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Rezensionen zu
Gott wohnt im Wedding

Regina Scheer

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Keine leichte Kost!

Von: Sabrina

27.04.2019

Das Buch "Gott wohnt im Wedding" von Regina Scheer ist ein Roman und gleichzeitig ein Stück deutscher Zeitgeschichte. Leo Lehmann, ein jüdischer Überlebender des Holocaust, kehrt nach Jahrzenten aus Israel zurück nach Berlin, um juristische Angelegenheiten zu klären. Er suchte damals, gemeinsam mit seinem Freund Manfred, Unterschlupf bei Gertrud Romberg in dem Haus in der Utrechter Straße. Als er nun wieder, mit inzwischen 94 Jahren, vor eben jenem Haus steht, kommen die Erinnerungen an die damalige Zeit zurück. Wer hat ihn und seinen Freund an die Gestapo verraten? Wer ist somit für Manfreds Tod verantwortlich? Das Haus kommt in diesem Buch ebenfalls zu Wort und erzählt von seiner Vergangenheit und den vielen Bewohnern, die innerhalb der Jahre ein und aus gegangen sind. Die Autorin bringt, neben Leo und Gertrud, eine weitere Hauptfigur ins Spiel...die Sintiza Laila, die als Spätaussiedlerin über Umwege nach Berlin in das Haus in der Utrechter Straße kam. Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, da mich die Thematik interessiert. Aber schon auf den ersten Seiten musste ich feststellen, dass ich mit so unzähligen Fakten und Fremdwörtern beinahe erschlagen wurde. Ich habe überhaupt nicht in die Geschichte hinein gefunden. Die einzelnen Handlungsstränge ziehen sich teilweise sehr in die Länge und ich habe zeitweise nur quergelesen. Es war schwierig sich die vielen Personen und wie sie zusammen gehören, zu merken. Vor allem die mehr als ausführliche Geschichte der verschiedenen Roma-Gruppen mit ihren Traditionen hat mich vollends aus dem Tritt gebracht. Der Roman wird beim Lesen immer mehr zu einem Sachbuch und die eigentliche Handlung tritt vollkommen in den Hintergrund. Sehr schade, denn ich hatte mir viel mehr von diesem Roman versprochen.

