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Rezensionen zu
Mein Ein und Alles

Gabriel Tallent

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ist KEIN Liebesroman. Ich kann es nicht bewerten ohne etwas zu erzählen, wer es also selbst lesen will, darf gleich nicht weiter lesen! Anna Thalbach liest dieses Werk einfach atemberaubend und es muss anstrengend gewesen sein. Ich hätte das Buch sicher nicht ohne weiteres lesen können, weil es manchmal so abstoßend und dann wieder so faszinierend ist um im selben Moment völlig krank zu werden und du sitzt nur da und denkst 'oh mein Gott' Wer sich nun fragt, warum denn bloß, darf weiter lesen. Wer denkt.... Ah verrat bitte bloß nix! Der guckt jetzt weg. Nur so viel. Ich habe selten einem Protagonisten so sehr den Tod gewünscht, wie in diesem Buch. Julia lebt mit Daddy und Opa ziemlich einsam in den Redwood Wäldern in den USA. Sie wird Turtle genannt, und sie ist auch sehr abgeschottet. Daddy möchte das so. Daddy ist ein Waffennarr und daher kann auch Turtle eher eine 9mm zerlegen und reinigen als englisch Vokabeln. Sie ist 14 und Gott weiß, seit wann Daddy sie in sein Bett holt. Da es die einzige Art der Liebe ist, die Martin ihr zukommen lässt, wehrt sie sich nicht. Sie ist sein ein und alles. Das lässt er sie auch spüren, als sie einen Jungen kennen lernt. Opa sieht die Spuren davon und möchte einschreiten nur die Zeit bleibt ihm nicht mehr. Martin verschwindet daraufhin und du atmest auf. Turtle schlägt sich alleine durch und trifft den Jungen wieder bis... bis Martin wieder kommt... mit einem Mädchen. Jetzt schlägt es auf Turtle ein... nicht nur, dass ihr bewusst wird, dass Martin ihr Unrecht tut und sie durch seine Vergewaltigungen schwanger werden könnte! Ihr wird auch klar, dass der Kleinen das gleiche Schicksal blühen könnte. Das will und kann sie nicht zulassen. Sie sucht Hilfe und keiner glaubt ihr. Sie hat Angst um den Jungen und bleibt... bis zu Tag X Und dann oh es gibt einen fiesen und großen Showdown. Vater gegen Tochter. Das Buch ist toll geschrieben, du lernst auch viel über die Natur, da es sehr detailverliebt ist. Aber du musst dir bewusst sein, dass schwere Kost ist.

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Starkes, verstörendes Debut

Von: Friedrichs Biggi

05.12.2018

Die vierzehnjährige Turtle lebt mit ihrem Vater in einem völlig heruntergekommenen Haus in den Wäldern von Nordkalifornien auf. Ihr Großvater lebt in der Nähe in einem alten Wohnwagen mit seiner Hündin. Turtle besucht mehr oder minder erfolgreich die Schule. Sie ist eine Außenseiterin, wird aber von ihren Mitschülern in Ruhe gelassen. Ihre Lehrerin versucht Turtle zu helfen, doch diese Hilfe will das junge Mädchen nicht. Turtle kann mit vielen Schusswaffen umgehen und ist von ihrem Vater auf das Überleben in der Natur vorbereitet worden. Der Vater ist schwer gestört und sehr grausam zu seiner Tochter. Warum, kann man nur erahnen, das wird in der Geschichte nicht näher beleuchtet. Er betrachtet seine Tochter als seinen Besitz und macht das auch sehr deutlich. Als Julia, so heißt Turtle, einen Jungen kennen lernt und sich verliebt, ahnt man schon, dass das schwere Folgen für beide haben wird. Sofort ist man mitten in der Geschichte. Gabriel Tallent beschreibt die Natur rund um Mendocino bild- und wortgewaltig, teilweise fast poetisch. Die Dialoge zwischen Turtle und ihrem Vater sind hingegen sehr derb, teilweise ordinär und brutal. Dieser Missbrauch, der da abläuft ist sehr verstörend. Turtle ist eine starke Protagonistin, die ihren Vater schützt, egal was er ihr antut. Sie versucht zu überleben und man zittert und hofft, dass es ihr gelingen wird. Manchmal ist es fast nicht auszuhalten, was das Mädchen alles ertragen muss. Dieser Roman ist ein starkes Debut, der von Gegensätzen lebt, den Leser mitleiden lässt und berührt. Diesen knallharten Pageturner kann ich euch nur empfehlen.

