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Rezensionen zu
Haarmann

Dirk Kurbjuweit

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Der Vampir, Der Schlächter, Der Kannibale und Der Werwolf von Hannover, nomen est omen. Zur Zeit der Weimarer Republik hielt ein einziger Mann die Bewohner Hannovers und die Polizei in Atem. Der Serienmörder Friedrich "Fritz" Heinrich Karl Haarmann, geboren am 25.10.1879 in Hannover, zum Tode verurteilt am 19.12.1924. Sie sagen, man hätte ihn viel schneller schnappen können, wenn nicht so viele weggesehen hätten. Aus Hunger vielleicht, oder auch, weil das Unvorstellbare eben nicht vorstellbar war. Die Zahl seiner Opfer, alles Jungen, die grausamen Details kann man bei Wikipedia und in anderen Artikeln, sowie in Gerichtsprotokollen nachlesen. Das hat sicher auch Dirk Kurbjuweit getan, denn als Journalist ist das Recherchieren für ihn so, wie das tägliche Brot brechen. Er rollt vor uns diesen True Crime Fall auf, gibt ihm die Form eines klassischen Kriminalromans und ich höre durch ihn von diesen unglaublichen Vorgängen zum ersten Mal. 1918 herrschte nicht nur in Hannover ein Klima aus Hunger, Armut und Obdachlosigkeit. Schiebermärkte und Prostitution florierten, illegale Tierschlachtungen auch von Hunden, Katzen und Ziegen waren keine Seltenheit. Das muss man wissen, um sich nicht zu fragen, warum nicht viel früher auffiel, was seinerzeit in einer der hellhörigen Wohnungen der hannoverschen Altstadt geschehen ist ... "Warte, warte nur Weilchen, dann kommt Haarmann auch zu dir, mit dem kleinen Hackebeilchen, macht er Schabefleisch aus dir. Aus den Augen macht er Sülze, aus dem Hintern macht er Speck, aus den Därmen macht er Würste und den Rest, den schmeißt er weg." (Quelle: Auszug Liedtext Haarmann - Lied, u.a. gesungen von Walter Kollo) Haarmann von Dirk Kurbjuweit Es war Menschenfleisch aufgetaucht. So erzählte man es sich. Im Wirtshaus Walterscheid. Seine Vermieterin war es, die Robert Lahnstein diesen Satz entgegen warf. Er war noch nicht richtig wach gewesen, erfasste das Ausmass dieser Behauptung noch nicht komplett und nickte deshalb nur zerstreut. Gut, sie lebten in einer Hyperinflation, Not und Elend hatten die Regentschaft übernommen. Man tauschte Kleidung gegen Lebensmittel, war ständig mit der Geldbeschaffung befasst, aber würde wirklich jemand auch Menschenfleisch verkaufen? Wie tief waren sie gesunken? Der, der diese Behauptung aufgestellt hatte, sei verschwunden und seine Wirtin kannte ihn auch nicht, meinte sie noch. Aber er sei ja Polizist, da müsse man doch und man wisse ja nie ... Zehn Jungen waren per dato verschwunden, der letzte Heinz Brinkmann, und Lahnstein war der leitende Ermittler in diesem Fall. Seit Wochen, ja Monaten tappten sie im Dunkeln. Jede Spur verlor sich im Sand, noch bevor der erste Abdruck sichtbar wurde. So viele Eltern hatten schon vor ihm gesessen, die Männer zumeist mit leerem Blick, die Frauen weinend und verzweifelt. Lahnstein spürte einen lastenden Druck, der sich von Tag zu Tag verstärkte, er würde jetzt endlich etwas vorweisen müssen und er wollte es auch. Es zermürbte ihn, in dieser Ausweglosigkeit festzustecken, also gut, dem Wirt konnte er ja einen Besuch abstatten, was gab es zu verlieren ... Dirk Kurbjuweit, geboren 03. November 1962 in Wiesbaden, ist deutscher Journalist und Autor. Bis 1999 arbeitete er bei der Wochenzeitschrift "Die Zeit", wechselte dann zum "Spiegel". Vier seiner Romane wurden verfilmt, für drei seiner Reportagen wurde er preisausgezeichnet, u.a. mit Dem Deutschen Reporterpreis. Jetzt also Haarmann. Kurbjuweit beginnt mit seinem Ermittler Lahnstein, der mit seinem Team vor dem Rätsel steht, wohin zehn vermisste Jungen verschwunden sind. Nicht eine einzige Leiche ist bislang aufgetaucht, auch kein Leichenteil, er tappt völlig im Dunkeln und hofft paradoxer Weise auf einen Mord, der dieser Serie eine Richtung und ihm damit einen entscheidenden Hinweis geben würde. Hitler saß in Untersuchungshaft, Göring war entkommen nach dem Putsch in München. Eine Grundnervosität hatte das ganze Land ergriffen und das Verschwinden der Jungs in Hannover heizte die