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Rezensionen zu
Kasse 19

Claire-Louise Bennett

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

„Kasse 19“ von Claire-Louise Bennett ist eine äußerst interessante und anspruchsvolle Lektüre, die die weibliche Emanzipation thematisiert. Die Handlung dreht sich um das Leben eines Mädchens, das aufwächst und Schriftstellerin wird. Ihr Werdegang wird durch die Bücher erzählt, die die Ich-Erzählerin auf ihrem Weg entdeckt und liest. Sehr authentisch schildert die Autorin dabei, wie die Gesellschaft einen dazu erzieht, vor allem alte bzw. tote weiße Männer zu lesen, und kaum zu Werken von Frauen zu greifen. Desto erfreulicher war es beim Lesen mitzuerleben, wie sich die Ich-Erzählerin von den alten weißen Autoren abwendet und sich mehr den weiblichen Autorinnen zuwendet. Auch wenn die Protagonistin sich manchmal widersprüchlich dazu geäußert hat. Sie findet ihren eigenen Weg, in einem Feld, in dem sich die obere Schicht viel selbstverständlicher bewegt als ihre Familie. Die Erzählerin reflektiert sehr viel und schildert ihre Beobachtungen, dadurch ist das Buch sehr eigen und kommt mit wenig Handlung aus. Es gab ein paar Stellen, die sich ein wenig in die Länge zogen, aber im Gesamten fand ich den Roman sehr interessant und habe die Ich-Erzählerin gerne begleitet. Auch wenn ich meine volle Konzentration in das Buch stecken musste, da vieles sehr unscharf und vage bleibt und die Gedanken der Erzählerin nicht immer sortiert sind. Die Sprache ist poetisch und sehr bedacht gewählt. Das Buch verlangt volle Aufmerksamkeit, bietet aber am Ende auch eine Belohnung. Gerade für Literaturinteressierte eine tolle Lektüre. Außerdem zeigt „Kasse 19“ wie sehr Bücher den eigenen Lebensweg beeinflussen können 💙

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Großbritannien, in der am schnellsten wachsenden Stadt des Landes. Dieser mehrfach prämierte Roman ist eine Herausforderung. Die in Worten gefasste Gedanken der Autorin wirbeln herum, scheinen sich selten zu setzen, werden von neuen Ideen verdrängt, um irgendwann wieder ihre Ursprünglichkeit zu streifen, nur um wieder von Vorne loszulegen. Müde darf man beim Lesen nicht sein, sonst verliert man sich heillos. Das Erzähltempo ist rasant, man bekommt das Gefühl, in einem Blitzgewitter von Eindrücken zu stehen, und dennoch verharrt der Text oft Seitenweise bei einem einzigen Thema. Es ist mir auch passiert, dass ich manchmal nicht mehr wusste, ob die Ich-Erzählerin von sich berichtet, oder aus der Sicht ihrer fiktiven Protagonistin – manchmal etwas verwirrend, zugegebenermaßen (kann aber auch rein meiner Unaufmerksamkeit geschuldet sein). Die Erzählerin erfindet Geschichten. Zuerst hat sie diese auf die letzten Seiten eines Schulheftes geschrieben. Mit dem Älterwerden, Studium, Job im Supermarkt an Kasse 19, beginnt sie, sich in ihren Geschichten zu verlieren – und reißt die Leser:Innen mit in ihren Gedankenstrudel. Es folgen brillante Verknüpfungen zu Büchern der Weltliteratur – allein dafür ist dieser Roman schon ein Muss. Im Prinzip ist es ein Buch-Buch, denn es dreht sich immer um Bücher. Darum, was sie einem sagen wollen, sagen sollten, und ein wichtiger Bestandteil des ganzen Lebens sind. S.9: Später hatten wir dann oft ein Buch dabei … Als wir endlich ein bisschen größer waren [...] nahmen wir immer Bücher mit. Sehr viele Bücher! Und setzten uns damit ins Gras unter dem Baum. Reale Personen, vornehmlich Männer, welche sich durch den Supermarkt quälen, sind Inspiration für die erfundenen Charaktere. So zum Beispiel die Geschichte von Tarquin Superbus. Zusammen mit seinem Doktor und die Ereignisse rund um seine Bibliothek, ist sie auf ihre Art und Weise spannend, und taucht im Buch immer wieder mal auf. Für mich übt der Roman eine besondere Faszination aus, trotz des vergeblichen Suchens nach einem Handlungsstrang oder geordneter Struktur.

