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Rezensionen zu
Sommer in Super 8

Anne Müller

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Nostalgisch und rührend

Von: Lydia W.

08.09.2018

Clara lebt als mittleres von fünf Kindern in Schallerup der 70er-Jahre. Von außen wirkt ihre Familie perfekt, eine hübsche Mutter, der Vater ist Arzt. Aber bald muss Clara erkennen, dass in ihrer Familie eben doch nicht alles so läuft, wie es sollte und alles andere als perfekt ist... Anne Müller hat einen lebendigen, bildlichen Schreibstil mit dem sie geschickt die verschiedenen Ereignisse und Anekdoten aus Claras Leben verbindet und den Charakteren Leben einhaucht. Der Roman ist biographisch geschrieben, wirkt nicht übertrieben oder verschönernd sondern erzählt nüchtern von dem- nicht ganz so normalen- Alltag eines jungen Mädchens. Einen wirklichen Spannungsaufbau gibt es so nicht, dennoch wird das Buch nicht langweilig. Man genießt die kreativen Erklärungen und Beschreibungen, die Gedanken der Protagonistin und schwelgt in Erinnerung an die "guten alten Zeiten", die dieses Buch wieder zum Leben erweckt. Auch hat es die Autorin geschafft, den Wortlaut und Stil auf die Protagonistin anzupassen, die sich ab und an in kleinen Details verliert, charmant erzählt und die ein oder andere in ihren Augen wichtige Sache begeistert auch mal wiederholt, wenn es sie sehr beschäftigt hat. Von vorne bis hinten ist die Geschichte eine Achterbahnfahrt in Carlas Gefühlswelt- der eines jungen Teenagers- von fröhlich zu wütend, verliebt, traurig. Gestört haben lediglich die hin und wieder eingestreuten "aber da wusste ich noch nicht, dass..." die vollkommen überflüssig waren, ich hätte auch ohne den Versuch, zusätzliche Neugier zu erzeugen auf jeden Fall weiter gelesen. Über dem gesamten Roman lag eine verzaubernde Nostalgie. Empfehlen würde ich das Buch für alle, die gerne die Zeiten ihrer Kindheit aufleben lassen wollen, oder die 70-er gar nicht erlebt haben und gerne erfahren würden, wie es damals so zuging. Aber auch für alle anderen ist das Buch auf jeden Fall einen Versuch wert, die Hauptperson lässt einen ab der ersten Seite nicht mehr gehen und drängt regelrecht danach, ihre Geschichte berichten zu dürfen. Und man lässt sie gewähren, denn man kann gar nicht anders als Seite für Seite zu verschlingen.