Stimmung zusätzlich an. Wahlen standen bevor und der Ausgang eben dieser Ermittlungen konnte hierfür entscheidend sein. Kurbjuweits Figuren agieren wie in einem Minenfeld, die Presse lässt nichts unversucht um Lahnstein zu diskreditieren und behindert damit, vielleicht unabsichtlich die Ermittlungen? Und dann kommt er doch, der eine Hinweis ... Obdach gegen sexuelle Gefälligkeiten. Ein ganzer Marktplatz für männliche Prostituierte war 1918 in einer Gartenanlage der Stadt entstanden. Die Gassen der Altstadt auf der Leineinsel verkamen mehr und mehr zu einem Verbrecherviertel. Hier trieb ein gewisser Haarmann Handel, mit Kleidung, Fleisch und gab sich als Wohltäter. Ob seine Nachbarn tatsächlich nichts mitbekommen hatten, in der drangvollen Enge dieser Wohnsituation ist nicht mehr nachvollziehbar, es darf allerdings bezweifelt werden, bis hin zu der Annahme, das man schwieg weil man von seinen Taten profitierte ... An Grausamkeit ist das nicht zu überbieten. Der Mörder schickte den Eltern der Jungs, mit der Handschrift ihrer Buben versehene Pakete mit Fleisch-und Wurstwaren. Woraus diese Wurst gemacht ist, dafür braucht es keine Fantasie mehr. Die ahnungslosen Eltern jedoch aßen einen Teil ihres eigenen Kindes in der Annahme, es habe ihnen etwas Gutes tun wollen ... Mich ekelt. Jedem Autor, der sich sowas ausdenkt hätte ich den Rücken gekehrt, weil es einfach nur krank ist.  Wie Kurbjuweit jedoch mit meinen Ahnungen und Spekulationen spielt, ein Stück deutscher Geschichte entpackt, den Betroffenen nachspürt und nicht nur einem Täter, sondern einer Tatgemeinschaft. Als solche muss man die Nachbarschaft von Haarmann wohl betrachten, die durch Wegsehen möglich machte was hier geschah und dem Grauen nicht viel früher ein Ende bereitet hat. Waren tatsächlich Profiteure unter ihnen? Ich will das gar nicht glauben.  Unglaubwürdige Hinweisgeber, verschwundene Polizeiakten. Attestierter Wahnsinn, Ausbruchsversuche, Rückführung in die Irrenanstalt, dann Verlegung und Entlassung. Während Kurbjuweits Ermittler Lahnstein mit seinen eigenen Dämonen, Schuldgefühlen und Kriegsgespenstern kämpft, sprenkelt der Autor die politische Lage in Deutschland und das Weltgeschehen in seine Handlung ein.  Berichtet von Gier und Begegnungen, die harmlos beginnen und tödlich enden. Von Männerliebe, Anklagen und Tränen. Er musste es sein, er konnte es nicht sein. Gab es ein besseres Alibi, als durch die Polizei permanent observiert zu werden? Aus Mangel an Beweisen findet das Morden kein Ende. Kurbjuweit seziert nicht, das überlässt er dem Täter. Er lässt ermitteln, ganz klassisch. Er bewertet nicht, er erzählt. Schaut auf die Opfer, auf ihre Angehörigen. Erzeugt in mir eine beklommene Stimmung, Abscheu und Ekel, bei der Betrachtung dieses kranken, vergifteten Geistes. Diesem Mann zu begegnen, heißt seinem Albtraum begegnen.  Was ist erlaubt, um ein Geständnis zu erlangen? Heiligt der Zweck wirklich jedes Mittel? Was macht es mit denen, die die Mittel anwenden, oder anwenden lassen? Kurbjuweit ist nah dran an seiner Hauptfigur Robert Lahnstein, in bester Babylon - Berlin - Manier, inszeniert er filmreif. Die Bilder die er so auf meine Netzhaut schreibt, werde ich wohl so schnell nicht mehr los. Ein Zeitzeugnis in spannendem Gewand ist ihm gelungen. Nur zu gerne würde ich ausblenden wollen, das das was ich hier erfahre tatsächlich passiert ist, kann es aber nicht ... Daran hat auch er keinen geringen Anteil: Shenja Lacher, deutscher Schauspieler, geboren am 20. März 1978 in Erlabrunn/Erzgebirge, kenne ich aus der Hörbuch-Fassung von Maja Lundes Die Geschichte des Wassers. Fernsehzuschauern ist er aus verschiedenen Krimi-Serien bekannt. Die Zerrissenheit von Lahnstein im Kontrast zu dem wahnhaften Haarmann gelingt ihm meisterlich. Er lässt mich beiden begegnen, so dass ich meine, ich sitze mit ihnen Verhörraum am Tisch. Mich gruselt so dermaßen, durch die Stimmlage die er für Haarmann wählt, er ist dem Wahnsinn so nahe, dass ich ..., oh Mann! Das ist es was den Unterschied macht zwischen selbst lesen und vorlesen lassen, und warum ich mich beglückwünsche diesen Fall als Hörbuch ausgesucht zu haben.