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„Kasse 19“ ist ein stilles Buch, ein entschleunigtes, und es brauchte etwas Ruhe und Muße, um mich voll und ganz darauf einlassen zu können. Claire-Louise Bennett erzählt darin ihre eigene Geschichte, die Geschichte einer jungen Frau in der englischen Arbeiterstadt – von ihrem Erwachsenwerden, ihren Beziehungen und von den Texten, die sie schreibt und den Büchern, die sie liest. Es erzählt keine durchgängige Geschichte, das Buch ist kein Roman, hat keinen Spannungsbogen – sondern mäandert vielmehr durch ihre Erlebnisse, Erfahrungen, Lektüren und Texte. Teilweise fehlende Interpunktionszeichen unterstreichen diese fließende Bewegung, erschweren das Lesen aber auch. Besonders gefallen hat mir nicht nur die Offenheit, mit der Bennett schreibt, und die ein starkes Gefühl von Nähe zu Autorin und Protagonistin auslöst, sondern vor allem auch ihre Schilderungen der zentrale Rolle von Literatur in ihrem Leben, der subjektiven Bedeutung, die Bücher und Autor*innen in ihren Wachstumsprozess einnehmen. Ein Buch für entschleunigte Literaturliebhaber*innen.

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In der Schule nimmt es seinen Anfang. Das Mädchen schreibt und schreibt und schreibt, auch in die Schulhefte, die die Lehrer nach der Klassenarbeit einsammeln. So entdeckt Mister Burton eine ihrer ersten Geschichten, ans Ende ihres Heftes gekritzelt, und er ist begeistert. Fortan schreibt sie weiter, lässt sich von den Ereignissen, die um sie herum passieren, inspirieren, von der Umgebung in der Arbeiterstadt, in der für freigeistige Menschen, für Denker*innen, so wenig Platz zu sein scheint. Besonders ihr Alltag an der Supermarktkasse Nummer 19, die anstrengenden und auslaugenden Neun-Stunden-Schichten, lassen ihren Blick auf die Welt schärfen. Und dann gibt es da natürlich die Lektüren, das Lesen dessen, was andere zu Papier gebracht haben – zumeist Männer, aber nach und nach auch Frauen, auch wenn sie bei der Literatur von Autorinnen einen Sicherheitsabstand unterschritten sieht, den sie so gerne einhält. Lesen und Schreiben, Realität und Erdachtes vermengen sich zu einem großen Ganzen, in dem die Erzählerin an sich selber wächst, geistig heranreift. „Wie unbefangen, wie instinktiv ich alles von mir werfe. Ich will, aber bitte noch nicht jetzt. Nein, noch nicht. Nicht jetzt. Das ist es wohl, was ich damals gedacht habe“ (S. 157) Ein spannender, vielfältig fordernder Text ist „Kasse 19“ der vielfach ausgezeichneten, aufstrebenden Autorin Claire-Louise Bennett. Nahezu ohne die Narration vorantreibenden Plot zeichnet sie die Geschichte einer Frau, die sich im Leben positioniert, die sich oftmals in Abgrenzung zu anderen zu verorten versucht. Dabei hilft ihr ihre Fantasie, Gedankenkonstrukte, die sie in andere Welten entführen, wie beispielsweise ihre Geschichte um Tarquin Superbus und seine Bibliothek der leeren Seiten... Besonders zu Beginn der Lektüre erinnerte mich „Kasse 19“ stark an die assoziative Kraft einer Ali Smith, die, ebenso wie Bennett, den Finger am Puls der Zeit hat, genau nachspürt, dort hingeht, wo es weh tut, wo es unangenehm wird. Die Meta-Geschichten, die Erzählungen der Protagonistin, tendierten dann wiederum in die Richtung eines David Mitchell, bei dem sich Wirklichkeit und Fiktion, gerade auf der Zeitebene, ähnlich wie auch hier verdichten. Bennetts Erzählen ist feministisch: Mit reflektiertem Tiefgang, aber auch einer gehörigen Portion emotionaler Emphase sinniert das Ich zum Beispiel über die Farbe des ersten Menstruationsblutes, lässt die Toxizität von Beziehungen Revue passieren oder wirft einen kritischen Blick auf den männlich dominierten literarischen Kanon. All dies wird jedoch nie zum alleinig beherrschenden Thema des Romans, der schillernd oszilliert und fluide die einzelnen Gedanken ineinander übergehen lässt. Gerade in der ersten Hälfte ist dieses literarische Experiment dabei ein großes Vergnügen, schafft es doch durch die sprachliche Aufbereitung massiv zu begeistern. Im Verlauf der zweiten Hälfte verliert es manches Mal aus meiner Sicht ein wenig an Fokus; auch die aufkommenden Textspielereien wie komplett oder partiell weggelassene Satzzeichen tragen zu diesem Eindruck bei, lassen sich die funktionalen Bedeutungen doch nicht direkt erkennen. „Kasse 19“ ist daher ein Buch für den zweiten, dritten und vierten Blick. Vielschichtig ist Bennetts narrativer Kosmos, dessen einzelne Lagen nur schwer in Gänze dechiffrierbar sind. Da verlieren wir als Leser*innen gerne einmal für etwas längere Zeit den Anschluss, bevor sie uns wieder mit einem neuen Gedanken, einer neuen Überzeugung einfängt. Mit Sicherheit ist dieser Roman nicht für jede*n Leser*in etwas, aber für Freund*innen des bedachten und entschleunigten Lesens bietet dieser Text reihenweise kluge Entdeckungen. Ein Roman für diejenigen, die sich Zeit nehmen wollen und können!

