Inhalt
„Wenn es der Geschichte nicht gelingt, Licht auf die Wahrheit zu werfen, erschaffen sich die Mythen selbst.“ – SAMANTHA SHANNON
Um die Rückkehr des namenlosen Einen verhindern zu können, müssen Magierin Ead und Königin Sabran die gemeinsame Geschichte des Südens, Westens und Ostens ergründen. Dabei stoßen sie auf ein Geheimnis, das ihnen zwar eine Chance für den bevorstehen Kampf liefert, aber den Glauben des Tugentum und die Herrschaft Sabrans in in ihren Grundfesten erschüttert. Für die endgültige Vernichtung der drankonischen Bestien, müssen sie alles, was sie jemals als sicher angenommen haben, in Frage stellen – auch die jahrhundertealte Feindschaft mit den Drachenreitern des Ostens.
Meine Meinung
Nachdem mich Band 1 des Ordens des geheimen Baumes mit den letzten Seiten doch noch packen konnte, habe ich gehofft, dass es mit Band 2 so weitergeht. Tatsächlich gefällt mir die Fortsetzung auch um Weiten besser. Endlich bekommt man das, was ich beim zähen Start die ganze Zeit vermisst habe: Action, überraschende Offenbarungen und Charaktere, die allmählich damit beginnen, ihr Weltbild zu hinterfragen. Durch die neuen Informationen aus verschiedenen Teilen der Welt, die sich langsam zu einem Ganzen zusammensetzen, hat man Lust, in die Welt einzutauchen. Jannarts Wunsch, die Mysterien der Geschichte lüften zu wollen, wird so endlich nachvollziehbar. Besonders die Begegnungen von Charakteren aus verschiedenen Kulturen konnte mich überzeugen. Aber auch das Magiesystem gefällt mir, das man hier immer besser kennenlernt. Das Gleichgewicht zwischen Feuer und Licht, Erde und Himmel, das sowohl für Magierinnen als auch die Drachen eine Rolle spielt, ist wirklich mal etwas anderes.
Leider gibt es aber auch in diesem Band wieder einige Aspekte, die mich mehr oder weniger stark im Lesefluss gestört haben. Das war zum einen die willkürliche Art, auf die plötzlich die magischen Items auftauchen – vor allem Tanés. Zum anderen die Funktion, die die Herrin des Waldes in der Handlung zu kommt. Vor allem bei der ersten Begegnung mit Ead hat sie mich etwas an die großen Feen im neusten The Legend of Zelda erinnert, welche den Held hin und wieder für einen Kuss oder mehr stärker machen. Auch Kalyba taucht immer wieder einmal auf und liefert grundlos irgendwelche Informationen, die Ead gerade gut gebrauchen kann. Sie wirkt so mehr wie ein Mittel zum Zweck als eine authentische und ernstzunehmende Gegenspielerin.
Richtig enttäuscht war ich aber erst vom Ende. Niclays muss noch auf die Schnelle, vollkommen unnachvollziehbar mit den anderen Handlungssträngen verwoben werden, der Endkampf, auf den man so lange wartet, plätschert auf wenigen Seiten unspektakulär dahin und schließlich liefert die Widersacherin selbst das letzte Stück zu ihrem Untergang. Ich verstehe auch wirklich nicht, warum in der Welt des Ordens des geheimen Baumes immer alles genau so klappen muss, wie die Charaktere es vorher als Plan theoretisch durchspielen. Damit kommen die Risiken der Vorhaben angesichts der angeblich so gewaltigen Bedrohungen beim Leser nicht an und die Spannung geht komplett verloren. Wer sich überraschende Plot Twists erhofft, sollte sich die insgesamt 1088 Seiten lieber sparen. Überzeugen konnte mich insgesamt leider nur das beeindruckende Worldbuilding.