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Der Kommissar und der Serienmörder

Von: Leseigel

26.03.2020

Die 1920ziger Jahre in Hannover. Kommissar Lahnstein wurde von Bochum nach Hannover versetzt. Seine einzige Aufgabe dort, er soll das Verschwinden mehrerer Jugendlicher aufklären. Man geht davon aus, dass sie ermordet wurden und es eine Verbindung zum Homosexuellenmilieu gibt. Das erschwert die Ermittlungen, weil Zeugen damit rechnen müssen, strafrechtlich verfolgt zu werden und die trauernden Eltern jeden Verdacht ihre Söhne betreffend von sich weisen. Lahnstein fühlt sich immer mehr überfordert. Zum einen machen seine Vorgesetzten Druck, die Presse wendet sich gegen ihn und er fühlt sich von seinen Kollegen nicht genügend unterstützt und nur mitleidig belächelt. Lahnstein hält Haarmann für den Mörder und setzt alles daran, ihn zu überführen. Doch wie weit darf er dabei gehen ? Das Buch dreht sich überwiegend um den ermittelnden Kommissar Lahnstein und seine Befindlichkeit. In so weit halte ich den Buchtitel für etwas irreführend. Lahnstein kämpft mit den Dämonen seiner Vergangenheit. Er war Pilot im 1. Weltkrieg, aber kein Held. Er hat seine Familie auf tragische Weise verloren. Bei den Ermittlungen sieht er sich mit seinen Ängsten, homosexuell zu sein, konfrontiert. Lahnstein beginnt alle Aspekte seiner Nachforschungen auf sich selbst zu beziehen. Im Gegensatz dazu schildert der Autor in knapper nüchterner Sprache das Verschwinden der Opfer. Haarmann als Person blieb für mich blass, obwohl der Autor Aktenauszüge aus seinem Leben einfügt. Das Buch liest sich dennoch spannend und hat mich in seinen Bann gezogen. Ich habe mit Lahnstein gelitten und war fassungslos ob Haarmanns Gleichgültigkeit gegenüber der Opfer. Die Pluspunkte des Romans liegen für mich in den Einblicken in die damalige Gesellschaft und die Zustände bei der Polizei, deren Arbeit mit geprägt war durch Vorurteile und politische Sympathien. Für mich ist das Buch nur bedingt ein Kriminalroman. Ich bin der Meinung, es ist eher Lesestoff für jemanden, der sich für den Zeitgeist von damals interessiert.

