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Rezensionen zu
Tod eines Gentleman

Christopher Huang

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Das Buch hat mir auf jeden Fall gefallen. Der Autor weiß, wie man schreibt. Seine Orts-, Situations- und Charakterbeschreibungen waren so detailliert, dass man sich außergewöhnlich gut in die Szenarien hineinversetzen konnte. Besonders gefallen haben mir hierbei die Kriegssituationen. Tatsächlich lese ich eher selten Bücher, die während oder nach dem Krieg spielen und hatte dadurch nicht viele Verbindungen zu dem Thema. Trotzdem waren die Flashbacks der Charaktere in die Zeit des Kriegs so gut ausgearbeitet, dass ich ein sehr detailreiches Bild vor meinem inneren Auge erschaffen konnte. Christopher Huang hat es also auch durch seinen Schreibstil geschafft, mir die Thematik der Nachkriegszeit näher zu bringen. Es hat sich flüssig lesen lassen und trotz meiner zwischenzeitlichen Leseflaute bin ich zügig durch gewesen. Das Buch ist für mich kein klassischer Krimi. Er beinhaltet zwar typische Krimielemente, es geht um Morde und deren Aufklärung. Allerdings würde ich hier eher die Dramatik der Nachkriegszeit und der Soldaten/Veteranen in den Vordergrund stellen, als die Aufklärung der Morde an sich. Man hat viele Aspekte dieser Zeit erfahren, wie es den Soldaten während des Krieges ergangen ist und wie ihr Leben nach diesem aussieht. Nicht jeder hat den Sprung zurück in den Alltag geschafft und genau das wird hier thematisiert, und zwar im Zusammenhang zu den Morden. Spannung ist auf jeden Fall gegeben, auch wenn es sich in Grenzen hält. Aber meiner Meinung nach braucht dieses Buch keine riesige Spannungskurve, um gut zu sein. Die Charaktere waren alle sehr gut durchdacht und mit ihren spannenden Hintergrundstorys auch sehr spannend. Irgendwie hat mir aber trotzdem die tiefe Verbindung gefehlt, Vor allem zu dem Protagonisten. Gerade mit diesem hatte ich ab und an meine Probleme. Ich mochte zwar seinen Charakter und wie er die Welt sieht, aber mir haben sich einige Dinge bei ihm nicht ganz erschlossen. So zum Beispiel, woher er seine guten Detektivkenntnisse hat. Klar, er ist Krimilektor und hat sicher einiges aus ein paar Krimiromanen gelernt, aber das erklärt nicht, wieso er handelt wie ein ausgebildeter Polizist, bzw. Detektiv. Er hat Wissen und Taktiken, die unmöglich aus den Romanen seines Verlages stammen können. Außerdem habe ich bis zum Schluss nicht ganz nachvollziehen können, wieso es ihm so unglaublich wichtig war, die Fälle zu lösen. Man hat zwar schon am Anfang des Buches gemerkt, dass er sich sehr für Morde und Polizeiarbeit interessiert, aber ihm fehlt eigentlich die Verbundenheit zu den Mordopfern, als dass er sich aufgrund einer guten Beziehung zu ihnen in diese Fälle stürzt. Trotz alledem ist Eric Peterkin ein sympathischer Charakter, sowie auch seine Clubmitglieder. Vor allem Wolfe, Saxon und Norris waren sehr unterhaltsam durch ihre Umgangsart mit anderen Menschen. Fazit: Das Buch hatte seine Höhen und Tiefen. Trotzdem war ich am Ende des Buches Ein wenig enttäuscht, dass es nicht weiter ging, denn es steuert am Ende auf ein neues ”Abenteuer„ des Protagonisten hin, welches aber nur kurz angeschnitten wird und welches wir nicht miterleben. Einige Passagen haben sich für mich zwar ein wenig zäh angefühlt, was ich aber darauf zurückführen würde, dass ich zu dem Zeitpunkt sehr aus meinem Lesefluss war, allerdings empfehle ich euch dieses Buch doch sehr und gebe ihm aufgrund der mir fehlenden Verbundenheit zum Protagonisten und für mich unklaren Beweggrund für seine Detektivarbeit 4 von 5 Sternen.