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„My absolute darling“ - so der Originaltitel von „Mein Ein und Alles“ – ist die 14-jährige Turtle für ihren Vater Martin, mit dem sie in der toxischen Abgeschiedenheit eines heruntergekommenen Hauses in den nordkalifornischen Wäldern lebt. Bis auf den Großvater ist Turtle isoliert von jeglichem menschlichen, über die Oberflächlichkeit des Alltags hinausgehenden, Kontakt. Was die Beziehung Martins zu seiner Tochter betrifft, ist das „absolute“ des Titel wörtlich zu nehmen ist - „Woran es Dir auch fehlte, was auch immer ich dir nicht geben konnte, du wurdest immer geliebt, innig und bedingungslos.“ Es ist jedoch eine krankhaft obsessive, besitzerergreifende, missbrauchende Liebe. Ein Liebe die physisch und psychisch zerstört. Gabriel Tallent schockiert (und vergrault einige) seine(r) LeserInnen schon auf den ersten Seiten seines Debütromans mit einer sehr expliziten Beschreibung eines sexuellen Missbrauchs – er folgt damit wohl dem literarischen Trend der „Tabulosigkeit“, der sich schon in Romanen wie „Und es schmilzt“ und „Ein wenig Leben“ zeigt. Die Grenzen zwischen für die Story nötiger Konfrontation mit dem Grauen und die Verkaufszahlen ankurbelnden, überflüssigen Voyeurismus sind sicher fließend und werden von jedem Leser anders empfunden. Schwerer auszuhalten für mich waren jedoch die intensiven inneren Monologe der Protagonistin Turtle (von ihrem Vater bezeichnender Weise „Krümmel“ genannt), die zeigen wie „brainwashed“ Turtle durch den jahrelangen manipulativen Missbrauch durch ihren Vater ist. Leider jedoch teilweise auf eine für mich zu platte und plakativen Weise, wenn in den Gedankenmonologen 1:1 dessen degradierenden „Vergewaltigungsjargon“ aufgegriffen wird. Auch stilistisch nervt es irgendwann, wenn sich zwischen jedem Halbsatz der Einschub „denkt sie“ wiederholt. Für mich war „Mein Ein und Alles“ eine kurzweilige Lektüre mit ziemlicher Sogwirkung. Literarisch wechselhaft, jedoch durchaus mit Passagen, die das große erzählerische Potential Gabriel Tallents erahnen lassen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was von ihm noch kommt.