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Der Fall Haarmann

Von: Michi

26.03.2020

Der Fall von Haarmann ist der wohl spektakulärste deutsche Kriminalfall und deshalb wollte ich dieses Buch unbedingt lesen.Das Buch hat sich gut lesen lassen auch wenn es manchmal gestört hat das man soviel von der Geschichte des Ermittlers Lahnstein und dafür weniger über den Fall Haarmann erzählt hat.Ansonsten fand ich das Buch im großen und ganzen gut geschrieben. Sehr gut gefallen hat mir auch die Struktur des Romans. Jedes Kapitel beginnt und endet mit einer Geschichte bzw. einer Handlung aus der Sicht des Täters bzw. seiner Schwester. Das Cover passt gut zur Geschichte. Jeder der einen spannenden Krimi erwartet wird wahrscheinlich etwas enttäuscht sein aber für alle die etwas über die Geschichte von Haarmann lesen möchten ist es schon lesenswert.

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Zu wenig Haarmann

Von: Mimi85

25.03.2020

Ich muss leider sagen das ich von diesem Buch sehr enttäuscht worden bin. Den Titel "Haarmann" finde ich sehr unpassend denn im Grunde dreht sich gefühlt 95 % des Buches um Kommissar Lahnstein und seine Vorgeschichte die, im Grunde, nichts mit dem Fall an sich zu tun hat. Zwischendurch musste ich das Buch immer zur Seite legen da sich die Geschichte um Lahnstein teilweise zog wie ein Kaugummi. Der Schreibstil gefällt mir eigentlich sehr gut und auch das Cover macht Lust auf mehr. Gut fand ich das sehr auf die damalige Politische Situation eingegangen worden ist. Ich hätte mir ein bisschen mehr Hintergrundinformationen über Haarmann gewünscht. Schließlich ist er einer der bekanntesten deutschen Serienmörder.

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Der Totmacher

Von: Elame

24.03.2020

Hier wird einer der spektakulärsten Kriminalfälle Deutschlands erzählt. In den 1920er Jahren verschwinden in Hannover zahlreiche Jungs spurlos. Hat man es mit einem Massenmörder zu tun? Kommissar Robert Lahnstein aus Bochum ermittelt. Ein Katz- und Maus- Spiel mit dem mutmaßlichen Täter beginnt. Korruption, Prostitution und Homosexualität in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg machen nicht nur dem Ermittler Lahnstein zu schaffen. Der Autor schreibt nicht nur über den Kriminalfall "Haarmann", sondern behandelt das Thema Deutschland in der Zwischenkriegszeit ausführlich. Das Buch wird aus drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Die Schreibweise empfand ich als anstrengend. Bei den Dialogen fehlen die Satzzeichen der wörtlichen Rede. In der Nähe von Hannover aufgewachsen und somit mit dem Fall Haarmann bekannt, hätte ich mir etwas mehr von dem Buch versprochen. Alles in allem ist es aber ein solider Kriminalroman.

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Der Haarmann

Von: Kurt Wanner

24.03.2020

Ein superspannendes Buch, obwohl ich noch nicht ganz fertig bin.

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Historische Ermittlungsarbeit

