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Rezensionen zu
Die Geschichte der Bienen

Maja Lunde

Klimaquartett (1)

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In "Die Geschichte der Bienen" werden drei Lebensläufe erzählt, die um Bienen kreisen. Eine Geschichte wird daraus, wenn man anhand dieser Lebensläufe verfolgen kann, wie die Menschen und die Bienen zusammenwirken bzw. zusammenwirkten. Die erste Person ist William, ein Wissenschaftler, der seine Karriere zugunsten der Familie aufgab und sich nun als gescheiterte Person ansieht. Er leidet unter Depressionen, kann sein Bett nicht mehr verlassen und seinem Beruf als Samenhändler nicht mehr nachgehen. Seine Familie leidet, bis er schließlich etwas (er)findet, was ihm wieder Mut macht: Einen Bienenstock. Doch wann ist es zu spät für eine wissenschaftliche Karriere? Und wie kann man sich behaupten in einer Zeit, in der die Forschung einen Höhepunkt nach dem anderen erreicht? Der zweite Protagonist ist George, ein Imker in den USA. Er hat viele Bienenstöcke, verdient seinen Lebensunterhalt mit den Bienen, ist Tag und Nacht um sie besorgt und wünscht sich nichts sehnlicher, als eines Tages seinen Hof Tom, seinem Sohn, zu vermachen. Doch Tom geht aufs College, hat mehr Interesse an Sprache und Journalismus und hilft seinem Vater nur widerwillig – bis eines Tages etwas geschieht, das Vater und Sohn gleichermaßen betrifft… Die dritte Geschichte ist in der Zukunft angesiedelt, im China des Jahres 2098. Die Bienen sind verschwunden, Obstbäume werden mühsam von Menschen mit der Hand bestäubt, die Weltbevölkerung ist drastisch zurückgegangen, überall herrscht Lebensmittelknappheit. Tao, eine der Bestäuberinnen, und ihr Mann nehmen eines Tages an einem freien Tag ihren Sohn Wei-Wen mit zu einem Ausflug, und dort geschieht ein Unglück. Doch niemand sagt ihr, was genau geschehen ist… Maja Lunde verwebt diese drei Geschichten miteinander, in schnellem Tempo wechseln sie sich ab, so dass insgesamt ein gewisser Sog entsteht. Nun ist keine der drei Stories sehr anspruchsvoll, was dem Roman auch schon oft vorgeworfen wurde. Vor allem die Geschichte um William war mir doch etwas einfach gestrickt. Doch das Tempo hält den Lesefluss aufrecht, wenn es zu sehr in eine Geschichte abdriftet, wechselt sie mit der nächsten ab. So bekommt man also Teilchen für Teilchen serviert, die sich ganz am Ende zu einem Bild zusammensetzen. Und dieses Bild ist es, das es lohnenswert macht, diesen Roman zu lesen. Ich nehme an, den meisten Menschen geht es so wie mir, sie haben sich nie viele Gedanken um unsere kleinen Freunde gemacht, die schon seit Jahren in einem Überlebenskampf verstrickt sind. Dieses Buch ist ein Augenöffner. Auch wenn es sich um einen Roman für ein breites Publikum handelt, der in Norwegen zum Bestseller wurde, und der Anspruch an die Geschichte nicht so hoch liegt, wie man es sich vielleicht wünschen würde: Ich spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus. Denn der Roman handelt nicht von William, George und Tao, der Roman handelt von den Bienen, und diese sollten in unser aller Leben eine größere Rolle spielen. Das Problem sollte präsenter sein, Menschen sollten überlegen, bevor sie wieder „Unkraut“ entfernen, oder die Ecke in der Wiese, wo alles wild wächst, beseitigen, oder die Ränder der Felder abmähen, oder alles mit Unkrautvernichter vollspritzen. Und dieser Roman mag da einiges bewirken. Bei mir sind die Bienen mehr denn je auf dem Schirm. Ich hoffe, dieser Roman findet viele Leser – er ist ein schönes Geschenk – und den ein oder anderen Menschen, der einige Dinge ändert. Denn die Bienen gehen uns alle an.