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Gott wohnt im Wedding

Von: Fräulein Julia

27.04.2019

In einem Haus in der Utrechter Straße im Wedding führt Regina Scheer in ihrem neuen Roman zahlreiche Menschen, Nationen, Religionen und Erinnerungen zusammen. Dass „Rom“ einfach „Mensch“ heißt, „Roma“ und „Romnija“ den männlichen bzw. weiblichen Plural in der Sprache Romanes beschreiben – das wusste ich bisher nicht. Überhaupt, wird mir beim Lesen von Gott wohnt im Wedding bewusst: Über Roma und Sinti weiß ich wenig bis gar nichts, höchstens, dass die Frauen meistens lange dunkle Haare und ebenso lange Röcke tragen, in Berlin sieht man sie außerdem häufig in den U-Bahn-Stationen oder vor Supermärkten um Geld fragen. Ein Bild, welches stark von Stereotypen geprägt ist, so viel muss ich mir, auch wenn es unangenehm ist, eingestehen. Möchte Regina Scheer also mit ihrem neuen Roman zum kulturellen Verständnis beitragen? Ziemlich sicher – aber ihr Buch enthält noch so viele weitere Ebenen. Wir befinden uns in einem Haus in der Utrechter Straße im Stadtteil Wedding; der ehemalige Arbeiterbezirk, auch „roter Wedding“ genannt, ist seit vielen Jahren „im Kommen“, wie immer wieder geschmunzelt wird. Tatsächlich wird die Anzahl der hippen Cafés immer größer, die Mietpreise steigen – und auch das Gebäude, das den Mittelpunkt des Romans bildet, ist davor nicht geschützt. Die Eigentümer haben es verkauft und niemand kümmert sich mehr darum, wenn die Heizung ausfällt oder ein Fenster kaputt geht, müssen die Bewohner*innen selbst Hand anlegen. Trotzdem möchte Gertrud Romberg nicht aus ihrer Dachgeschosswohnung ausziehen: Sie ist schon über 90 Jahre alt, aber in diesem Haus aufgewachsen und dem alten Gemäuer mit zahlreichen Erinnerungen verbunden – vor allem an die Zeit vor dem und während dem zweiten Weltkrieg, als im Hauseingang ein Hitlerjunge erstochen wurde und es seitens der SA zu blutigen Vergeltungen kam. Damals verlor sie auch ihre große Liebe Manfred, der sich mit seinem Freund Leo – beides Juden – gelegentlich bei ihr versteckte. Leo lebt aber noch und tatsächlich kommt er, nach vielen Jahrzehnten in einem Kibbuz in Israel, mit seiner Enkelin nach Berlin, um Erbschaftsangelegenheiten zu regeln und seiner Geburtsstadt einen letzten Besuch abzustatten. All die Jahre war er davon überzeugt, Gertrud hätte Manfred verraten und so seinen Tod verursacht. Kann man solche alten Wunden heilen? Doch Regina Scheer gibt sich nicht mit zwei Personen zufrieden, das schrammelige Haus wird darüber hinaus von verschiedenen Familien bewohnt, die der Roma und Sinti zugehörig sind und unter übelsten Bedingungen auf Matratzenlagern in den Zimmern hausen. Und sie gibt diesen Menschen, die in unserer Alltagsaufmerksamkeit kaum vorkommen, ein Gesicht und eine Stimme: Da ist Laila, die aus einer deutschen Sinti-Familie stammt und ihre Zugehörigkeit lange verleugnete, im Haus zunehmend aber zur Dolmetscherin der anderen wird; da sind Norida, Lucia, Nikola und Suzana, stolze Romnija, die verzweifelt versuchen, in Deutschland einen Fuß auf den Boden zu bekommen und letztendlich auf verschiedene Arten daran scheitern. Und – ein recht ungewöhnliches Erzählformat – Scheer lässt auch das Haus selbst zu Wort kommen, dessen Balken nach über Hundert Jahren ächzen und das die Geschichten erzählen kann, für die aus einer anderen Erzählperspektive viele weitere Zeitsprünge nötig gewesen wären. Wieder ein Familienepos Auf jeder Seite des Romans merkt man: Die Autorin muss wahnsinnig viel Zeit aufgewendet haben, um über die Geschichte des Weddings seit der Jahrhundertwende und über die Lebensbedingungen, Traditionen und Verhaltensweisen von Sinti und Roma zu recherchieren. Auch die wirren Zeiten unter der Nazi-Herrschaft, das Leben von Manfred und Leo als „U-Boote“, die Anfänge der Kibbuze in Israel und die teilweise hahnebüchen komplizierten Rückführungen jüdischen Eigentums spielen eine wichtige Rolle im Buch. Manchmal driftet die Geschichte deswegen in Details ab, die für die Handlung an sich keinen Nutzen haben und man fühlt sich von den ganzen Namen überfordert. Meistens fügt es dem Gesamtbild bzw. der Charakterisierung der einzelnen Figuren aber eine Art plüschiges Polster hinzu, durch die man ihr Handeln besser versteht. Nach Machandel hat sich Regina Scheer erneut ein Familienepos als Grundlage ausgesucht, welches sich, mit vielen Zeitsprüngen und Erzählebenen, über mehrere Generationen zieht. Gott wohnt im Wedding kann ihrem ersten Roman nicht ganz das Wasser reichen – doch zeigt auch er: Geschichte(n) erzählen, das kann Frau Scheer!

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Faszinierend!

Von: ullamaria

26.04.2019

Das Buch "Gott wohnt im Wedding" hat mich durch die unterschiedlichen Erzählebenen (sogar ein altes Mietshaus wird zum Erzähler) fasziniert. Man erfährt vieles über die untergetauchten Juden in Berlin, aber noch mehr über die Geschichte der Romas und Sintis in Deutschland, Polen und anderen europäischen Ländern. Die Aufarbeitung des Erlebten, Vergebung alter Schuld, aber auch die "andere Seite" der Wahrheit und immer wieder kleine (und große) Lichtblicke sind Themen im Buch. Sehr empfehlenswert!

