Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Der längste Sommer ihres Lebens

Amelie Fried

(2)
(1)
(1)
(0)
(0)
€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Dass sich dieser Roman des Themas Klimawandel annimmt und ein tatsächliches Ereignis rund um die Klimaaktivisten aufgreift, ist noch das Beste daran. Ansonsten bietet er wenig Überraschendes, schablonenartige Figuren und vor allem viele Klischees. Claudia Berner führt in x-ter Generation ein Autohaus in einer überschaubaren Kleinstadt. Daneben arbeitet sie als Stadträtin und will nun Bürgermeisterin werden. Ihr Mann Martin ist in ihrem Autohaus angestellt und sie hat eigentlich vor, ihn, sollte sie gewählt werden, zum Geschäftsführer zu machen. Claudias Mutter Marianne hat jedoch schon immer Vorbehalte gegen ihren Schwiegersohn und mischt sich immer wieder in die Geschäfte ein. Claudias Tochter Anouk, gerade 18 geworden, geht inzwischen ihre eigenen Wege und schließt sich den Klimaaktivisten an, klebt sich auf die Straße, wird verhaftet. Das schadet natürlich dem Wahlkampf der Bürgermeisterkandidatin und wird vom Wahlgegner und der Presse genüsslich ausgeschlachtet. Zusätzlich bekommt Claudia Probleme in der Ehe, denn ihr Vertrauen in Martin, in seine Fähigkeit, das Autohaus zu leiten, schwindet. Man streitet, es kriselt, es kommt zum Zerwürfnis. Inzwischen knüpft Marianne, längst über 70, Kontakte zu einem ehemaligen Geliebten, wärmt die alte Beziehung wieder auf. Die Geschichte eskaliert, als Anouk nach Berlin geht und gemeinsam mit anderen in den Hungerstreik tritt, um die Regierung zu Gesprächen zu erpressen. Claudia lässt alles stehen und liegen und rast nach Berlin. Das Ganze ist so platt, so altbacken erzählt, dass man immer wieder das Buch eigentlich abbrechen möchte, dann aber doch wieder Hoffnung hat, es käme noch Spannung auf. Die Figuren sind vorhersehbar, abgedroschen und schablonenhaft, der Schreibstil ist schlicht, so sehr, dass mehrere Kapitel mit dem gleichen Satz beginnen. Die Protagonistin Claudia ist arg unrealistisch, sie macht nie Fehler, findet immer die richtigen Worte, hat sich, ihre Sorgen und Stimmungen immer im Griff. Und am Ende sinken sich alle lächelnd in die Arme, geläutert, versöhnt, glücklich. Das Einzige, was mir wirklich gefallen hat, ist die kritische Schilderung des Umgangs der bayrischen Behörden mit den Klimaklebern, die dort als Terroristen verunglimpft und besonders hart bestraft werden. Ganz anders im Übrigen als die Gülle werfenden Bauern… Amelie Fried - Der längste Sommer ihres Lebens Heyne, März 2024 Gebundene Ausgabe, 431 Seiten, 22,00 €