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Das Buch erzählt die Geschichte dreier Familien, deren Schicksal eng mit den Bienen verbunden ist. Dabei wechseln sich die drei folgenden Perspektiven mit jedem Kapitel ab. Zum einen gibt es die Sicht der Chinesin Tao, die im Jahre 2098 zusammen mit unzähligen anderen Arbeiterinnen und unter großen körperlichen Anstrengungen Obstbäume von Hand bestäubt, da zu dieser Zeit bereits alle bestäubenden Insekten ausgerottet sind. Es herrscht akute Nahrungsknappheit und die Bevölkerung ist stark dezimiert. In der zweiten Sicht folgen wir William, einem englischen Familienvater, der 1852 mit starken Depressionen ans Bett gefesselt ist und mit seinem Leben und den Entscheidungen in seiner Vergangenheit hadert. Denn er hat seine Träume aus den Augen verloren und hält sich für gescheitert, während seine kinderreiche Familie insbesondere finanziell unter der Situation leidet. Zuletzt gibt es noch die Sicht von George, einem sehr konservativen Imker aus Ohio im Jahre 2007. Er ist ein einfacher Mann, der viel Wert auf Traditionen legt und dadurch sowohl beruflich als auch familiär den Anschluss verliert. Die Beziehung zu seinem Sohn gestaltet sich schwierig und er sieht sich damit konfrontiert, dass sein Lebenswerk niemandem außer ihm etwas bedeutet. Mein Eindruck: Alle drei Erzählstränge schlagen einen eher traurigen Ton an, der mich neben dem wirklich schönen Schreibstil berühren konnte. Die Protagonisten sind sehr unterschiedlich und doch vereint sie neben den Bienen auch die Tatsache, dass ihre familiären Beziehungen stark belastet sind. Dabei empfand ich alle drei Perspektiven als interessant und unterhaltsam, hatte also nie das Bedürfnis ein Kapitel zu überspringen um zu einer bestimmten Person und Situation zurückzukehren. Ich mochte außerdem die Dynamik, die dieser häufige Perspektivwechsel erzeugt. Mit William hatte ich als Person ein paar Probleme, da ich ihn bis zum Ende des Buches nicht mal ansatzweise mochte. Sein Charakter und die Entwicklung, die er durchmacht waren für mich aber stets nachvollziehbar. Generell empfand ich die Figuren als vielschichtig und echt, denn die Motivation der Protagonisten war für mich stets greifbar. Insbesondere George hat mich mit seinen Sorgen und Ängsten sehr gerührt. Ich hätte mir noch mehr wissenschaftliche Informationen zu den Honigbienen gewünscht, da der Buchtitel einen solchen Fokus versprach. Tatsächlich stehen aber die familiären Konflikte und ihre Folgen im Zentrum dieses Buches. Fazit & Empfehlung: Ein sehr spannendes und unterhaltsames Buch für Leser von Familiengeschichten, die eine traurige Grundstimmung mögen und sich darüber hinaus für Honigbienen interessieren. Ich denke gern an die Lektüre zurück und kann mir vorstellen das Buch erneut zu lesen. Auch möchte ich nun weitere Bücher über Bienen lesen.