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London, 1924. Nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs liegt über den Straßen der Metropole Aufbruchsstimmung. Wissenschaft, Frieden und Wirtschatsaufschwung scheinen wieder möglich zu sein. Doch in den finsteren Gassen Londons regiert nach wie vor das Verbrechen – und der Schrecken der immer noch traumatisierten Soldaten. Als Eric Peterkin, seines Zeichens Gentleman und Kriminallektor, an einem nebligen Morgen die heiligen Hallen des ehrwürdigen Britannia Clubs betritt, ahnt er nicht, dass er bald in einen handfesten Mord aus Fleisch und Blut verwickelt sein wird. Ein Clubmitglied wird erstochen und flüstert Peterkin ein letztes Vermächtnis ins Ohr: „Rächen Sie die Vergangenheit!“ Peterkin macht sich auf in die nebligen Gassen Londons und kommt einem Verbrechen auf die Spur, das von finsteren Opiumhöhlen zu den eleganten Zimmern hoher Politiker führt … (Klappentext) ♛♛♛♛♛ "Das Blut war weit aus Bensons Halswunde herausgespritzt, quer über den Mosaik-Sinnspruch auf dem Boden. Es war in den Fugenkitt gesickert, und die Worte 'decorum est' waren nun von Bensons Blut umrahmt. 'Es ist ehrenhaft!'" (S. 48) Man befindet sich in London und schreibt das Jahr 1924. Der Erste Weltkrieg liegt noch nicht allzu lange zurück, doch langsam ist wieder die Hoffnung auf eine schöne Zukunft spürbar und der Alltag findet Einzug. Auch im ehrwürdigen Gentlemen's Club namens "Britannia", dessen Mitglieder nur aus Männern der Upper Class Londons besteht, welche für das Britische Reich auf dem Schlachtfeld gekämpft haben. Dazu zählt auch der 26-jährige Eric Peterkin, dessen Vorfahre sogar Gründungsmitglied dieses Clubs war. Doch dieser ruhige Cluballtag wird empfindlich gestört, als ein Mord in den ehrwürdigen Hallen geschieht. Ein neues Clubmitglied wird im Tresorraum ermordet aufgefunden. Alles begann mit einer Wette und endete für den armen Tropf mit dem Tod ... und Peterkin ist mitten drin, statt nur dabei, denn er zählt zu den Verdächtigen. Doch davon lässt sich der Hobbyermittler nicht aufhalten und stellt selbst Nachforschungen an. Dabei stößt er auf ein Geheimnis aus der Vergangenheit, welches den Club bis in seinen Grundfesten erschüttert. Verdächtige gibt es von Anfang an zur Genüge. Ist es Wolf, der gegen den Ermordeten große Abneigung hegte und gegen dessen Club-Aufnahme stimmte? Ist es einer der fünf Clubpräsidenten, der das Opfer aus unerfindlichen Gründen unbedingt aufnehmen wollte? Ist es gar der leitende Inspector, welcher sich äußerst verdächtig bei den Ermittlungen verhält? Oder ist der Täter etwa ein völlig anderer, der die Bühne erst später betritt? "Mayfair war ein wohlhabendes Viertel, und als Eric am frühen Abend eingetroffen war, hatten die imposanten Backsteinfassaden um ihn herum aufgeragt wie die Wände einer Schlucht. Jetzt war nichts mehr davon zu sehen. Die Häuser waren kaum erkennbar, dunkle Konturen jenseits der Nebelschleier, und in der Luft hing der penetrante Geruch nach Schwefel. 'Erbsensuppen-Nebel', sagten die Londoner zu diesem beklemmenden Phänomen, bei dem man kaum noch die Hand vor Augen sah." (S. 197) Die Story braucht etwas bis sie in Fahrt kommt und ich tat mir anfangs schwer in die Geschichte hineinzufinden und am Ball zu bleiben. Dies lag für mich an der langatmigen Beschreibung von Nebensächlichkeiten und dem Herumspringen zwischen diesen. Doch nach den ersten 100 Seiten steigert sich das Tempo und die Nebensächlichkeiten, welche mir Anfangs um die Ohren geschmissen wurden, sind plötzlich alles andere als nebensächlich. Wie schon erwähnt gibt es einige Verdächtige. Anfangs scheint sich jeder auf irgendeine Weise verdächtig zu verhalten und jeder scheint bei dem Mord seine Finger im Spiel zu haben. Gemeinsam mit dem Protagonisten beobachet man, stellt Fragen und geht Hinweisen nach. Man deckt so einige Geheimnisse auf, welche die Vergangenheit betreffen und alle scheinen mit dem Mord in der Gegenwart zu tun zu haben. Dabei steigt das Tempo stetig an und es ist spannend den Entwicklungen zu folgen, denn kaum