Lesen Sie weiter

Claudia Berner ist Geschäftsführerin und Erbin eines Autohandels in Meutlingen. Als junge Frau hatte sie ihre eigenen Träume aufgegeben, um in den Familienbetrieb einzusteigen, doch nun mit knapp 50 Jahren möchte sie einen neuen Weg gehen und die Verantwortung für die Firma an ihren Mann übergeben. Claudia beabsichtigt, als Bürgermeisterin in der schwäbischen Kleinstadt zu kandidieren und den konservativen Amtsinhaber zu ersetzen. Als sie den Rückzug aus ihrer beruflichen Laufbahn verkündet, beginnt ihre bisher vernünftige, gerade volljährig gewordene Tochter Anouk, zu rebellieren, die Schule abzubrechen und sich als militante Klimaschützerin öffentlichkeitswirksam zu engagieren. Schon bald werden Zweifel laut, ob die Mutter einer solchen Tochter die geeignete Kandidatin für die Aufgabe der Bürgermeisterin ist, während dem Autohandel die Aufträge verloren gehen. Der Roman handelt im Sommer 2022 in der fiktiven, schwäbischen Kleinstadt Meutlingen und ist überwiegend aus der Sicht der sympathisch engagierten, patenten Claudia Berner geschrieben. Daneben gibt es auch Einblicke in die beiden anderen erwachsenen Hauptfiguren, Matriarchin Marianne und den um seine Position ringenden Ehemann Martin. Die Geschichte ist politisch und gesellschaftlich aktuell und lebendig geschrieben. Es fällt leicht, sich in Claudia hineinzuversetzen, die als Mutter, Ehefrau, Geschäftsfrau, angehende Politikerin und Frau mit persönlichen Zielen und Träumen zwischen allen Stühlen sitzt. Themen, die uns alle angehen, werden geschickt mit der Geschichte über eine Familie verknüpft, in der alles zusammenzubrechen droht. Neben der Firma steht die Ehe der Berners und der Verlust der Tochter auf dem Spiel, die sich unnachgiebig und selbstzerstörerisch der Organisation "Fünf nach zwölf" verschrieben hat und zu einer Klimakleberin in den Schlagzeilen mutiert ist. Die Situation in dem heißen Sommer, was das Gefühl um die Klimakatastrophe untermauert, spitzt sich unaufhaltsam zu. Dabei ist sowohl der Konflikt zwischen den Generationen als auch zwischen den unterschiedlichen politischen Ansichten eindringlich dargestellt. Man versteht die Positionen, auch wenn nicht alle Handlungen dafür gutzuheißen sind. Die festgefahrenen Haltungen und die Sorgen um die Tochter sorgen für Spannung, wie die Geschichte für jeden einzelnen ausgehen wird. Dabei ist auch die Entwicklung der Charaktere interessant, die sich selbst hinterfragen müssen. "Der längste Sommer ihres Lebens" ist eine unterhaltsame Geschichte über die drängenden Fragen unserer Zeit, eine Geschichte über Zukunftsängste und die Verantwortlichkeit der Generationen und daneben eine Geschichte über den Wunsch nach Selbstentfaltung, den Mut seine Träume zu leben und die Schwierigkeit, ein guter Mensch zu sein. Das Buch ist reichlich konfliktgeladen, hat dafür aber ein versöhnliches Ende - für die Familie und jeden einzelnen von ihnen, der sich in dem Sommer entscheidend weiterentwickelt hat.

Lesen Sie weiter

Unterhaltungsroman und Klimawandel - geht das?

Von: Doris aus Frankfurt am Main

22.03.2024

Ja, ich finde, das geht. Der Autorin ist mit ihrem Buch "Der längste Sommer ihres Lebens" der Spagat zwischen Unterhaltungsroman verbunden mit einem brisanten, aktuellen Thema gelungen. Der etwas andere Roman von Amelie Fried. In einem Punkt ist sie sich auf jeden Fall treu geblieben: Die starke Frau steht im Mittelpunkt. Hier sind es, um genau zu sein, derer gleich 3: Drei Generationen toller Frauen. Jede auf ihre eigene Art. Die eine seit Jahrzehnten Inhaberin eines Autohauses, die sich mehr oder weniger zurückgezogen und die Aufgabe an die Tochter übertragen hat. Diese wiederum, eigentlich nun mit Ambitionen zur Bürgermeisterin des Ortes, und schlussendlich, die jüngste der Frauen, die alles hinterfragt und sich Sorgen um die Welt und das Klima macht bis hin zur Radikalisierung als Klimaaktivistin. Sie ist es, die den Anstoß gibt gewisse Dinge zu hinterfragen und durch ihr Agieren die Familienmitglieder wachrüttelt und dadurch auch deren Leben im Allgemeinen ändert. Als treue Leserin über die Jahre hinweg war ich gespannt und wurde nicht enttäuscht. Das Buch liest sich flüssig, und ich habe es in einem Ruck durchgelesen. Darum vergebe ich 5 Sterne.

