Ich hatte phasenweise das Gefühl, dass Ortheil dieses Buch eigentlich nicht für ein breites Publikum geschrieben hat, sondern primär für sich und vielleicht für die im Buch vorkommenden Personen. Dass es sich um eine in nicht unerheblichem Maß autobiografische Geschichte handelt, ist schnell klar und ich denke, das soll man auch mitbekommen.
Dabei wird eine teils melancholische, teils auch für mich etwas unangenehme Stimmung erzeugt, weil man sehr gut mit der Hauptperson und deren alltäglichen Routinen, wiederkehrenden Ritualen oder Situationen mitfühlen kann, jede*r kennt sie zuhauf, sie gehören zum Leben.
Ich finde das Buch unglaublich gut erzählt, man wird sehr in die Geschichte hereingezogen durch lebhafte Schilderungen, denen man anmerkt, dass sie nicht weit von der Realität entfernt sein können. Fans von Sätzen, die auch mal länger als fünf Zeilen sein dürfen oder von Absätzen, die sich über zwei oder drei Seiten erstrecken, werden hier auf ihre Kosten kommen, bei manchen Büchern habe ich aktuell das Gefühl, dass Nebensätze auf dem absteigenden Ast sind und ein Buch sich an seinen Leerräumen auf den Seiten messen muss. Insofern eine schöne Abwechslung, mal wieder ein, sagen wir „klassischer“ geschriebenes und aufbereitetes Buch gelesen zu haben.
Zu einem Leben gehört aber eben auch, dass nicht alle Situationen und alle Personen für andere interessant oder von Bedeutung sind. Das soll auch der Titel dieser Rezension zum Ausdruck bringen. Genau, wie es an einem Tag im Herbst nach oft trübem Beginn schön wird und man sich im Wald des Farbenspiels der Natur erfreuen kann, so ist doch unweigerlich klar, dass der nächste Sturm, die nächste kalte Nacht nicht lange auf sich warten lassen wird. Es ist eben ein ständiges Auf und Ab. Auch hier ist nicht im klassischen Sinn ein Spannungsbogen zu erkennen (außer, man fragt sich fortwährend, warum der Roman „Hecke“ heißt). Ich finde das nicht schlimm, nicht jedes Leben, nicht jede Erzählung muss am Ende immer DIE eine Pointe haben, auf die Autor und Leser*in stunden- tage- oder ein Leben lang hinarbeiten. Das führt allerdings auch zu einigen Längen und Passagen, die es nicht gebraucht hätte, um die Kernbotschaft zu verstehen, die aber natürlich jede*r für sich herausfinden darf.
Dennoch möchte ich zum Schluss hier eine Empfehlung aussprechen, „Hecke“ zu lesen!