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Rezensionen zu
Der Wald

Eleanor Catton

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Von Geheimnissen und folgenschweren Plänen… Von der Booker Preisträgerin Eleanor Catton ist mir noch gut ihr großartiger Roman „Die Gestirne“ in Erinnerung geblieben. „Der Wald“ ist das neue Buch der Autorin, widmet sich aktuellen Themen und hält einige Überraschungen im Verlauf bereit. Im Mittelpunkt steht eine Gruppe namens „Birnam Wood“ die sich zur Aufgabe gemacht hat, in vernachlässigten Gebieten nachhaltige biologische Gärten anzulegen – oft werden ihnen diese Flächen von den Besitzern zur Verfügung gestellt, wie es auch auf ihrer offiziellen Homepage angegeben ist. Doch in Wahrheit pflanzen und gärtnern sie auch illegal – an Stellen, wo es niemanden auffällt: an Straßenrändern und auf verwahrlosten und vergessenen Grundstücken. Doch das Kollektiv ist nicht rentabel und steht nach mehreren Jahren auf der Kippe. Dann eröffnet sich für die Gründerin Mira Bunting plötzlich eine neue Möglichkeit: Eine abgelegene, scheinbar ungenutzte weitläufige Farm, die an einem Naturschutzgebiet grenzt und seit kurzem durch einen Erdrutsch von der Außenwelt größtenteils abgeschnitten ist – für Mira perfekt zum heimlichen Gärtnern. Doch als sie das Gebiet auskundschaften will, stößt sie auf den Milliardär Robert Lemoine, der das Grundstück von den Besitzern, dem Ehepaar Darvish kaufen möchte und ganz eigene Pläne damit hat. Dennoch ist Lemoine neugierig und bietet Mira an, das Land zu nutzen. Was zunächst nach einem perfekten Handel aussieht, zieht ungeahnte Folgen nach sich. Schon direkt zu Beginn wird der detaillierte Schreibstil und die gute Ausarbeitung der einzelnen Charaktere sichtbar. Neben den Hauptfiguren lernen wird auch die Gardening-Gruppe „Birnam Wood“ sehr gut kennen – von der Entstehung des Kollektivs und ihren Grundsätzen bis hin zu ihrer Arbeitsweise. Schnell wird jedoch auch deutlich, dass der Zusammenhalt der Gruppe selbst immer mehr bröckelt. Dieses spürt man anfangs vor allem zwischen Mira und ihrer besten Freundin Shelley, die neue Pläne für ihr Leben macht. „Sie tat so, als bemerke sie nicht, dass Mira verwirrt zögerte und das Lächeln auf ihrem Gesicht etwas Falsches bekam, als sie sich ihr näherte.“ – Seite 211, eBook Neben Mira und Shelley spielen noch weitere Personen eine zentrale Rolle – einer von ihnen ist der Milliardär Robert Lemoine, bei dem sich schon bald zeigt, dass er einige Geheimnisse hütet… „Und so spürte sie zwar, dass er weiterhin etwas vor ihr verheimlichte, sie spürte aber auch, dass sie es sein würde – sie es sein musste -, die dieses Geheimnis lüftete.“ – Seite 168, eBook In der ersten Hälfte des Romans lernen wir diese Charaktere ausführlich kennen – ihre bisherigen Lebenswege, die unterschiedlicher nicht sein könnten, bis hin zu ihren Zielen, Träumen und (politischen) Einstellungen. Dabei zeigt sich, dass jede/r ganz eigene Pläne hat, die zum eigenen Vorteil genutzt werden wollen. Ab und an zieht es sich in diesen langen Ausführungen etwas, wo ich manchmal unsicher war, ob mich der Roman noch packen wird. Doch dann nimmt dieser überraschend an Fahrt auf: Viele lose Fäden verknüpfen sich, Geheimnisse kommen ans Licht bis hin zu einem Verlauf, der völlig unvorhersehbar ist – hier wird es richtig spannend und ziemlich überraschend – sogar mit einigen Thriller-Elementen. Die gesamten Entwicklungen rund um Birnam Wood und dem Milliardär sind ab einem bestimmten Zeitpunkt packend zu verfolgen – mit einem Ende, das man so nicht erwartet. „Jedes unglückselige Detail ließ sich zu seinem Vorteil nutzen, dachte er, während er zusah, wie Mira in der Dunkelheit verschwand; aus einem anderen Blickwinkel betrachtet konnte jede Schwachstelle der Argumentation zu einem Pluspunkt werden.“ – Seite 242, eBook Mein Fazit: Ein außergewöhnlicher Roman, der in der zweiten Hälfte überraschend an Fahrt aufnimmt. Von verschiedensten Charakteren mit vielen Geheimnissen und ganz eigenen Plänen, die nach und nach aufeinanderprallen und ungeahnte Folgen nach sich ziehen - detailreich und atmosphärisch mit einer guten Figurenzeichnung kommt nach und nach einiges ans Licht. Nach einem eher unscheinbaren und etwas zähem Beginn nimmt die Handlung aber später überraschend an Fahrt auf und wird spannend, überraschend und auch etwas unheimlich. Ein lesenswertes Buch, das aktuelle Themen aufgreift, bewusst an einigen Stellen etwas verschwommen bleibt und zum Nachdenken anregt.