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In "Die Geschichte der Bienen" lädt uns die Autorin in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein. Dabei verfolgen wir drei ganz unterschiedliche Menschen und ihre Familien, zu ganz unterschiedlichen Zeiten. Was sie jedoch alle drei verbindet, ist die ausschlaggebende Rolle, die Bienen in ihren Leben spielen. Ob sie nun selbst Imker sind, Bienen erforschen oder in der Zukunft ihre Bestäubungsarbeit übernehmen, der Leser erhält durch sie einen Einblick in das Leben der Bienen und wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wie essenziell sie für das menschliche Dasein sind. Das war für mich zwar grundsätzlich nichts Neues, aber die Faszination, die jede der drei Figuren gegenüber den Bienen ausstrahlte, war so ansteckend, dass man sich noch viel tiefgehender mit der Thematik auseinandersetzen wollte. Vielleicht war es gerade diese neu aufkommende Bienenliebe, die mich davon abhielt, dass ich die drei Protagonisten, deren Geschichten sich schlussendlich auf gewisse Wege kreuzten, so richtig ins Herz schloss. Es gab zwar immer wieder gefühlvolle Kapitel, die auch mich nicht kalt ließen, doch im Großen und Ganzen war ich von den thematisierten Insekten mehr angetan als von ihren menschlichen Gefährten. Das kann einerseits daran liegen, dass mir einige Dinge bereits klar waren noch bevor die Protagonisten selbst darauf kamen. Ich weiß nicht, ob die Autorin diese "Erkenntnisse" als Handlungstwist oder Überraschung geplant hat. Falls ja, dann waren sie (in meinen Augen) sehr offensichtlich, falls nicht, wurde die Handlung nur künstlich in die Länge gezogen. Andererseits muss ich sagen, dass mir auch die Sprache des Buches zu simpel war und sich die drei Figuren, wie unterschiedlich sie charakterlich doch waren, stimmlich kaum unterschieden. Mag sein, dass dies mit der immer wiederkehrenden Thematik der Eltern-Kind-Beziehung zusammenhing, ich weiß es nicht genau, aber so wirklich überzeugen wollten sie mich alle drei nicht. "Die Geschichte der Bienen" ist zugleich auch die Geschichte der Menschheit, denn gäbe es die fleißigen kleinen Insekten nicht, so würden auch wir nicht existieren. Lundes Roman macht diese bedeutsame Beziehung zwischen Bienen und Menschen sehr deutlich und sollte wohl auch den bisher Uninteressiertesten dazu verleiten, sich ein bisschen mehr mit unseren summenden Freunden und deren wichtigen Aufgaben zu befassen. Damit bleibt dieses Buch, trotz kleiner Schwächen, ein lesenswertes Werk, was mit seiner Aktualität und folgeschweren Thematik glänzen kann.

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Drei Menschen, drei unterschiedliche Zeiten und eine Verbindung: Bienen. In England beginnt 1852 die Geschichte von William. Er arbeitet an der perfekten Bienenbeute. Georg ist im Jahr 2007 Imker in den USA und Tao befruchtet 2098 in Sichuan Blüten mit der Hand, da es keine Bienen oder andere bestäubende Insekten mehr gibt. Die drei Geschichten wechseln sich ab. Jede ist aus der „Ich-Perspektive“ geschrieben. Da auf jeder Buchseite der Name des aktuellen Erzählers steht, kommt keine Verwirrung auf. Auch zu Beginn eines neuen Kapitels wird der Name genannt. Alle drei haben mit Problemen zu kämpfen. Ihre Geschichten sind spannend gehalten, und durch genaue Beschreibungen entsteht ein gutes Bild aller Personen und ihrer Lebenssituation. Mehr kann ich zur Geschichte nicht schreiben, die „Spoiler-Gefahr“ ist zu groß. Mit „Die Geschichte der Bienen“ hat Maja Lunde ein Buch geschaffen, welches zum Nachdenken über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft anregt. Es zeigt, wie wichtig selbst so kleine unscheinbare Tiere doch sind. Gerade bei Bienen, über die der Leser in diesem Buch einiges erfährt, ist es wichtig, an die Zukunft zu denken. Bienen sind wichtig für den Kreislauf des Lebens, wie andere bestäubende Insekten auch. Wenn sie verschwinden, wird unsere Welt eine andere sein. Trotzdem spielen die Bienen nicht die Hauptrolle in diesem Roman. Sie sind wie eine Wabe, und die Geschichten um William, Georg und Tao bilden den Honig, und den kann der Leser genießen. Es sind emotionale Geschichten. Sie sind nicht einfach zu lesen, da sie ein gewisses Maß an Konzentration von dem Leser fordern. Es ist, meiner Meinung nach, kein Roman für „Zwischendurch“. Ein Leser sollte sich bewusst einen ruhigen Ort suchen und sich ganz auf die Geschichte einlassen. Es ist nicht anstrengend, das Buch zu lesen, aber es fordert Aufmerksamkeit. Ich danke dem Bloggerportal und dem btb-Verlag für die Zusendung dieses Rezensionsexemplares.