Von: Carolin_liest

23.03.2020

Im Hannover der 1920er-Jahre verschwinden Jungs, einer nach dem anderen, spurlos. Steckt ein bestialischer Massenmörder dahinter? Für Robert Lahnstein, Ermittler im Fall Haarmann, wird aus den Gerüchten bald schreckliche Gewissheit: Das Deutschland der Zwischenkriegszeit, selbst von allen guten Geistern verlassen, hat es mit einem Psychopathen zu tun. Lahnstein, der alles dafür gäbe, dass der Albtraum aufhört, weiß bald nicht mehr, was ihm mehr zu schaffen macht: das Schicksal der Vermissten; das Katz-und-Maus-Spiel mit dem mutmaßlichen Täter; die dubiosen Machenschaften seiner Kollegen bei der Polizei; oder eine Gesellschaft, die nicht mehr daran glaubt, dass die junge Weimarer Republik sie vor dem Verbrechen schützen kann. Ich habe mich schwer getan, in dieses Buch hineinzufinden. Das lag vor allem am zum Teil reduzierten sprachlichen Stil, der häufig in die Aufzählung von Substantiven oder Aneinanderreihung von Nebensätzen mündet. In der wörtlichen Rede werden keine Anführungszeichen verwendet, was recht irritierend zu lesen ist. Ich habe mich mit der Zeit mit diesen Gegebenheiten arrangiert, empfand es aber tatsächlich als anstrengend. Ich würde dieses Buch eher als historischen Spannungsroman und nicht als Krimi bezeichnen. Ich kannte den Serienmörder vorher nicht, aber durch den Titel ist ja schon klar, worauf das Ganze hinauslaufen wird. Insofern sind die spannenden Elemente an diesem Buch vor allem die Ermittlungsarbeit in einer politisch unruhigen Zeit unter widrigsten personellen Umständen. Vor allem im letzten Drittel drängt sich die Frage auf: Wie weit darf man gehen, um das Recht durchzusetzen und Sicherheit wiederherzustellen? Der Ermittler Lahnstein und seine persönlichen Probleme nehmen recht viel Raum ein. Einerseits fand ich das zum Teil redundant und unnötig, es hat die Spannung stellenweise herausgenommen. Andererseits trägt seine Hintergrundgeschichte zur Darstellung des Zeitgeistes entscheidend bei. Die Angst vor Strafen wegen (möglicher) Homosexualität, der Paragraph 175, schwingt immer mit. Dieses Milieu wird gut transportiert und auch, was die öffentliche Meinung hierzu war. Fazit: Insgesamt ein historischer Spannungsroman, der nicht nur den Serienmörder Fritz Haarmann, sondern auch den Zeitgeist der dunklen Seite der 20er Jahre mit politischen Unruhen und Armut auf interessante Art porträtiert. Der Schreibstil ist sicherlich speziell und gewöhnungsbedürftig.

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Hannover in den 1920er Jahren. Mit einer erschreckenden Regelmäßigkeit verschwinden Jungen. Gerüchte gibt es genug und so versucht der Ermittler Robert Lahnstein den Fall Haarmann aufzuklären. Doch bisher konnte man Haarmann nichts nachweisen. Lahnstein stösst auf Schweigen bei seinen Polizeikollegen und der mutmaßliche Täter fühlt sich unantastbar. Dazu kommen politische Spannungen, denn man traut in der Bevölkerung der jungen Demokratie nicht. So muss sich Lahnstein von Anfang an mit viel zu vielen Problemen herumschlagen, die seine Ermittlungsarbeit nicht gerade beschleunigen... Dirk Kurbjuweits neuester Roman befasst sich mit einem spektakulären Kriminalfall aus den 1920er Jahren, dem Fall des Serienmörders Fritz Haarmann. Präzise und nüchtern schildert er die Ermittlungen von Robert Lahnstein, der von Anfang an mit Hindernissen und Rückschlägen bei seiner Polizeiarbeit zu kämpfen hat. Das politische Zeitgeschehen und die Stimmung im Land werden dabei gut mit der Aufklärung des Falles verknüpft. Diese "Zeit zwischen den Kriegen" wird sehr authentisch und atmosphärisch dicht beschrieben. Ich empfinde das Buch dadurch nicht als reinen Kriminalroman, sondern auch als einen Roman, der ein gutes Stück Zeitgeschichte vermittelt. Das hat mir sehr gut gefallen. Auch die persönlichen Erlebnisse von Robert Lahnstein werden ausführlich geschildert. Das war mir an manchen Stellen fast zu viel, ich wäre lieber weiter beim Katz- und Maus-Spiel mit Haarmann geblieben. Denn diese Passagen sind absolut fesselnd und spannend, weil sie so realistisch und auf den Punkt genau und teils auch richtig heftig geschildert werden. Speziell am Buch ist der Schreibstil des Autors. Klar, pointiert und genau schildert er die Ereignisse. Durch das Weglassen von Satzzeichen bei den Dialogen muss man sich konzentrieren, damit man das Gesprochene dem jeweiligen Protagonisten zuordnen kann. Diese Art muss man mögen. Das war zu Beginn für mich doch recht gewöhnungsbedürftig, aber je weiter ich gelesen hatte, desto mehr fand ich gerade diese fehlende Abgrenzung zum Fließtext gut. Es passt zu den komplizierten Ermittlungen, finde ich. Insgesamt habe ich "Haarmann", gerne gelesen. Die Zeit in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts fand ich schon immer interessant und so hat mir dieser Kriminalroman unterhaltsame Lesestunden beschert.

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