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Rezensionen zu
Scharnow

Bela B Felsenheimer

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Scharnow ist ein Dorf nördlich von Berlin, in dem es bis auf ein paar Wohnhäuser, darunter der "Silo", einem 17-stöckigen Plattenbau, einen Supermarkt und eine Polizeistation nicht viel Nennenswertes gibt. An einem Tag X überschlagen sich allerdings die Ereignisse, als ein Buchblogger stirbt, der Supermarkt von drei Nackten überfallen wird und Hund Cloudy, eine Schwester von Bo, dem Hund der ehemaligen US-amerikanischen Präsidenten-Familie Obama, sowie zwei Polizeireservisten getötet werden. Das alles ereignet sich in dem verschlafenen Ort, ausgelöst durch eine Gruppe von Verschwörungstheoretikern, während eine Gestalt in der benachbarten Kreisstadt Sahsenheim durch die Lüfte fliegt und für Zerstörung sorgt. "Scharnow" ist der Debütroman von "Die Ärzte"-Schlagzeuger und Sänger Bela B., der auf absurd-witzige, sehr unterhaltsame Art und Weise einen Tag und dessen Auswirkungen in dem fiktiven Ort in der Provinz Brandenburgs beschreibt. Der Roman besteht aus vielen kurzen Kapiteln, um den zahlreichen handelnden Personen und der sich überschlagenden Ereignissen gerecht zu werden. Auch wenn das vorangestellte Personenverzeichnis zunächst mehr verwirrt als weiterhilft und die vorgestellten Charaktere zu Beginn in keinem Zusammenhang zu stehen scheinen, hängen sie im weiteren Verlauf dann doch eng zusammen. Die vielen einzelnen Geschichten werden dabei so geschickt miteinander verknüpft, dass man als Leser nie den Überblick über Personen und Handlung verliert. Das Erstwerk von Bela B. ist so ironisch und skurril wie mancher seiner Liedtexte und abseits des literarischen Mainstreams erfrischend anders zu lesen. Die Charaktere wirken auf den ersten Blick überzeichnet und klischeehaft, bei genauerer Betrachtung - sei es der trinkende einfache Arbeiter aus Brandenburg, das nach Berlin verzogene Manga-Girlie, der argwöhnisch beobachtete syrische Asylbewerber, der im Kiosk mit Internetcafé, aber ohne Alkoholverkauf arbeitet oder die fluchende Oma mit Berliner Schnauze - aber doch aus dem Leben gerissen. "Scharnow" bietet eine kurzweilige, originelle, aber absolut schräge Unterhaltung, besticht durch eine Vielfalt an skurrilen Charakteren und einer zu keinem Zeitpunkt vorhersehbaren, überdrehten Handlung, die voller Wortwitz und fantastischer Einfälle erzählt wird.

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Hossa! Hossa! So muss ein Heimatroman sein: Gestählt durch 30+ Jahre Ärzte-Lyrik hat der Mann, der uns Geniestreiche wie "Manchmal haben Frauen", "El Cattivo" und "Rock'n'Roll Übermensch" geschenkt hat (Original-Ansage Bela B: "Es sind Perlen, und Ihr seid Säue"), nun einen wilden, aus- und abschweifenden, realistischen, fantastischen, politischen, trashigen, lustigen, liebevollen, schlauen und schrägen Roman geschrieben. In der brandenburgischen Kleinstadt Scharnow ist wider Erwarten die Hölle los: Da überfallen nackte Aussteiger mit VHS-Fimmel den lokalen Supermarkt, um Bier-Nachschub zu holen; ein syrischer Praktikant verliebt sich in ein Manga-Mädchen mit einer nicht ganz harmlosen Oma; die Schwester von Obamas Hund gerät in Lebensgefahr, weil der "Bund Skeptischer Bürger" (hallo, AfD) überall abstruse Verschwörungstheorien wittert; die Witwe eines Güllionärs (= Typ, der seine Kohle mit dem Verkauf von Gülle gemacht hat) verliebt sich in einen Porno-Darsteller; ein fliegender Krebs-Patient muss aufpassen, nicht mit Außerirdischen zu kollidieren; Rentner richten Seelenparkplätze in ihren Gehirnen ein; und dauernd läuft "Fiesta Mexicana" - es ist ein riesiges Puzzle, das sich zum Bild eines durchgeknallten Kaffs zusammensetzt, und in dem verschieden Genres und Stimmungen aufeinander prallen. Wer sich ein bisschen mit Bela, seinen Interessen (Comics, Horror, B-Movies, Trash und - klar- Rock!) sowie seiner Weltsicht (schon mal "Schrei nach Liebe" gehört?) auskennt, der wird ihn auf jeder Seite dieses Buches wieder erkennen. Dieser Roman macht einfach unfassbar viel Spaß, gerade weil er dauernd ausbricht und in eine unerwartete Richtung abdriftet, bis am Ende die Fäden zusammen laufen. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich sehr wohl Angst hatte, dass der von mir verehrte Herr B eventuell ein Buch abliefern könnte, das ich furchtbar finde (immerhin hat er noch nie eins geschrieben) - ist aber nicht passiert, ich find's super, und ich freu mich doppelt, dass er auch in der Presse so gute Kritiken bekommt. Los, lesen! ...und hier noch ein Link, weil's so unerwartet ist: Schriftsteller Bela B beim alten Schlachtschiff der ZDF-Kultur, Aspekte! https://www.zdf.de/kultur/aspekte/bela-b-scharnow-100.html

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Erfrischendes Debüt!

Von: Sebastian Orwaldt aus Hamburg

25.02.2019

"Scharnow" liest sich wie die Summe aller Persönlichkeiten, die der Autor in sich vereint; gleichsam erweitert das Debüt das Verständnis einer popkulturellen Instanz, die weit mehr ist, als das stehschlagzeugspielende Mitglied der Die Ärzte. Erst bei näherem Hinschauen eröffnet sich ein selbstgeschaffener Kosmos aus Büchern, Filmen und der flimmernden Welt von Comics und Pulp Fiction, der sich erstaunlich greifbar in eine anfangs erschlagene, im Verlaufe des Buches aber immer enger verzahnteren Charaktervielfalt öffnet. Manchmal blumig, doch immer detailreich und selten verstörend gibt sich das Buch allen inhaltlichen, sehr szenischen Sprüngen hin und ist dabei nur wenig "längig", eher – ebenfalls eine Wortneuschöpfung wert – "kurzeilig". Bei aller Absurdität der Personen umweht diese immer ein Schleier der Selbstaufgabe, durch lebenslange Scheuklappen und das eine "Ist jetzt halt so!" zu viel. Ein Gefühl, das jeder von uns einmal beim Pit-Stop in einer tristen Kleinstadt von der stereotypischen Wursttheke kopfschüttelnd zurück auf den Fahrersitz genommen hat. Bela B Felsenheimer gelingt ein überraschendes, unerwartet neugieriges Debüt-Werk, das frischformulierte Beobachtungsgabe und blühende, fast kindliche Fantasie mit einer gehäuften Suppenkelle subtiler Hommage an all das Stilprägende, den Autoren ausmachende vereint. Bravo!

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