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Insgesamt finde ich es wirklich eine sehr gelungene Geschichte über die Bienen, ihre Geschichte und ihren EInfluss mit einer wunderbaren Botschaft über das Leben und uns Menschen. Leider habe ich mich mit der Zeitliene um William etwas schwerer getan durch seine trüben und düsteren Gedanken - auch wenn ich fest davon überzeug bin das dies Absicht war um eben genau diese trübseligkeit bei ihm zu verdeutlichen. War nur eben eine Art mit der ich nicht so gut klar kam. Ansonsten hat mich das Buch jedoch restlos überzeugt!

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Hoffnung?!

Von: Barbara62

02.05.2017

Die Geschichte der Bienen der norwegischen Autorin Maja Lunde fällt zunächst durch ein bestechendes Äußeres auf. Sowohl der zurückhaltend gestaltete Umschlag mit der plastisch hervorgehobenen toten Biene, als auch der warmgelbe Einband und das ebensolche Vorsatzblatt machen den Roman zu einem optischen Genuss und zu einem Hingucker auf jedem Büchertisch oder im Schaufenster einer Buchhandlung. Erzählt wird abwechselnd von drei Stimmen an drei verschiedenen Orten zu drei unterschiedlichen Zeiten. Damit man nicht die Orientierung verliert, ist als Fußnote auf jeder Seite die Person genannt, die gerade das Wort hat – eine tolle Idee des Verlags! Allerdings sind die Stimmen so unterschiedlich, dass die Unterscheidung auch sonst nicht besonders schwergefallen wäre: William, der Naturforscher und Samenhändler aus Maryland, Hertfordshire, England, berichtet 1852 in blumiger, altertümlicher Ausdrucksweise über sein Leben als Vater von acht hungrigen Mäulern, die ihn die vielversprechende wissenschaftliche Karriere gekostet haben. Als er sich doch noch einmal aufrafft und mit „Savanges Standardbeute“ eine völlig neue Art von Bienenbehausung als Patent anmelden will, ist ihm ein anderer Erfinder bereits kurz zuvorgekommen. In einer eher einfachen, derben Sprache erzählt George von seinem Leben als Imker in Automn Hill, Ohio, USA, 2007. Er führt die Familientradition fort und hofft darauf, seinem Sohn eines Tages ein gesundes Unternehmen vererben zu können, auch wenn der lieber Journalist werden will. Die Bienen sind für George Beruf und Berufung, doch machtlos muss er zusehen, wie das mysteriöse Bienenverschwinden, „Colony Collapse Disorder“ genannt, auch bei ihm Einzug hält. Die dritte Erzählstimme, die sehr sachlich und präzise daherkommt, aber ebenso melancholisch wie die beiden anderen ist, gehört Tao, einer Handbestäuberin in Shirong, Sichuan, China, im Jahr 2098. Sie kennt Bienen, die seit den 1980er-Jahren in ihrer Region, seit 2045 auf der ganzen Welt verschwunden sind, nur noch aus Büchern. Nun muss sie nicht nur gegen Mangelernährung und einen tristen Alltag kämpfen, sondern auch nach ihrem dreijährigen Sohn Wei-Wen suchen, der ganz plötzlich erkrankt ist und vom herrschenden „Komitee“ weggebracht wurde. Da ich passenderweise während der Lektüre immer meinen blühenden Apfelbaum im Blick hatte, um den wegen des viel zu kalten Wetters leider keine Bienen summten, konnte ich die Hilflosigkeit der Protagonisten recht gut nachvollziehen. Doch außer um das Thema Bienen geht es in allen drei Geschichten auch um die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern und die Konflikte um Erwartungen und Rebellion. Mir hätte es besser gefallen, wenn Maja Lunde stattdessen noch tiefer in die Problematik des Bienensterbens eingedrungen wäre, auch wenn dies natürlich kein Sachbuch, sondern ein Roman ist. Sehr gut gefallen hat mir dagegen, wie die drei scheinbar unzusammenhängenden Geschichten am Ende doch noch Verbindungen aufweisen und dass der insgesamt düstere Roman mit dem Wort „Hoffnung“ endet. Diese hege ich trotz allem auch für meine Apfelernte.