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Das Buch erschien im März 2024 im btb Verlag. Eleanor Catton ist in Kanada geboren und aufgewachsen. „Der Wald“ ist ihr dritter Roman. Für ihren Roman „Die Gestirne“ erhielt sie den Booker-Preis. Der Roman wurde von Meredith Barth und Melanie Walz übersetzt. 📚 Die junge Mira Bunting ist die Gründerin einer Guerilla-Gardening-Gruppe namens Birnam Wood. Mit ihrem Kollektiv pflanzt und erntet sie an Orten, die niemand bemerkt wie zum Beispiel vergessene Parks oder Hinterhöfe. Leider ist diese Idee nicht sehr rentabel. Doch es ergibt sich eine völlig neue Möglichkeit: durch einen Erdrutsch wurde ein Naturschutzgebiet vom Wege abgeschnitten und auch eine Farm wurde dabei eingeschlossen. Mira will sich das Gelände anschauen und trifft dabei auf den Milliardär Robert Lemoine. Er schlägt ihr einen Handel vor, doch die Gruppe ist sich unsicher, ob sie ihm trauen kann. Auch als Leser ist man zunächst sehr skeptisch. Es geht um Natur, Umweltschutz, Moral, Macht, Geld, Liebe und Idealismus. Die Themen werden zu einem großen Gefüge welches aus Intrigen, Lügen und Machtspielchen besteht. Die Thematik war für mich etwas ganz neues und die Umsetzung hat mir gefallen. Der Roman ist recht anspruchsvoll und zeitgemäß. Der Einstieg war nicht ganz einfach, da es sehr viele verschiedene Charaktere gibt und die Kapitel zwischen den Charakteren hin- und herspringen. Der Roman wirft viele moralische Fragen auf und man befindet sich stets im Zwiespalt. Es geht um die Digitalisierung und auch um die Überwachung mittels Drohnen. Wo ist da die Grenze zwischen Nutzen und Schaden? Die Handlung geht schnell voran und das Ende habe ich so nicht erwartet. Der Roman ist interessant geschrieben, wobei der Schreibstil nicht ganz einfach ist. Die Sätze sind lang und verschachtelt. „Der Wald“ ist ein gut durchdachter Roman der sich mit den menschlichen Beziehungen untereinander beschäftigt gepaart mit Umwelt- und Wirtschaftskonflikten. Nicht ganz einfach, aber lesenswert.