kann man einen Verdächtigen von der Liste streichen, kommt ein neuer hinzu, um am Ende mit einer überaschenden Wendung aufzuwarten. "Die Sonne ging nun, da der November vor der Tür stand, merklich früher unter, und in London herrschte die neblige Jahreszeit. Gelblich-graue Schlieren schlängelten sich aus den feuchten Abflussgittern empor, kletterten die eisernen Laternenpfähle hinauf und ließen steif gestärkte Kragen erschlaffen. Im Inneren des Salons vertieften sich die Schatten in den Ecken, und der Lampenschein verwandelte die Sesselgrüppchen in Inseln der Diskretion." (S. 20) Der Schreibstil ist flüssig und klar, die Erzählweise mitreißend (zumindest nach den ersten hundert Seiten) und die Story enthält auch äußerst atmosphärische Settingbeschreibungen, welche einen in die damalige Zeit eintauchen lassen. Der Autor weiß durchaus Spannung zu erzeugen, auch wenn diese eher ruhig daherkommt, die LeserInnen hinters Licht zu führen und zu überraschen. Kaum zu glauben, dass dies ein Debüt ist. Doch der Roman kann nicht nur mit der ruhigen Spannung punkten, sondern auch durch den Protagonisten. Peterkin ist ein Mann von ruhigem Gemüt, durch und durch Gentleman, gesegnet mit einer Beobachtungsgabe à la Sherlock Holmes, Kriminallektor und seine Mutter ist Chinesin. Letzteres führt dazu, dass er mit vielen Vorurteilen und Klischees zu kämpfen hat, denn Asiaten hatten zu dieser Zeit keinen guten Stand in der Londoner Gesellschaft. Auf diese Art wird das Problem des Rassenklischees thematisiert, mit dem der Protagonist zu kämpfen hat, doch es wir noch ein anderes Thema behandelt, welches in historischen Romanen/Krimis oftmals vernachlässigt wird und doch so wichtig ist. Nämlich das Thema Kriegstrauma, damals "Granatenschock" genannt und heute als posttraumatische Belastungsstörung bekannt. "Leiche. Dieses Wort gehörte nach draußen auf die Schlachtfelder von Flandern, nicht ins Innere des von dicken, beruhigenden Mauern umgebenen Britannia Clubs. Eine Leiche war etwas, das vor dem Schützengraben lag und verweste, halb im Matsch versunkenzu zu nah, um es zu ignorieren, und zu weit entfernt, um es zu bergen. Eine Leiche war ein schlaffer, im Chlorgas etrunkener Körper, der nicht mehr mit dem Kameraden zu tun hatte, der er noch fünf Minuten zuvor gewesen war. Eine Leiche war nichts, was man in den auf Hochglanz polierten heiligen Hallen des Britannia Clubs fand." (S. 54) Mit dem Protagonisten erlebt man Kriegs-Flashbacks, welchen einen plötzlich in den Schützengraben von Flandern katapultieren - ausgelöst durch eine falsche Berührung oder eine Autofehlzündung. Man kämpft sich mit Peterkin zurück in die Gegenwart, versucht es abzutun, um anschließend darüber zu schweigen. Diese Art von Trauma war damals schon ein Tabuthema und ist es auch noch heute und hat daher nichts an Aktualität verloren. Zudem macht gerade die Einflechtung dieses Themas die Story und die Figuren authentisch. "Was sie gerade erzählt hatte, ähnelte auf unangenehme Weise seinen eigenen Bildern im Kopf, die in Stresssituationen ungewollt in ihm aufstiegen. Aber eine Neurose war es deshalb noch lange nicht, redete er sich erneut ein, wenn auch mit weniger Überzeugung als zuvor." (S. 273) Fazit: Anfangs hatte ich mit diesem Roman wirklich meine Probleme, doch das Durchhalten hat sich für mich gelohnt, denn danach konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich ermittelte und rätselte mit, hatte die ein oder andere Figur im Fokus, um dann doch alles wieder über Bord zu schmeißen und von vorne zu beginnen. Die Themen, welche in die Story eingebettet sind, vor allem das Thema der posttraumatischen Belastungsstörung, konnten mich begeistern und haben mich gleichzeitig zum Nachdenken gebracht. Dieser Kriminalroman enthält somit auch Tiefgang. Das Ende, bzw. die Auflösung, war für mich durchaus nachvollziehbar und es blieben keinerlei Fragen offen. Der Schluß lässt zudem auf eine Fortsetzung hoffen und wenn dieser Fall eintreten sollte, bin ich wohl eine, die sich darauf stürzen wird. © Pink Anemone (inkl. Leseprobe und Autoren-Info)