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England, 1852: William, Biologe und Ladenbesitzer, kann seit Wochen das Bett nicht mehr verlassen. Gescheitert mit seinen Forschungen steht er vor den Scherben seines Lebens. Doch dann dreht sich plötzlich das Blatt. Ihm kommt die revolutionäre Idee eines völlig neuartigen Bienenstocks. Eine Idee, die alles verändern könnte... Ohio, 2007: George, Imker aus Leidenschaft, steckt sein gesamtes Herzblut in seinen Bienenhof, den sein Sohn Tom später einmal übernehmen soll. Doch der interessiert sich nur für sein Studium und fürs Schreiben. Und wenn das nicht schon genug ist, passiert das Unfassbare: Die Bienen verschwinden. China, 2098: Tao lebt in einer Welt, in der es keine Bienen mehr gibt. Von Hand müssen die Menschen die Bäume bestäuben, um ihr Überleben zu sichern. Tao arbeitet hauptsächlich für ihre Familie, und vor allem für ihren kleinen Sohn Wei-Wei, der es einmal besser haben soll. Doch dann geschieht mit Wei-Wei plötzlich ein großes Unglück, und nichts ist mehr wie vorher... Mit "Die Geschichte der Bienen" ist der Autorin Maja Lunde aus Norwegen ein internationaler Bestseller gelungen. Mich persönlich hat vor allem die ungewöhnliche Erzählstruktur in dieser Geschichte angesprochen, die sich auf drei unterschiedlichen Zeitebenen bewegt. Der Titel ist Programm. Geschickt erzählt die Autorin eine Geschichte der Bienen, die im 19. Jahrhundert mit dem erfolglosen William ihren Anfang nahm, in unserer Gegenwart langsam aber stetig die Katastrophe mit dem plötzlichen Bienenschwund einleitet, und die dann in einem erschreckenden Zukunftsbild, im Jahre 2098, ihren Höhepunkt fand. In einer Welt ohne Bienen, in der die Menschen verzweifelt gegen den Hunger kämpfen. Aber nicht nur die Bienen ziehen sich durch diese drei geschichtlichen Ebenen, denn auch, wenn man zunächst den Eindruck hat, es hier mit drei völlig eigenen Handlungssträngen zu tun zu haben, trügt dieser Eindruck. Obwohl 246 Jahre zwischen dem Protagonisten 'William' und der Protagonistin 'Tao' liegen, gelang Maja Lunde das Kunststück alle drei Geschichten auf eine fast schon zarte Art und Weise zu verbinden. Auch in einem erzähltechnisch unabhängigen Motiv erkennt man einen Zusammenhang zwischen den drei Zeitebenen. In jeder Geschichte spielt eine Eltern-Sohn Beziehung eine besondere Rolle. Während William auf verzweifelte Art und Weise versucht bei seinem Sohn mit seinen Arbeiten Eindruck zu schinden, versucht George seinen Sohn Tom für den Familienbetrieb zu begeistern, ohne zu erkennen, dass seine Interessen sich geändert haben. In der Zukunft, in der Tao, im Gegensatz zu ihrem Mann Kuan, den zweifellos dominanten Elternteil darstellt, spielt dagegen ein schreckliches Unglück, im Zusammenhang mit ihrem Sohn, eine tragende Rolle. Die besondere Erzählstruktur und die raffinierte Verwebungen der Geschichten untereinander, machen "Die Geschichte der Bienen" zu einem gut geschriebenen und interessanten Roman. Auch die Charaktere in Maja Lundes Buch waren gut ausgearbeitet. Allerdings konnte ich nicht wirklich eine Beziehung zu ihnen aufbauen, was daran lag, dass die Erzählsicht sich pro Kapitel ändert und ich mich, als Dauer-Zeitreisende, somit nicht optimal mit einer Figur auseinander setzen konnte. Zusammenfassend hat mir "Die Geschichte der Bienen" aber sehr gut gefallen. Ein sehr lesenswerter Roman, bei dem man auch den Realitätsfakt nicht außer Acht lassen sollte. Das Bienensterben in unserer Gegenwart ist keine Fiktion. Somit ist Maja Lundes Buch auch eine gute Gelegenheit sich persönlich für dieses Thema zu sensibilisieren.

