarbeitete Männer“ auf Seite 61 unten bin ich gestolpert … „verarbeitete“? Ansonsten aber kann ich das Buch nur jedem empfehlen, der gerne nicht nur nach vorn, sondern auch zurückblickt – und der spüren will, was es bedeutet, wenn man im Leben nach Halt sucht und zum Spielball von Veränderungen wird. Die Lektüre wird übrigens (wie schon bei „Machandel“) durch ein Register der wichtigsten Personen am Ende erleichtert. Es versteht sich von selbst, dass zu diesen „Personen“ auch das eingangs erwähnte Haus zählt.

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Sehr gut

Von: Tanja MP

18.04.2019

Nostagie. Das ist das perfekte Wort, um meine Gefühle zu beschreiben, als ich am Ende dieses Buches kam. Regina Scheer erzählt in ,Gott wohnt in Wedding‘ Ereignisse auf eine einfache, aber gleichzeitig bedeutungsvolle Weise. Hier werden Altes und Neues in Betracht gezogen, dies in Verbindung mit vielen Erinnerungen an eine entfernte Vergangenheit, alles vermischt mit einem seltsamen Gefühl der Ablehnung und der Hoffnung, dass das Leben besser wird, nachdem uns unerwarteten Ereignissen überholt hatten.   Dieses Buch ist ideal für diejenigen, die historische Romane mit einem Schuss Aktualität mögen und sich Berlin während der Jugend von Leo Lehmann gerne vorstellen können. Das Lesen dieses Buches ist sehr angenehm und meiner Meinung nach auch empfehlenswert.

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Leider nicht meins

Von: GaBo1412

17.04.2019

Der Klappentext hat Interessantes erahnen lassen in Bezug auf die Verbindung verschiedener Menschen mit einem Ort. Das Lesen ist mir sehr schwer gefallen, da ich keine Verbindung zu den unterschiedlichen Charakteren aufbauen konnte. Diese wechseln oft und springen in der Zeit vom Deutschland zu Hitlers Zeiten und der jetzigen Zeit. Auch kommen mir die Familienkonstruktionen sehr überladen vor. Mir ist es nicht gelungen, mir während dem Lesen zu merken, wer zu wem gehört. Es sind viele "Fachbegriffe" verwendet worden, die mir ein flüssiges Lesen schwer gemacht haben. Ich empfand dies als eine Mischung zwischen Biografie und Fachbuch. Leider ist dies nicht mein Thema und hat mich deshalb auch nicht sonderlich unterhalten. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass dies ein tolles Buch ist, für jemanden, der sich in sowas wiederfindet bzw an der Geschichte interessiert ist.

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