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Eine scheinbar perfekte Kindheit in den 70er Jahren, festgehalten auf etlichen Super 8-Filmchen, in einer scheinbar perfekten Familie, in einer scheinbar perfekten Idylle,… …aber schon ab dem ersten Kapitel durchzieht den Roman einen Hauch des Vergänglichen: Dieses filigrane, familiäre Konstrukt droht in jedem Moment in sich zusammen bzw. auseinander zu brechen. Zwischen den Eltern gibt es wenig Zärtlichkeit, umso mehr Unausgesprochenes – sie, die Nachkriegsgeneration, die durch eine Kriegsgeneration erzogen wurde: Der Vater, angesehener Arzt mit eigener Landpraxis; die Mutter, ehemalige Sportstudentin, die für die Familie die eigenen Karrierewünsche verdrängt; 5 Kinder, von dem das Mittlere, das sogenannte „Sandwichkind“, unsere Ich-Erzählerin ist. Diese perfekte Idylle bekommt sehr schnell die ersten Risse: Das bemerkt der Leser an einem scheinbar belanglosen Nebensatz, an einer wie zufällig hingeworfenen Beschreibung – Anne Müller kreiert hierfür nicht die großen Szenen sondern lässt die Familientragödie in kleinen Augenblicken ablaufen, die zusammengenommen eine umso zerstörerischere Wucht entwickeln. Ganz langsam aber subversiv tropft das Leben mit seinem alltäglichen Wahnsinn in die Kindheit und raubt ihr die Unbeschwertheit. Der Führerscheinentzug des Vaters, das Tuch am Hals der Mutter (obwohl sie nie Tücher trägt), die ausbleibenden Patienten in der Praxis: All dies sind Indizien für eine bröckelnde Fassade der Gutbürgerlichkeit. Unsere Ich-Erzählerin durchlebt Klavier- und Ballettstunden, Konfirmandenunterricht und Tanzschule, raucht die erste Zigarette, bekommt den ersten Kuss und muss sich – auf Drängen der Eltern – gemeinsam mit ihren Geschwistern bei Dorffesten als Vorzeige-Familie präsentieren. Es vervollständigt das Bild keiner perfekten Familie aber doch einer sehr normalen Familie: Die Tragödien in der Kindheit hinterlassen in jungen Jahren immer den Eindruck, dass sie alleine nur die eigene Familie treffen. Mit der Zeit kommen wir zu der tröstlichen Erkenntnis, dass sich Tragödien hinter jeder Fassade abspielen. Wir sind nicht allein! Diese scheinbare Tristesse der Normalität wird immer wieder humorvoll von der Autorin durchbrochen: Als Leser erlebte ich einige Déjà-vu-Erlebnisse, musste häufig schmunzeln, hin und wieder auch laut lachen! Selbst in den 70er groß geworden, kenne ich dieses Gefühl, das Anne Müller in ihrem Erstlingsroman aufleben lässt: Der Zauber der unbeschwerten Kindheit ist noch spürbar, zugleich nimmt man verunsichert die kommende Veränderung wahr und lauert ängstlich auf den Wendepunkt! Wie tröstlich wäre das Leben, wenn verloren gegangene Momente wieder hervorgeholt werden könnten, indem wir den Super 8-Film einfach zurückspulen und von vorne beginnen. Beim Lesen dieses kraftvollen und zugleich leisen Romans spürte ich die Atmosphäre, die ich auch immer zu dieser Jahreszeit verspüre: Das Licht ist sanft. Die Luft ist mild. Der Sommer ist noch nicht gänzlich verflogen, doch sein Ende lässt sich schon erahnen… …Vergänglichkeit! …Wehmut!

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Der Mittwoch ist für Clara d e r Tag der Woche, denn alles Wichtige passiert mittwochs. So blickt sie zuück auf legendäre Eriegnisse der Kindheit in den 1970er Jahren und erzählt von den Partys, den Urlauben und einem Vater, den sie anhimmelt. Doch allmählich bekommt das Bild einen Riss und sie muss erkennen, dass ihr geliebter Vater nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat. Und dann, ausgerechnet an einem Mittwoch, hat das Kindsein ein plötzliches Ende... Anne Müller nimmt mich mit ihrem Roman "Sommer in Super 8" mit auf eine Zeitreise der besonderen Art- Flashbacks am laufenden Band und Erinnerungen, die schon lange vergessen waren. Apfelshampoo, Tritop, Der große Preis - all e Erinnerungen von Clara sind auch meine Erinnerungen und so liest sich das Buch fast wie ein persönliches Erlebnis und ich bin wirklich in den 1970ern angekommen, habe Harpo und seinen "Moviestar" im Ohr, wenn ich Claras Schilderungen folge. Die Autorin reproduziert ein Familienleben, wie es eigentlich nicht schöner sein könnte - wobei "eigentlich" ja immer ein Wort mit bitterem Nachgeschmack ist. So auch hier. Clara lässt mich tiefe Einblicke in ihr Familienleben genießen und so werde ich Zeuge einer schönen Kindheit, die nach außen in einer intakten Familie stattfindet und nach innen schon auf so wackligen Füßen steht, dass dieses Gerüst nach und nach zu wackeln beginnt. Sie erkennt, dass der von ihr auf einem Sockel stehende Vater nicht der ist, für den sie ihn hält und muss allmählich nicht nur dem Verfall der Familie, sondern auch dem Verfall des Vaters zusehen. Mit leisen eindringlichen Worten gelingt es der Autorin, diese Geschichte zu einem ganz besonderen Leseerlebnis zu machen und mich ein Teil der Familie König werden zu lassen. Die Ereignisse sind lebhaft und sehr bildlich geschildert und geben mir so die Möglichkeit, alles hautnah mitzuerleben. Die Wandlung von einem fröhlichen Buch mit tollen Kindheitserinnerungen zu einem Roman mit ernsten Tönen ist ihr gut gelungen und sie verdeutlicht, mit feinem Humor, dass es gewisse Szene im Leben gibt die es lohnt, für immer im Gedächtnis zu behalten. Denn es gibt nichts schöneres als wundervolle Kindheitserinnerungen - auch wenn sie hier mit Wehmut verbunden sind. Ein toller Roman mit jeder Menge Flashbacks, aber auch mit ernsten Tönen, die nachklingen werden.