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Laut Albert Einstein bleiben der gesamten Menschheit nur noch vier Jahre Lebenszeit, nachdem die letzte Biene gestorben ist. Ein bekanntes Zitat, das sowohl die Bedeutung dieser Insekten beschreibt als auch eine Bedrohung vor Augen führt. Doch leider gibt es noch immer Menschen, die womöglich aus Unkenntnis heraus die Rolle der Biene auf die Produktion von Honig reduzieren, statt gerade ihre Bestäubungsleistung zu betrachten, mit der sie zu den wichtigsten Nutztieren der Welt zählt. Schon seit einigen Jahren wird vor einem Bienen-Sterben gewarnt – weil Imker von einem Tag auf den nächsten ganze Völker verlieren, weil sich allgemein die Zahl der Insekten Jahr für Jahr reduziert. Zu den warnenden Stimmen zählt auch die norwegische Autorin Maja Lunde, die mit ihrem Roman „Die Geschichte der Bienen“ bereits viel Aufmerksamkeit erfahren und den Buchhändler-Preis ihres Landes erhalten hat. Das Buch ist allerdings keineswegs nur ein Buch über Bienen. Die 41-jährige Autorin aus Oslo erzählt das Leben von drei Familien, deren Geschichten geschickt miteinander verwoben sind, obwohl sie in verschiedenen Jahrhunderten und auf verschiedenen Kontinenten leben. Da ist der Engländer William Savage, ein Bienenkundler und Samenhändler. Er kämpft gegen seine Schwermut, die ihn tagelang ans Bett fesselt, an. Von seiner Tochter Charlotte und seinem Sohn Edmund inspiriert, beginnt er, sich wieder mit den Bienen zu beschäftigen. Er baut schließlich eine Standard-Beute, die die Haltung der Bienen wirtschaftlich, aber auch tierschonend ermöglicht. In der Mitte des 19. Jahrhunderts ein großer Fortschritt. Doch ein Amerikaner hatte bereits dieselbe Idee, so dass William keinen Ruhm erntet. George und sein Frau Emma leben auf einem Hof in Ohio. Mit seinen Völkern reist George von Ort zu Ort, damit die Bienen die Blüten bestäuben. Er hofft, dass eines Tages sein Sohn Tom den Hof übernimmt, doch der hat andere Hoffnungen für sein Leben. George zählt zu den ersten Imkern Amerikas, die wenige Jahre nach der Jahrtausendwende vom Bienen-Sterben, auch Colony Collapse Disorder genannt, betroffen ist. Mit der Geschichte von Tao, ihrem Mann Kuon und dem gemeinsamen Sohn Wei-Wen dreht Lunde die Uhren weit vor. Man schreibt das Jahr 2098. In China gilt die Biene als ausgestorben. Unzählige Arbeiter und Arbeiterinnen wie Tao übernehmen die für Menschen mühsame Bestäubung der Blüten. Während eines freien Tages, an dem die kleine Familie ein Picknick macht, verändert sich der Zustand des kleinen Junge von einem Moment auf den nächsten dramatisch. Er wird ins örtliche Krankenhaus, später nach Peking gebracht. Die Eltern erfahren nicht, was mit ihrem Kind geschehen ist. Tao wagt es, nach