Buchhandlung Jost GmbH
Von:
Tobias Wrany
aus Bonn
18.01.2018
"Feinde" beginnt als konventioneller, wenngleich hochklassiger Polizeikrimi, bei dem mit trocken eingestreutem Humor, großartig, authentischer Figurenzeichnung und atmosphärisch perfekter Ausgestaltung der Schauplätze (man sieht Köln danach mit ganz anderen Augen) eine hochspannende Geschichte um tödliche Korruption, gnadenlosen Umgang mit der Ware Mensch und ein nüchternes Gesellschaftsporträt unserer Zeit erzählt werden. Übergangslos verschiebt sich das Handlungsgewicht im Laufe der Zeit dann aber immer mehr in Richtung düstere Krimiballade, als sich private Motive der ermittelnden Hauptfigur immer mehr in den Vordergrund schieben - was der packenden Stimmung jedoch keinen Abbruch tut; im Gegenteil, spinnt Susanne Saygin ihr Erzählungsnetz doch mit außerordentlicher Virtuosität immer dichter, was "Feinde" zu einem herausragenden Vertreter deutschen "Neo-Noirs" macht.