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Ein Roman über die Tragödien unserer Zeit Was sind die tragischen Figuren unserer Gegenwart? In Shakespeares Dramen waren es die Herrscher und die Usurpatoren, die sich nicht selten eine Schlacht um den Thron lieferten. Heutzutage sind es immer mehr die Weltpolitiker, Tech-Magnaten und Großindustriellen und auf der anderen Seite Klimaschützer:innen wie Greta Thunberg und ihre Bewegung “Fridays for Future”. Die einen kämpfen für sich selbst bzw. ihr Image, die anderen für nichts weniger als die Zukunft unseres Planeten. Eleanor Catton, die jüngste Booker-Prize-Trägerin aller Zeiten (sie gewann den Preis 2013 für “The Luminaries”) hat sich in ihrem Roman “Birnam Wood” (auf Deutsch schlicht “Der Wald”, übersetzt von Meredith Barth und Melanie Walz) ebenfalls mit dem Kampf Gut gegen Böse, Wirtschaft vs. Umwelt, Kapital vs. Moral auseinandergesetzt. Nicht umsonst heißt das Kollektiv, das die Protagonistin Mira gegründet hat, “Birnam Wood”, ein Begriff der Shakespeares Tragödie “Macbeth” entnommen ist. Worum geht es? Neuseeland im Jahr 2017. In Christchurch gibt es seit einigen Jahren das Guerrila-Gardening-Kollektiv “Birnam Wood”. Die Gründerin Mira und ihre gute Freundin Shelley stehen an einem Wendepunkt. Shelley möchte die Gruppe verlassen und Mira driftet ein bisschen orientierungslos dahin. Mira wird auf ein Grundstück in Thorndike am Rande des Korowai-Nationalparks aufmerksam, das sich perfekt für ihre gärtnerischen Aktivitäten eignen würde. Dieses Grundstück des gerade zum Ritter geschlagenen Schädlingsbekämpfers Owen Darvish wiederum möchte der durch Drohnen reich gewordene amerikanische Milliardär Robert Lemoine erwerben, um dort einen Bunker zu bauen. Er bietet Mira und “Birnam Wood” an, ihre Pflanzungen auf dem Gelände zu betreiben, außerdem will er sie mit einer großen Summe finanzieren. Ist dies die Rettung des Kollektivs oder ein Pakt mit dem Teufel? In ihrem Roman wirft Catton viele Fragen auf, die wir uns als Menschen des 21. Jahrhunderts stellen müssen. Zum Beispiel, wie weit Digitalisierung und Selbstoptimierung gehen dürfen. Ob es nicht zutiefst menschlich ist, Fehler machen zu dürfen und nicht perfekt zu sein. Was wären Kunst und Kultur, wenn sie nicht das menschlich Fehlerhafte zum Thema hätten? Was macht dieses Streben nach Perfektion und Unsterblichkeit mit uns? Tony ist die Figur im Roman, die den Selbstoptimierungswahn, die Skrupellosigkeit und Amoralität, die in der Figur des Lemoine auf die Spritze getrieben wird, anprangert. Mira, die Gründern von Birnam Wood, ist hin- und hergerissen zwischen dem charismatischen Multimillionär, der sich Unsterblichkeit erkaufen will und dem erfolglosen Gelegenheitsjournalisten, der das menschlich Fehlerhafte, aber auch das uns Menschen inhärente Streben nach moralischem Handeln verkörpert. Wer wird am Ende mit seinen Positionen reüssieren? Oder kann niemand gewinnen, weil wir am Ende alle in einem Boot sitzen? Zentral ist auch die Frage, wie weit Überwachung gehen darf. Sind Drohnen nicht zutiefst unmoralisch und wird uns diese Technik nicht letztlich mehr Schaden als Nutzen bringen? Ich betonte immer wieder gerne in meinen Rezensionen, wie sehr ich es mag, wenn ein Roman durch Originalität besticht. “Der Wald” ist mal wieder so ein Buch. Die Konstellation Guerilla-Gardening-Kollektiv trifft shady Multimilliardär-Prepper ist definitiv eine, die mir so noch nie erzählt wurde. Außerdem ist mir Neuseeland als literarischer Schauplatz auch relativ neu. Für einen literarischen Roman ist “Der Wald” ungeheuer fesselnd. Der Plot ist einfach spannend im klassischen Sinne. Man will unbedingt wissen, welchen Schachzug die handelnden Personen bzw. Parteien als nächstes ausführen. Die berühmte “Sogwirkung” ist meiner Meinung nach voll gegeben. Es wechseln sich Phasen der eingehenden Charakterisierung der einzelnen Personen mit solchen der Plotentwicklung ab, wobei im letzten Drittel die Handlung erst richtig an Fahrt aufnimmt. Ab diesem Zeitpunkt kann man wegen der Spannung und des rasanten Erzähltempos das Buch nur noch schwer aus der Hand legen. Ökothriller ist meines Erachtens wirklich die richtige Gattungsbezeichnug. Die Übersetzung ist zu Beginn etwas holprig und gestelzt, wird dann aber zunehmend besser. Manchmal gibt es aber nach wie vor kleine Ungereimtheiten. Zum Beispiel bezeichnet eine Person eine andere als “du Dreck” (S. 480). Würde man das so sagen? Ich kenne das Original nicht, könnte man aber vorstellen dass so etwas gesagt wurde wie “you piece of shit”, was ich dann eher als “Du Drecksack”, “Du Abschaum” oder “Du Dreckstück” übersetzt hätte. Was ich ebenfalls nicht ganz nachvollziehen kann, ist die Entscheidung des Verlags, das Buch “Der Wald” statt “Birnam Wood” zu nennen. Selbst wenn einem der Begriff Birnam Wood nichts sagt und man nicht weiß dass es ein Zitat aus “Macbeth” ist, so kann man das erstens googeln und zweitens wird es im Text ausführlich erklärt. Finde ich etwas schade dass man hier den deutschen Leser*innen so wenig zutraut, zumal ja nicht wirklich ein “Wald” eine Rolle spielt im Roman. Dann hätte man eher sowas wie “Das Kollektiv” nehmen sollen. Ein weiteres Manko ist meines Erachtens, dass es den Charakteren oft an Tiefe fehlt. Vor allem Lemoine ist sehr klischeehaft gezeichnet und Mira und Shelley sind als Persönlichkeiten zu flach und austauschbar. Alles in allem ist das Buch dennoch ein sehr spannender literarischer Gegenwartsroman, der viele Fragen unserer Zeit aufwirft und mit einem der krassesten Enden schockiert, die ich seit Langem gelesen habe, welches ich mir aber trotzdem etwas anders gewünscht hätte. Triggerwarnung: Drogenmissbrauch, Gewalt, Mord, Umweltzerstörung

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