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Das Gedächtnis eines Hauses

Von: Jane Heinrich

25.04.2019

Regina Scheer verwebt in diesem Buch die Geschichten der Menschen, die ein Haus im Berliner Wedding über die Zeit seit seinem Bau am Ende des 19. Jahrhunderts bis heute bevölker(t)en. Und sie läßt auch das Haus selber zu Wort kommen, das aus seinen Erinnerungen berichtet. Das Haus hat viele Menschen kommen und gehen sehen, ihr Leid, ihr Glück, ihre Hoffnungen und Enttäuschungen. Die Geschichten dieser Menschen verbinden sich mit der deutschen Geschichte, dem Unrecht, das Juden und Sinti wie Roma geschah. In den Personen Gertrud Romberg, der ältesten Hausbewohnerin, ihrer Nachbarin Laila Fidler, einer Sintiza und Leo Lehmann, der sich im Dritten Reich als untergetauchter Jude im Haus versteckt hatte und nun in den Wedding zurückkehrt, verbinden sich sich die diversen Handlungsstänge. Die Autorin schafft einen Kosmos von Menschen, verwebt ihn mit vielen historischen Details und gibt auch das Schicksal der heutigen zugewanderten Roma aus Rumänien authentisch wieder. Unser Umgang mit ihnen und das Ignorieren des Schicksals der verfolgten Sinti und Roma im Dritten Reich stimmen mich als Leserin nachdenklich und ich kann das Buch allen empfehlen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen wollen und dabei die Menschen kennenlernen wollen, die die Autorin in großartiger Weise geschaffen hat.

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Mehr erwartet

Von: flottfrau

25.04.2019

Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut. Einen Roman in Verbindung zu einem Mietshaus zu schreiben,den Rückblick und die Entwicklung zu " erlesen" fand ich als ziemlich frischen Impuls. Jedoch habe ich nach einigen Seiten eine langatmigkeit erlebt,viele Namen,viele Klischees die bedient werden. Ich habe nach ca. der Hälfte nur noch Quergelesen und muss sagen...schade.

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Gott wohnt m Wedding

Von: Reni

24.04.2019

Seit Leo Lehmann nach dem Krieg nach Israel ging hat er Deutschland nicht mehr betreten. Jetzt kehrt er mit 94 Jahren nach Berlin zurück um die Rückführung des Familienvermögens abzuschließen. Aber im Wedding, vor dem Haus in der Utrechter Straße, steigen die alten Bilder und Geschichten wieder in ihm auf. Der jüdische Widerstand in den 1930er Jahren, sein Freund Manfred, mit dem er schließlich untertauchen musste und der von der Gestapo abgeholt worden war – ausgerechnet bei Getrud, die ihnen Unterschlupf gewährt hatte. War sie eine Denunziantin? Das alte, inzwischen heruntergekommene und kurz vor dem Abriss stehende Haus erzählt seine bewegte Geschichte: von den Wanderarbeitern, die es erbauten, von den Ereignissen im roten Wedding und von seinen Bewohnern, von denen als letzte nur noch Gertrud in der Dachwohnung lebt. Alles andere ist ein Kommen und Gehen derer, die am Rand der Wohlstandsgesellschaft nach etwas Glück und einem kleinen Stück Teilhabe suchen, wie die Frauen und die Familien aus Rumänien. Auch Laila, die in Polen geboren wurde, lebt hier und findet in dem alten Haus erstmals ein Zuhause. Hier erkennt sie auch, dass sie ihre Sinti-Herkunft annehmen kann. Als sie das Haus verlässt, geht sie mit einer neuen, unerwarteten Lebensperspektive. Regina Scheer beschreibt Menschen, denen literarisch eher selten Gestalt verliehen wird. Sie erzählt warmherzig und fesselnd ein Epos, das Generationen, Ereignisse und Zeiten verbindet. Dank ihrer akribischen Recherche erschließen sich Details, Verflechtungen und Zusammenhänge, die in der Regel nicht in den Geschichtsbüchern stehen. Somit ist der Roman sowohl eine unterhaltsame Lektüre, als auch ein Fundus an historischem und sozialem Hintergrundwissen.

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Rezension

Von: Karin Schäfer

24.04.2019

Für mich, Jahrgang 1958 , mit Eltern aus der ehemaligen DDR, quasi eine Pflichtlektüre. Ganz hervorraend fand ich, auch dem Haus eine eigene Stimme bzw. Beurteilung der Lage zu geben, nicht nur den einzelnen Bewohnern. Sie zeigt auf, wie das Zusammenleben menschlich wertvolll sein kann, wenn man die Herkunft außer Acht läßt. Das Buch ist gelebte Geschichte zwischen Alt und Jung, Sinti und Juden und hat mich bis zum wehmütigen , aber nachvollziehbaren Ende, gefesselt.