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Kampf & Widerstand

Von: G.Siema

02.12.2018

„Mein Ein und Alles“von Gabriel Tallent, Penguin Verlag, 1. Auflage, 2018 Die Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel „My Absolute Darling“ Dies könnte eine ganz normale Familie sein. Da ist ein Daddy (Martin), der in einem Haus in den Wäldern Kaliforniens, seine vierzehnjährige Tochter (Julia) alleine großziehen muss, weil Julias Mutter durch einen Unfall ums Leben gekommen ist. Böse Zungen behaupten auch, sie hätte „es“ nicht mehr ausgehalten. Der einzige Nachbar ist Grandpa, der mit seinem alten Hund in einem Wohnwagen im verwilderten Obstgarten haust. Verwildert ist nicht nur der Garten. Der raue Martin, der Großvater, das Haus, beinahe alles, womit es Julia, in ihrem Leben zu tun hat, ist rau und wild. Wobei sie mit der echten Wildnis kein Problem hat. Sie ist eine Überlebenskünstlerin, sie liebt die Natur, ihre Waffen, die Schule weniger. Julia hat viele Namen. Ihr Daddy nennt sie Krümel, ihr Grandpa nennt sie Liebchen, sie selbst zieht es vor, Turtle genannt zu werden. In ganz besonderen Momenten nennt sie ihr Daddy „mein Ein und Alles“, und er meint es wortwörtlich. Wenn Martin seine Tochter sein „Ein und Alles“ nennt, will er damit sagen, dass er ohne sie nicht leben kann, dass er sie nicht loslassen kann oder will und dass sie ihm ganz allein gehört. Diesen Besitzanspruch verteidigt er mit Perversion, Gewalt, Aggression und Missbrauch. Es gibt Menschen in Turtles Umfeld, die den Wahnsinn und die Gewalttätigkeit des Vaters erkennen, erahnen, doch Turtle lässt sich nicht helfen, so scheint es. Einige Menschen unternehmen hilflose Versuche, der Großvater überlebt so einen Versuch nicht. Julia muss immer gut überlegen, was sie sagt, wie weit sie gehen kann. Sie bereut öfter, zu viel gesagt zu haben, daher rührt auch ihre besonnene Art, die man auch als wortkarg bezeichnen könnte. Mit jedem Kapitel wird es gefährlicher, für Turtle. Sie ist das Opfer ihres Daddys, sie will aber unabhängig sein, dennoch ist sie abhängig von seiner Liebe, auch von seiner körperlichen Nähe. Je mehr das Mädchen um ihre Unabhängigkeit kämpft, desto mehr muss sie bei ihrem Daddy leiden. Schließlich bringt Martin das Fass zum Überlaufen, als er sich ein neues Opfer nach Hause holt. Turtle kämpft nun, aber im wahrsten Sinne des Wortes, mit ihren Waffen gegen ihren Vater. Gabriel Tallent hat acht Jahre an seinem Roman gearbeitet. Er betont in einem Interview, dass er über ein Mädchen schreibe, das für seine Seele kämpfe. Wer etwas über Waffen, die Natur in Kalifornien lernen möchte, muss nur Gabriel Tallents detaillierten Beschreibungen nachgehen. Ich finde viele Gründe, weshalb ich dieses Buch als