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Lesenswert!

Von: Rabiata

29.04.2023

Ich habe das Buch beim Stöbern im Bloggerportal entdeckt und die Beschreibung hat mich direkt fasziniert, so dass ich es angefragt habe. Meine Meinung beeinflusst die Bereitstellung des Rezensionsexemplares nicht. Anhand des Klappentextes auf dem Buch hatte ich allerdings etwas andere Erwartungen an den Inhalt. Irgendwie hatte ich mehr Anekdoten über Menschen, denen die Autorin an der genannten Kasse 19 begegnet, erwartet. Auch dachte ich, dass die Titelgebende Kasse eventuell mehr Raum in dem Buch einnehmen würde. Beim Lesen stellte ich dann fest, dass dies nicht der Fall ist und die Kasse nur wenige Male vorkommt. Das Buch besteht aus Erzählungen in loser Folge über Erlebnisse, Erfahrungen und Fantasien der Autorin, die fließend ineinander über gehen und nur durch wenige Kapitel strukturiert sind. Der Schreibstil ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig und fordert den Lesenden durch teilweise fehlende Kommasetzung in Aufzählungen oder Sätzen heraus, sich zu konzentrieren. Wenn man sich aber auf das Buch einlässt, dann erwartet einen ein besonderes Lesevergnügen, dass nicht immer nur vergnüglich ist. Hauptsächlich schreibt die Autorin über ihre Kindheit, insbesondere ihre Schulzeit und ihre Zeit als Studentin. Dabei lässt sie den Lesenden ganz tief in ihre Gefühls- und Gedankenwelt eintauchen und schreckt auch nicht vor pikanten Details zurück, so dass man der Autorin ganz nah zu kommen glaubt. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Trotz oder gerade wegen des ungewohnten Schreibstils war ich schnell gefesselt und konnte mich teilweise in den Gedanken der Autorin wiederfinden. Die Geschichte von Tarquin Superbus hat mich ebenso in ihren Bann gezogen. Davon würde ich gerne mehr lesen. Es ist eine Geschichte, die die Autorin in ihrer Jugend geschrieben hat und jetzt nacherzählt und noch Teile hinzufügt. Ein düsterer und faszinierender Charakter. Von mir gibt es also eine klare Leseempfehlung.

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„Kasse 19“ von Claire-Louise Bennett ist der innere Monolog, der stream of consciousness, einer Protagonistin aus der britischen Arbeiterschicht, die in ihrer Schulzeit die Liebe zur Literatur entdeckt. Über diese schreibt sie, genau wie über viele weitere Themen, die das Leben einer jungen Frau und das Frausein an sich betreffen. Das Buch war insofern eine Herausforderung für mich, da es scheinbar wahllos zwischen den unterschiedlichsten Themen hin und her springt. Das deutschsprachige Cover ist hier sehr weise gewählt. Genauso wie die Kritzeleien auf dem Schutzumschlag liest sich der Text. Wie die Ergüsse eines Kopfes, der sich dreht und dreht und dreht. Ein Geist, der immer in Bewegung ist. Die Art und Weise, wie die Protagonistin ihre Gedanken erzählt, hat etwas Einnehmendes und Faszinierendes an sich. Ihre Überlegungen wirken einerseits entrückt und fremdartig, aber auch gleichzeitig vertraut. Sie gibt mir das Gefühl, sie zu kennen. Zwischen all den Gedanken geht die eigentliche Geschichte manchmal unter. Das Leben und die Vergangenheit der Protagonistin geraten aus dem Fokus, es werden nur einzelne Ausschnitte daraus wiedergegeben. Mir kommt es dann so vor, als ob das Buch seinen eigentlichen Kern aus dem Blick verliert. „Kasse 19“ bietet darüber hinaus interessante Referenzen zu großen Werken der Literatur, entsprechende Liebhaber*innen werden hier besonders auf ihre Kosten kommen. Ich hatte manchmal den Eindruck, wenn ich mehr davon selbst gelesen hätte, wäre es mir gelungen, das Buch besser zu verstehen. Der Text ist nicht immer leicht zu lesen, manchmal ist meine Aufmerksamkeit zwischen all den Verwirrungen ein bisschen verloren gegangen. Es gibt Passagen und Phasen, die mich deutlich mehr abgeholt haben, als andere, denen ich eher weniger folgen konnte. Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein faszinierendes Buch, das die Fähigkeit hat, sein Publikum trotz oder gerade wegen der eigenwilligen Struktur in seinen Bann zu ziehen.

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