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Rezensionen zu
Ein Jahr auf dem Land

Anna Quindlen

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€ 10,00 [D] inkl. MwSt. | € 10,30 [A] | CHF 14,50* (* empf. VK-Preis)

Wenn man sich das Cover und den Klappentext anschaut, beschleicht einen das Gefühl, vielleicht zu etwas seichter Lektüre gegriffen zu haben. Doch der Roman lässt sich zwar flott lesen, verliert dabei aber nie den literarischen Anspruch und bietet nebenbei auch einigen Stoff zum Nachdenken. Für mich ist Ein Jahr auf dem Land das perfekte Sommerbuch. In Amerika ist Ein Jahr auf dem Land unter dem Titel Still life with bread crumbs erschienen und hat bei Kritik und Publikum gleichermaßen für Furore gesorgt – eine viertel Million Mal wurde das Buch verkauft. Ein Blick auf den Klappentext verrät, dass es um Rebecca Winter geht, einer in die Jahre gekommenen Frau, die plötzlich und gezwungenermaßen vor einem Wendepunkt im Leben steht. Von ihrem Mann hat sie sich scheiden lassen, ihr erwachsener Sohn lebt sein eigenes Leben und ihre großen Erfolge als Künstlerin liegen schon lange hinter ihr. Die Tantiemen werden immer geringer und das Ersparte rinnt ihr durch die Finger. Ihr Apartment in New York kann sie irgendwann nicht mehr finanzieren, aber trennen möchte sie sich noch nicht von diesem Leben, das einen so wichtigen Teil ihrer Identität ausmacht. Stattdessen vermietet sie ihre Wohnung unter und zieht in ein leicht ramponiertes und vor allen Dingen günstiges Häuschen fernab der Stadt. Was als unfreiwillige Auszeit vom wirklichen Leben beginnt, nimmt plötzlich eine Entwicklung, die sich Rebecca Winter vorher nie hätte erträumen können. Sie verlässt die alten, ausgetretenen Pfade und findet den Mut, neue Wege zu gehen. Auf diesen Wegen begegnet ihr nicht nur eine neue Liebe, sondern auch längst verloren geglaubte Inspiration. Als Rebecca Winter aus ihrem alten Leben aussteigen muss, ist sie beinahe sechzig Jahre alt. Ihren größten künstlerischen Erfolg hat sie als junge Frau gefeiert: Stillleben mit Brotkrümeln sorgte für ihren Durchbruch. Darüber war sie selbst am meisten überrascht: ihr Mann war ein Bilderbuchmacho, der seine Frau nach durchfeierten Nächten gerne mit dem Geschirr in der Küche allein zurückgelassen hat. Einen solchen Geschirrstapel hat Rebecca – völlig erschöpft und nach einer durchfeierten Nacht – in der Küche fotografiert. Es war ein spontaner Schnappschuss, auch wenn ihr das niemand glauben möchte. Ein Schnappschuss frei von jeglicher Inszenierung. Sie wird mit dem Foto berühmt, auch wenn sich ihre Kritiker um die tiefere Bedeutung der Komposition streiten: ist die Aufnahme als feministisches Statement zu interpretieren oder doch eher als flämische Komposition? Unsere heutigen Lebensstrukturen – es passiert immer seltener, dass man jahrelang denselben Beruf ausübt und auch Scheidungen und Trennungen nehmen zu – bedingen es, dass man gezwungen ist, sich immer wieder neu zu erfinden. Auch Rebecca Winter gerät in diese (finanziell bedingte) Zwangslage, aus der heraus sie in ein neues Leben starten muss. Plötzlich ist sie für ihr Leben ganz allein verantwortlich, nichts wird ihr mehr abgenommen und in dem baufälligen Häuschen ist so einiges zu tun. Doch es gelingt ihr, die neuen Umstände nicht nur anzunehmen, sondern in etwas Positives umzuwandeln: sie fängt plötzlich wieder an zu arbeiten, trifft einen Mann, den sie anziehend findet und legt sich einen zotteligen Vierbeiner zu. Stück für Stick richtet sie sich in diesem unbekannten Leben ein und wandelt ein bitteres Ende in einen verheißungsvollen Neuanfang um. Anna Quindlen erzählt in Ein Jahr auf dem Land die Geschichte eines Neuanfangs, sie erzählt von einer Selbstfindungsreise, von einer Befreiungsgeschichte. Und sie erzählt eine Liebesgeschichte, natürlich mit Happy End. Das hört sich möglicherweise alles kitschig an und vielleicht ist es das sogar – ein ganz klein wenig – und dennoch ist dieses Buch mehr als eine leichte und unterhaltsame Lektüre. Es ist ein Buch, das einen nachdenken lässt über die Ausrichtung des eigenen Lebens und es ist ein Buch, das die Angst davor nimmt, dass Dinge manchmal auch zu Ende gehen können. Das, was danach kommt, ist vielleicht sowieso viel besser, viel erfüllter, viel mehr das, was man sich immer gewünscht hat. Anna Quindlen macht Lust auf Neuanfänge und macht Mut, sich zu trauen und auch mal etwas zu wagen. Es mag kitschig klingen, doch eigentlich kann man nur gewinnen, wenn man sich traut, ausgetretene Pfade auch mal zu verlassen. Ein Jahr auf dem Land ist leicht, unterhaltsam, flott zu lesen und zwischendrin auch noch recht witzig – es ist gleichsam aber auch eine berührende und mutmachende Lektüre, die nie den literarischen Anspruch verliert. Für mich sind das die idealen Bestandteile eines wunderbaren Sommerbuchs.