gut bezeichnen kann. Sehr viele Geschichten, die derzeit veröffentlicht werden, basieren auf dem Gedankengut von „Gutmenschen“. Und diese Geschichten werden gerne gelesen. Für mich sind diese Texte realitätsfern. Tallents Roman ist nicht fern der Realität, denn Grausames passiert ständig, überall, kaum jemand bleibt davon verschont, jeder muss das in sein Leben integrieren ohne verrückt zu werden. Die Frage ist, ob man davonläuft oder sich stellt. Die Beschreibung des „Normalen“ erscheint so machen grausam. Gabriel Tallent ist Amerikaner, darum kann er auch so unverhohlen über den Umgang mit Waffen schreiben. Eine Waffe, eine Sache an sich kann niemals schlecht oder gefährlich sein. Es kommt immer darauf an, wie wir damit umgehen. Mit einem Hammer sind schon viele Köpfe eingeschlagen worden. Mit einem Hammer wurden schon viele Häuser gebaut. Ein Roman, das den Horizont in vielerlei Hinsicht erweitern kann!

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Gabriel Tallent hat hier eine schockierende, überwältigende und zugleich fesselnde Geschichte über ein 14 jähriges Mädchen geschrieben die mich nicht mehr losgelassen hat. Turtle lebt allein mit ihren Vater unter sehr erbärmlichen und verwahrlosten Bedingungen. Er missbraucht sie psychisch und physisch auf eine schreckliche Weise. Für Turtle ist es der ganz normaler Alltag und sie kennt es nicht anders, denkt es wäre richtig so und sie sei selbst schuld an dem was passiert. Auf eine sehr kranke und abartige Weise lieben und hassen Turtle und ihr Vater sich, bis zu dem Tag an dem sie Jakob und Brett im Wald begegnet und sich mit ihnen anfreundet beginnt ein Wandel und verändert alles. Sehr bildlich beschreibt Tallent den Missbrauch der hier immer wieder auftritt, der schockiert, überwältigt und abstößt. Er erzählt und beschreibt alles auf eine ruhige und wirklich fast zarte aber auch detaillierte Weise die mich bis zum Ende sehr gefesselt hat. Diese detaillegetreue Erzählweise zieht sich aber durch alle Bereiche. Die Natur und Pflanzenbeschreibung und auch die der Waffen, die hier immer Erwähnung finden, werden bis ins kleinste Beschrieben. Das war für meinen Geschmack zu viel und hätte nicht unbedingt so viel Aufmerksam benötigt. Turtle ist trotz der Umstände eine starkes Mädchen das nicht an den täglichen Tortouren zerbricht. Für mich ist sie eine Heldin und ich habe sie von Anfang an ins Herz geschlossen und mit ihr gebangt und gelitten Ich habe bis zuletzt gehofft das sie durchhält und es schafft sich von ihrem Vater zu lösen und zu befreien. Ein fesselnder und schockierender Roman der mich nicht mehr losgelassen hat. Vielen Dank an das Blogger Portal von Random House und den Penguin Verlag für das bereitgestellte Leseexemplar.