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Tolles Buch...

Von: EvaMaria

07.03.2020

Dieser Krimi hat mir mal wieder richtig gut gefallen. Die Handlung um Eric Peterkin ist in den 1920ern angesiedelt und er ist Mitglied im Britannia Club. Als nun ein neues Mitglied ein Verschwinden einer Krankenschwester aufklären will, wird dieser nun auch tot aufgefunden. Das neue Mitglied hieß Albert Benson und er war Sanitäter im Kampfeinsatz. Persönlich hat mir die Handlung gut gefallen, denn wir haben hier einen tollen Krimi und man darf als Leser Eric Peterkin begleiten und miträtseln, was mit der chinesischen Krankenschwester passiert ist. Diese Ermittlungsarbeiten fand ich gut und plausibel beschrieben, wodurch ich das ganze noch interessanter empfand. Generell muss ich sagen, dass ich die Handlung als eher langsam bezeichnen würde, denn wir sind ja nicht in der heutigen Zeit, wo man alles mit mehr oder weniger einem Klick hat, sondern in der Vergangenheit, wo manche Dinge noch wirklich Arbeit bedeutet haben. Das Setting in der Vergangenheit war überzeugend und durch viele Details beschrieben. Der Autor hat gut recherchiert, denn man erfährt, welche Dinge damals groß im kommen sind und wie sich beispielsweise Strom immer mehr durchsetzt. Eric Peterkin war ein toller Hauptcharakter. Er war mir richtig sympathisch und ich fand es sehr toll, dass er sich gerade wegen seiner Vergangenheit für die Krankenschwester und das Aufklären ihres Mordes einsetzt. Seine Mutter war nämlich ebenso Chinesin. Ich würde ihn als authentisch bezeichnen und ich konnte seine Taten gut nachvollziehen. Die Nebencharaktere waren ebenso gelungen beschrieben und auch hier waren einige interessante Personen dabei. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und ich würde diesen als sehr toll zu lesen bezeichnen. Die Geschichte machte einen flüssigen Eindruck und alles war toll verständlich. Das Ende war toll und meine Fragen wurden alle beantwortet. Gewünscht hätte ich mir, dass der Autor etwas mehr Action in die Geschichte einbaut, dann wäre das Buch noch toller gewesen. Das Cover finde ich sehr ansprechend. Fazit: Gelungener Krimi, der durchaus unterhaltsam war. Klare Weiterempfehlung. 4 von 5 Sterne