Peking zu fahren. Die Metropole und Hauptstadt des riesigen Landes ist aufgrund der Nahrungsmittelknappheit und der drastischen Verringerung der Bevölkerung nahezu ausgestorben. Jede dieser Familiengeschichte erzählt von der Verbindung zwischen Mensch und Biene. Gleichzeitig erfährt der Leser viel über die Besonderheit dieses staatenbildenden Insekts, die Aufgabe der einzelnen Biene für das Bienenvolk, ihre Bedrohung durch Monokultur, Pestizide, Klimawandel und die Varroa-Milbe. Doch es gibt weit mehr Gemeinsamkeiten, die alle Handlungsstränge, in denen William, George und Tao jeweils als Ich-Erzähler zu Wort kommen, verbinden. So wird in jeder der Geschichten von der Verbindung zwischen Eltern- und Kind-Generation berichtet. Allerdings nicht immer zum Vorteil des jeweiligen Protagonisten, die wohl nicht unbedingt auf die Sympathie des Lesers stoßen werden: William schlägt seinen einzigen Sohn, obwohl er selbst ein traumatisches Erlebnis in der Kinderzeit erfahren hat, zudem gibt er die Idee seiner Tochter für den Bau der Bienen-Beute als seine eigene aus. George ist ein oftmals jähzorniger und dickköpfiger Stiesel, der kein Verständnis für die journalistischen Ambitionen seines Sohnes zeigt. Tao schließlich lässt ihren Mann zurück, um allein auf die Suche nach Wei-Wen zu gehen. Gleichzeitig legen die Helden einen großen Willen an den Tag und kämpfen hartnäckig gegen ihren herben Verluste ihr und Versagensängste an, die sie plagen. Während dieses Springens zwischen den Zeiten, von Familie zu Familie und das Wissen rund um die Bienen und ihre Bedeutung eine wunderbare Spannung erschaffen, die den Leser an die Geschichte bindet, wirken hingegen einige Sätze im Gegensatz zu poetisch ausgestalteten Szenen sprachlich recht holprig und unrein. So nimmt William, ein Mensch aus dem 19. Jahrhundert, das Wort „Weltklasse“ in den Mund, das wohl eher in der heutigen Zeit geläufig ist. Auch erscheinen manche Szenen recht nebensächlich. Mängel, die jedoch vor allem angesichts der Geschichte von Tao und des Blicks in eine düstere Zukunft vergessen sind. Denn dieser Part ist herausragend und verdient besondere Aufmerksamkeit. Rundum düster und beklemmend erscheint diese Zeit, die viele Opfer gefordert hat, aber nicht wirklich hoffnungslos ist. Eine Botschaft, die Lunde, die als Quelle für ihr Werk auch den viel beachteten und eindrucksvollen Dokumentarfilm „More than Honey“ nennt, mit ihrem Buch wohl ausdrücken will. Gerade deshalb sollte dieser eindrückliche wie berührende Roman, trotz stilistischer Schwächen, oft und viel gelesen werden. Den mahnende Stimmen sollte es mit Blick auf die Bedeutung der Bienen und die Zukunft der Menschheit nie genug geben.

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