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Die 14-jährige Turtle lebt mit ihrem alleinerziehenden Vater Martin abgeschieden in den Wäldern Nordkaliforniens. Dort kennt sie sich aus, streift durch die Natur, ernährt sich von dem, was sie findet, immer mit ihrer Waffe am Körper. In der Schule hingegen ist sie eine Außenseiterin und schottet sich ab. Nur ihre Lehrerin ahnt, dass irgendetwas in Turtles Familie nicht stimmt. Als dann auch noch der etwas ältere Jacob in Turtles Leben auftaucht, wird selbst ihr klar, dass ihr Leben nicht so ist, wie es sein sollte. Ich danke ganz herzlich dem Penguin Verlag, dass er mir dieses außergewöhnliche Buch zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt hat. Ich kann gar nicht so richtig ausdrücken, wie mich die Geschichte von Turtle berührt und mitgenommen hat. Allerdings muss ich sagen, dass ich mich an den Schreibstil erst einmal gewöhnen musste, da er mal ganz einfach, dann aber wieder sehr niveauvoll ist. Außerdem fehlen manchmal Anführungszeichen, was mich teilweise schon etwas verwirrt hat. Als ich dann aber einmal in der Geschichte drin war, bin ich, soweit ich Zeit zum Lesen fand, förmlich durch die Seiten geflogen. Die Geschichte in diesem Buch dagegen ist einfach nur außergewöhnlich. Gleich am Anfang sei gesagt, dass sie definitiv nichts für Leute mit schwachen Nerven ist, denn es gibt viel Gewalt, Missbrauch und sogar Inzucht. Dies alles wird so nüchtern aus Turtles Perspektive erzählt, dass man förmlich spürt, wie sehr sie dem allem gegenüber abgestumpft ist. Definitiv ist diese Art aufzuwachsen, wie sie es tut, nicht normal. Schon allein, dass Waffen in ihrem Leben eine große Rolle spielen, sie aber dafür so gut wie keinen Kontakt zu anderen Kindern hat, ist sehr auffällig. Auch ihre Art zu Denken ist absolut gewöhnungsbedürftig, aber auch nachvollziehbar, denn sie hat wirklich kein einfaches Leben, mit ihrem Vater, der sie fest in seinen Klauen hält und ihr so einiges antut, was ich hier nicht weiter ausführen möchte. So hat mich die Geschichte, obwohl sie an manchen Stellen etwas kürzer hätte sein können, sehr gepackt. Manchmal fiel es mir aber auch sehr schwer, überhaupt weiter zu lesen, weil diese ganze Gewalt selbst beim Lesen kaum auszuhalten war. Die einzelnen Charaktere fand ich recht gut geschrieben. Eigentlich gibt es auch gar nicht so viele wichtige Personen in Turtles Leben. Natürlich ist da dieses Mädchen, welches unter ihrem besitzergreifenden und gewalttätigen Vater leidet und lernen muss, sich aus seinem eisernen Griff zu befreien. Dabei ist sie so in ihrer eigenen Gedankenwelt gefangen und trotz ihrer offenbaren Schönheit immer im Widerstreit mit sich selbst. Dennoch ist sie eine kleine Heldin, die tatsächlich hart im Nehmen ist und sich mit ihrer Situation so gut wie nur irgendwie möglich arrangiert. Schon das verleiht der ganzen Geschichte eine kaum auszuhaltende Tragik. Was Martin angeht, so muss ich sagen, dass ich ihn, bei allem, was er seiner Tochter antut, nicht so richtig hassen konnte. Man merkt von Anfang an, dass er tatsächlich krank ist und selbst auch Hilfe bräuchte. Dennoch habe ich ihn und das, was er tut, von ganzem Herzen verabscheut und es tat mir immer wieder im Herzen weh, wie sehr Turtle leiden muss. Dazu kommen noch Turtles Großvater, der zwar merkt, dass etwas nicht stimmt, aber selbst dem Alkohol verfallen ist, Anna, Turtles Lehrerin, die so gern helfen würde, aber keine Beweise hat und Jacob, der es irgendwie schafft, dass Turtle selbst auch begreift, dass das, was ihr Vater mit ihr anstellt, nicht normal ist. Ich muss auf jeden Fall sagen, dass dieses Buch mich total gefordert hat und obwohl es nicht die volle Punktzahl von mir bekommt, ist es doch eines, welches mir noch lange im Kopf bleiben wird. Jedenfalls ist es absolut lesenswert, wenn man sich auf harte Geschichten mit viel Leid einlassen kann.