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Fazit: Mit Klappentexten ist das oftmals ja so eine Sache. Die einen verraten zu wenig, die anderen zu viel. Dann gibt es noch die, bei denen man nach der Lektüre des Buches den Eindruck hat, dass, wer auch immer den Klappentext verfasst hat, das Buch vorher nie gelesen hat. Und letztlich gibt es solche wie hier, die schlicht Fehler enthalten. Im vorliegenden Fall wird behauptet, das Mordopfer würde unserem späteren Ermittler Peterkin „ein letztes Vermächtnis ins Ohr“ flüstern. Nun habe ich die betreffende Stelle mehrmals gelesen und zwar sehr aufmerksam, muss aber feststellen: Das stimmt so nicht. Zum Zeitpunkt von Peterkins Eintreffen am Tatort ist das Mordopfer nämlich bereits tot. Mausetot. Flüsterunfähig tot. Da das aber schließlich so ziemlich das einzige war, das mir bei der Lektüre von „Tod eines Gentleman“ sauer aufstieß, ist das wohl letztlich Leiden auf hohem Niveau. Denn sonst macht Christopher Huang mit seinem Romandebüt vieles gut und richtig. So hat er beispielsweise mit Eric Peterkin eine spannende, weit entfernt von unfehlbar einzuordnende Ermittlerfigur geschaffen. Peterkin ist durch seine aus China stammende Mutter Halbchinese und wird immer wieder mit den Ressentiments der Londoner konfrontiert. Er vermittelt den Eindruck, nirgendwo wirklich dazuzugehören, nicht in London, was man ihn stets spüren lässt, erst recht aber nicht in China, auch nicht im Londoner Chinatown, da er nicht mal chinesisch spricht. Er ist neugierig, verfügt über eine hohe Auffassungsgabe und hat, überspitzt gesagt, denn Job, den ich gerne hätte, denn er liest beruflich für einen Verlag Romanmanuskripte. Auch die weiteren Figuren können überzeugen, der Autor stattet sie mit ausreichend Eigenschaften und Eigenheiten aus, um sie schon sehr schnell gut voneinander unterscheiden zu können. Sehr zu meiner Freude beschränkt sich Huang auch auf eine vergleichsweise geringe Anzahl an handelnden Personen, in erster Linie die Gentlemen aus dem Britannia Club. Zumindest ist so schon mal sichergestellt, dass der Mordfall, mit dem Peterkin sich beschäftigt, nicht einer kaum auffälligen Nebenfigur in die Schuhe geschoben werden kann, denn nichts finde ich ärgerlicher, als wenn man mir nach 400 Seiten weismachen möchte, beim Täter handele es sich um den linken der beiden Möbelpacker, die auf Seite 157 eine kurze Sprechrolle hatten, was im Übrigen ein rein fiktives Beispiel ist und nur dazu dient, zu verdeutlichen, was ich meine. Der eigentliche Mordfall ist sogar sehr viel komplexer. Trotzdem war Mitraten für mich selten so schwierig wie hier. Vielleicht wurden meinem möglicherweise zwischenzeitlich nur semi-aufmerksamen Hirn einfach zu viele Hinweise und Fährten in unterschiedlichste Richtung gelegt, als dass es diese sorgfältig hätte verarbeiten können. Denn rückkblickend muss ich sagen: Ja, das ergab so schon alles einen Sinn, ist in sich logisch, und ja, man hätte darauf kommen können. Insofern kann ich potenziellen Leserinnen und Lesern, die gerne mitraten, nur den Rat geben, aufmerksam zu lesen. Stilistisch, insbesondere sprachlich, sticht, das muss man wohl so sagen, das Buch nicht nennenswert heraus, wenn man es mit anderen Vertretern seines Genres vergleicht. Es lässt sich zumindest, auch wenn ich diese Floskel für gewöhnlich verabscheue, flüssig lesen. Seine stilistischen Stärken hat das Buch eindeutig bei der wiederholten Beschreibung des nebligen Londons sowie der dortigen Lebensumstände nach dem Krieg. Huang malt immer dann, wenn er sich seinem Setting selbst widmet, ein buntes und überzeugendes Sittengemälde, das den Eindruck vermittelt, dass es im London des Jahres 1924 genau so gewesen sein könnte. Auffällig sind darüber hinaus die Parallelen zu Romanen von Conan Doyle oder Agatha Christie. Nicht nur, weil die Hauptfigur über den Spürsinn eines Sherlock Holmes verfügt und an Poirot erinnert, der es als Belgier in England auch nicht immer leicht hatte, sondern weil insbesondere die Auflösung des Falls, in der man alle infrage kommenden Personen in einem Raum versammelt, an Whodunit-Krimis von Christie erinnert. Wer also eine Hommage an die erwähnten Vorbilder sucht, einen spannenden Kriminalfall, eine Hauptfigur, die sich wohlwollend von der Masse vergleichbarer Figuren abhebt, einen stimmungsvollen Handlungsrahmen oder alles zusammen, der kann bei „Tod eines Gentleman“ ruhig zugreifen.