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Ein Haus voller Geschichten

Von: Kirsten Wilczek

23.04.2019

Mag sein, dass Gott inzwischen im Wedding wohnt. Er stammt jedenfalls nicht von dort, wie Hanns Dieter Hüsch schon vor Jahrzehnten ausgeplaudert hat: "Sach ma nix, dass auch ich Niederrheiner bin, sonst blutet ja den anderen das Herz." Nur, damit das Grundlegende vorab geklärt ist. Es hilft Niederrheiner zu sein, um den neuen Roman von Regina Scheer mit Genuss und Mehrwert zu lesen. Die hohe Kunst der Bildung niederrheinischer Assoziationsketten, das „Vom-Hölzchen-aufs-Stöckchen“-Prinzip, beherrscht die gebürtige Berlinerin, die 2014 mit ihrem Debütroman „Machandel“ auf sich aufmerksam machte, in so außergewöhnlicher, bemerkenswerter Weise, dass selbst mein Onkel Franz glatt vor Neid erblasst wäre. Dabei konnte der auch viele Geschichten über beinahe jeden erzählen. So, wie zum Beispiel über … Stopp! Das ist eine andere Geschichte. Mein innerfamiliäres Beispiel dient lediglich der Veranschaulichung des Erzählprinzips der Autorin, die ein über hundert Jahre altes Mietshaus als Füllhorn für Dutzende Geschichten ausgewählt hat. Berichtet wird über die Erbauung des Hauses, die Handwerker, die es errichtet haben, die Bewohner, die darin gute und schlechte Zeiten erlebt haben, insbesondere die Familien Romberg, Neumann und Fidler. Es ist eine wechselvolle Geschichte. Erst Nachbarn, dann im Tausendjährigen Reich auseinanderdividiert in Deutsche, Juden und Zigeuner, gehen sie ihrem Schicksal entgegen, manche fliehen, wenige entkommen. Wir erfahren vom Aufstieg und Fall der Familien, von Verfolgung, Leid, aber auch Zusammenhalt, Hoffnung und Neubeginn. Gleiches gilt für das Haus, das einst prachtvoll und komfortabel war, aber nun zum Spekulationsobjekt verkommt, entmietet werden soll und doch Auffangbecken für Chancensucher, Geflüchtete und Gefangene am unteren Rand der Gesellschaft ist. Es weiß, dass seine Tage gezählt sind. Es erzählt und unkt selbst. Ein Haus als Erzähler? Warum nicht, wenn gleich ich die Idee bei Madeleine Prahs in ihrem Roman „Die Letzten“ origineller umgesetzt fand. Anrührend gelingt Regina Scheer die Geschichte der alten Gertrud Romberg, die beinahe so alt wie das Haus ist, und die dort ihr ganzes Leben lang gewohnt hat. Nicht so stark, wenn auch eindrücklich, erzählt sie von Leo Lehmann, der als Jude in Berlin das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg überlebt hat, um dann in Israel eine neue Heimat zu finden. Er kehrt als über Neunzigjähriger zurück und geht auf Spurensuche. Irritiert ist er über die jungen Juden, die in Berlin leben wollen, und die, die es bereits tun. Er erkennt, dass es inzwischen ein anderes Berlin ist, aber die Erinnerung legt sich immer wieder wie ein Konversionsfilter über die neuen Farbbilder. Und da ist Laila, eine Sintiza, die sich in ihrem Leben ohne besondere Rücksichtnahme auf ihre Herkunft eingerichtet hatte, aber nun doch ihre Wurzeln spürt und mit ihnen wächst. Es gibt eine karge Rahmenhandlung, die konstruiert ist, aber vor lauter Miniaturen nicht als konstruiert wahrgenommen wird. Dass Laila ausgerechnet in das Haus zieht, in dem ihre Familie vor der Verfolgung gewohnt hat, dass Leo Lehmann und Getrud Romberg noch leben, nicht der Demenz verfallen sind, um vielleicht noch eine alte Schuld zu klären, nun, das ist schon arg ausgedacht, aber schafft einen Spannungsbogen, der einen über die rd. 400 Seiten bei Leselaune hält. Wenn man Regina Scheer etwas vorwerfen will, dann vielleicht, dass sie arg viel gewollt hat, nämlich Sensibilität für die viele Probleme schaffen: Immobilienspekulanten, Gentrifizierung, Armut, Migrationsprobleme, die Verbürokratisierung und Rationierung von Hilfsbereitschaft. Und wenn man ihr etwas zugutehalten will, dann ist es das Wissen, das sie großzügig an ihre Leser verschenkt. Am Ende weiß man mehr. Wer die gewählte „niederrheinische Erzählweise“ (siehe oben) mag, unterwegs etwas lernen will, und nicht den Pageturner mit Sogwirkung sucht, der könnte hier durchaus richtig sein.

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