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Turtle lebt seit dem Tod ihrer Mutter alleine mit ihrem Vater Martin in den einsamen Wäldern Nordkaliforniens in einem Haus, das definitiv seine besten Jahre hinter sich hat. Einzig Turtles Großvater lebt in der Nähe von Vater und Tochter. Martin ist ein durchaus intelligenter aber fanatischer Waffennarr, der der festen Überzeugung ist, dass die von Menschen bevölkerte Erde in sehr naher Zukunft ihrem Ende entgegen steuert. Dementsprechend ist Martins Beziehung zu seiner Tochter von Gewalt, Missbrauch und psychischer Unterdrückung geprägt. Schon in jungen Jahren lernt Turtle von ihrem Vater den Umgang mit allen möglichen Waffentypen. Was sie nicht von ihm lernt, ist der Umgang mit ihren Mitmenschen, denen Turtle konsequent aus dem Weg und somit die Zahl ihrer sozialen Interaktionen gegen null geht. Doch alles ändert sich an dem Tag, als Turtle Jacob über den Weg läuft. Jacob, der ihr zeigt, dass das Leben einen größeren Raum besitzt, als die Wäldern, in denen Turtle aufgewachsen ist, ihr heruntergekommenes Zuhause und ihren Vater. Doch Martin wird nicht zulassen, dass Turtle diesen Weg geht, denn sie ist sein Ein und Alles... Von der ersten Seite an hat mich Gabriel Tallents Debütroman "Mein Ein und Alles" überwältigt. Obwohl Turtles Geschichte nicht aus der Ich-Perspektive erzählt wird, baut der Leser mit einer fast schon beängstigenden Geschwindigkeit eine intensive Beziehung zu der Figur auf. Eine Verbindung, die so tief greift, dass es gerade am Anfang der Geschichte schwer fällt die Seiten zu lesen und alles anzunehmen, was die Zeilen hergeben. Die Intensität ist einfach zu hoch. Fast schon körperlich spürt man Turtles inneren Zwiespalt, der sich zwischen einem radikalen Ausbruch aus ihrem Leben und der krankhaften und fast schon fanatischen Hassliebe zu ihrem Vater bewegt. Obwohl ihre Gefühle nie wirklich beschrieben werden, fühlt man als Leser doch so viel und so intensiv zwischen den Zeilen, dass es schon fast Angst macht. Und während man im ersten Drittel des Romans versucht an Turtles Seite zu sein, egal wie schwer es fällt und man einfach nicht so viele Seiten am Stück lesen kann, kommt irgendwann ein Punkt in der Geschichte, an dem es kein Zurück mehr gibt. Es geschieht etwas Eigenartiges. Ein unglaublicher Sog entsteht, der den Leser plötzlich an das Buch fesselt. Und während man vorher noch schwer weiterlesen konnte und sich fast zwingen musste, ist es nun unmöglich die Geschichte beiseite zu legen, ohne zu wissen, wie sie enden wird. Und Turtle, eigentlich fehlen einem fast die Worte angesichts einer so besonderen und starken Protagonistin. Turtle forder die Leserinnen und Leser dieses Buches immer wieder heraus sie nicht zu mögen. Manchmal scheint es fast, als würde sie sie anschreien, was ihnen denn einfallen würde ihre Geschichte zu lesen, doch wir Leser lassen uns davon schwer beeindrucken. Einfach, weil es uns sehr schwer fällt, Turtle nicht zu mögen, ihr nicht anzumerken, dass sie gerade in dem sozialen Umfeld, das nicht ihren Vater mit einschließt, eine Rolle speilt, die sie jahrelang antrainiert bekommen hat und die sie aber genauso verzweifelt wieder loswerden möchte. Und nicht nur einmal möchte man Turtle in den Arm nehmen, um ihr zu zeigen, dass jemand da ist, der sich wirklich um sie sorgt, auch wenn sie es wahrscheinlich nicht zulassen würde. Gabriel Tallent hat mit "Mein Ein und Alles" etwas Mutiges gewagt. Er erzählt eine Geschichte, in der fast alle Formen der Gewalt eine zentrale Rolle spielen und die manchmal und wahrscheinlich gerade deswegen schwer zu ertragen ist. Gleichzeitig klagt Tallent die fanatische Waffenvernarrtheit der amerikanischen Bevölkerung an und macht deutlich, dass sie unter dem fadenscheinigen Deckmantel des "Schutz suchen", mit dem das Waffengesetz in den USA am meisten rechtfertigt wird, mehr als einmal diejenigen vergessen, die wirklich Schutz benötigen. Das Ende des Romans greift dieses Motiv dann noch einmal auf und lässt es in einer fast schon absurden, aber wohl absichtlich herbeigeführten Doppelmoral aufleuchten. "Mein Ein und Alles" ist somit ein rundum gelungenes Kunststück der Gegenwartsliteratur geworden. Eine Geschichte, die einiges abverlangt aber genauso viel wieder zurückgibt.