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Christopher Huang beschreibt am Anfang die Umgebung sehr detailliert und schafft somit eine Grundlage damit sich der Leser, von der Umgebung bis hin zu den Charakteren, alles sehr genau vorstellen kann. Dies ist für mich eindeutig ein Pluspunkt, da ich mir gerne alles vorstelle und der Kopf-Kino-Effekt beim Lesen eine große Rolle für mich spielt. Die Charaktere sind zwar sehr ausführlich beschrieben und man denkt als Leser, dass man sie mit der Zeit gut kennt, aber der Autor versteht es am Schluss doch noch für einen Überraschungseffekt zu sorgen. Peterkin, der Hauptcharakter, kam mir am Ende doch sehr wie Poirot vor (wenn auch nur von seiner Abschlussdemonstration). Die Umgebung und die Beschreibung des London von 1924 haben mich sehr an Sherlock Holmes erinnert. Dadurch, dass dieser Roman mich an einige bekannte Literaturcharaktere, die ich sehr schätze, erinnert, war es für mich eine echte Freude jedes Mal weiterzulesen. Der Umgang mit den Kriegsheimkehrern und was mit ihnen im 1. Weltkrieg passiert ist, wird sehr authentisch beschrieben und passt gut dazu. Obwohl dieses Buch als Roman beworben wird, finde ich, dass er doch etwas mehr Spannung an manchen Stellen vertragen hätte. Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen und kann dieses Buch jedem Hobby-Schnüffler und Agatha Christie-Fan ans Herz legen.

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1924. London in den „Goldenen Zwanzigern“. Der Erste Weltkrieg ist überstanden, die Heimkehrer versuchen, ihre traumatischen Erlebnisse hinter sich zu lassen und wieder einen Platz im Leben zu finden. Einigen gelingt es, wieder andere kämpfen tagtäglich mit ihren Verwundungen an Leib und Seele. Unabhängig vom sozialen Status. So auch die Mitglieder des Gentleman’s Club „Britannia“, in dem die Kriegsveteranen aus gutem Hause ihre Zusammenkünfte pflegen. Doch das traute Beisammensein wird jäh unterbrochen, als ein Mitglied (im Nachgang zu einer Wette) erstochen im verschlossenen Tresorraum des Clubs aufgefunden wird. Und das wird nicht der einzige Mord bleiben. Im Zentrum des Romans „Tod eines Gentleman“ steht Eric Peterkin, Engländer mit chinesischer Mutter, der sich aufgrund seiner Herkunft tagtäglich mit Vorurteilen und Diskriminierungen auseinandersetzen muss. Im Krieg „durfte“ er in Flandern für ein Land kämpfen, das ihn gering schätzt und nicht haben will. Ein Stachel im Fleisch der Clubmitglieder, und nur deshalb geduldet, weil einer seiner Vorfahren diesen gegründet hat. Als er dann auch noch alles daran setzt, unangenehme Fragen zu stellen, um den Täter ausfindig zu machen, zeigt deren Rassismus sein wahres Gesicht. Es sind aktuelle Themen, die der Autor in dieser historischen Whodunit-Story beschreibt, und genau das macht den besonderen Reiz dieses Romans aus. Das „Stiff upper lip“ der englische Oberklasse, deren Alltagsrassismus, die posttraumatischen Belastungsstörungen der Kriegsheimkehrer und deren daraus resultierende Drogenabhängigkeit, all das arbeitet Christopher Huang stimmig und mit viel Fingerspitzengefühl in die Geschichte ein und macht damit „Tod eines Gentleman“ zu einem realistischen und entlarvendem Porträt moderner Gesellschaften. Fans historischer Golden Age-Romane und englischer Krimis gleichermaßen empfohlen. Die Filmrechte sind bereits verkauft, wir dürfen auf die Umsetzung gespannt sein.

