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Rezensionen zu
Tage ohne Cecilia

Antonio Muñoz Molina

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€ 25,00 [D] inkl. MwSt. | € 25,70 [A] | CHF 34,50* (* empf. VK-Preis)

Was als genüssliche Erkundung einer neuen Heimat beginnt, entpuppt sich als flackerndes Bild, bei dem die Grenzen zwischen Erinnerungen und Gegenwart verschwimmen. Bruno schlendert den Tejo entlang, genießt, vergleicht – und sehnt sich zugleich unbändig nach seiner Frau. Gleichsam zur Ablenkung reflektiert er die Nachrichten über den Zustand unserer Welt, in der sich die Klimakrise mit immer neuen Facetten zeigt. Doch der Frührentner erweist sich als unzuverlässiger Erzähler, die von ihm auf Hochglanz polierte Gegenwart erscheint immer mehr als fragile Illusion. Jenseits der atmosphärischen Stadtspaziergänge handelt das Buch von einer sich bedrohlich wandelnden Welt, unseren privaten Ängsten und einem Abgrund zwischen dem, was wir uns selbst über unserem Leben erzählen, und der manchmal kaum zu ertragenden Realität. . Ein Buch, das in schillernder Unschärfe mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet. Bis auf das Ende, das für meinen Geschmack zu realistisch (und in gewisser Weise zu banal) ausfiel und gern offener hätte sein können.

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„Ich habe mich in dieser Stadt niedergelassen, um dort auf das Ende der Welt zu warten.“ So beginnt Antonio Muñoz Molina seinen Roman Tage ohne Cecilia. Ein Mann wartet. Und man beginnt früh zu ahnen, dass es ihm nicht viel anders ergehen wird als den berühmten Wartenden Estragon und Wladimir. Dennoch verfolgt man dieses Warten auf die Geliebte, Cecilia, mit großer Spannung und erfährt dabei einiges über den Ich-Erzähler, der einigermaßen unzuverlässig erscheint und den Leser:innen nicht alles zu offenbaren scheint, und sein Leben mit Cecilia. Kennengelernt haben sich die Beiden in New York, wo sie gearbeitet und gelebt haben.  Antonio Muñoz Molina hat selbst als Leiter des dortigen Instituto Cervantes gewirkt. Das Leben in Manhattan ist ihnen spätestens seit dem Terror von 9/11, den Cecilia beinahe hautnah miterlebt hat, verleidet. Die Angst, die Enge, der Schmutz - in einem Lissabonner Viertel haben sie sich eine Wohnung gekauft, in ihr wartet der Ich-Erzähler mit den schon eingetroffenen Möbeln ungeduldig auf seine Frau. Diese ist Neurowissenschaftlerin und forscht vor allem an Rattenhirnen. Sie sucht nach dem Sitz der Angst und erfahrener Traumata. Und diese teilweise unerträglich geschilderten Forschungen am Tier nehmen einen gewissen Teil des Romans ein. Für ihre Wissenschaft reist Cecilia durch die Welt, während der Erzähler von seiner New Yorker Bank vor die Türe gesetzt wurde. Die Weltwirtschafts- und Bankenkrise lässt grüßen. Nun sitzt er mehr oder weniger beschäftigungslos mit der Hündin Luria in der Lissabonner Wohnung, schaut auf den Tejo, streift durchs Viertel, sitzt in Cafés. Die tief und häufig auf ihrem Weg zum Flughafen über das Haus dröhnenden Flugzeuge sind erste Boten davon, dass das erhoffte Idyll mit Cecilia gefährdet sein könnte. Die sich andeutenden Klimakatastrophen und sich überstürzenden schlechten Nachrichten über Kriege, Fluchtbewegungen und reaktionäre politische Strömungen deuten für den Ich-Erzähler das Ende der Welt an. Es passiert wenig auf den 272 Seiten des Buches, und doch ist man als Leser:in sehr gespannt, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Man ahnt, dass Cecilia nicht so bald wie erhofft kommen wird, man stellt Mutmaßungen an. Wie der Roman dann schließlich endet, enttäuscht allerdings ein wenig. Bis dahin entwickelt Tage ohne Cecilia aber einen enormen Sog. Und ein großer Stilist und begnadeter Beobachter ist Antonio Muñoz Molina sowieso.

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