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Ich sag es besser gleich - das hier wird keine meiner üblichen Buch-Besprechungen, weil ich echt kurz vor der Eskalation bin!!! Für die Ausdrucksweise, derer ich mich gleich bedienen muss, entschuldige ich mich schon mal, aber dieser saufende, fluchende Dreckskerl von einem Vater macht mich echt rasend! Stephen King bezeichnete diesen Roman als "Meisterwerk" und wenn der Altmeister des Horrors und der Fraktion der wirklich durchgeknallten Romanhelden das sagt, da schau ich mal genauer hin, hab ich mir gedacht. Der Titel Mein Ein und Alles könnte einen zunächst vermuten lassen, das wird ein Liebesroman. Gut in gewisser Weise ist er das auch, aber bevor die ersten, die die Geschichte bereits kennen, jetzt Steine nach mir werfen - diese Liebe ist krank. Da gibt es nicht einen Hauch des Zweifels. So zieht man eindeutig Amokläufer groß, habe ich zu Beginn des Romans von Gabriel Tallent gedacht. Waffenverliebt, menschenverachtend, übergriffig - hat der Autor ein Monster erschaffen, das demütigt und quält. Man könnte schier verrückt werden, bei diesen Szenen wo er sich an Turtle zu schaffen macht! Ich sitze im Auto und schreie laut - Dabei geht es eigentlich um sie, um Julia Alveston, Spitzname Turtle, vierzehn Jahre alt, sie lebt allein mit Vater und Großvater in einer einsamen, aber mit der teuersten Gegend Nordkaliforniens, in der Nähe der Stadt Mendocino. Vierundzwanzig Hektar Land gehören zur eher ärmlichen Behausung des verbohrten, komplett verkorksten Vaters. Das Land ist Millionen wert. Die Nachbarn, zumeist grasanbauende Alt-Hippies sind weit weg und scheinbar auch blind und taub. Turtle kümmert sich gerne um Dinge, pflegt sie, hält sie in Schuss - z. B. ihre Sig Sauer. Jeden Abend zerlegt sie sie, putzt und ölt die Teile, setzt sie wieder zusammen. Wenn das Schießtraining wie heute nicht gut gelaufen war, und ihr Vater sie gerügt hatte, sie hätte nicht genug Angst und würde deshalb in einem Kampf auf jeden Fall drauf gehen, schneller als sie Piep sagen kann, war ihr klar wie schwach sie war und das diese Härte die er zeigte, das einzige war, was sie weiter brachte. Selbst dann, wenn er mit dem Schürhaken auf sie einschlug, verzieh sie ihm, von Flohbissen und Blutergüßen übersäht, das Trommelfell geplatzt! Zumeist war sie barfuß unterwegs und sie kannte sich aus, mit allem was da wuchs und krabbelte in den Wäldern rund ums Haus. Mit gleichaltrigen Mädchen hatte sie so ihre Probleme, in der Schule hing sie mittlerweile so weit hinterher, dass ihre Lehrerin bereits den Rektor und die Schulpsychologin in Alarmbereitschaft versetzt hatte. Turtle hasste sie dafür, dass sie soviel Aufsehen machte und weil sie doch schließlich nichts sagen konnte, nichts davon erzählen konnte, das sie sich immer in die Zinkwanne setzte, alles an ihr geschwollen schien, nachdem er mit ihr fertig war ... An guten Tagen nannte ihr Daddy sie Krümel, shampoonierte ihr die Haare, gab vor sie zu lieben, sie sei der Grund für den er morgens aufstehe. Übergriffig ist sie diese Liebe. An schlechten Tagen nannte er sie Luder, Ritze. Sich selbst vergessend, rücksichtslos benutzt er sie, demütigt sie, schlägt sie, verlacht sie. Unberechenbar ist er, ein Hüne, ein Bär von einem Mann, wie eine tickende Zeitbombe, impulsiv und gewalttätig. Ein elender Mistkerl. Gabriel Tallent, geb. 1987 in New Mexico lebt heute in Salt Lake City. Nach seinem Universitätsabschluss führte er zwei Jahre lang im Sommer Gruppen mit Jugendlichen durch die Wildnis der Nordpazifischen Küste. Mein Ein und Alles ist sein Debüt-Roman. Nach Verlags-Angaben hat dieser Roman Amerika überwältigt und gespalten, beherbergt er doch eine der unvergesslichsten Heldinnen der zeitgenössischen Literatur. Wie bereits eingangs erwähnt meint Stephen King über Tallents Roman "Der Begriff "Meisterwerk" wird zu häufig benutzt, doch Mein Ein und Alles ist ohne jeden Zweifel eines." Ja, was ist jetzt mein Fazit? Bin ich mit dem guten Stephen King einer Meinung? Nein, ich bin noch immer unentschlossen was mir Tallent mit diesem seinem Werk sagen will. Ich hasse ihn dafür, dass er mir die ungeschminkte, nackte Fratze dieses Wahnsinnigen so vor die Nase hält. Verfluche ihn für die Gewalttätigkeit, für den emotionalen Druck den er mir beim Lesen gemacht hat. Nein, das ist wahrlich kein Wohlfühlbuch. Etwa in der Mitte der Geschichte kommt ein Bruch und man glaubt zunächst, dass es sich beruhigt, das noch alles möglich ist. Dann nämlich als der Großvaters, der ahnte was da zwischen seinem Sohn und seiner Enkelin vorgehen musste, buchstäblich der tödliche Schlag trifft als er es auszusprechen versucht. Julias Vater verschwindet danach spurlos für drei ganze Monate um dann aber mit einem neunjährigen verwahrlosten Mädchen im Schlepptau zurück zukommen. Der Horror erreicht eine neue Dimension - was dann abgeht ist für mich nicht mehr auszuhalten. Ich fluche und will schon abbrechen, dann aber doch wissen ob nicht jemand dieses Scheusal stoppen kann ...

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