Von:
Amene Melior
19.03.2020
"Unsichtbare Frauen" von Caroline Criado-Perez beschreibt, inwieweit in der heutigen Welt immer noch ein Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen herrscht und dass dieses oftmals unbewusst zustande kommt, da Daten falsch oder unvollständig erhoben werden.
Das Buch ist in sechs Abschnitte eingeteilt, die sich mit dem Alltag, dem Arbeitsplatz, dem Design von Gegenständen, dem Arztbesuch, dem öffentlichen Leben im Allgemeinen und Problemfällen beschäftigt. Anhand von sehr vielfältigen Beispielen aus weltweiten Situationen und Umständen wird erläutert, wo Frauen benachteiligt werden. Einige Beispiele, so banal sie auch erscheinen mochten, führten bei mir dazu, dass ich erstmals selber kritisch darüber nachgedacht habe. Andere Beispiele waren aus der Sicht Deutschlands hingegen sehr schwer nachzuvollziehen.
Alle Behauptungen, Beispiele und Begründungen sind ausgiebig mit Quellen versehen, sodass die Möglichkeit besteht, die zitierten Studien und Erfahrungsberichte im Detail nachzuvollziehen. Insgesamt merkt man beim Lesen, dass die Autorin genau weiß, wovon sie schreibt und auch selber für das Thema brennt. Trotzdem wird angenehmerweise auf den erhobenen Zeigefinger weitestgehend verzichtet, stattdessen ist das Buch auch mit einem gewissen Humor geschrieben.
Durch die Aufteilung des Buches in die oben genannten Aspekte des täglichen Lebens wiederholen sich einige Aspekte, in denen Frauen Nachteile erleiden, immer wieder. So wird zum Beispiel immer wieder auf den zeitlichen Unterschied der geleisteten Care-Arbeit zwischen Frauen und Männern eingegangen, weil dieser in verschiedenen Kontexten relevant wird.
Insgesamt ist das Buch aber sehr lesenswert und regt definitiv zum Nach- und zum Teil auch zum Umdenken an. An vielen Punkten fragt man sich, warum dies eigentlich immer noch stillschweigend hingenommen wird. Natürlich gibt es auch andere Stellen, an denen die Beispiele etwas überzogen wirken, aber das ist immer die Gefahr bei einem Werk, das gänzlich aus einer Sicht geschrieben wurde. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, insbesondere auch solchen Lesern und Leserinnen, die sich bisher noch nicht so sehr mit Gleichstellung beschäftigt haben!