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Rezensionen zu
Die Hölle war der Preis

Hera Lind

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Hochemotional und schokierend zugleich

Von: Sylke J.

11.11.2021

Ich habe bis zu meinem 27.Lebensjahr nur die DDR gekannt und muss heute sagen, ich habe eigentlich nichts von ihr gewusst. Für mich ist unfassbar, was sich hier abgespielt hat und ein Grund mehr, das Frauengefängnis in Hoheneck zu besuchen (was wir uns schon seit ewigen Zeiten vorgenommen haben). Ein bisschen besser hätte recherchiert werden müssen. Rote Halstücher für die Pioniere ab 4. Klasse gab es erst seit 1973 und das Lied von Rolf Zuckowski wurde bestimmt nicht 1974 in der Gefängniszelle gesungen. Da war er nämlich gerade mal 9 Jahre.

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Das Cover: Der Bucheinband ist sehr gut gewählt, auch der Wiederkennungswert der Reihe ist erkennbar. Zusammen mit dem Klappentext ist es eine sehr ansprechende und einladende Buchpräsentation. Die Geschichte: Hera Lind erzählt die Geschichte von Gisa Stein, die in Oranienburg ihr Zuhause hatte, als Tänzerin arbeitete, aber dann in die Mühlen der Stasi geriet. Zusammen mit ihrem Mann Edgar versucht sie die Flucht und dabei werden sie verhaftet. Das Urteil lautet fast vier Jahre. Im Frauenzuchthaus Hoheneck geht sie buchstäblich durch die Hölle. Dabei graben die Spitzel auch einiges aus, was sie selbst hätte ihrem Mann sagen müssen. Ob die Liebe das aushält? Meine Meinung: Es ist die zweite nach dem wahren Leben erzählte Geschichte von Hera Lind, die ich gelesen habe und auch die lässt mich gespalten zurück. Man kann nicht wie üblich die Protagonisten gut oder nicht gut finden, man kann ihre sogenannten ausgearbeiteten Charaktere und auch ihre Handlungen nicht einordnen, weil sich dahinter Menschen verbergen, die das so oder so ähnlich erlebt und sich überwiegend so verhalten haben, wie die Autorin das geschildert und nachgezeichnet hat. Es ist bekannt, dass die Gefängnisse in der DDR unmenschliche Vorgehensweisen hatten und dennoch haben mich die Schilderungen erschüttert und gezwungen das Buch immer mal wieder hinzulegen, um das nächste Kapitel ertragen zu können. Gefallen hat mir an Hera Linds extra eingefügten Rückblicken nicht, dass sie zum Beispiel der kleinen Peasy vier Jahre alt, Erwachsenengedanken und auch die Erwachsenensprache abwechselnd mit den eigentlich kindlichen Gedanken zuschrieb und sie in die Vergangenheit abtauchen ließ. Auch die sächsische und die Berliner Mundart, immer nur bei den gleichen Akteuren fand ich etwas klischeehaft. Dass Hera Lind eine Autorin ist, die in einer gut verständlichen und fesselnden Sprache schreibt, ist ohne Zweifel. Bei diesem Buch muss man sich aber darauf einlassen, dass man auf Protagonisten trifft, die unmenschliche Schikanen ertragen und aushalten müssen und mir fehlt die Vorstellungskraft, dass ich das ebenso hätte tun können, wie Gisa genannt Peasy und all die anderen Menschen, denen das widerfahren ist. Ich empfehle gerne das Buch, das ein Stück Zeitgeschichte der jüngsten Vergangenheit dokumentiert, welches manch einer Verklärung der Geschichte gegenübersteht. Heidelinde von friederickes bücherblog