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Britannia Club

Von: wal.li

20.12.2019

Im Jahr 1924 arbeitet Eric Peterkin als Lektor für Kriminalromane. Fürs Lesen der Manuskripte ist seine Mitgliedschaft im altehrwürdigen Britannia Club sehr nützlich. Seit Gründung des Clubs gab es immer einen Peterkin unter den Mitgliedern. Seit kurzem hat der Club ein neues Mitglied. Albert Benson war zwar nicht bei der kämpfenden Truppe, doch als Sanitäter hat auch er genügend Erlebnisse an der Front. Benson hat eine Mission, die ihm große Sorge bereitet. Während seiner Zeit im Hospital verschwand eine junge Krankenschwester und er hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihren Tod aufzuklären. Hinweise auf die Vorgänge hat er bereits und am nächsten Morgen ist er tot. Bei der Verschwundenen handelte es sich um eine voll ausgebildete Krankenschwester chinesischer Herkunft. Peterkins verstorbene Mutter war ebenfalls Chinesin und so sieht es Eric als seine Aufgabe, sowohl das Verschwinden der jungen Frau als auch den Tod von Benson aufzuklären. Als Lektor von Kriminalromanen sieht er sich bestens gerüstet. Feststellen muss er allerdings, dass die Untersuchung doch nicht so einfach ist. Der Ursprung der Vorfälle liegt wohl tatsächlich im Verschwinden der jungen Frau. Wenn sich jedoch fast alle der Beteiligten kennen, wird es schwierig den Täter auszumachen. Angesiedelt in den wilden 1920ern zeigt dieser Kriminalroman doch ein etwas anderes Bild dieser Zeit. Sein Protagonist der Halbengländer mit einer chinesischen Mutter Eric Peterkin hat seine Teilnahme am ersten Weltkrieg zwar überlebt, aber noch längst nicht überwunden. Und er ist nicht der Einzige, dem es so geht. So könnte man meinen, der Club ist nicht nur einer von Kriegsteilnehmern, sondern auch einer der Überlebenden. Natürlich gibt es auch hier leichte und frivole Momente, immer lauert allerdings die Erinnerung. Könnte eine solche Erinnerung auch zum Tod des Albert Benson geführt haben? Mit genauesten Beobachtungen versucht Peterkin besser zu sein als der Inspector Parker. Ein Weilchen braucht man, um von der schnelllebigen heutigen Zeit in die 1920er Jahre zu gelangen. Dort ging es ruhiger und langsamer zu. So bedurfte es zum Auffinden von Informationen schon eines Ganges zum Zeitungsarchiv. Telefone, Autos, Elektrizität erfuhren ihre Verbreitung. Und was heute nur einen Click entfernt ist, musste damals Schritt für Schritt ermittelt werden. Hinzu kommt die Allgegenwart der Kriegstraumata, die viele noch nicht überwunden hatten. Und so scheinen die Zwanziger zwar leicht, aber auch nicht. Klug hat der Autor dabei die Handlung aufgebaut. Jeder Hinweis führt zu einem neuen Rätsel. Auch wenn in der damaligen Kriminalliteratur nach Meinung Peterkins immer ein Chinese der Bösewicht ist, muss man sich hier vielleicht überraschen lassen, ob der Autor diese Meinung teilt.

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