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Anne Müller ist ein großartiger Roman gelungen. Mit nüchternem Erzählstil und eindrucksvoller, klarer, stellenweise poetischer Sprache schreibt sie – berührend, detailreich, spannend, schonungslos – über eine Familie, über Freundschaft und Liebe und das Erwachsenwerden eines Mädchens in Norddeutschland in den 70er Jahren. Clara ist das dritte Kind der Familie König - ein Wunschkind, das einzige, das geplant war und mit dem die Familienplanung abgeschlossen werden sollte. Der Vater, Roman König, ein lustiger, charmanter und allseits beliebter Arzt, übernimmt die Landarztpraxis und einen großen Patientenstamm im Dorf Schallerup. Clara ist ein aufmerksames, aufgewecktes Kind, das viel mehr sieht und wahrnimmt, als es den Erwachsenen lieb ist. Durch Claras Erzählen und Erinnern, lernt der Leser nach und nach die gesamte Familie König kennen, die attraktive und modebewusste Mutter, die sich um das Haus und die Kinder kümmert, die leidet und schweigt und Geheimisse bewahrt, den sechs Jahre älteren Bruder Sven, die drei Jahre ältere Schwester Irene und die beiden Zwillingsbrüder, Hendrik und Claas, die nur elf Monate nach Claras Steißgeburt auf die Welt kommen. Alle wichtigen Momente werden vom Familienvater fotografisch festgehalten, der die Filme mit den schwarz-weiß Aufnahmen selbst entwickelt und die Fotos macht. Durch Claras originelle, authentische und humorvolle Erzählweise entstehen bei mir als Leserin aussagekräftige Bilder und Szenen, in denen Claras anfangs bewundernder, verklärter Blick auf ihren Vater immer klarer wird. Das Erzählte wird zum Erlebten und die subtile Entwicklung von Nähe und Distanz prägt Claras Identität. Die Zeit vergeht, die Kinder wachsen und proportional zur Arbeitsbelastung, seinen Affären und den Stimmungsschwankungen wächst auch der Alkoholkonsum von Dr. König, der sich schon am Vormittag einen Cognac genehmigt, dann noch einen und so bis zum Abend weitermacht. Die edlen Alkoholika werden nicht im Supermarkt eingekauft, sondern beim Apotheker bestellt, von den Kindern abgeholt und nach Hause gebracht. Die Fassade der heilen Familie bekommt Risse, bröckelt, aber die Familienbande hält. Clara findet Halt und Ablenkung bei ihren Freundinnen, bei Tanzstunden und anderen gemeinsamen Aktivitäten. Es werden Mechanismen gesucht und gefunden, das Bild der glücklichen Familie aufrechtzuerhalten und den Alltag zu meistern. Das Klavierspiel der Schwester fungiert als musikalischer Familienbarometer; ist der Vater schlechter Stimmung, spielt sie Bartók oder Prokofjew, ist er melancholisch, Chopin, wenn alles gut ist, Mozart. Doch das sieht man auf den Super 8 Filmen nicht. Was man sieht, ist inszenierte Normalität, die Brüder geben sich unbeschwert, die Mutter lächelt, Clara und ihre Schwester winken fröhlich in die Kamera. Bei den Ausflügen an die Ostsee, auf dem Jahrmarkt, bei Familienfesten. Nach seinem Abitur geht Claras großer Bruder zur Marine. Der 14jährigen Clara, die von Geburt an ein Papa-Kind ist und von klein auf ihren Vater bei seinen Hausbesuchen begleitet hat, die freche Antworten geben durfte, auch mal widersprechen, fällt es immer schwerer dabei mitzumachen. Der Schwester geht es ähnlich. Sie wollen eine Änderung herbeiführen, handeln heimlich und es sieht danach aus, als hätten sie Erfolg. Doch da irren sie sich gewaltig. Alles Wichtige in Claras Leben geschieht an einem Mittwoch. Packendes Thema, spannend geschrieben, großartige fünf Sterne!

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