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Zwei junge Menschen mit großen Ambitionen – die DDR schränkt die Möglichkeiten von Gisa und Ed mit ihrem strengen System stark ein. Beide träumen von einem Leben in absoluter Freiheit. Schon bald steht eine mögliche Republikflucht im Raum. Aber diese ist mit einem enormen Risiko verbunden. Viele Jahre im Hochsicherheitsgefängnis könnten den Traum von Freiheit zunichtemachen. Das junge Paar muss eine lebenswichtige Entscheidung treffen: Nimmt es all seinen Mut zusammen und wagt die Flucht mit Hilfe wildfremder Menschen? Alles scheint so einfach und ist doch so kompliziert. Was nun folgt, übersteigt jegliche Vorstellungskraft. Missglückt der Fluchtversuch, wartet eine Hölle auf Gisa und Ed, aus der es kein Entrinnen gibt. Kritik: Hera Lind hat sich dem Tatsachenroman verschrieben und dieses Mal mit „Die Hölle war der Preis“ eine sehr schwierige Thematik gewählt. Sie beschreibt die Geschichte von Gisa, genannt Peasy, in gewohnter Manier sehr emotional und lebendig. Die eigentlich sehr privilegiert aufgewachsene junge Frau fühlt sich schon als Kind in ihrer Freiheit eingeschränkt. Als sie auch noch den ebenso freiheitsliebenden Ed kennenlernt, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Hera Lind hat Protagonisten kreiert, die nicht immer Empathie beim Leser wecken. Sie beschreibt sie in all ihren Facetten und lässt erkennen, warum sie nicht ins System zu passen scheinen. Dennoch haben beide deutlich mehr Möglichkeiten als der damalige Durchschnittsbürger. Was genau Tatsachen sind und was unter schriftstellerischer Freiheit zu verzeichnen ist, wird nur teilweise klar. Sich den Zuständen in einem Frauengefängnis der DDR zu widmen, ist eine enorme Herausforderung, vor allem auf emotionaler Ebene. Hera Lind zeigt in ihrem Roman „Die Hölle war der Preis“ ihren Lesern auf eindrucksvolle Weise, wie erbarmungslos und menschenunwürdig dort mit den Frauen Anfang der 1970er Jahre umgegangen wurde. Vor allem Republikflüchtige, die sogenannten RFler standen ganz unten in der Hierarchie der Gefängnisse. Selbst Schwerstkriminelle erhielten mehr Vergünstigungen. Die Abläufe innerhalb der Gefängnismauern schildert die Autorin in all ihren Grausamkeiten. Dem Leser wird deutlich vor Augen geführt, was die Frauen damals erdulden mussten. Ein derartig abscheuliches Verhalten der Verantwortlichen ruft einfach nur blankes Entsetzen hervor. Hier kommt die langjährige Erfahrung der Autorin klar zum Vorschein. Sie versteht es, mit Worten zu jonglieren und die Leser in ihren Bann zu ziehen. Um die ganze emotionale Anspannung immer wieder ein wenig zu drosseln, erzählt sie in Rückblenden vom Leben der Peasy. Dass diese Etappe ostdeutscher Geschichte besonders schwierig war, steht außer Frage. Allerdings lässt sich die erfahrene Autorin dieses Mal sehr stark von Klischees leiten. Sie zeichnet ein Bild der DDR, das keinerlei Positives in dem damaligen Staat vermuten lässt. Selbstverständlich tragen alle Stasi-Mitarbeiter dunkle Ledermäntel und schmierige Frisuren. Der sächselnde Dialekt scheint auch überall Standard zu sein und das Böse zu unterstreichen. Hera Lind hat sich von den Emotionen mitreißen lassen und sich wahrscheinlich deshalb dieser vielen Klischees bedient. Aber das beweist, dass auch eine erfahrene Bestsellerautorin einfach nur menschlich ist. Mein Fazit: Dieser Roman zeichnet ein düsteres Kapitel der DDR-Geschichte. Er basiert auf den Erfahrungen einer realen Person und liefert zahlreiche Eindrücke einer Welt, die vielen Menschen absolut fremd ist. Wer bereit ist, sich mit dieser schwierigen Thematik auseinanderzusetzen und einen spannenden Tatsachenroman lesen möchte, sollte zu „Die Hölle war der Preis“ greifen. Dennoch sollte stets im Hinterkopf bleiben, dass es sich um die Geschichte einer einzelnen Person handelt, die in Kombination mit den Ideen der Autorin zu diesem Roman verarbeitet wurde.

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