Lesen Sie weiter

Was. Für. Ein. Buch! So viel vorab: Wenn Ihr anfangt, diesen Roman zu lesen, dann sagt vorsorglich schon mal für die nächsten zwei Tage alle Termine ab, denn Ihr werdet dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen, bevor Ihr es nicht zu Ende gelesen habt. Zumindest mir ging es so, denn die Geschichte ist so spannend und enthält so viele packende Themen, dass ich von der ersten Seite an vollkommen in ihren Bann gezogen wurde. Darum geht’s: Claudia, knapp 50, führt in dritter Generation das Autohaus ihrer Familie, doch wirklich glücklich ist sie damit nicht. Die Unternehmensleitung ist mehr Pflicht als echte Leidenschaft, Claudia möchte in ihrem Leben gerne noch etwas Sinnvolles machen. Also kandidiert sie als Bürgermeisterin in ihrer schwäbischen Heimatstadt und ihre Chancen stehen gar nicht so schlecht: Als Stadträtin hat sie sich bereits einen Namen gemacht und der Amtsinhaber ist bei vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht allzu gut angesehen, im Gegensatz zu Claudia steht er für Stillstand, Tradition und Weiter-so-wie-gehabt. Doch kaum hat Claudia ihre Kandidatur verkündet, schlägt ihr von allen Seiten heftiger Gegenwind entgegen: Nicht nur ihre Mutter, die im Autohaus noch immer als graue Eminenz im Hintergrund die Fäden zieht, ist „not amused“. Claudias Mann Martin, bisher Prokurist, soll zum Geschäftsführer aufsteigen, was er persönlich kaum erwarten kann. Viel zu lange wurde er als Emporkömmling angesehen, weil er in die erfolgreiche Autohaus-Dynastie eingeheiratet hat, vor allem Claudias Mutter lässt ihn das spüren, nun will er endlich sein Können unter Beweis stellen. Doch mehrere Stammkunden signalisieren Claudia, dass sie von Martins Fähigkeiten nicht überzeugt sind, was sie zögern lässt, die Geschäftsführung endlich offiziell zu übertragen. So entsteht Misstrauen zwischen den Eheleuten, es kommt zu einer handfesten Krise. Damit nicht genug: Anouk, die 18-jährige Tochter und bisher Vorzeige-Musterkind, gerät in die Kreise radikaler Klimaschützer, im Buch als Gruppe „Fünf nach zwölf“ betitelt, aber ganz nah an die reale „Letzte Generation“ angelehnt. Anouk wird erwischt, als sie sich aus Protest auf die Straße klebt, kommt ins Gefängnis und natürlich schlägt das medial hohe Wellen. Mehrere Unterstützer von Claudias Kandidatur springen ab, ebenso wie langjährige Kunden des Autohauses. In der Presse wird Claudia an den Pranger gestellt, es kommt sogar zu einem „Anschlag“ auf einen wertvollen Oldtimer der Familie. Plötzlich zerbricht die ehemals heile Familie: Anouk zieht aus, ohne ihren Eltern zu sagen, wohin, dafür steht plötzlich die Polizei vor der Tür und nimmt eine demütigende Hausdurchsuchung vor. Mehrmals ist Claudia kurz davor, klein beizugeben und ihre Kandidatur zurückzuziehen – erst recht, als Anouk schließlich akut in Lebensgefahr schwebt und das unter den Augen der ganzen Republik. Wie gesagt, ich konnte das Buch gar nicht mehr weglegen. Die Autorin packt mit der Geschichte gleich mehrere heiße Eisen an: Da ist zum einen der Mutter-Tochter-Konflikt, der sich hier gleich in drei Generationen zeigt, also zwischen Claudia und ihrer Mutter einerseits, zwischen Claudia und ihrer Tochter andererseits. Dann ist da das alte Thema, dass vor allem in konservativen Kreisen und in von Männern dominierten Branchen Frauen immer noch doppelt so viel leisten müssen, um halb so viel Anerkennung zu bekommen wie ein Mann – hier dargestellt nicht nur am Beispiel des Autohauses, sondern auch am Beispiel der Lokalpolitik. Und dann geht es natürlich um das große Thema Klimawandel und Klimaaktivisten und das ist Amelie Fried, wie ich finde, besonders gut gelungen. Zumindest spricht sie mir persönlich da sehr aus dem Herzen. Anschaulich beschreibt sie die Ängste und Sorgen der jungen Generation anhand des Beispiels von Anouk, aber auch die „Gegenseite“ in Person ihres jüngeren Bruders. Gerade die „Klimakleber“ werden hier nicht schwarz-weiß geschildert, sondern sehr differenziert – was ich mir von unseren Medien auch mal so wünschen würde! Anhand von Anouk wird es einem als Leser*in leicht gemacht, sich nicht nur in die Gegner, sondern auch in die Befürworter der Klimaaktivisten hineinzufühlen. Zuguterletzt ist da noch Claudias Mutter Marianne, die ihre ganz eigene Metamorphose durchmacht, was sehr spannend zu verfolgen ist. Und das alles vor dem Hintergrund eines endlos scheinenden Sommers, der viel zu früh einsetzt und viel zu lange anhält, mit Hitzewellen, Trockenheit und Dürrekatastrophen – so, wie wir das in den letzten Jahren oft genug real erlebt haben. Und so habe ich das komplette Buch über mit den Protagonist*innen mitgelitten, mitgefiebert, mitgehofft. Fazit: Absoluter Pageturner und ein Buch, das mir sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.