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Rebecca war eine gefeierte Fotografin die mit „Stillleben mit Brotkrümeln” jahrelang einen kommerziellen Erfolg erzielte, der ihr ein sorgenfreies Leben ermöglichte. Dabei war es keineswegs ein durchkomponiertes und geplantes Foto, sie hatte lediglich das Geschirr fotografiert, das sich nach einer unerwarteten Feier in ihrer Küche stapelte. Sie hielt nichts davon, Gegebenheiten zu verändern, etwas mehr dorthin oder hierhin zu rücken, bevor sie auf den Auslöser drückt. Sie bevorzugt die Realität, wie sie sich zeigt. Als sie 60 wird, versiegt der Strom der Einnahmen und sie zieht auf’s Land um Geld zu sparen. Ihre Ehe war bereits vor vielen Jahren gescheitert, ihr Sohn mehr oder weniger erfolgreich beim Film und ihre betagten Eltern pflegerisch untergebracht. All das musste sie mitfinanzieren. So landet sie in einem kleinen Häuschen auf dem Land, bei dem die Idylle sich rasch als doch sehr fehlerbehaftet herausstellt. Sie hat keine Übung mit Leere und Stille und findet sich nur schwer zurecht. Ein Waschbär, der auf ihrem Dachboden haust, beschert ihr die Bekanntschaft von Jim, dem örtlichen Dachdecker. Er ist immer mehr von dieser zurückgezogenen Frau fasziniert und versucht Gelegenheiten zu schaffen um Zeit mit ihr verbringen zu können. Rebecca dagegen hat immer die Zahlen ihres zu geringen Einkommens im Kopf und ist froh um jede noch so kleine Einkommensquelle durch ihre Bilder. Sie streift viel im Land umher und macht Bilder von Dingen, bei denen sie das Gefühl hat, dass es genauso stimmt wie sie es abbildet. Der Roman gleitet scheinbar mühelos dahin. Wir begleiten Rebecca auf einer Häutung von ihrem alten Leben und der Suche nach einem neuen. Anna Quindlen hat einen messerscharfen Blick auf die Feinheiten des Lebens und ihre Schilderungen treffen oft so genau zu, dass es fast weh tut. Das Buch hat keinerlei Längen, Wörter zuviel oder ablenkende Nebengeschichten. Ein dichtes Portrait einer Frau die lernt mit 60 nochmal neu anzufangen. Mich hat der Roman von der ersten Seite an in Bann gezogen und bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung!

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… in ein kleines, marodes Haus auf dem Land – das ist für die bekannte Fotografin Rebecca Winter keine romantisierte Stadtflucht, sondern schlichtweg Notwendigkeit und ein nüchternes Rechenexempel, um finanziell über die Runden zu kommen. Nicht nur, dass ihr Stern als gefeierte und erfolgreiche Fotografin und damit auch die Tantiemen aus ihrem künstlerischen Schaffen langsam erlischen, sie fühlt sich leer und ausgebrannt und braucht für den überfälligen Neustart in ihrem Leben Abstand und Ruhe zum Nachdenken. Es ist nicht der erste Wendepunkt in Rebeccas Leben. Nach einer vor einer gefühlten Ewigkeit gescheiterten Ehe, in der sie hauptsächlich die typische und eher unscheinbare Rolle der Ehefrau und Mutter erfüllte, wurde sie selbst wohl am meisten von ihrem beruflichen Erfolg überrascht. Auch wenn sie dadurch zur finanziellen Stütze ihrer Familie und als Künstlerin hochgelobt und gefeiert wurde, so bewahrte sie sich immer ihre sympathisch warmherzige und ruhig gelassene Art. Mit knapp 60 Jahren kommt ihr dieses bodenständige Temperament zugute. Sie gerät angesichts der Notwendigkeit, etwas ändern zu müssen, weder in Panik noch verfällt sie in Resignation. Wer also mit dieser Coming-of-later-age-story ein aufgekratzt beschönigendes Frauenschicksal oder – im Gegenteil – ein melancholisch mitleidiges Frauendrama erwartet, wird enttäuscht oder vielmehr positiv überrascht. Denn "Ein Jahr auf dem Land" ist wie das "Stillleben mit Brotkrümeln" - das Bild, das Rebecca einst Ruhm und Reichtum einbrachte: absolut unprätentiös, gelassen, realistisch und dennoch warmherzig.

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Ich darf das Buch nicht meiner Mutter geben - die kommt nur auf komische Gedanken. Nein, Scherz beiseite. Unterhaltungsliteratur ist ja sonst nicht so mein Genre, vielleicht weil ich schon aus Kindertagen eine gewisse Abneigung gegen Schmonzetten alla Rosamunde Pilcher habe. Dieses Buch jedoch hat mich zu tiefst beeindruckt mit seiner Wärme. Vor allem der Wandel des Hauptcharakters Rebecca Winter von der alternden und erfolglosen Fotografin in der Großstadt zur Frau, die wieder neugierig und gespannt auf das Leben ist zeigt, wie spannend es auch im Alter sein kann, sich selbst neu zu entdecken um sich dem Leben wieder gewachsen zu fühlen. Das Buch ist emotional und gleichzeitig humorvoll, inspirierend und einfach schön. Meine Mutter bekommt es übrigens zum Geburtstag...

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